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https://doi.org/10.11588/diglit.6549#0344
5630 —
Afrikanisches.
Wie ihr wisset, ist Herr Dernburg
Jüngst in Afrika gewesen
And er hat aus seiner Reise
Viele Weisheit ausgelesen.
Schauen wollt' er, wie sie drüben
Wirken zivilisatorisch.
Damit seine goldnen Pläne
Ihm nicht werden illusorisch.
Sieh, da wurden auch zwei Schwarze
Vorgesührt, zwei arme Schächer;
Diese sollten Prügel kriegen.
Weil sie Eigentumsverbrecher.
And sie mußten aus die Holzbank
Beide ausgestreckt sich legen.
„Zeug herunter!" Man beglückte
Sie mit Nilpferdpeitschenschlägen.
Ha! Welch intressantes Schauspiel!
Praktische Experimente,
Ob man nicht 3 posteriori
Die Kultur einpauken könnte!
Aber um der ganzen Sache
Wirklich aus den Grund zu gehen.
Ließ Herr Dernburg die Kulturfläch'
Roch einmal genau besehen.
And es bot sich ihnl ein Rätsel,
Das ihm keiner konnte lösen:
Sind die Streifen nur vom Staube
Oder wovon sonst gewesen?
Afrika, ein Fabelland wirft
Du so lange für uns bleiben.
Bis Herr Dernburg seine Studien
Wird am eignen Leib betreiben! *.®i.
ein fturta der Berliner Polizei!
Nun reicht mir, Freunde, meine Leyer,
Ergreift Hoboe und Schalmei
Und stimmet an mit heil'gem Feuer
Ein Loblied unsrer Polizei.
Nicht immer wollt es ihr gelingen,
Zu finden eines Mörders Spur,
Dagegen in polit'schen Dingen
Zst sie — gottlob — noch hors concours!
Was unverkennbar sie in diesen
Novembertagen wieder hat
Durch eine kühne Tat bewiesen
Zm Norden unsrer Kaiserstadt.
Sie kannte der Verschwörer Kniffe,
Sie kämpfte für das Zarentum
Und erntete mit einem Griffe
Der Knute Dank und ew'gen Ruhm.
Kein Nörgler kann ihr diesen rauben:
Schon liegen sicher im Revier
Diverse Dutzend Eisenschrauben
Und fünfzehn Zentner Briefpapier.
Daraus dreht man noch keine Schlingen —
So denkt der Laie jedenfalls;
Und doch: schon rührt die kühnen Schwingen
Die Phantasie des Staatsanwalts.
Schon jubelt, selig vor Entzücken,
Der echten russischen Leute Schar,
Baschkiren rühmen und Kalmücken
Den dienstbesiissnen Preußenaar.
Unzähl'ge tapfere Kosaken
Am Wolgastrand und Baikalsee
Gedenken stolz beim Läuseknacken
Des Brudervolks am Strand der Spree.
Drum reicht mir, Freunde, meine Leyer,
Ergreift Hoboe und Schalmei
Und stimmet an mit heil'gem Feuer
Ein Danklied unsrer Polizei! 3.3.
Ein Nationaldenkmal.
Sachsens treues, deutsch gesinntes Volk hat
den Wunsch, auf den Schlachtfeldern von Leipzig
ein herrliches nationales Denkmal zu erbauen,
das ain hundertjährigen Gedenktag der Völker-
schlacht enthüllt werden soll.
So eine massive Steinkiste mit allem, was
drum und dran baumelt, ist aber nicht billig.
Sachsens treues Volk braucht daher Geld
und dachte, es sich durch eine Völkerschlacht-
Lotterie verschaffen zu können.
Wie einst durch den Aufruf: „An mein Volk!",
so zuckte nunmehr der zündende Funke patrio-
tischer Begeisterung weithin über Berg und
Tal bis in die ivackeligsten Hütten deutscher
Zunge. Gedruckte Reklame-Prospekte verbrei-
teten ihn, und die Herzen taten sich auf und
die Geldbeutel.
