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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0014
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— 3936

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Der kranke Alaun in Aötken.

Meujakrsreöe

des tzerrn Netzgermeisters a. D. Wurstler
am Stammtisch.

No meine Herrn, mit dem Jahr, dös wo
jetz z'End geht, kann i recht z'fried'n sein. Die
Markln — huppla — die Herrn müass'n schon
entschuldig'», wenn 's ma a Bißl anfstoßt, aba
vor i herganga bin, Hab i an Hansa Härings-
salat mit Zwiefi g'fress'n, damit i hent Abend
recht sanfa kann. Dö Zwiefi stoß'n mir aba
alleweit auf — also meine Herrn die Markln
san wieder mehra word'n im Kasten, trotzdem i

— huppla! — für mein Maxl Hab Alimenten
zahl'n müass'n. Ja, meine Herrn, da Hab i
zoagt, was der Wurstler für a G'schäftsmann
is. Wia da Maxl mir dö saubere G'schicht
erzählt hat, hat er z'nächst a Mordswatschen
von mir kriagt, nachher Hab i g'fragt: Wia
alt is? „siebzehn Jahr", sagt er, Gott sei Dank,
sag i — huppla! — weil's nur net unter vier-
zehne is. Jetz san ma aus der Haupschlammassel
schon heraus. Nachher Hab i 's Deandl ab-
g'funde». Passen S' auf meine Herrn, wia i
dös fein g'macht Hab. Zerst bin i zum Vata
vom Madl ganga. Der is a kompleta Echnaps-
lump — huppla! — Dem Hab i funfzg Mark
geb'n und g'sagt: Wenn Dein Maul hältst und
nix drein redst, wenn i mit Deim Madl ver-
handel, nachher kriagst danach nochmal funfzg
Markln. Nachher bin i zum Deandl ganga,
Hab eahm fünfhundert Mark in lauter Zehn-
markstückln zoagt — huppla! — und g'sagt:
Madl dös all's ghört Dein, wennst alle An-
sprüch an mein Maxl aufgibst. No, was woaß
denn so a siebzehnjährigs Deandl, wie wenig
eigentli fünfhundert Mark san. Die Goldfuchs'n

— huppla! — hab'n ihr in d'Aug'n g'stoch'n.
„Ja", hat's g'sagt und nachher Ham ma's glei
schriftli g'macht a. So Hab' i die ganz G'schicht
mit sechshundert Markln, obwohl 's Madl no
unschuldi g'wesen is — mein Maxl hat ja —
a Sauglück bei die Weiber — aus der Welt
g'schafft. Dös soll mir a Mol oana nachmacha!

Aber net nur d'Markln san mehra warn,
meine Herrn, sondern i selber Hab alle Hoff-

-—->•*;<--

muig, daß i im neuen Jahr — huppla! —
mehra werd. Kmnmt da neuli a nobler Herr
zu mir im schwarzen Rock und Zylinder und
möcht mi sprecha. I biet eahm Platz an und
jetzt fangt er glei — huppla! — von der „mitt-
leren Linie" z'reden an. I will schon auffahr'n,
denn i Hab gmoant, er that mit der „Mittlern
Linie" — huppla! — auf mein Bauch anspiel'n,
aber er hat so a ernst's G'sicht gemacht, daß
es do' nöt hat a so sein könna. Nachher hat
er allerhand vom Thron schützen, vom Umsturz
g'sagt, daß ma 's Trennende vergess'n muaß.
Und nachher hat er mi — huppla! — an echte,
kernige Münchner Bürgerg'stalt g'nennt — ja
meine Herrn, so hat er g'sagt, i Hab mir's
genau g'merkt — und endli is er rausg'ruckt
mit der Färb: I soll bei die nächste Reichs-
tagswahl'n für München I kandidiren. Die
Stimma von die Nationalliberalen — huppla!
— von die Zentrumsleut, von die Konservativen
wär'n mir sicher, g'wählt thät i ganz g'wiß
werd'n. Und, hat er no gmoant, bei meine
Kenntniß, bei meiner Büldung, bei mein'm
Charakter könnt's a net ausbleib'n, daß i a no
Kommerzienrath werd'n thua, — huppla! —
wenn i erst im Reichstag war. Kosten that mi
die Sach' verhältnismäßi recht wem. Vorläusi
thaten zweihundert Mark für geheime Flug-
blätter, die zu Gunsten meiner Kandidatur

Das „sichere Versteck" eines sozialdemokratischen
Redakteurs.

druckt werd'n müass'n, reiche». Am besten wär's
hat er g'sagt, wenn i eahm dö zweihundert
Markln glei mitgäbat. Natürli Hab i Ja g'sagt,
Kommerzienrath und Abgeordneter werd ma
ja net jeden Tag, dö zweihundert Markt Hab
i eahm drum — huppla! — a glei hinzahlt
und so is alles ferli. Und weil's ja net fehl'n
kann, daß i in Reichstag neinkimm, Hab i mir
glei Visitenkarten drucka lassen. Und damit 's
in oam hingeht, Hab i an Kommerzienrath —
huppla! — naufschreib'n lass'«. I Hab a paar
von dene Karten bei mir. Schaug'n S', da ist
die oaue Sorten. Da hoaßt's: „Wurstler, Kom-
merzienrath und Mitglied des Reichstags". Und
da Hab i die andere Sorten, für die Fäll, wo
i mit meiner Frau — huppla! — B'such macha
muß bei andere Kommerzienräth. Da hoaßt's:
„Wurstler, Kommerzienrath, Reichstagsabge-
ordneter mit Gemahlin". Geln S', da spitzen S'!
Aba Sie braucha net z'fürcht'n, daß i stolz werd.
Meine alt'» Spezln vergiß i net und wenn i
— huppla! — no so viel werd'n thua. Euch
Allen aba wünsch i, daß Oes a so viel Glück
habt's wia i. Und auf dös stoß ma an —
huppla! — Prost Neujahr!

Nach und nach.

Erster Redakteur: Na, Kollege, was sagen
Sie dazu, jetzt wird man uns aber nicht mehr
mit Verbrechern zusammenkoppeln! Sie haben
doch die Verordnung der preußischen Regierung
gelesen?

Zweiter Redakteur: Natürlich, lieber Kol-
lege! Sehen Sie, das ist der erste Schritt zur
Besserung und nun kann es nicht mehr lange
dauern, dann ist der kommandirende Gene-
ral fertig. ,,

Zur Fleischnoth.

Diener: Herr Baron, ich wollte Ihnen mit-
theilen, daß der Rehbock, den Sie vorige Woche
geschossen haben, halb verfault ist.

Baron: Na, schmeißen Sie ihn weg, Johann.
Was soll man mit dein vielen Dreckszeug an-
faugen? Und da redet die Bande immer noch
von „Fleischnoth"!
 
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