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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 22.1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.6368#0014
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. 4582 .—>

„Helfen Sie mir ums Himmelswillen, ich ertrinle

„Haben Sie nicht gelesen, daß das Baden hier verboten ist? Geben Sie mir
mal erst Ihre Personalien an!"

Russische Patrioten.

„Nicht wahr, Herr Graf, Ihr Sohn ist doch im Ausland tätig, um
Liebesgaben für unsere Armee zu sammeln? Hat er schon Erfolg gehabt?"

„O ja, meine Gnädige, er hat sich bereits ein hübsches Landhaus am
Rhein gekauft."

~s> 51. Posilippo. <s~

Um das Raupt des Posilipp*

Blüht ein Jeuerblumenkranz,

Seine Schöne spiegelt sich
In des Golfes Silberglanz.

Ihm zu Süssen Napoli,
niaienhimmel überblaut,

Cichtgebadet, lustdurcbgellt,

Bockend: die Banditenbraut!

Um die Stirn des Posilipp
Sliegt es wie ein Nebelhauch:

JIus der Solfatora Schoss
Ringelt sich der gelbe Rauch.

Düsterrote Orchideen
— Reine Blume lockt dich so —

Meissen durch den Schwefeldampf:

Siori di diavolo!**

Um den Suss des Posilipp

Stöhnt ein Seufzen, dumpf und schwer,

€wig gleichen Schlages senkt

Sich das Ruder in das Meer.

Um des Ruderers Sussgelenk

Rlirrt das eiserne ßeschmeid-

Aus der tiefe ruhelos

Schluchzt uraltes Menschenleid, eiaramaiier.

* $t. Philipps isl eine «illenbesäte Jfnböbe bei Neapel. Zur
Seite die „Solfatora“, ein halberloschener Scbwefelkrater. Zu
Hissen die kleine Insel Nisida mit dem Gefängnis für Galeeren-
sträflinge.

** äiori dl diavolo — Ceufeisblumen.

Wandlung.

Als das früher türkische Bosnien von Öster-
reich-Ungarn in Besitz genommen war, inachte
ein österreichischer Minister seine erste offizielle
Reise durch das Land und erblickte dabei am
Rande des Waldes von Bjelina ein altes
Mütterchen beim Holzklauben. Sofort befahl
er dem Wagen und damit dem ganzen Ge-
folge Halt. Denn es ist immer gut, sich ein
wenig populär zu machen.

„Wie ist's denn, Mutter — geht's Euch gut?"

„Ei ja," erwiderte die Alte und sammelte
ihr Reisig weiter.

„Gelt! Jetzt geht's Euch besser als unter
der türkischen Regierung!"

„Eh — warum auch .... war ja früher
ebenso."

„Aber früher hättet Ihr Euch doch nicht
allein in den Wald getraut, Alte, — da gab's
ja allerlei Gesindel im Walde —"

„Hm, Herr, das ist wieder wahr! Gesindel
gibt's im Walde jetzt nicht mehr. Ist jetzt
alles bei der Finanz und Polizei im Dienste."

H. R.

Trost.

Als der Sohn des Barons Moritz Schloß-
berger stehend das Sakrament der heiligen
Taufe empfangen hatte, ging der unglückliche
Vater händeringend im Zimmer umher und
jammerte: „Großer Gott! An ainzigen Sohn
Hab' iach gehabt - ün der hat sich gelaßt
schmadden!"

Da erdröhnte ein Donnerrollen, und eine ge-
waltige Stimme von oben rief: „Machen Se
sich nix draus, Schloßbergerleben, das is mir
auch passiert!"

Veim Rapport.

Bei einem militärischen Rapport entwickelte
sich unlängst folgende Szene: „Kanonier
Nowak," sagte der Herr Hauptmann, „Sie
sind dabei betreten worden, daß Sie während
des Wachtdienstes gesessen haben. Vor dem
Feinde sterben Sie dafür den Tod durch Pulver
und Blei. Das ist der Krieg! Da wir im
Manöver sind, bestrafe ich Sie dafür mit einem
strengen Verweis beim Rapport. Das ist der
Frieden!"

Neues von Serenissimus.

Serenissimus besichtigte ein leck gewordenes
Schiff. Als er in den Wasserraum blickte,
fragte er: „Äh — sagen Sie einmal -- warum
läßt man das Wasser nicht einfach ab?"

Lieber Jacob!

Ein Karlsruher Künstler machte eine Studien-
reise durch Italien. Bei der Rückkehr ging ihm
in Mailand das Geld aus. Kurz entschlossen
stellte er sich der Behörde als mittellos vor
und bat um Rückbeförderung nach Deutschland
per Schub. Sein Wunsch wurde erfüllt.

In Basel stand auf dem badischen Bahnhof
ein dicker Pfarrer mit seinem Kaplan auf deni
Bahnsteig. Er sah den Künstler hinter dem
Gitter der Gefangenenabteilung des Gepäck-
wagens herausschauen und sagte würdevoll
zu seinem Kaplan: „Sehen Sie, wie anständig
der Mensch da aussieht, und doch ist er ein
Verbrecher."

Hinter dem Gitter hervor aber kam die
prompte Antwort: „Sehen Sie, Herr Kaplan,
der Herr Pfarrer hat nicht nur das Äußere
eines Verbrechers und hält sich doch für einen
anständigen Mann!"
 
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