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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 21.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0180
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- . 4404

Krieg.

wie zwei Völker sich zerfetzen —
Lächelnd schaut die Welt ihm zn;
Spürt kein schwächliches Entsetzen,

Das sie störte in der Unh'!

Zählt gemächlich alle Leichen
And verteilt die Lorbeerzeichen
hier zur See und dort zu Land
Aus des grimmen Zufalls Hand.

Schiffe splittern in die Lüfte,

Tausende von Leben mit, -
Ls verzichtet auf die Grüfte,
wer den Tod im Meere litt.

Blei und Lisen, Schwert und Lanzen
Streiten wütend um den Sieg;

Und je gräßlicher sie tanzen,

Um so besser — das ist Krieg!

Väterchen, der Friedensengel,

Fällt in Ohnmacht, sieht er Blut,

Doch er hält der Pumpe Schwengel,

Die heraufzieht Flut auf Flut;

Und der schüchterne Mikado
Blickt als armer Desperado
Auf den tzekatombenknäul,

Der sich häuft zu stetem Greul.

Der Mikado zwar ist Heide,

Doch der Zar ein frommer Christ,

Geht, und fragt sie alle beide,
was der beste Glaube ist...

„hauen, schießen, brennen, stechen,
wer die Macht hat, der hat recht!
Können nicht Kanonen sprechen,

Dann geht's jedem Glauben schlecht!"

wie zwei Völker sich zerfetzen —

Lächelnd schauen wir ihm zn,

Und wir kennen kein Entsetzen,

Das uns störte in der Kuh' . . .

Doch ansonsten sind wir Christen,
Nehmen auch den Mund recht voll,
wenn wir sittlich uns entrüsten,

Daß es „besser" werden soll. h. s.

I. L. watson.

Vorstehend bieten wir unseren Lesern das Porträt eines
Mannes, dessen bisher unbekannter Name plötzlich in
der Öffentlichkeit auftauchte, dessen Berufung in das Amt
eines leitenden australischen Ministers jedoch von gerade-
zu epochemachender Bedeutung ist.

Ls war schon von jeher bekannt, daß die australische
Arbeiterbewegung es nicht nur verstandeu hatte, gute
Arbeiterschutzbestimmungen zur gesetzlichen Durchführung
zu bringen, sondern daß sie auch regen Anteil an der
politischen Verwaltung, insbesondere der Lokalbehärden,
nahm, und daß sie im australischen Parlament in ansehn-
licher Lfärke vertreten war. wenn die Arbeiterpartei
nunmehr auch dazu gelangte, das Ministerium und da-
mit die tatsächliche Leitung des Landes zu übernehmen,
so bedeutet das zwar noch nicht, daß die Mehrheit der ge-
samten Bevölkerung bereits hinter ihr steht, es liefert
aber den Beweis für das Maß von vertrauen, das in
sie gesetzt, und für die hochgesteckten Erwartungen, mit
denen,ihren Leistungen entgegeugesehen wird, wie diese
erste Übernahme der politischen Verantwortlichkeit für
die beschicke des Landes durch die Arbeiterpartei auch
vorläufig enden mag — sie wird sicher dazu beitragen,
das vertrauen in die Fähigkeit der Arbeiterklasse, die
Leitung der gesellschaftlichen Funktionen dereinst selbst
zu übernehmen, wesentlich zu stärken.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch besonders zu
begrüßen, daß die Führung der Partei bei dieser poli-
tischen Aktion nicht in den häudeu eines Mannes liegt,
der beruflich vielleicht Jurist oder Verwaltungsbeamter
ist und nur seiner politischen Anschauung nach zur Ar-
beiterpartei gehört, sondern daß die Führung gerade ein
Mann hat, der noch vor gar nicht langer Zeit selbst
Arbeiter war und in dem Klaffenempfinden der Arbeiter
wurzelnd als ein organisches Glied ihrer Bewegung m
die Höhe gewachsen ist.

