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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 21.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0095
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4318


Die Jesuiten.

Ls geht ttrt Deutschen Reich unrher
Lin Schreckgespenst, gefürchtet sehr,
Trägt Üutte schwarz und breiten Hut
Und Jesuit es heißen tut.

Im Deutschen Reich sind wohl bewahrt
An zwanzigtausend solcher Art;

Die sitzen sest in diesem Land,
weil sie die Polizei nicht sand.

Lin Dutzend nur trieb man hinaus,

Die kommen wieder jetzt nach Haus,
was liberal in unserem Reich,

Das kriegt die Urämxse allsogleich.

Die schöne Zeit, in der es saß
Gemütlich bei dem psaffenfraß,

Die ist sür immer nun verrauscht,

Seit man sür Autten Panzer tauscht.

Das wird ein holder Zeitvertreib,

Die Schwarzen rücken ihm zu Leib
And ziehn das Fell ihm über's Ohr
Heut' schlimmer noch als je zuvor.

Der Mann der Arbeit aber spricht:
Froschmäusekrieg! Mich kümmert's nicht.
Ob psaffenschwarz, ob liberal —
wer Prügel kriegt, mir ist's egal.

Das liberale Heldentum
Zeigt wieder sich unsäglich dumm
Und hat, von seiner Angst vexiert,
Bis aus die Anochen sich blamiert.

Haut unverdrossen euch herum,
Bis es dem Volke wird zu dumm,
Und wenn ihr beide fertig seid,
Dann ist gekommen meine Zeit!

Das lieü

von den ftarUen Männern.

Starke Wärmer sind zur Zeit
Keine große Seltenheit,

Und man sieht die guten Knaben
Rudelweif zum Reichstag traben.
Dort schlachten sie nach Roten
Den bösen Zeind, den roten,

Und pusten ihm, o Graus,

Die Lebenslampe aus.

Kroch er ist der Dberselcher,

Denn er ist derjen'ge, welcher
Mit der Zlinte, bum bum bum!
Bringt en gros die Sozis um.

Zu obgenanntem Zwecke
Wird dieser starke Recke
Roch sekundieret durch
Den grimmen (Oldenburg.

Dieser Kämpe, o Entsetzen,

Tut das große Messer wehen,

Um dem roten Galgenstrick
Abzuschneiden das Genick.

Auch Kanitz prüft mit Verve
Des großen Messers Schärfe.

W Leute, kommt und seht,

Wie er den Schleifstein dreht!

Doch der schrecklichste, o Grausen,
Zst der edle Riepenhausen.

Dieser schlagt den Feind, o Rot,
Mittels seiner Reden tot.

Spricht er mit schöner Warme,
Kriegt Grimmen im Gedärme
Das ganze hohe Haus,

Und alle kratzen aus.

Schauer schüttelt mein Gelenke,
Wenn ich dieser vier gedenke,

Und mir wird unsägelich
TrauervoU und klägellch.

Bald liegt erstarrt und bleiche
Leblos als tote Leiche
Das rote Publikum
Zm deutschen Land herum.

Aber obgenannte Heiden

Wird der Mit- und Rachwelt meiden

Linst ein Monument von Stein;

Darauf wird zu lesen fein:

D Wandrer, kniee nieder!

Hier ruhn vier starke Brüder.

Sie brachten Sozis um

Zetzt sind sie selber stumm. Uno.

Koloniales.

Der antisemitische Abgeordnete Graf Revcistlcw
hat sich Bebels Vorwürfe derart zu Herzen ge-
nommen, daß er nach angestrengtem Nachdenken
ein Gesetz ansarbeitete, welches wohl geeignet ist,
uns die Sympathien der afrikanischen Ureinwohner
dauernd zu sichern. Das gesetzgeberische Werk
betitelt sich „Koloniales Jagdrecht" und bestimmt
in humanster Weise eine Schonzeit für Neger,
trächtige schwarze Frauen (Kitz-Negerinnen) und
Negerfrischlinge.'

Der Entwurf, der demnächst dein deutschen
Reichstag zugehcn soll, wird hoffentlich die Nörgler
verstnuuneu machen, die da behaupten, daß die
Eingeborenen „ärger als die wilden Tiere" be-
handelt würden, da bekanntlich für Raubtiere
und dergleichen eine Schonzeit gar nicht existiert.

Veteranen -Vorlage.

Um ^>en ewigen Nörgeleien von sozialdemokra-
tischer Seite nnd allen Anschuldigungen die Spitze
abzubrechcn, wollen die Konservativen in Ver-
bindung mit dem Zentrum endlich eine Veteranen-
vorlage, die auch schon die Billigung der Regie-
rung gesunden haben soll, im Reichstage ein-
bringen. Darnach sollen alle ehemaligen Krieger,
die am siebenjährigen Kriege teilgenoimnen haben,
ohne Ausnahme einen jährlichen Ehrensold von
10000 Mark erhalten; die Teilnehmer am Eham-
pagnefeldzuge in den neunziger Jahren des acht-

zehnten Jahrhunderts erhalten einen solchen von
8000 Mark. Die Freiheitskämpfer von 1813 nnd
1815 werden mit einer jährlichen Sumine von
6000 Mark bedacht.

Damit glaubt inan zunächst die dringendsten
Wünsche erfüllt zu haben. Für die Veteranen
von 1864, 1866 und 1870/71 gedenkt man „tun-
lichst" bald in den nächsten Jahren eine Vorlage
einznbringen. ,

Piefke: Wenn se nu de sechshundert ncien
Unteroffziere wirklich bcivillijcn, so is jeder von
sie, hab'n se jesagt, um een Fünfzigstel von seine
Arbeet entlastet. Denn jibt et also in'n Monat
bloß neunnndvierzig statt fmnfzig Backpfeifen.

Lehmann: Quatsch doch nich so dämlich!
Meenste denn, de sechshundert neien Feldwebels
hätten jar keene Handschnhunmmer?

Haininerstein int Jenseits.

Als jüngst erschien am Himmelstor
Der Junker Hammerstein,

Wies Petrus draus gar streng hervor:

Hier darfst du nicht herein!

Du triebst's dort unten gar zu toll
Zu deiner Lebenszeit;

Wie oft soffst du im Sekt dich voll
Aus Übermäßigkeit!

Auf deinem Schoß die Flora faß
And hat dazu gelacht;
verschweigen will ich schamhaft, was
Du sonst mit ihr gemacht.

Im Rater griffst zur Feder du
Und schriebst voll Heiterkeit:

V sünd'ge Menschheit, Buße tu'!

Ls ist die höchste Zeit!

Als staatserhaltend' Llement,

Da warst du wirklich groß.

Bis dich das Zuchthaus nahm am Lud'
Roch auf in seinen Schoß.

Zur Hölle geh'! Im tiefsten Schlund,

Da ist man sehr vergnügt,

Wenn man den lieben Stöcker und
Auch dich zu braten kriegt! y. g.
 
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