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Der Ueichstagsmebrbeit.
(Auch arme Ueichsboten beneid' ich nicht,
(Ls harret eurer gar sauere Pflicht;
Und was man von euch alt' M fordern weiß,
Mag austreiöen manchmal vor Angst euch den Schweiß.
Alehr Kavallerie will man von euch erhalten,
Damit die Manöver ßch schöner gestalten;
Und was auch der Sachverständige spricht,
Dem Vaterland dürft ihr's verweigern nicht.
Die Infanterie will auch ihr Teil
Und hat dabei ganz fürchterlich (Zit';
(Ls ist ja ein Faktum gan; unerhört,
Daß man so lange ste nicht mehr vermehrt.
Die Flotte sollt ihr auch wieder verstärken —
Was sagt nur das Volk )u solchen Werken?
(Ls können die patriotischen Vrahter
beruhigen nicht den Steuerzahler.
Das große Loch in unsrer Finanz
Das sollt ihr -ustopfen fest und ganz
Und schreibt ihr dazu neue Steuern aus,
So faßt das Volk ein Schrecken und Grans.
Aus solcher Klemme heraus ßch winden,
Das hieße den Stein der Weisen finden
Und mir will öedünken in meinem Sinn,
Als sei eure Weisheit von vornherein hin.
Vermehren sollt ihr die Artillerie,
Die soll so zahlreich sein wie noch nie;
Auf einmal find die Geschütze nichts wert,
Gleich werden nerre von euch begehrt.
bewilligt drauf los nur frisch und munter
Und gleitet die schiefe (Lb'ne hinunter
Mit Lurra und schwindelnder Schnelligkeit,
Macht Steuern und Schulden zu Zeichen der Zeit!
Franz Hofinann ^
Der Tod hält reiche Ernte unter der Sozialdemokratie
und holt sich allmählich einen der „Riten" nach dem
andern — auch wenn diese noch lange nicht das biblische
Rlter der siebenzig Jahre erreicht haben und von uns
nur in Beziehung auf ihren parteidienst zu den „Riten"
gerechnet werden. Zu diesen gehörte aber Kranz Hof-
mann, an den nun die Reihe gekommen ist und der,
gänzlich unerwartet, in dem schaffensfrohen Rlter von
einundfünfzig Fahren dahingerafft wurde.
Kranz Hofmann war von dem Eintritt in das Füng-
lingsalter an ein tätiges Mitglied der Arbeiterbewegung.
Rls er als Sechzehnjähriger in Leipzig, in dessen Vorort
Stötteritz er am 26. Kebruar J852 geboren war, seine
Lehrzeit als Zigarrenmacher beendet hatte, trat er so-
fort, \868, in den eben begründeten Deutschen Tabak-
arbeiterverband ein, an dem er regen Anteil nahm. Aber
es blieb nicht bei der gewerkschaftlichen Betätigung. Als
auf der deutschen Sozialdemokratie der Druck des Aus-
nahmegesetzes noch am stärksten lastete, im Fahre f880,
begann er, sich auch intensiver der politischen Bewegung
zu widmen, so daß ihn das Sozialistengesetz traf und
ihm 1(886 die Ausweisung aus dem Bannbezirk Leipzig
brachte. Er siedelte nach Lhemnitz über, wo er sich in
seinem Gewerbe selbständig machte. Bei einer Rachwahl
im Wahlkreis Reichenbach-Reuvode gelatig es ihm, den
Areis, der bereits zweimal, \877/78 durch Auer, 1(884/87
durch Aaiser, der Partei gewonnen war, wiederzuerobern
und als dauernden Besitzstand der Partei zu erhalten.
Kranz Hofmann, dessen gemütsfrohe, gesellige Ratur
bei allen, die ihn kannten, beliebt war, wird in den
Herzen der deutschen Arbeiter ein dankbares Andenken
gewahrt werden.
Milikfch. «s~
Auf den Rapport eines Gendarmen hin
wurde Assessor Simon in Militsch von
der besoldeten Richterstelle enthoben.
Ein hochgeachkrl Korps von Weisen
Wgr'n überall und allezeit
Jm preust'schen Tand die stolzen Träger
Der staatlichen Gerichksbarkeit.
Sie lhronlen auf dem Tribunale
Und sprachen Lecht ohn' Tirb' und Hast,
Frei war ihr Blick und frei ihr Urleil —
Cs konnte ihnen keiner was.
So walteten ste ihres Flintes,
Bis jäh dem Arm das Schwert entsank,
Bi« des Gesetzes starke Hüter
Ein Stärkerer zu Boden zwang.
Wer war'», so fragt ihr niich mit Bangen,
Der aus des Lichters heil'gem Arm
Des Lechtes Wage kühn entwunden? — —
Das war der preutz'sche Tandgendarm!
