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Eine Reform des Kürassierpanzers.
Neuestes Wintermärchen.
IV.
Ich schritt durch das Brandenburger Tor,
And draußen sah ich im Dunkeln
Ein mächtiges Laus mit goldenem Dach,
Das tat im Mondenlicht funkeln.
Das Reichstagsgebäude, das ist gar schön
Von außen und micf) von innen,
Doch weniger gefallen mir
Die Leute, die sitzen darinnen.
O deutsches Volk, was wähltest du
So viele Junker und Pfaffen
And Protzen dazu, die immerdar
Nur neues Anheil dir schaffen.
Sie reden gar lang und reden gar viel.
Du merkst nicht, daß sie verschworen
Sich alle, dir ganz gemächlich das Fell
Zu ziehen über die Ohren.
And wie ich schau' an dem Laus empor.
Versonnen und melancholisch.
Die goldene Kuppel da oben erscheint
Mir plötzlich so ganz symbolisch.
Wie sie so '.riderspiegelt den Strahl
Der flimmernden Mondessichel,
Da Hab' ich's: das ist ein Riesenbild
Der Schlafmütz' vom deutschen Michel.
Als Wahrzeichen ragt sie hock) empor,
Loch über dem Deutschen Reiche,
Wenn sie auch schön vergoldet ist.
Der Michel bleibt immer der gleiche.
Lier, Michel, hast du dich selbst erkannt
And hast recht witzig dies feine
And kostbare Denkmal dir gesetzt.
Es gratuliert Leinrich Leine.
Ein sinniges Vermächtnis.
Der Herzog von Pleß war gestorben und
hatte 83 Millionen hinterlassen — aber nicht
etwa seinen Beamten und Bedienten: die
kriegten vielmehr bloß eine größere Anzahl
herzoglicher Hirschgeweihe „zum Andenken".
Der langjährige erste Leibkulscher erhielt die
Krone eines kapitalen Achtzehnenders. Lange
grübelte der brave Mann, was seinen hohen
seligen Herrn wohl nur bewogen haben mochte,
ihm statt der ersehnten und verdienten Pension
so einen prächtigen weidmännischen Zimmer-
schmuck zu vermachen . . . ?
Schließlich hatte er's heraus. Er nagelte
das Erbstück fest, ganz fest an die Wand und
hing sich nebst seiner ganzen Familie, Zacken
für Zacken, dran auf, was- gerade wie aus-
gerechnet stimmte, denn er hatte eine Frau
und sechzehn Kinder. T.
Das Branntweinmonopol.
(Ein Zukunftsbild.)
Wenn sonst ich nachts nach Lause schwankte
And rülpsend in die Kammer schlich.
Da zeterte mein Weib und zankte
And nannte einen Süffel mich.
Jetzt schwimm' ich stets im Brannteiveine,
And jeder rühmt mein wackres Tun:
Den Reichsvereinen auf die Beine
Lelf' ich mit meinem Durste nun.
Jetzt komm' ich nimmer aus dem Dusel,
Die Leber schwillt, die Ras' ist rot —
Denn unsre Zukunft liegt im Fusel,
Drum sause, deutscher Patriot!
Der stolzen Flotte fehlt's an Schiffen,
Kanonen braucht das tapfre Leer
Drum frisch, noch einen drauf gepfiffen.
Ich bin ein Freund von's Militär.
And hat, nach kräftigem Vollbringen,
Mich das Delirium übermannt.
Wird man an meiner Grube singen:
„Er soff und starb fürs Vaterland!" I. S
Keine Zeit.
Serenissimus, der allerlei vom lenkbaren
Luftschiff gelesen hat, grübelt. Dann meint er:
„Sie, Kindermann ... hat mein Vorfahr,
der Landgraf, nicht auch Verschiedenes er-
funden?"
„Jawohl, Durchlaucht, Ihr seliger Herr
Vorfahr war auch ein Erfinder."
Serenissimus sinnt. Und murmelt:
„Kolossal, diese lenkbaren Luftschiffe!! Aber
heutzutage hat unsereins ja doch keine Zeit!"
Gendarmerieanzeige.
. Als ich heute am Rathaus patrouillierte,
wo Verunreinigung verboten, ertappte ich den
p. Alois Maier dabei. Jener versuchte zu
leugnen, doch waren daliegende Experimente
beweiskräftig." __
Die Betrachtung des Lakaien.
„Wat der Jnädijcu ihr Allster, der Leitnant, wohl
wieder ausjcftessen hat, bet er so plötzlich nach
Amerika abjeschrummt is? Et is 'n Jlick for ihm,
det der Ausfuhrzoll uff Lumpen noch nich injc-
sichrt is."
