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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0282
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4210

Vom Vrimen Krenberg.

Verruchte Demokratenblätter mit bewußt hetze-
rischer Tendenz haben sich in letzter Zeit vielfach
Zweifel an den Berichten von der geistigen Er-
krankung Seiner Durchlaucht des Prinzen Uren-
berg erlaubt und haben Widerspruch dagegen er-
hoben, daß er nunmehr statt im Gefängnis in der
Irrenanstalt seinen Wohnsitz nehmen soll. Ein
Blick auf den Verlauf der Angelegenheit Seiner
Durchlaucht zeigt jedoch, daß die Diagnose auf
Geisteskrankheit die einzig richtige ist. Wurde doch

nur wegen eines Aktes von Tropenkoller gegen
den Prinzen eingeschritten und seine Außerdienst-
setzung beschlossen. Trotz seiner Inhaftierung er-
gab sich bei ihm dann noch die Gelegenheit zum

Ausbruch des Delirium tremens, ohne daß
abzusehen war, wann, wo und wie die Krank-
heit zu kurieren gewesen wäre. Im Anschluß daran

zeigten sich Fälle von Erotischer Manie, die er-
kennen ließen, daß schwerlich etwas zu ihrer Be-
kämpfung würde getan werden können. Dazu

kam das Eingehen wahnsinniger Schulden,
deren Tilgung man unmöglich der Gefängnis-

verwaltung überlassen konnte, wenn dieselbe auch
geneigt gewesen wäre, die von Seiner Durch-
laucht im Dütenkleben, Erbsenlesen re. geleistete
Arbeit dem Range des Inhaftierten entsprechend
gebührend hoch in Rechnung zu stellen. Als dann

schließlich noch Tobsnchtsanfälle in die Er-
scheinung traten, war der Augenblick gekommen,
wo der von vornherein unwürdige Aufenthalt
im Gefängnis, welches nur um der plebejisch
infizierten öffentlichen Meinung entgegenzukom-
men gewählt worden war, mit dem angemesse-
neren in der Maison de sante vertauscht werden
konnte.

So der wirkliche Sachverhalt. Es ist zu hoffen,
daß unsere auf authentischen Informationen be-
ruhende Darstellung zur Beruhigung der in
tendenziöser Weise irregeführten Gemüter über
diesen „Fall" beitragen wird.

Heil Vbodes Dir!

Als der große Cecil einst fünf Freiplätze an
der Universität Oxford gestiftet und den deutschen
Kaiser gebeten hatte, diese an würdige, begabte
deutsche Studenten zu verteilen, bemühten sich
einige wahnsinnige Phantasten und gcfühlsduse-
lige Auchpolitiker, dem deutschen Volke diese Ehren-
gabe zu verleiden. Sie stellten die lächerliche
Behauptung auf, man müsse das Geschenk dieses
südafrikanischen „Erzhallunken" voll Entrüstung
und Abscheu zurückweisen. Was scherte es aber
in Wahrheit den deutschen Staatsbürger, daß
Rhodes in den Minen von Kimberley Diamanten

aus der Haut seiner schwarzen Arbeiter heraus-
schnitt und dunkelrotes Buschnegerblut in gelb-
ortes Gold nmwandelte? Was scherte es ihn,
daß Rhodes seine Nation dazu anfreizte, ein
kleines, seine Freiheit liebendes Volk um seine
Selbständigkeit zu bringen?

Alles dies ging die Deutschen nichts an. Und
darum ging es wie ein freudiges Aufatmen durch
das deutsche Bürgertum, als cs Gewißheit wurde,
daß die Rhodes-Stipendien doch und trotz alledem
zur Verteilung gelangt seien. Befriedigt las
der treue Untertan beim Morgenkaffee in der
Zeitung, daß unter den zum erstennial mit
dem Stipendium Bedachten sich Graf Helie von
Tallcyrand-Perigort, der Sohn des bekannten
Förderers des Automobilsports, sowie verschiedene
andere junge Herren von Adel befanden.

Gott sei Dank! Das schöne Geld wäre also
gerettet! Es wäre ja auch ein Leichtsinn sonder-
gleichen gewesen, bei den jetzigen schlechten Zeiten
diese Summen dem deutschen Volke zu entziehen.
Aber nicht nur das! Mit Stolz kann man jetzt
auch auf die jungen deutschen Adelinge sehen, die
kraft der kaiserlichen Entscheidung dazu berufen
sind, deutsches Studententum jenseits des Kanals
zu repräsentieren. Nun, da dieses seine würdigsten
Vertreter, Angehörige hochfcudaler Corps ent-
sendet, ist doch wenigstens die Möglichkeit aus-
geschlossen, daß ein schlotteriger Volksschullehrers-
sohn mit Hungerfalten im Gesicht und ver-
nachlässigtem Äußern oder irgend ein anderer
mittelloser Sprößling der Bürgerkanaille, der
auf Grund angeblicher Begabung durchaus stu-
dieren „muß", den englischen Ladies eine falsche
Meinung vom deutschen Studententum bei-
bringt.

Heil dir, glückliches England! Nicht lange mehr
werden deine akademischen Söhne mit Sport-
mützen und glatten Gesichtern herumlaufen; bald
werden auch sie sich dem siegreichen germanischen
Geiste nicht mehr länger entziehen und Schmisse
und Scheitelfrisnren werden an deinen Hochschulen
heimisch werden.

Dank der hochherzigen Stiftung Cecil Rhodes'
bricht für das glückselige Jnselland eine neue
Ära an — möge es sich ihrer würdig zeigen!

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