Und fragt ihr mich uni meine Meinung,
Was ich von diesem Faktum halt' —
Der Lichter fürchte den Gendarmen,
Ich aber fürcht' den Staatsanwalt. j.s.
Zeuge ÄXzessenz.
Szene: Ein Gerichtssaal.
Vorsitzender: Der Angeklagte hat sich auf
das Zeugnis Ew. Exzellenz berufen. Wollen
Ew. Exzellenz die Güte haben, sich zu äußern.
Exzellenz: Fällt mir nicht ein!
Verteidiger: Ich möchte den Herrn Zeugen
darauf aufinerksam machen, daß er gesetzlich ver-
pflichtet ist, die an ihn gerichteten Fragen zu be-
antworten.
Vorsitzender: Ich ersuche den Verteidiger
nachdrücklichst, sich zu mäßigen! Es ist klar, daß
Se. Exzellenz nüt den Worten „Fällt mir nicht
ein" lediglich hat sagen wollen, daß ihm im
Monient eben gerade nichts einfällt.
Verteidiger: Als Verteidiger halte ich mich
aber doch für verpflichtet — —
Exzellenz: Wenn Sie was halten wollen,
dann halten Sie das Maul.
Verteidiger: Ich kann nur dringend-
Exellenz: Ach was, die ganze Gesellschaft
hier kann mich —!
Vorsitzender: Ich spreche Ew. Exzellenz zu-
gleich im Namen des Herrn Staatsanwalts und
des Gerichtshofs unseren gehorsamsten Dank für
Ihr weitgehendes Entgegenkommen aus, bitte
aber gehorsamste sich nicht weiter bemühen zu
wollen. Die Sachlage ist vollkommen geklärt.
Der Angeklagte, dessen Wahrheitsbeweis voll-
ständig mißglückt ist, wird zu der höchste» zu-
lässigen Strafe verurteilt.
nF
Piefke: Von wo woll die Nationalliberalen
eejentlich abstammen meejen?
Lehmann: Na von die Schafe!
Piefke: Woso denn?
Lehmann: Die leiden ja ooch an die Dreh-
krankheit!
-r-
Piefke: Neilich traf ick 'nen Menschen, der
jejen die Soldatenmißhandlungen keene Jnwen-
dungen nich zu machen hat.
Lehmann: Ach nee!
Piefke: Ja, er schwärmt sojar dafor!
Lehmann: Na wat iS denn der Kerl?
Piefke: Heftpflasterfabrikant!
Der Ueichstagsmebrbeit.
(Auch arme Ueichsboten beneid' ich nicht,
(Ls harret eurer gar sauere Pflicht;
Und was man von euch alt' M fordern weiß,
Mag austreiöen manchmal vor Angst euch den Schweiß.
Alehr Kavallerie will man von euch erhalten,
Damit die Manöver ßch schöner gestalten;
Und was auch der Sachverständige spricht,
Dem Vaterland dürft ihr's verweigern nicht.
Die Infanterie will auch ihr Teil
Und hat dabei ganz fürchterlich (Zit';
(Ls ist ja ein Faktum gan; unerhört,
Daß man so lange ste nicht mehr vermehrt.
Die Flotte sollt ihr auch wieder verstärken —
Was sagt nur das Volk )u solchen Werken?
(Ls können die patriotischen Vrahter
beruhigen nicht den Steuerzahler.
Das große Loch in unsrer Finanz
Das sollt ihr -ustopfen fest und ganz
Und schreibt ihr dazu neue Steuern aus,
So faßt das Volk ein Schrecken und Grans.
Aus solcher Klemme heraus ßch winden,
Das hieße den Stein der Weisen finden
Und mir will öedünken in meinem Sinn,
Als sei eure Weisheit von vornherein hin.
Vermehren sollt ihr die Artillerie,
Die soll so zahlreich sein wie noch nie;
Auf einmal find die Geschütze nichts wert,
Gleich werden nerre von euch begehrt.
bewilligt drauf los nur frisch und munter
Und gleitet die schiefe (Lb'ne hinunter
Mit Lurra und schwindelnder Schnelligkeit,
Macht Steuern und Schulden zu Zeichen der Zeit!
Franz Hofinann ^
Der Tod hält reiche Ernte unter der Sozialdemokratie
und holt sich allmählich einen der „Riten" nach dem
andern — auch wenn diese noch lange nicht das biblische
Rlter der siebenzig Jahre erreicht haben und von uns
nur in Beziehung auf ihren parteidienst zu den „Riten"
gerechnet werden. Zu diesen gehörte aber Kranz Hof-
mann, an den nun die Reihe gekommen ist und der,
gänzlich unerwartet, in dem schaffensfrohen Rlter von
einundfünfzig Fahren dahingerafft wurde.
Kranz Hofmann war von dem Eintritt in das Füng-
lingsalter an ein tätiges Mitglied der Arbeiterbewegung.
