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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0294
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4 222

„Kaum bin ich verheiratet, krieg' ich auch schon ein Kind."
„Wer einmal A gesagt hat, muß auch B sagenl"

„Na, hoffentlich geht's nicht das ganze Alphabet durch."

„Warum ist eigentlich die Verlobung zwischen Herrn Weis; und Fräulein Schwarz
zurückgegangen?"

„Sehr einfach! Die jungen Leute konnten sich bei Abfassung des Ehekontrakts über die
Bedingungen für den Fall einer Scheidung nicht einigen uni, da haben sie die Cache lieber
gar nicht angefangen."

KeiüMnanrkätzmjLmmer.

Lin Tveihnachtslied.

verrauscht sind die Lieder der Siege,
verklungen der Heldengesang,

Wie er einst um Germanias Wiege,

Die fahnenumsiatterte, klang.

Der wildeste Taumel des Glückes
Wie ist er zu Asche verglüht,

Seit der Blutsaat des völkergeschickes
Statt der Freiheit nur Steuern entblüht!

Ja Steuern heißt Deutschlands Parole
Und Geld ist die Losung der Zeit,

Die Neichskasse gähnet, die hohle,

Zn ewiger Hungrigkeit.

Die goldenen Ströme verrinnen
Zn Wirbeln tief wie die Nacht;

Kein Tröpstein, das einmal von hinnen,
Hat der Strudel zurückegebracht.

Wo ein Weiser dem Sternenzuge
Nachforschet mit messendem Stift,

Wo der Landmann am einsamen Pfluge
Umwendet die schollige Trift,

Und wo es bei sprühendem Feuer
Hell klinget wie glühender Stahl,

Da dröhnet das Donnerwort: „Steuer!"
Der Schreckensruf: „Deutscher, bezahl'!"

„Bezahle!" so klingen die Höhen,

So gurgeln's die Tiefen hervor.

Die Winde, die überall wehen,

Sie singen's in mächtigem Ghor.

Bezahle, du Deutscher, hienieden
Und Hab' aus die Steuern wohl acht!

Du erlangest nicht Glück und nicht Frieden,
Als bis du zum Bettler gemacht! v

Zkech.

Im Jahre 1957 geriet die deutsche Reichs-
hauptstadt in große Verlegenheit. Es wurde ent-
deckt, daß ein Reiteroberst, den nur eine vorüber-
gehende, aber leider im entscheidenden Moment
aufgetretene Unpäßlichkeit verhindert hatte, wäh-
rend des Siebenjährigen Krieges die unerhör-
testen Heldentaten zu verrichten, noch kein Denk-
mal besaß.

Sofort wurde der Beschluß gefaßt, dem vom
Geschick so schnöde betroffenen Helden in Berlin
auf einem „geeigneten, der Würde des zu Ehren-
den entsprechendem Platz" ein stattliches Denk-
mal zu errichten.

Leider fand sich in Berlin kein geeigneter Platz,
denn die ganze Hauptstadt, ihre Straßen und
Alleen, die Höfe aller größeren öffentlichen und
privaten Gebäude, der zur Marmorniederlage
avancierte Tiergarten, jedes Eckchen, jedes Fleck-
chen starrte nur so von Denkmälern.

Was tun? Den verdienten Reitersmann nach
der weiteren Umgebung verschicken? Ihn ivie
einen politischen Verbrecher hinaus hetzen aus der
Mitte derer, zu denen er gehörte? Ein kluger
Stadtvater wußte Rat: „Versetzen wir doch das
Standbild irgend eines sogenannten Gcistesherocn
und pflanzen wir statt seiner den ruhmreichen
Krieger auf!"

Aber, o Graus! In der ganzen Stadt war
kein Standbild eines Geisteshcroen mehr auszu-
treiben. Sie alle waren nach und nach den wür-
digeren Heroen des Schwertes gewichen und führten
ein beschauliches Dasein in weltfremden Vororten
oder bei verstaubten Antiquitätenhändlern.

So mußte die Ausführung des schönen Pro-
jektes unterbleiben. Aber seit jener Zeit durfte
kein Kavallerist mehr die ungastliche Reichshaupt-
stadt betreten. x.

Oonst und jetzt.

Als noch dem Ldelmann der Bauer frönig.
Da gab's in Frankreich einen guten König,
Dem spukte rastlos die Idee im Kopfe,

Ls solle Sonntags stets sein Hahn im Topfe
Der letzte seiner Untertanen haben. —

Wan stach ihn tot und er ist längst begraben.

V wünschten-doch die Könige von heute.

Daß zu Weihnachten auch die ärmsten Leute
vergnügt ein Gänschen in der Pfanne haben.
Um sich am Wittag fröhlich dran zu laben.
Doch heute fragt kein König, was die Armen

kochen —

Und darum wird er auch nicht totgestochen.

Prozeß Vifse im Älyjimn.

Goethe: Sei froh, Wieland, daß du gestorben
bist, — wenn du heute deine „Abderiten" schreiben
würdest, säßest du morgen auf der Anklagebank.

Wieland: Feg' vor der eigenen Thür, ver-
ehrte Exzellenz, — denk' an „Werthers Leiden"!
Wenn der Bräutigam deiner Lotte Strafantrag
gegen dich gestellt hätte. . . .

Goethe: Aber bester Wieland, ich habe ja
alle Namen geändert.

Wieland: Gerade das ist ja das Gefähr-
liche, — sechs Monate Gefängnis wären dir
sicher!

Äuf denr Wobltätigkeitsbass.

„Bedenken Sie nur, gnädige Frau, welch' er-
hebendes Gefühl: jedes Glas Sherry, das Sic
mir einschenken, bedeutet einen Löffel warmer
Suppe für die Armen."
 
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