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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0068
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— 3992

Lin Löelster.

t^err Frechmops-Schnod-erowski ist
Lin Junker besten Geblütes,

Die Krone und das Glanzprodukt
Altmärkischen Landgestütes.

Kamt er auch in Panzer und Lisenhnt
Nicht liegen auf der Lauer,

Lr wegelagert im Reichstagssaal
Als „hunger-leidender Bauer".

In Kreuzzugstagen soll es schon
Frechmöxse gegeben haben,

Lin frommes tapferes Rittergeschlecht —
Sie stahlen wie die Raben.

Doch zogen sie nicht ins heilige Land,

Sie hockten derweil an der Llbe
And plünderten jüdische Krämer aus —
Ls war so ziemlich dasselbe.

Jetzt hängen die Ldlen im Konterfei,
Gepanzert und eisengeschienet,

Im Ahnensaal — sie hätten schon
Im Leben das Hängen verdienet.

Herr Frechmops-Schnodderowski ist
Nicht aus der Art geschlagen,

Nur treibt er es auf attdre Manier —
wir leben in anderen Tagen.

Kann er dem Kaufmann nicht im Busch
wegnehmen seine Schätze,

Lr plündert nun strauchritterlich
Im Rahmen der Gesetze.

So treibt er seit: sauberes Geschäft
Lrfolgreich und unverdrossen;

Die alten Herren im Ahnensaal
Schaun stolz auf ihren Sprossen.

Im Sonnenschein der Zufriedenheit
Erglänzen die Züge der Biedern:

Litt adlig Geschlecht verleugnet sich nicht
Irr seinen fernsten Gliedern!

Die alten Herren murmeln leis,

Gerührt zugleich und heiter:

„Gott segne dich, teurer Lnkelsohn —
Stiehl du vergnügt so weiter!"

Drei CU orte.

Trci nach Schiller.

¥

Drei (Horte nenn’ ich euch inbaltscbwer,

Sie geben von TDunde zu munde,

Sie bringen der Arbeit zahllosem Heer
Eine längst erwartete Kunde,

Und wer die Kunde jetzt noch nicht versteht,
Ohne Hoffnung und Zukunft im Dunkeln gebt.

Die möncbskapuze nabt unserem Schopf
Und will uns des Lichtes berauben,

Ulan will sie stülpen uns über den Kopf,
UJir sollen nicht wissen, nur glauben.

(Her hungernd und frierend sein Ceben liess,
(Hird dafür entschädigt im Paradies.

Die Pickelhaube in Riesengestalt
Erscheint mit herrischem (Dillen,

Sie droht uns mit des Schwertes Gewalt,

UJir sollen mit Gold sie füllen.

UJer so nicht den letzten Groschen verwandt,
Ist ein Seind vom Staat und vom (Jaterland,

Und der Geldsack steht da geruhig und breit
Und weiss von keinem Erbarmen,

Er heischet gefühllos zu jeglicher Zeit
Den Schweiss und das Blut des Armen.

Es haben die drei, so wird es kund,

Zur GJabl geschlossen den festen Bund.

Es ist kein leerer, schmeichelnder (Hahn,
Erzeugt im Gehirne der Loren,

Laut kündet die Stimme des Uolkes es an:
Zu was Besserem sind wir geboren!

Und des Proletariers Stimme spricht:

Dein, diese Dreifaltigkeit wählen wir nicht Ioi.b.

Dr. Küppers Sorge für die kleinen leitfe.

Nach „Het Volk“, Amsterdam.

Im Rainen Ies» Christi!

V

Lehmann: Ans Budde'n seine Rede kann ick
bei'» besten Willen nich klug werden. Haben die
Eisenbahner nu eejcntlich det Koalitionsrecht oder
haben se's nich?

Piefke: Ick will dir die Sache an 'neu Jleich-
nis klar machen. Denk dir, an deinem Geburts-
tag sagt deine Olle zu dir: „Willem, hier schenke
ick dir en Kistchen inte Zigarren, aber det sag'
ick dir jleich, roochen derfste se nich!" Nu sag'mir,
Lehmann, haste die Zigarren oder haste se nich?

Lehmann: Ach so, ick verstehe!

Piefke: Ick begreife det nich, dat Bülow sich
an die Kurie jewendet hat, damit se den Bischof
Komm den Standpunkt klar macht.

Lehmann: Ick bejreife det janz jut. Wenn
de dich ieber'n Deibel beschweren willst, mußte
zu seine Jroßmnttcr jehn. Det hilft allemal.

Fromme Bitte.

Ich nahe flehend deinem Thron
Hochwürdigster Herr und Bischof Kovum:
wach' über der Litern Absolution!

Mach' über der „Höheren Töchter" Dekorum!

Beiß' nieder Palast und Römertor,

Dieweil sie von Aichtkatholiken erbaut sind!
Zerstör' der Zekundiner Grab,

Dieweil die Leute nicht kirchlich getraut sind!

Die Iudengasse, den Iudenplatz
versperr' aufs strengste jeglichem Leben!
verbiete, im Schatten des heiligen Doms
Solch unkatholische Aamen zu geben.

Den Dom sogar vernichte flugs,

Dieweil er auf heidnischen Tuadern sich recket!
Die Brücke versenk' in den Moselstrom,
Dieweil sie auf römischen Pfeilern sich strecket!

Bekehre Jude und Protestant
Zu deiner wundermilden Lehre!

Ad dei majorem gloriam,

Und auch zu deiner eigenen Lhre.

Den Wein nur, der am Moselstrand
So herrlich herb und mild gedeihet.

Dem rings im trinkerfrohen Land
So manches feuchte Lied man weihet;

Den wir im alten, heiligen Trier
So köstlich, wie sonst nirgends kaufen.

Den Wein, den Wein, Hochwürdigster Herr,
Den Moselwein laß nimmer taufen! 8.8.
 
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