Rls er als Sechzehnjähriger in Leipzig, in dessen Vorort
Stötteritz er am 26. Kebruar J852 geboren war, seine
Lehrzeit als Zigarrenmacher beendet hatte, trat er so-
fort, \868, in den eben begründeten Deutschen Tabak-
arbeiterverband ein, an dem er regen Anteil nahm. Aber
es blieb nicht bei der gewerkschaftlichen Betätigung. Als
auf der deutschen Sozialdemokratie der Druck des Aus-
nahmegesetzes noch am stärksten lastete, im Fahre f880,
begann er, sich auch intensiver der politischen Bewegung
zu widmen, so daß ihn das Sozialistengesetz traf und
ihm 1(886 die Ausweisung aus dem Bannbezirk Leipzig
brachte. Er siedelte nach Lhemnitz über, wo er sich in
seinem Gewerbe selbständig machte. Bei einer Rachwahl
im Wahlkreis Reichenbach-Reuvode gelatig es ihm, den
Areis, der bereits zweimal, \877/78 durch Auer, 1(884/87
durch Aaiser, der Partei gewonnen war, wiederzuerobern
und als dauernden Besitzstand der Partei zu erhalten.
Kranz Hofmann, dessen gemütsfrohe, gesellige Ratur
bei allen, die ihn kannten, beliebt war, wird in den
Herzen der deutschen Arbeiter ein dankbares Andenken
gewahrt werden.
Milikfch. «s~
Auf den Rapport eines Gendarmen hin
wurde Assessor Simon in Militsch von
der besoldeten Richterstelle enthoben.
Ein hochgeachkrl Korps von Weisen
Wgr'n überall und allezeit
Jm preust'schen Tand die stolzen Träger
Der staatlichen Gerichksbarkeit.
Sie lhronlen auf dem Tribunale
Und sprachen Lecht ohn' Tirb' und Hast,
Frei war ihr Blick und frei ihr Urleil —
Cs konnte ihnen keiner was.
So walteten ste ihres Flintes,
Bis jäh dem Arm das Schwert entsank,
Bi« des Gesetzes starke Hüter
Ein Stärkerer zu Boden zwang.
Wer war'», so fragt ihr niich mit Bangen,
Der aus des Lichters heil'gem Arm
Des Lechtes Wage kühn entwunden? — —
Das war der preutz'sche Tandgendarm!
Und fragt ihr mich uni meine Meinung,
Was ich von diesem Faktum halt' —
Der Lichter fürchte den Gendarmen,
Ich aber fürcht' den Staatsanwalt. j.s.
Zeuge ÄXzessenz.
Szene: Ein Gerichtssaal.
Vorsitzender: Der Angeklagte hat sich auf
das Zeugnis Ew. Exzellenz berufen. Wollen
Ew. Exzellenz die Güte haben, sich zu äußern.
Exzellenz: Fällt mir nicht ein!
Verteidiger: Ich möchte den Herrn Zeugen
darauf aufinerksam machen, daß er gesetzlich ver-
pflichtet ist, die an ihn gerichteten Fragen zu be-
antworten.
Vorsitzender: Ich ersuche den Verteidiger
nachdrücklichst, sich zu mäßigen! Es ist klar, daß
Se. Exzellenz nüt den Worten „Fällt mir nicht
ein" lediglich hat sagen wollen, daß ihm im
Monient eben gerade nichts einfällt.
Verteidiger: Als Verteidiger halte ich mich
aber doch für verpflichtet — —
Exzellenz: Wenn Sie was halten wollen,
dann halten Sie das Maul.
Verteidiger: Ich kann nur dringend-
Exellenz: Ach was, die ganze Gesellschaft
hier kann mich —!
Vorsitzender: Ich spreche Ew. Exzellenz zu-
gleich im Namen des Herrn Staatsanwalts und
des Gerichtshofs unseren gehorsamsten Dank für
Ihr weitgehendes Entgegenkommen aus, bitte
aber gehorsamste sich nicht weiter bemühen zu
wollen. Die Sachlage ist vollkommen geklärt.
Der Angeklagte, dessen Wahrheitsbeweis voll-
ständig mißglückt ist, wird zu der höchste» zu-
lässigen Strafe verurteilt.
nF
Piefke: Von wo woll die Nationalliberalen
eejentlich abstammen meejen?
Lehmann: Na von die Schafe!
Piefke: Woso denn?
Lehmann: Die leiden ja ooch an die Dreh-
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-r-
Piefke: Neilich traf ick 'nen Menschen, der
jejen die Soldatenmißhandlungen keene Jnwen-
dungen nich zu machen hat.
Lehmann: Ach nee!
Piefke: Ja, er schwärmt sojar dafor!
Lehmann: Na wat iS denn der Kerl?
Piefke: Heftpflasterfabrikant!