Zweite Beilage zum wahren Jacob Nr. in. LT
Die informierte treffe.
Der preußische Minister Freiherr von Hammer-
stein hat an die Presse die Ermahnung gerichtet,
über vermeintliche Polizeimißgriffe nicht früher 311
berichten, als bis man sich an den „zuständigen
Stellen" darüber genau informiert habe. Wir
sind in der Lage, nachstehend einige Zeitungs-
berichte wiederzugeben, die auf Grund solcher In-
formationen angefertigt sind.
„Schon wiederum ist durch unvorsichtiges Tragen
von sogenannten Reformkleidern ein bedauerns-
werter Straßenunfall herbeigeführt worden. Fräu-
lein A., die seit vierzig Jahren an einer hiesigen
Schule als Lehrerin wirkt, ließ sich dieser Tage
die Unbesonnenheit zu schulden kommen, in der ge-
nannten Tracht eine Berliner Straße zu betreten.
Die nolwendigen Folgen konnten nicht ausbleiben.
Die sechzigjährige, kreuzlahme Dame wurde unter
dem Verdacht, gewerbsmäßige Unzucht zu treiben,
alsbald von dem Schlitzmann B. verhaftet und
unter zahlreicher Begleitung der Straßenjugend
auf das Polizeirevier gebracht, von wo man sie,
nachdem ihre Personalien festgestellt und durch
ärztliche Untersuchung ihre Unbescholtenheit kon-
statiert war, llach vierzehn Tagen bereits wieder
entlassen hat. Fräulein A. sieht nunmehr einer
Anklage wegen Verursachung eines Volksauflaufs
und Erregung öffentlichen Ärgernisses entgegen.
Es ist uns geradezu unbegreiflich, daß nach den
neulichen klaren Ausführungen des Ministers
von Hammerstein sich immer noch Frauen finden,
die leichtfertig genug sind, sich der Reformtracht
zu bedienen. Wenn nian die weiblichen Bekleidungs-
formen durchaus reformieren will, so mag man
sich an Stelle der hochschließenden Reformkleider
etwa die für unsere Hofbälle vorgeschriebenen
Toiletten zum Muster nehmen. Ein Kostüm in
dieser Art würde den Schutzleuten die Möglichkeit
geben, von vornherein tiefere Einblicke in die Per-
sönlichkeit der betreffenden Frauensperson zu
nehmen, wodurch unliebsamen Jrrtümern und
späteren Enttäuschungen in gewisser Hinsicht wirk-
sam vorgebeugt werden könnte."
„Wie wir hören, hat ein Professor D., der ein
paar Tage unschuldig im hiesigen Polizeigefängnis
zubrachte, sich über den üblen Geruch eines in
seiner Zelle befindlichen Kübels beschwert. Rach
Information an zuständiger Stelle können wir
ver fall Kappaport.
„Anständige Frauen sollen wir anständig behandeln? Lächer-
lich! Wir richten uns einfach nach unserm Minister — da-
mit basta!"
versichern, daß zu der Zeit, wo der Professor
die Zelle bezog, der in Rede stehende Kübel aus-
gezeichnet gut gerochen hat. Wenn dem später
nicht mehr so gewesen sein sollte, so darf der Herr,
der durch ein kleines Versehen der Gefängnis-
verwaltung drei Tage ununterbrochen in der Zelle
zubringen mußte, sich darüber nicht beklagen und
er hätte wahrhaftig besser getan, bevor er unbe-
gründete Beschuldigungen gegen die Behörde schleu-
derte, sich einmal selber zu fragen, ob wirklich
die Gefängnisverwaltung es gewesen ist, die den
üblen Geruch des Kübels verursacht hatte!"
„Einen herzerquickenden Anblick bot der gestern
durch die F.-Straße sich bewegende Gefangenen-
transport, durch welchen einer der berüchtigsten
Zuhälter des Stadtviertels und ein — wie sich
sväter herausstellte aus Versehen verhafteter —
Zeitungsredakteur in das Untersuchungsgefängnis
geschafft wurden. Ein behaglicher, überaus kleid-
samer Mantel war über die beiden Verhafteten
geworfen. Hin und wieder lüstete ein verräterischer
Windstoß die geschmackvolle Umhüllung und ließ
ein allerliebstes, schmiedeeisernes Armband sehen,
mit dem unsere allezeit wachsame Behörde das
rechte Handgelenk des einen und das linke des
anderen aneinander geschlossen hatte. Das lustige
Klirren der an den Füßen befestigten Ketten hatte
eine zahlreiche Menschenmenge herbeigelockt, die
den amtierenden Polizisten manches aufmunternde
Wort der Anerkennung zurief." a. 8.
Schlimme Zeiten.
Gräfin: Es ist traurig, Herr Pfarrer, welche
Jmmoralität unter dem gemeinen Volke herrscht!
Mein Mann hat vor einem Vierteljahr die Tag-
löhnerin Wirbitzki wegenUnbolmäßigkeit vom Hofe
gejagt. Die Wirbitzki hat ein kleines Mädchen —
ein Kind der Sünde, das auch einen ganz ver-
kommenen Eindrtick macht. Ein paarmal schon
habe ich bemerkt, wie sich die Kleine heimlich auf
den Hof schlich und bei der Hundehütte zu
schaffen machte. Und was entdecke ich schließlich,
Herr Pfarrer? Denken Sie, das verderbte Ge-
schöpf stiehlt unserem Tpras die Knochen aus
seinem Freßnapf und nagt sie ab! Was sagen
Sie dazu, Herr Pfarrer?
Pfarrer: Schrecklich, schrecklich! So jung
noch und schon so verdorben!
wir richten an unsere werken Abonnenten die Bitte, unsere snseraten-Abteitung durch empsehiung in Seschästskreisen zu unterstützen.
Zweijährige Garantie. — Anerkannte Fa-
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die Unbesonnenheit zu schulden kommen, in der ge-
nannten Tracht eine Berliner Straße zu betreten.
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Die sechzigjährige, kreuzlahme Dame wurde unter
dem Verdacht, gewerbsmäßige Unzucht zu treiben,
alsbald von dem Schlitzmann B. verhaftet und
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nachdem ihre Personalien festgestellt und durch
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