— 4026
O wie ist es doch erfreulich
Und wie muß es uns erbauen,
wenn wir deutschen Patrioten
In Europa um uns schauen!
Denn wir sehen nichts als Freunde,
Die uns warm die pändc drücken,
Und die reinste perzensneigung
Leuchtet rings aus allen Blicken.
welch' ein enges Bündnis haben
wir mit Österreich geschlossen!
Zwei bis drei Jahrzehnte hegen
wir es treu und unverdrossen.
Daß man unsre Stammesbrüder
Uujouiert int Donaulande,
Stört uns kaum in unsrer Ruhe,
Bringt uns nicht aus Rand und Baude.
Daß Italien uns verbündet —
Run, das wissen alle Leute;
Doch auch mit dem „Erbfeind" stehen
wir auf gutem Fuße heute.
Dänemark grollt nicht mehr! England,
welches unsre Patrioten
Meistens „das perfide" nennen,
pat uns Freundeshand geboten.
Der fätznrich zw* See.
Jung-Hüssener aus Lssen,
dem ward das Lernen schwer,
Man jagt' ihn von der Schule
und nahm ihn auf im Heer.
Hier kam er bald zu Lhren,
mit Dolch und Portepee
Reist er auf Dsterurlaub
als schmuckster Fähnerich zur See.
Hell blitzt des Kriegers Auge,
frisch-fröhlich ist sein Mut
Und seine Seele lechzet
nach Blut, nach vielem Blut.
Doch ach, in Zriedenszeiten
gibt es zu kühnen Taten
Rur leider wenig Anlaß
für einen preußischen Soldaten.
Drum sei gesegnet, Stunde,
da unsres Fähnrichs Pfad
Lin Untergebener kreuzte,
der plump vertraulich tat.
Run rühr' dich, junger Krieger,
frischauf, das Schwert zur Hand!
Die Lhre gilt's zu wahren,
mit Gott für Fürst und Vaterland!
Dem Flieh'nden in den Rücken
bohrt er den scharfen Stahl,
Ls spritzt in hohem Bogen
des roten Blutes Strahl.
Der Menge Beifall wehret
bescheiden der Soldat:
„Ich Hab' gehandelt", spricht er,
„wie ein Dsszier zu handeln hat."
„Ich weiß, auf ein'ge Monde
schließt hinter mir das Tor
Der Festung sich — begnadigt
geh' ich daraus hervor.
Doch noch nach hundert Jahren, —
spricht man vom deutschen Heer,
Gedenkt man auch in Treuen
des Fähnrichs Hüssener!" j. s.
Herrliche Aussichten.
Tief in unser perz geschlossen
pabcii wir den „peil'gen Rater",
Und dem Herrscher der Osmanen
Sind wir Freinlde und Berater.
Daß wir treu zu Rußland halten,
Ist nicht mehr als recht und billig;
Freilich ist's zuweilen schwierig,
Denn der Freund ist grob und grillig.
Um ihn wieder zu besänft'gen,
Greifen gern wir zu präsenten,
Opfern nachbarlich ihm einen
Armen Teufel von Studenten.
Rosenfarben, ohne Wolken
Lacht und glänzt Europas Pimmel
Und die sanften Friedcnsglocken
Lassen tönen ihr Gebimmel.
poch befriedigt schmunzelt Bülow:
„Seht mich an und meine Taten!
Meiner Uraft und meiner Weisheit
Ist dies alles wohlgeraten!"
Ja, beglückt ist unser Uanzler!
Rahen seh' ich schon die Stunde,
wo er hintritt vor den Reichstag
Mit der märchenhaften Runde:
Piefke: In die „Kreiszeitung" steht, det wir
nu alle zusammenmarschieren sollen bei die
Wahlen jejen die Umstirzler.
Lehmann: Ja, et is ooch doll jenug! Die
Throne stehen schonst nich mehr feste, wie ick
jelesen habe.
Piefke: Daran sin ja die Ajrarier schuld, die
wejen die Zölle dran jewackelt haben.
Lehmann: Un in Trier Hetzen se jejen die
Staatsschule.
Piefke: Aber, Lehmann, det war ja der Bi-
schof Korum!
Lehmann: Un die Ehe ruinieren se ooch
in Jrund un Boden, wie sich in Sachsen je-
zeigt hat.