Die allezeit wachsame königlich preußische
Regierung aber bestrafte im Bereich ihrer
schwarz-weißen vier Pfähle jeden der patrio-
tischen Loskäufer mit fünf Mark wegen un-
befugten Spielens in einer ausländischen
Lotterie. Damit hat sie selbst den Kämpfen un>
die deutsche Freiheit und Einheit das schönste,
größte und zeitgemäßeste Nationaldenkmal ge-
setzt, das zu ersinnen gewesen wäre.
Der verunglückte Lastträger.
Michel: Verdammt, das habe ich Mieder diesem
niederträchtigen Block zu verdanken!
Ein treuer Landesvater.
Dem 72jährigen Könige Leopold von Belgien
bescherte die Baronin Vaughan in letzter Stunde
noch mal ein herziges kleines Kind. Bravo!
Ein tüchtiger Monarch sorgt eben nach besten
Kräften dafür, daß sich nicht bloß sein Land
vergrößert, sondern auch sein Volk.
Zwei Ministerprozesse.
Daine Justitia handelt immer folgerichtig!
In Italien läßt sie sich von einem Nasi
jahrelang an der Nase herumführen — und
in Rußland von einem Gurko an der Gurke.
Portugal.
Der portugiesische Ministerrat verbot politische Ver-
sammlungen und untersagte den Zeitungen politische
Mitteilungen.
Zn Portugal, am Tajostrand
Tut man mit Recht sich drob empören,
Daß die Rebellen rings im Land
Des fetten Königs Ruhe stören.
Die Zeitung darf dort alles drucken,
Annoncen, predigten und Zoten —
Sonst aber hat sie nicht zu mucken:
politisches ist streng verboten!
Auch 'ne Versammlung gibt es nicht
Zm schönen Portugiesenreiche.
Und wer politisch denkt und spricht,
Der ist beinah' schon eine Leiche.
Es schläft des Aufruhrs rotes Heer
Bald hinter dunklen Kerkergittern;
Und König Karl braucht dann nicht mehr
Um seine Königskrone zittern.
Er darf mit schmunzelndem Gesicht
An seinen Taten sich erlaben.
Das heißt — wenn sie ihn vorher nicht
Zum Land hinausgeworfen haben...p.r.
Afrikanisches.
Wie ihr wisset, ist Herr Dernburg
Jüngst in Afrika gewesen
And er hat aus seiner Reise
Viele Weisheit ausgelesen.
Schauen wollt' er, wie sie drüben
Wirken zivilisatorisch.
Damit seine goldnen Pläne
Ihm nicht werden illusorisch.
Sieh, da wurden auch zwei Schwarze
Vorgesührt, zwei arme Schächer;
Diese sollten Prügel kriegen.
Weil sie Eigentumsverbrecher.
And sie mußten aus die Holzbank
Beide ausgestreckt sich legen.
„Zeug herunter!" Man beglückte
Sie mit Nilpferdpeitschenschlägen.
Ha! Welch intressantes Schauspiel!
Praktische Experimente,
Ob man nicht 3 posteriori
Die Kultur einpauken könnte!
Aber um der ganzen Sache
Wirklich aus den Grund zu gehen.
Ließ Herr Dernburg die Kulturfläch'
Roch einmal genau besehen.
And es bot sich ihnl ein Rätsel,
Das ihm keiner konnte lösen:
Sind die Streifen nur vom Staube
Oder wovon sonst gewesen?
Afrika, ein Fabelland wirft
Du so lange für uns bleiben.
Bis Herr Dernburg seine Studien
Wird am eignen Leib betreiben! *.®i.
ein fturta der Berliner Polizei!
Nun reicht mir, Freunde, meine Leyer,
Ergreift Hoboe und Schalmei
Und stimmet an mit heil'gem Feuer
Ein Loblied unsrer Polizei.
Nicht immer wollt es ihr gelingen,
Zu finden eines Mörders Spur,
Dagegen in polit'schen Dingen
Zst sie — gottlob — noch hors concours!
Was unverkennbar sie in diesen
Novembertagen wieder hat
Durch eine kühne Tat bewiesen
Zm Norden unsrer Kaiserstadt.
Sie kannte der Verschwörer Kniffe,
Sie kämpfte für das Zarentum
Und erntete mit einem Griffe
Der Knute Dank und ew'gen Ruhm.
