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https://doi.org/10.11588/diglit.6368#0198
Lrich Mühsam.
Ruhstrat.
Ruhstrat ist Justizininister
Oldenburgs. Als solcher ist er
Lenker der Gerechtigkeit.
Seines Landes Ruhm zu kräftigen
Und die Richter zu beschäftigen,
Dazu hilft er jederzeit.
In verschwiegenen wirtshansnischen
Sah man oft ihn Aarten mischen,
pokernd für das Vaterland.
Ob er auch bei „Lustiger Sieben"
Jüngst noch half die Würfel schieben,
Dieses ward nicht ganz bekannt.
Oftmals als -er Wahrheit Diener
Vor dem Richterstuhl erschien er:
Jupiter ex mnebinu!
Aber nicht als Angeklagter, —
Gott bewahr'! — Als Zeuge sagt' er
Aus, was — und was nicht geschah.
Die Behauptung war vermessen,
So erschien's nach zwei Prozessen,
Daß Ljerr Ruhstrat Spieler sei.
Drum war- noch ein dritter Schreier
Angepackt: Der Aellner Meyer —
Meyer nrit dem weichen ey.
Ach, zum Heil von Redakteuren
Ist bedenklich es zu schwören!
Solches merkt' der Pikkolo,
Als er sollt' die Antwort sagen
Auf'nen Unäu'l konfuser Fragen:
wie, wann, was, warum und wo?
Daß Herr Ruhstrat wer-' beschwichtigt,
war- des Meineids er bezichtigt
Und ein dicker Strick gedreht.
Nun, Geschworne, schafft uns Alarheit!
wer von beiden sprach die Wahrheit:
Ruhstrat oder Ganymed?
Meyer wurde freigesprochen:
Also hat er nichts verbrochen
Trotz gewichtiger Zeugen Lid. — — —
Ruhstrat ist Justizminister
Oldenburgs. Als solcher ist er
Lenker der Gerechtigkeit.
fln Me Norweger,
die sich noch immer in Königsnöten bcfmtlen.
Was der Leberwurst der Zipfel,
Was Berlin des Kreuzbergs Gipfel,
Was der Zlafche ist der Pfropf,
Was dem Lhinamann der Zopf,
Was der Höcker dem Kamele —
Das, ich fchwör's bei meiner Seele
Und mit aufgehobner Hand,
Zst der König einem Land.
Darum, Leute, laßt euch raten:
Schafft euch einen Potentaten,
Setzt ihm auf den Kopf die Krön',
Seinen Podex auf den Thron,
Zahlt zum Unterhalt, dem teuern.
Gern und reichlich eure Steuern,
Kriecht nach Untertanenbrauch
Vor dem König auf dem Bauch.
Aber hört auf meine Reden:
Holt den Herrscher nicht aus Schweden,
Auch kein Däne kann es fein;
Beide Raffen sind nicht rein!
Echtes fürstliches Geblüte
Bietet euch in erster Güte
Und in Auswahl reich und groß
Unser liebes Deutschland bloß,
Serbien züchtet Rüffeltiere
Und die Schweiz berühmte Stiere,
England Pferde für den Sport,
Rußland Gänse zum Export,
Unser Deutschland hat dagegen
Reichsten Gottesgnadensegen,
Schickt euch Prinzen, wie ihr wollt,
Gratis, franko und verzollt! Secundus.
Vorschlag zur Güte.
Die Hochfinanz ist sehr entrüstet, daß sie
zehn Millionen Mark für unbemittelte Offiziere
hergeben soll. Die unbemittelten Offiziere noch
mehr, daß die Sache so tapsig angefangen
wurde. Es ließe sich aber ein Ausweg finden,
der sowohl dem Zartgefühl des einen Teils
wie der Unlust des anderen, sein
schönes G eld umsonst zum Fenster
hinauszuwerfen, gerecht werden
könnte. Wie wär's mit der Ein-
richtung ständiger Freitische bei
den besseren Familien der Stadt?
Montags hier — Dienstags dort
usw. Da kann sich die jeweilige
TochterdesHauses ihren pp.Leut-
nant aussuchen; man ist weniger
geniert und fängt ihn daher leich-
ter ein. Auch der junge Manu
hat die Wahl, da er überall
herumkommt und Gelegenheit
hat, sichbeliebtzu machen. Hosen-
knöpfe als Trinkgeld für das
Hauspersonal müßten ihm natür-
lich geliefert werden.
Piefke: Jlaubste, bet et Ruhstrat anjenehm
war, det er hat in Bückeburg als Zeije ufstreten
missen?
Lehmann: Im Jejenteil, der wird sich
scheene jejiftet haben.
Piefke: Von wejen die effentliche Blamage?
Lehmann: Quatsch — wejen die ville ver-
lorene Zeit, in die er nich hat pokern können!
Beim SpieUcukel.
Piefke: In Nikolaus' seine
Haut mechte ick nich drinstecken.
Lehmann: Detjloob'ick. Der
Mensch is ja schwer krank.
Piefke: Wat? Det ooch noch
bei allen andern Schaden?
Lehmann: Na, er leidet doch
fortjesetzt an „innere Unruhen".
So wat is immer lebensjefährlich.
Piefke: Det stimmt!
Piefke: Kennste det Land der
unbejrenzten Möglichkeiten?
Lehmann: MeensteAmerika?
Piefke: Nee!— Olden bürg!
Lehmann: Ach so!
„Ich sage dir, geliebte Großvettel, dieses Oldenburg ist ein vielversprechendes
Land — unser geliebtes Monaco wird bald von ihm überflügelt sein."
