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3970

Karneval.

schwirren die Narren in buntem Gedränge,

Taumeln und tosen durch Saal und durch Gänge;
Buntes Gewimmel und rasender Tanz,

Glühende Augen und schimmernder Glanz.

Gläser geschwungen! Lseut' leben wir, Leute!

{jeute ist Lastnacht! wir freuen uns heute!

Rlinaen die Becher,

Rlirren die Lumpen.

{jeut' laßt uns lumpen,

Fröhliche Zecher!

Bannet das Denken und bannet die Sorgen!

Asche auf's Haupt erst, wenn dämmert der Morgen.

Hört mich, ihr Masken! Ihr seht meine Rrone!

Bückt euch und beugt euch und kniet vor dem Throne!
Nimmer ersteht euch ein Herrscher wie ich.
Schwärmende Narren, so schließt euch um mich!

Hurra dem fiebernden, tobenden Rranken,

Hurra dem Rennen, dem Zagen, dem Schwanken.
Rlingen die Becher,

Rlirren die Humpen;

Heut' laßt uns lumpen,

Fröhliche Zecher!

Linst in Byzanz auch, da gab es ein prangen;

Sollt byzantinisch mich heute empfangen.

Drängen die Narren zum Thron sich und bücken,
Biegen und schmiegen den schmeidigen Rücken,

Horchen und hören voll Ehrfurcht es an,
was er da faselt und stamnrelt im Wahn:

Leeret die Gläser und preist die Zäsaren,
preist, die da kommen, die sind und die waren!

Rlinget, ihr Becher,

Rlirret, ihr Lumpen!

Heut' laßt uns lumpen,

Fröhliche Zecher!

Schwinget die Gläser! Reiner soll dürsten!

Hurra dem Herrscher, dem Rarnevalsfürsten!

Laufen die Narren und hasten und eilen,

Beute zu Haschen und Beute zu teilen.

Haben es eilig, das Glück zu erraffen.

Rönnen nur eiteles Flittergold schaffen.

Seht jetzt den Ernsten und seht sein Gesicht:

Dreister Geselle, wir fürchten dich nicht!

Rlingen die Becher,

Rlirren die {jumpen;

Heut' laßt uns lumpen,

Fröhliche Zecher!

Liliputaner, mit seidenen Schlingen
Eilet herbei, um den Starken zu zwingen.

Streckt sich der Riese und reckt feine Arme. . .

Stumm wird's im schwirrenden, flimmernden Schwarme.
Holla! Ihr Masken! Ihr glaubt mich gebannt?

Habt ihr so wenig die Rraft je gekannt?

Tanzet, ihr Narren, und schwingt euch im Rreise,

Bückt euch und kriechet in hündischer weise,

Schwingt nur die Becher,

Schwenkt nur die {jumpen;

Laßt euch nicht lumpen,

Fröhliche Zecher!

Doch wenn ich aufsteh' und greife zum Besen:
Rarnevalsnarren — dann seid ihr gewesen! Secundus.

Agrarische

Karnevals - Schnadahüpfln.

Nach bekannter Melodie.

P

Wir sind als die schneidigen'
Junker bekannt —

Wir reißen da« Maul auf
Und regieren das Land! Holdrio!

Die Zölle, die Zolle,

Die müssen wir ha'n!

Das Volk mag nur hungern —
Was gehl uns das an? Holdrio!

Wir trommeln und pauken
Mil grwall'gem Geschick;

Es lang die Legierung
Lach unsrer Musik. Holdrio!

Und wenn sie sich weigert
Und wenn sie mal muckt,

Dann wird sie geduckt

Und gedruckt und bespuckt! Holdrio!

So'n ruppiger Minister —

Dem iverden wir'« xeig'n!

Der kann überhaupt uns

Den Buckel 'raufsteig'n! Holdrio!

Der Leichskanfler Bülow
Lut manchmal, o Graus!

Als wollt' er uns fressen —

Wir lachen ihn aus! Holdrio!

Er macht uns nicht bange;

Es ist ja bekannt:

Er frißt, wenn'« drauf ankommt,

Uns nur aus der Hand! Holdrio!

Die Stützen des Thrones,

Die find wir, das heißt,

Natürlich so lang er

Sich folgsam erweist. Holdrio!

Will er nicht parieren
Und wird'« uns ;u dumm,

Dann wird nicht gefackelt —

Wir schmeißen ihn um! Holdrio!

So führen ein Leben
Wir voller Pläsier!

Juchhei! Und dir schneidigen
Junker sind wir! Holdrio! Ignotus.

Satisfaktion.

Die reizende Frau des nicht mehr jugend-
lichen Kommerzienrats L. hat — so erzählt man —
ein Verhältnis mit dem Baron Z. Der gut-
mütige Ehegatte zeigt lange eine bewunderns-
werte Nachsicht, bis ihm die Sache zu bunt wird.

Eines Tages erhält er auf der Börse die Mit-
teilung, daß der Baron sich gerade bei der Frau
Kommerzienrat befindet. Wutentbrannt stürmt
er nach Hause und begegnet auf der Treppe
dem Nebenbuhler. Es entsteht ein Handgemenge
und der Herr Baron empfängt eine reichliche
Tracht Prügel. Die Szene ist nicht ohne Zeugen
verlaufe»; am nächsten Tage kennt die ganze Stadt
den Hergang. „Freut mich ungeheuer", so ver-
sichert dem Rächer seinerHausehreein guter Freund,
„daß Sie den Windhund erwischt und gezüchtigt
haben." „Ja", schmunzelt der Herr Kommerzienrat
befriedigt, „er is mer grad in de Hörner gelaufen."

Ä Dresdner Schdimmungsbild.

Mir Sachsen warn durch Heeflichgeed
Beriehmd un durch Saragdermilde,

Doch jetzd — es duhd mer wärglich leed —
Is alles gans fuchsdeifelswilde.

Sonst machde, warn se zehnmal leer.

In Dresen mid dewodem Srinsen
vor Lhkleba sehen mer kjonneer —

Jetzd grießd mer nich ämal än Brinsen.

Wenn's ooch in geener Ieidung schdeht,

— 's fehld de Brlobnis des Ninistersch —
In essigsaurer Särung schdehd
Jetzd das Semiehd des Bterfilistersch.
Beamde nur un Nilledär
Bewahren de lojale Haldung;

Der Hof is nich mehr bobulär
Un Dag fer Dag wächst de Lrgaldung.

Ls is ä wunderlicher Hall;

De ganse Lufd is voll Sewidder;

De Dresner widdern iewerall
De diefverhaßden Iesuidder.

S^ ferchden heemlich, jung nn ald,

Un is es noch so sehr zum Lachen,

Ner will mid Siede un Sewald
Le nach un nach — gadolisch machen.
 
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