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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0011
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Moderne Ueber-Zauernregetn

für das Jahr jdOZ.

U

Januar.

Wenn's im Januar regnet und schneit,

Wird theuer 's Getreid';

Ist Nebel stark,

Steigt der Zoll um zehn Mark.

Wird das Wetter klar und schön,

Nuß der Preis in die Höhe gehn.

Februar.

Schwärmen im Februar die Mücken,

Nuß der Junker sein Strohdach flicken,
wenn das Zentrum im Hornung schmollt,
Ist's dem Landwirth im Märzen hold;
wenn es aber im März nicht will.

Schickt es sich sicher — in den April.

Baut man den Kanal nicht im Februar,

So baut man ihn auch nicht das ganze Jahr.

März.

Ls giebt einen guten Frühling, hör' an:

Ls schreit der Vertel, es kräht der Hahn!
Märzenschnee

Treibt den Zoll in die Höh'!

Soviel im Märzen Nebel sich plagen.

Soviel Gewitter im Reichstag einschlagen.

April.

Ist's im April sehr naß und feucht.

Sitzt der Bauer am Trocknen leicht.

Bringt Rosamunde (2.) Sturm und wind.

So bleibt der Agrarier auch ferner Liebkind.
Herrscht aber eitel Sonnenschein,

Kriegt Traf posa sein Heu herein.

Mai.

viel Gewitter im Mai,

Singt der Junker Juchhei!

wird's im Mai schon trocken und heiß.

Geht der Möller noch immer aufs Lis.
wenn am ersten Mai Reif fällt.

Der Junker den Racken steif hält.

Bis Bülow verzweifelt.

Juni.

wenn im Juni Rordwind weht.

Der Kornpreis in die Höhe geht.

Ist's Fronleichnam klar,

Giebt's, gottlob, ein Hungerjahr!
pflanzt der Junker jetzt Rüben und Raps,
Lrntet er im September Schnaps.

Juli.

Brennt im Juli senkrecht die Sonnen,

Ist das Zentrum schon längst gewonnen,
tzundstage klar und hell.

Stärkt sich der Kanalrebell.

Regnet's an Unserer Frauentag (2.),

Giebt's einen Bankkrach ohne Frag'.

Zeichnung von di. Herdtle.

August.

Ist's in der ersten August Wochen heiß.

Geht hinauf der Getreidepreis.

Hitze am St. Dominicus (4.)

Bleibt gnädig Serenissimus.

Himmelfahrt Mariä Sonnenschein
Ist ein guter Reichstag herein.

Am Augustin (28.)

Giebt's Reden in Berlin.

September.

Rach September Gewittern,

Verkauft man Schnaps und Bittern.

Ist Lgydi OU) ein heller Tag,

Ich dir Klauenseuch' ansag'.

wie sich das Wetter um Mariä Geburt thut verhalten,
wird sich im Hirschpark die Jagd gestalten.

Oktober.

Bringt der Oktober viel Frost und Wind,

Zieht der Junker zur Stadt geschwind.

Wenn St. Gallus (s6.) die Butten trägt.

Der Bauer frohe Hoffnungen hegt.

Aber am St. Lucastag 0(8.)

Rüstet er schon zu Jammer und Klag'.

November.

Wenn im November die Wasser steigen.

Bricht der Agrarier wieder das Schweigen.

Kommt St. Martin mit Winterkäll',

Der neue Reichstag ihm gar nicht gefällt.

Den Rothen gilt sein grimmigster Haß,

Und so geht es ihm auch um St. Andreas.

Ist's um Katharina (25.) trüb oder rein.

Hörst du den Junker mächtig schrei'n.

Andreasschnee
Lhut dem Bauer weh.

vezember.

Dezember veränderlich und lind

Graf Bülows Grübchen man reizend find't.

Donner im Winterquartal

Bringt uns Flotte oder Kanal

Bläst der Wind am Stephanstag (26.) recht,

Giebt's manch heißes Wortgefecht.

Grünen am Lhristtage Felder und wiesen.

Wird man keine Handelsverträge schließen,

Thun aber Bäche und Weiden vereisen.

Gehen Prinzen wieder aus Reisen. Ll. E.

Prrnzenerziehung.

Informator: Können Sie mir ein bedeutendes
Gebirge in Rußland nennen, Hoheit?

Prinz (bev keine Antwort zu geben weiß, zieht in der
Verlegenheit die Uhr aus der Tasche und blickt sie an).

Informator: Ganz recht, Hoheit, der Ural,
wollen Sie sagen. Vielleicht können Sie mir aber
noch ein zweites Gebirge in Rußland angeben?
Prinz (schweigt abermals und kaut an seinen Mgeln).
Informator: Nun, sprechen Sie es nur aus,
Hoheit, das Wort schwebt Ihnen ja auf den Lippen:
der Kau- ... der Kaukasus!
 
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