Kein Nörgler kann ihr diesen rauben:
Schon liegen sicher im Revier
Diverse Dutzend Eisenschrauben
Und fünfzehn Zentner Briefpapier.
Daraus dreht man noch keine Schlingen —
So denkt der Laie jedenfalls;
Und doch: schon rührt die kühnen Schwingen
Die Phantasie des Staatsanwalts.
Schon jubelt, selig vor Entzücken,
Der echten russischen Leute Schar,
Baschkiren rühmen und Kalmücken
Den dienstbesiissnen Preußenaar.
Unzähl'ge tapfere Kosaken
Am Wolgastrand und Baikalsee
Gedenken stolz beim Läuseknacken
Des Brudervolks am Strand der Spree.
Drum reicht mir, Freunde, meine Leyer,
Ergreift Hoboe und Schalmei
Und stimmet an mit heil'gem Feuer
Ein Danklied unsrer Polizei! 3.3.
Ein Nationaldenkmal.
Sachsens treues, deutsch gesinntes Volk hat
den Wunsch, auf den Schlachtfeldern von Leipzig
ein herrliches nationales Denkmal zu erbauen,
das ain hundertjährigen Gedenktag der Völker-
schlacht enthüllt werden soll.
So eine massive Steinkiste mit allem, was
drum und dran baumelt, ist aber nicht billig.
Sachsens treues Volk braucht daher Geld
und dachte, es sich durch eine Völkerschlacht-
Lotterie verschaffen zu können.
Wie einst durch den Aufruf: „An mein Volk!",
so zuckte nunmehr der zündende Funke patrio-
tischer Begeisterung weithin über Berg und
Tal bis in die ivackeligsten Hütten deutscher
Zunge. Gedruckte Reklame-Prospekte verbrei-
teten ihn, und die Herzen taten sich auf und
die Geldbeutel.
Die allezeit wachsame königlich preußische
Regierung aber bestrafte im Bereich ihrer
schwarz-weißen vier Pfähle jeden der patrio-
tischen Loskäufer mit fünf Mark wegen un-
befugten Spielens in einer ausländischen
Lotterie. Damit hat sie selbst den Kämpfen un>
die deutsche Freiheit und Einheit das schönste,
größte und zeitgemäßeste Nationaldenkmal ge-
setzt, das zu ersinnen gewesen wäre.
Der verunglückte Lastträger.
Michel: Verdammt, das habe ich Mieder diesem
niederträchtigen Block zu verdanken!
Ein treuer Landesvater.
Dem 72jährigen Könige Leopold von Belgien
bescherte die Baronin Vaughan in letzter Stunde
noch mal ein herziges kleines Kind. Bravo!
Ein tüchtiger Monarch sorgt eben nach besten
Kräften dafür, daß sich nicht bloß sein Land
vergrößert, sondern auch sein Volk.
Zwei Ministerprozesse.
Daine Justitia handelt immer folgerichtig!
In Italien läßt sie sich von einem Nasi
jahrelang an der Nase herumführen — und
in Rußland von einem Gurko an der Gurke.
Portugal.
Der portugiesische Ministerrat verbot politische Ver-
sammlungen und untersagte den Zeitungen politische
Mitteilungen.
Zn Portugal, am Tajostrand
Tut man mit Recht sich drob empören,
Daß die Rebellen rings im Land
Des fetten Königs Ruhe stören.
Die Zeitung darf dort alles drucken,
Annoncen, predigten und Zoten —
Sonst aber hat sie nicht zu mucken:
politisches ist streng verboten!
Auch 'ne Versammlung gibt es nicht
Zm schönen Portugiesenreiche.
Und wer politisch denkt und spricht,
Der ist beinah' schon eine Leiche.
Es schläft des Aufruhrs rotes Heer
Bald hinter dunklen Kerkergittern;
Und König Karl braucht dann nicht mehr
Um seine Königskrone zittern.
Er darf mit schmunzelndem Gesicht
An seinen Taten sich erlaben.
Das heißt — wenn sie ihn vorher nicht
Zum Land hinausgeworfen haben...p.r.