Piefke: Ick sehe, du bist heite en bißchen
schwer von Bejriff: ick spreche doch von die
Sozjaldemokraten.
Lehmann: Ach so! Det is freilich 'ne andere
Schoose!
Piefke: Wat die Polen nur jejen Ballestrein
haben, det se ihn in Schlesien nich wieder uff-
stellen wollen!
Lehmann: Ja, se sin ihm nich jewogen un
möchten ihn jern aus'n Reichsdage 'rausdrängeln.
Piefke: Weeßte, ick halte det für 'ne jroße
Dummheit von die Leite, indem se sich ja jrade
unter Ballestrem sein Präsidium in'n Reichsdag
janz zu Hause stehlen mißten.
Lehmann: Warum denn?
Piefke: Na, bei die Zolltarifdebatte is et
unter seine Leitung ja beinahe zujejangen wie
in'n polnischen Reichstag.
Lehmann: Et wäre nu Zeit, det die Konser-
vativen mal uffhecrten mit ihr dämliches Jeschimpfe
uff det Klosettjesetz.
Piefke: Det sage ick ooch. Jeberhaupt kennten
se janz zufrieden sein, denn uff'n Klosett missen
ja jrade die konservativen Wahlzettel 'nen riesigen
Absatz haben.
„Da wir null mit allen andern
In der dicksten Freundschaft leben —
warum sollten wir in Zukunft
Roch in Rriegesängsten schweben?
„was soll dieser Eisenpanzer,
Der uns drückt zu Boden, nützen?
wo inmitten guter Freunde
wir und treuer Nachbarn sitzen!
„Diese Rüstung, die uns jährlich
viele Millionen kostet —
Fort mit ihr und ins Gerümpel!
Sie verdient, daß sie verrostet.
„Nicht mehr auf dem Exerzierplatz
Soll das Volk den Schweiß verschwenden,
Nicht mehr auf Rasernenbauten
Soll es pab' und Gut verwenden.
„Nicht ilach neuen Regimentern
Mag es künftig uns gelüsten
Oder neuen Panzerschiffen:
Nein, jetzt gilt es abzurüsteu."
Also hör' ich's schon im Reichstag
Unfern Ranzler laut verlesen,
poffentlich, ihr lieben Leute,
Ist's kein schöner Traum gewesen! Nem».
Dfferte.
Trotz aller in der Presse und seitens des Herrn
Reichskanzlers gegen mich gerichteten Angriffe er-
kläre ich, daß ich nach wie vor bereit bin, der
hohen Rcichsregiernng meine bewährten Inter-
pellationen über auswärtige und Kolonial-Ange-
legenheiten nach Verabredung prompt und billig
zu liefern. Brustton der Überzeugung wird
garantiert.
Dr. Hasse, alldeutscher Professor
und politischer Schuster auf Bestellung.
V
Aus dem Geheimratsviertet.
Die verschämten Konservativen eines gewissen
Berliner Wahlkreises bereiten sich in aller Heim-
lichkeit auf die kommende Reichstagswahl vor.
Die Zirkulare, Bettelbriefe und Einladungen zu
Versamnllungen werden „streng vertraulich" ver-
sendet. Nicht einmal der Name der Partei wird
verraten. Wir sind in der Lage, einen Auf-
ruf des betreffenden Wahlausschusses zu ver-
öffentlichen :
Deutsche Männer und Patrioten! Die geheimen
Wahlen zum Reichstag stehen vor der Thür.
Nachdem der Wahlausschuß einen geeigneten Kan-
didaten in der Person eines wirklichen geheimen
Rates, dessen Name vorläufig noch geheim ge-
halten wird, gefunden hat, ivendet er sich an die
Mitbürger unseres Wahlkreises mit der streng
vertraulichen, aber dringenden Bitte, die geheimen
Wahlvorarbciten durch einen größeren Geldbei-
trag zu unterstützen. Die Summen sind post-
lagernd unter der Chiffre L. U. M. P. einznsenden.
Eine streng vertrauliche Einladung zu unserer
ersten geheimen Wahlversammlung wird Ihnen
acht Tage nach den Stichwahlen zugehen. In
dieser Versammlung wird etwaigen Interessenten
auf Wunsch der Name unseres Kandidaten be-
kannt gemacht werden. Mit echtem deutschem
Mannesgnch £jer geheinie Wahlausschuß.