Ruhstrat.
Ruhstrat ist Justizininister
Oldenburgs. Als solcher ist er
Lenker der Gerechtigkeit.
Seines Landes Ruhm zu kräftigen
Und die Richter zu beschäftigen,
Dazu hilft er jederzeit.
In verschwiegenen wirtshansnischen
Sah man oft ihn Aarten mischen,
pokernd für das Vaterland.
Ob er auch bei „Lustiger Sieben"
Jüngst noch half die Würfel schieben,
Dieses ward nicht ganz bekannt.
Oftmals als -er Wahrheit Diener
Vor dem Richterstuhl erschien er:
Jupiter ex mnebinu!
Aber nicht als Angeklagter, —
Gott bewahr'! — Als Zeuge sagt' er
Aus, was — und was nicht geschah.
Die Behauptung war vermessen,
So erschien's nach zwei Prozessen,
Daß Ljerr Ruhstrat Spieler sei.
Drum war- noch ein dritter Schreier
Angepackt: Der Aellner Meyer —
Meyer nrit dem weichen ey.
Ach, zum Heil von Redakteuren
Ist bedenklich es zu schwören!
Solches merkt' der Pikkolo,
Als er sollt' die Antwort sagen
Auf'nen Unäu'l konfuser Fragen:
wie, wann, was, warum und wo?
Daß Herr Ruhstrat wer-' beschwichtigt,
war- des Meineids er bezichtigt
Und ein dicker Strick gedreht.
Nun, Geschworne, schafft uns Alarheit!
wer von beiden sprach die Wahrheit:
Ruhstrat oder Ganymed?
Meyer wurde freigesprochen:
Also hat er nichts verbrochen
Trotz gewichtiger Zeugen Lid. — — —
Ruhstrat ist Justizminister
Oldenburgs. Als solcher ist er
Lenker der Gerechtigkeit.
fln Me Norweger,
die sich noch immer in Königsnöten bcfmtlen.
Was der Leberwurst der Zipfel,
Was Berlin des Kreuzbergs Gipfel,
Was der Zlafche ist der Pfropf,
Was dem Lhinamann der Zopf,
Was der Höcker dem Kamele —
Das, ich fchwör's bei meiner Seele
Und mit aufgehobner Hand,
Zst der König einem Land.
Darum, Leute, laßt euch raten:
Schafft euch einen Potentaten,
Setzt ihm auf den Kopf die Krön',
Seinen Podex auf den Thron,
Zahlt zum Unterhalt, dem teuern.
Gern und reichlich eure Steuern,
Kriecht nach Untertanenbrauch
Vor dem König auf dem Bauch.
Aber hört auf meine Reden:
Holt den Herrscher nicht aus Schweden,
Auch kein Däne kann es fein;
Beide Raffen sind nicht rein!
Echtes fürstliches Geblüte
Bietet euch in erster Güte
Und in Auswahl reich und groß
Unser liebes Deutschland bloß,
Serbien züchtet Rüffeltiere
Und die Schweiz berühmte Stiere,
England Pferde für den Sport,
Rußland Gänse zum Export,
Unser Deutschland hat dagegen
Reichsten Gottesgnadensegen,
Schickt euch Prinzen, wie ihr wollt,
Gratis, franko und verzollt! Secundus.
Vorschlag zur Güte.
Die Hochfinanz ist sehr entrüstet, daß sie
zehn Millionen Mark für unbemittelte Offiziere
hergeben soll. Die unbemittelten Offiziere noch
mehr, daß die Sache so tapsig angefangen
wurde. Es ließe sich aber ein Ausweg finden,
der sowohl dem Zartgefühl des einen Teils
wie der Unlust des anderen, sein
schönes G eld umsonst zum Fenster
hinauszuwerfen, gerecht werden
könnte. Wie wär's mit der Ein-
richtung ständiger Freitische bei
den besseren Familien der Stadt?
Montags hier — Dienstags dort
usw. Da kann sich die jeweilige
TochterdesHauses ihren pp.Leut-
nant aussuchen; man ist weniger
geniert und fängt ihn daher leich-
ter ein. Auch der junge Manu
hat die Wahl, da er überall
herumkommt und Gelegenheit
hat, sichbeliebtzu machen. Hosen-
knöpfe als Trinkgeld für das
Hauspersonal müßten ihm natür-
lich geliefert werden.
Piefke: Jlaubste, bet et Ruhstrat anjenehm
war, det er hat in Bückeburg als Zeije ufstreten
missen?
Lehmann: Im Jejenteil, der wird sich
scheene jejiftet haben.
Piefke: Von wejen die effentliche Blamage?
Lehmann: Quatsch — wejen die ville ver-
lorene Zeit, in die er nich hat pokern können!
Beim SpieUcukel.
Piefke: In Nikolaus' seine
Haut mechte ick nich drinstecken.
Lehmann: Detjloob'ick. Der
Mensch is ja schwer krank.
Piefke: Wat? Det ooch noch
bei allen andern Schaden?
Lehmann: Na, er leidet doch
fortjesetzt an „innere Unruhen".
So wat is immer lebensjefährlich.
Piefke: Det stimmt!
Piefke: Kennste det Land der
unbejrenzten Möglichkeiten?
Lehmann: MeensteAmerika?
Piefke: Nee!— Olden bürg!
Lehmann: Ach so!
„Ich sage dir, geliebte Großvettel, dieses Oldenburg ist ein vielversprechendes
Land — unser geliebtes Monaco wird bald von ihm überflügelt sein."