I. L. watson zählt heute erst 36 Jahre und ist in
Valparaiso als Lohn schottischer Litern geboren, die
später nach Neu-Leeland zogen, wo sie noch heute eine
Farm bewirtschaften. Lr erhielt eine nur mangelhafte
Volksschulbildung, erlernte die Lchriftsetzerei und ging
mit etwa Iahren nach Lidney, wo er sich nach einigen
Iahren der Arbeiterbewegung anschloß. Nunmehr er-
wachten in diesem Manne, der bis dahin unwissend und
bedeutungslos gewesen, die Triebe nach geistiger Fort-
bildung und damit entwickelten sich seine bisher unge-
ahnten politischen Fähigkeiten, welche ihn nach verhält-
nismäßig kurzer Zeit auf eine so hohe Stufe des Erfolges
führen sollten. Die Arbeitskollegen ordneten sich bald
seiner höheren Intelligenz, seinem reicheren Wissen unter
und erwählten ihn zum Präsidenten des Gewerkschafts-
rats. In dieser Ltellung wurde ihm die Kandidatur zum
Parlament angetragen, die er annahm und damit
seinen Berus als Arbeiter endgültig aufgab. Im Ltaats-
parlament erwies er sich bald als ein mutiger Debatter
und wurde einer der besten Redner des Hauses.

Nachdem watson nunmehr in der politischen Laufbahn
die höchste Ltaffel erreicht hat, sei die Hoffnung aus-
gesprochen, daß er auch auf diesem Posten allen Wünschen
gerecht wird, die in der internationalen Arbeiterbewegung
an den jüngsten Lrsolg unserer australischen Bruder-
partei geknüpft werden.

Geller Sport.

Willst, Lok», du treiben wahrhaft edlen Sport?
So treibe eifrig mir das Kirchenbauen,
ßienieden bringt's dir 6hr', und Segen dort
Und rettet dich aus Satans tiick'schen Klauen.

£s macht charakterfest, gesinnungstreu;

Cs stählt die Körper, kräftigt schwache Seelen;

€s lehrt dich spotten jeder zagen Scheu

Und zeigt: woher was nehmen und nichtsfehlen.

Gs lehrt dich nutzbar machen ]ud’ und ehrist:
Der gute Zweck macht sie zu beil'gen Mitteln.

€s zeigt, wie Ehrgeiz zu befried'gen ist

Und wie man ehrlich kommt zu Rang und titeln.

6s führt dich leicht und friedlich höhenwärts,
entstammst du auch den staubgebornen Massen;
Cs lehrt dich öffnen selbst das bärt'ste fierz
Und auch die bestverschlossenste der Kassen.
Doch ernst ist dieser Sport, kein Kinderspiel;
Willst nicht erliegen du der Rolle Mächten
Und schnell erreichen dieses schone Ziel:

So lern’ vor allem mir gehörig „fechten", s. s.

Saanibisch.

Staatsanwalt: Was Hat Ihnen der In-
spektor vor der Wahl eigentlich gesagt?

Bergmann: Wenn ich nicht für den Natio-
nalliberalen stimme, dann sei es mit meiner Be-
förderung aus.

Staatsanwalt: Weiter nichts? Und das
nennen Sie eine Beeinflussung?!

Piefke: Mirbach Hai ieber bet Konto K ja
'ne mächtig lange Zeijenanssage jemacht.

Lehmann: Biste schlauer davon jeworden?

Piefke: Nee! Der laugen Rede kurzer Sinn
war . ..

Lehmann: Mein Name is Haase, ick weeß
von nischt!

P i e f k e: Un der Staatsanwalt weeß ooch nischt -

Lehmann: Na, der will ooch jarnischt wissen!

Lehmann: Die Fahrpläne von de Berliner
Unterjrnndbahn sollen wejen Unsittlichkeit kon-
fisziert werden.

Piefke: Nanu, wie jetzt denn bet zn?

Lehmann: Weil uff se steht: Mit der Unter-
jrnndbah» bis zum Knie!

Piefke: Na, et is aber ooch wahr, de Schlorn-
dorfer machen immer so'ne Zicke»!
 
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