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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 21.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0048
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Der Harr öer Harren.

•Ein Kastnachtslieb von Secunbus.

Die Narrheit hoch! Die Narrenwelt
Doch stets am besten mir gefällt.

Wie lieb' ich meine Narren!

Und schau'ich zu, wie lacht mein Mund!
Ich lach' mich krank, lach' mich gesund.
Hab' selbst wohl einen Sparren.

Ihr Narren mein, Revue passiert!

Daß keiner sich jetzt sperrt und ziert. ..

Ihr stellt cnch zur Parade.

Und seid ihr stink und seid ihr statt,
Erweis' ich euch — kreuzsapperlott!
Durch meinen Beifall Gnade.

Sieh da! Der runde Uürbiskopf
Spielt Diplomat, der arme Tropf,
Mit Witzchen und mit Mätzchen.
So viel der Uürbis Rerne weist,

So viele Schnitzel finden dreist
In diesem Uopfe Plätzchen.

Der Eisenfresser — schneddrengdt
Schnurrbärtig, grimmig, hart und
Erscheint mit großem Lärme.
Er fürchtet niemand als nur G>
lind außerdem schlägt ihm der l
Sofort auf das Gedärme.

Hei! Hopsa! Diese bunte Schar!
Prinzeßchen, blond und braun von Haar,
Die kurzen Röckchen fliegen.

Und hoch das Bein! In bunter Reih'
Mit Rutscher, Stallknecht und Lakai
prinzeßchen flott sich wiegen.

Tapp, tappl Hochwürden Pfarrer auch
Mit Jungfer Röchin — Landesbrauch
Auf der geschornen Seite.

Eeilvge zum .wahren Jacob", Nr. 458., HS04.

Doch Parität! Gescheitelt ist
Der Pastor, frommer Lutherchrist,

Die „Schwester" im Geleite.

Mit Rückenfalten sehr korrekt,

Geputzt, gebügelt und geleckt,

Bon Leutnants jetzt ein Trüppchen.
Die „kleine Garnison" mobil,

Mobil für Weiber, Suff und Spiel --
herzliche Zuckerpüppchen.

Die Gruppe dort — wie echt und fein!
Das kann ein Fabrikant nur fein,

Der Dicke in der Mitten.

Gendarm und Polizist zum Trutz,

Ein Richter noch zu besserm Schutz —
So kommen sie geschritten.

Seht meine schöne Narrenwelt!

Doch wer am besten mir gefällt,

Dem will die Rapp' ich reichen.

Ich weiß noch nicht, wem sie gebührt
Und wer fortan mit Ehren führt
Der größten Narrheit Zeichen.

Da kommt ganz aus dem Hintergrund
Der Michel noch in letzter Stund',
Gerupft, zcrbläut, geschunden.

Der Michel, Magen leer und Sack;
Geplündert hat ihn ja das pack
Und ihm das Maul verbunden.

Da, Michel! Dein nur soll sic sein,

Die Narrenkappe! Dir allein
Soll diese Zierde werden!

Als sie getanzt, geschmaust, gezecht,

Da hast du immer nur geblecht

Als größter Narr auf Erden!

Ktammtischreöe

des Netzgermeisters a.D. Wurstler in München.

Meine Herrn! Was de Leut sie heutzutag rans-
nehma, Hab i neuli selber erfahrn. Laßt da mei
Köchin an Bratn anbrcnna und i hoaß sie dafür
a dreckats, dumms Saumcnsch. Und wissen S',
was die freche Person gsagt hat? „Dös verkitt i mir,
Herr Wurstler", hat s' gsagt, „i bin an anständigs
Mädel, deni niemand was nachsagn kann." Jetzt«
bin i aba aufgfahrn. Js dir vielleicht was net
recht? Damit di drangwöhnst, sag i dirs noch-
mal, daß d' a dreckats dumms Saumcnsch bist
und wennst a Watschn a no willst, nachha kannst
glei oane kriagn, du Saumensch, du dreckats!
Was tuat dös freche Weibsbild? Wia mein Alte
nachm Essen in Kiich nansgeht, mault s': „Frau
Wurstler, an, ersten geh i, suchen S' Ihn« an
andere Köchin, so laß i mi net behandeln."

I bitt Jhna, meine Herrn, da steht oam do
der Verstand still. Wenn ma zu so am Luder
nur a bißl was sagt, is beleidigt. Meiner Alten
is natürlich die Gschicht grad recht gwesn, um
mir Grobheiten z'macha. „Jawohl", hat s' gsagt,
„Dienstboten vertreibn kannst mit dein, dnmma
Gred, aber an wen geht denn 's Trumm naus?
An mir. I »maß wieder vom Pontius zum
Pilatus lanfa, bis i was Passend's kriag. I
kann ja bloß an alte oder wünschte brauch«, weil
du und da Maxl dö größtn Lnmpn seids." So
hat s' no a halbe Stund fortbelfert, bis ihr nix
mehr eingfalln is.

Ja, meine Herrn, a Kreuz is. Ma is dumm,
wenn ma no spart, viel gscheiter is, ma hot nix.
Was Hain 's die Arbeiter schön und do san s'
net zfrieden. Alleweil wollen f mehr« Ham uird
wenn ma no so freundli mit eahna is, so schimpfen
s' doch über schlechte Behandlung.

Was i mi schon gift Hab über die Bande, is
net zum beschreiben. Und gar koan Respekt Ham
s' vorm Geld mehr. Dö reichsten Leut tuan s'
auslacha, an Staatsainvalt und Polizei tuan s'
frozzeln und an Köni wollen s' a net Ham. Und
wenn ma gmoant Hot, jetzt san s' aba gwiß hin,
nachha kriagn s' bei die nächstn Wahlen do wieder
die meisten Stimmen.

I müßt schon, was helfat: in jeds Wahllokal
a paar handfeste Bräubnrschcn, dö jedn, der an
Sozi wählt, ordcntli durchhana und nachha außi-
feuern. Dös war's oanzig Richtige. — Zenzl,
no a Maß!

Man vergleicht das Leben gern mit einer Schule.
Da sollte man einmal daran denken, das Schul-
geld etwas zu ermäßigen.
 
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