O wie ist es doch erfreulich
Und wie muß es uns erbauen,
wenn wir deutschen Patrioten
In Europa um uns schauen!
Denn wir sehen nichts als Freunde,
Die uns warm die pändc drücken,
Und die reinste perzensneigung
Leuchtet rings aus allen Blicken.
welch' ein enges Bündnis haben
wir mit Österreich geschlossen!
Zwei bis drei Jahrzehnte hegen
wir es treu und unverdrossen.
Daß man unsre Stammesbrüder
Uujouiert int Donaulande,
Stört uns kaum in unsrer Ruhe,
Bringt uns nicht aus Rand und Baude.
Daß Italien uns verbündet —
Run, das wissen alle Leute;
Doch auch mit dem „Erbfeind" stehen
wir auf gutem Fuße heute.
Dänemark grollt nicht mehr! England,
welches unsre Patrioten
Meistens „das perfide" nennen,
pat uns Freundeshand geboten.
Der fätznrich zw* See.
Jung-Hüssener aus Lssen,
dem ward das Lernen schwer,
Man jagt' ihn von der Schule
und nahm ihn auf im Heer.
Hier kam er bald zu Lhren,
mit Dolch und Portepee
Reist er auf Dsterurlaub
als schmuckster Fähnerich zur See.
Hell blitzt des Kriegers Auge,
frisch-fröhlich ist sein Mut
Und seine Seele lechzet
nach Blut, nach vielem Blut.
Doch ach, in Zriedenszeiten
gibt es zu kühnen Taten
Rur leider wenig Anlaß
für einen preußischen Soldaten.
Drum sei gesegnet, Stunde,
da unsres Fähnrichs Pfad
Lin Untergebener kreuzte,
der plump vertraulich tat.
Run rühr' dich, junger Krieger,
frischauf, das Schwert zur Hand!
Die Lhre gilt's zu wahren,
mit Gott für Fürst und Vaterland!
Dem Flieh'nden in den Rücken
bohrt er den scharfen Stahl,
Ls spritzt in hohem Bogen
des roten Blutes Strahl.
Der Menge Beifall wehret
bescheiden der Soldat:
„Ich Hab' gehandelt", spricht er,
„wie ein Dsszier zu handeln hat."
„Ich weiß, auf ein'ge Monde
schließt hinter mir das Tor
Der Festung sich — begnadigt
geh' ich daraus hervor.
Doch noch nach hundert Jahren, —
spricht man vom deutschen Heer,
Gedenkt man auch in Treuen
des Fähnrichs Hüssener!" j. s.
Herrliche Aussichten.
Tief in unser perz geschlossen
pabcii wir den „peil'gen Rater",
Und dem Herrscher der Osmanen
Sind wir Freinlde und Berater.
Daß wir treu zu Rußland halten,
Ist nicht mehr als recht und billig;
Freilich ist's zuweilen schwierig,
Denn der Freund ist grob und grillig.
Um ihn wieder zu besänft'gen,
Greifen gern wir zu präsenten,
Opfern nachbarlich ihm einen
Armen Teufel von Studenten.
Rosenfarben, ohne Wolken
Lacht und glänzt Europas Pimmel
Und die sanften Friedcnsglocken
Lassen tönen ihr Gebimmel.
poch befriedigt schmunzelt Bülow:
„Seht mich an und meine Taten!
Meiner Uraft und meiner Weisheit
Ist dies alles wohlgeraten!"
Ja, beglückt ist unser Uanzler!
Rahen seh' ich schon die Stunde,
wo er hintritt vor den Reichstag
Mit der märchenhaften Runde:
Piefke: In die „Kreiszeitung" steht, det wir
nu alle zusammenmarschieren sollen bei die
Wahlen jejen die Umstirzler.
Lehmann: Ja, et is ooch doll jenug! Die
Throne stehen schonst nich mehr feste, wie ick
jelesen habe.
Piefke: Daran sin ja die Ajrarier schuld, die
wejen die Zölle dran jewackelt haben.
Lehmann: Un in Trier Hetzen se jejen die
Staatsschule.
Piefke: Aber, Lehmann, det war ja der Bi-
schof Korum!
Lehmann: Un die Ehe ruinieren se ooch
in Jrund un Boden, wie sich in Sachsen je-
zeigt hat.
Piefke: Ick sehe, du bist heite en bißchen
schwer von Bejriff: ick spreche doch von die
Sozjaldemokraten.
Lehmann: Ach so! Det is freilich 'ne andere
Schoose!
Piefke: Wat die Polen nur jejen Ballestrein
haben, det se ihn in Schlesien nich wieder uff-
stellen wollen!
Lehmann: Ja, se sin ihm nich jewogen un
möchten ihn jern aus'n Reichsdage 'rausdrängeln.
Piefke: Weeßte, ick halte det für 'ne jroße
Dummheit von die Leite, indem se sich ja jrade
unter Ballestrem sein Präsidium in'n Reichsdag
janz zu Hause stehlen mißten.
Lehmann: Warum denn?
Piefke: Na, bei die Zolltarifdebatte is et
unter seine Leitung ja beinahe zujejangen wie
in'n polnischen Reichstag.
Lehmann: Et wäre nu Zeit, det die Konser-
vativen mal uffhecrten mit ihr dämliches Jeschimpfe
uff det Klosettjesetz.
Piefke: Det sage ick ooch. Jeberhaupt kennten
se janz zufrieden sein, denn uff'n Klosett missen
ja jrade die konservativen Wahlzettel 'nen riesigen
Absatz haben.
„Da wir null mit allen andern
In der dicksten Freundschaft leben —
warum sollten wir in Zukunft
Roch in Rriegesängsten schweben?
„was soll dieser Eisenpanzer,
Der uns drückt zu Boden, nützen?
wo inmitten guter Freunde
wir und treuer Nachbarn sitzen!
„Diese Rüstung, die uns jährlich
viele Millionen kostet —
Fort mit ihr und ins Gerümpel!
Sie verdient, daß sie verrostet.
„Nicht mehr auf dem Exerzierplatz
Soll das Volk den Schweiß verschwenden,
Nicht mehr auf Rasernenbauten
Soll es pab' und Gut verwenden.
„Nicht ilach neuen Regimentern
Mag es künftig uns gelüsten
Oder neuen Panzerschiffen:
Nein, jetzt gilt es abzurüsteu."
Also hör' ich's schon im Reichstag
Unfern Ranzler laut verlesen,
poffentlich, ihr lieben Leute,
Ist's kein schöner Traum gewesen! Nem».
Dfferte.
Trotz aller in der Presse und seitens des Herrn
Reichskanzlers gegen mich gerichteten Angriffe er-
kläre ich, daß ich nach wie vor bereit bin, der
hohen Rcichsregiernng meine bewährten Inter-
pellationen über auswärtige und Kolonial-Ange-
legenheiten nach Verabredung prompt und billig
zu liefern. Brustton der Überzeugung wird
garantiert.
Dr. Hasse, alldeutscher Professor
und politischer Schuster auf Bestellung.
V
Aus dem Geheimratsviertet.
Die verschämten Konservativen eines gewissen
Berliner Wahlkreises bereiten sich in aller Heim-
lichkeit auf die kommende Reichstagswahl vor.
Die Zirkulare, Bettelbriefe und Einladungen zu
Versamnllungen werden „streng vertraulich" ver-
sendet. Nicht einmal der Name der Partei wird
verraten. Wir sind in der Lage, einen Auf-
ruf des betreffenden Wahlausschusses zu ver-
öffentlichen :
Deutsche Männer und Patrioten! Die geheimen
Wahlen zum Reichstag stehen vor der Thür.
Nachdem der Wahlausschuß einen geeigneten Kan-
didaten in der Person eines wirklichen geheimen
Rates, dessen Name vorläufig noch geheim ge-
halten wird, gefunden hat, ivendet er sich an die
Mitbürger unseres Wahlkreises mit der streng
vertraulichen, aber dringenden Bitte, die geheimen
Wahlvorarbciten durch einen größeren Geldbei-
trag zu unterstützen. Die Summen sind post-
lagernd unter der Chiffre L. U. M. P. einznsenden.
Eine streng vertrauliche Einladung zu unserer
ersten geheimen Wahlversammlung wird Ihnen
acht Tage nach den Stichwahlen zugehen. In
dieser Versammlung wird etwaigen Interessenten
auf Wunsch der Name unseres Kandidaten be-
kannt gemacht werden. Mit echtem deutschem
Mannesgnch £jer geheinie Wahlausschuß.