Eine Reform des Kürassierpanzers.
Neuestes Wintermärchen.
IV.
Ich schritt durch das Brandenburger Tor,
And draußen sah ich im Dunkeln
Ein mächtiges Laus mit goldenem Dach,
Das tat im Mondenlicht funkeln.
Das Reichstagsgebäude, das ist gar schön
Von außen und micf) von innen,
Doch weniger gefallen mir
Die Leute, die sitzen darinnen.
O deutsches Volk, was wähltest du
So viele Junker und Pfaffen
And Protzen dazu, die immerdar
Nur neues Anheil dir schaffen.
Sie reden gar lang und reden gar viel.
Du merkst nicht, daß sie verschworen
Sich alle, dir ganz gemächlich das Fell
Zu ziehen über die Ohren.
And wie ich schau' an dem Laus empor.
Versonnen und melancholisch.
Die goldene Kuppel da oben erscheint
Mir plötzlich so ganz symbolisch.
Wie sie so '.riderspiegelt den Strahl
Der flimmernden Mondessichel,
Da Hab' ich's: das ist ein Riesenbild
Der Schlafmütz' vom deutschen Michel.
Als Wahrzeichen ragt sie hock) empor,
Loch über dem Deutschen Reiche,
Wenn sie auch schön vergoldet ist.
Der Michel bleibt immer der gleiche.
Lier, Michel, hast du dich selbst erkannt
And hast recht witzig dies feine
And kostbare Denkmal dir gesetzt.
Es gratuliert Leinrich Leine.
Ein sinniges Vermächtnis.
Der Herzog von Pleß war gestorben und
hatte 83 Millionen hinterlassen — aber nicht
etwa seinen Beamten und Bedienten: die
kriegten vielmehr bloß eine größere Anzahl
herzoglicher Hirschgeweihe „zum Andenken".
Der langjährige erste Leibkulscher erhielt die
Krone eines kapitalen Achtzehnenders. Lange
grübelte der brave Mann, was seinen hohen
seligen Herrn wohl nur bewogen haben mochte,
ihm statt der ersehnten und verdienten Pension
so einen prächtigen weidmännischen Zimmer-
schmuck zu vermachen . . . ?
Schließlich hatte er's heraus. Er nagelte
das Erbstück fest, ganz fest an die Wand und
hing sich nebst seiner ganzen Familie, Zacken
für Zacken, dran auf, was- gerade wie aus-
gerechnet stimmte, denn er hatte eine Frau
und sechzehn Kinder. T.
Das Branntweinmonopol.
(Ein Zukunftsbild.)
Wenn sonst ich nachts nach Lause schwankte
And rülpsend in die Kammer schlich.
Da zeterte mein Weib und zankte
And nannte einen Süffel mich.
Jetzt schwimm' ich stets im Brannteiveine,
And jeder rühmt mein wackres Tun:
Den Reichsvereinen auf die Beine
Lelf' ich mit meinem Durste nun.
Jetzt komm' ich nimmer aus dem Dusel,
Die Leber schwillt, die Ras' ist rot —
Denn unsre Zukunft liegt im Fusel,
Drum sause, deutscher Patriot!
Der stolzen Flotte fehlt's an Schiffen,
Kanonen braucht das tapfre Leer
Drum frisch, noch einen drauf gepfiffen.
Ich bin ein Freund von's Militär.
And hat, nach kräftigem Vollbringen,
Mich das Delirium übermannt.
Wird man an meiner Grube singen:
„Er soff und starb fürs Vaterland!" I. S
Keine Zeit.
Serenissimus, der allerlei vom lenkbaren
Luftschiff gelesen hat, grübelt. Dann meint er:
„Sie, Kindermann ... hat mein Vorfahr,
der Landgraf, nicht auch Verschiedenes er-
funden?"
„Jawohl, Durchlaucht, Ihr seliger Herr
Vorfahr war auch ein Erfinder."
Serenissimus sinnt. Und murmelt:
„Kolossal, diese lenkbaren Luftschiffe!! Aber
heutzutage hat unsereins ja doch keine Zeit!"
Gendarmerieanzeige.
. Als ich heute am Rathaus patrouillierte,
wo Verunreinigung verboten, ertappte ich den
p. Alois Maier dabei. Jener versuchte zu
leugnen, doch waren daliegende Experimente
beweiskräftig." __
Die Betrachtung des Lakaien.
„Wat der Jnädijcu ihr Allster, der Leitnant, wohl
wieder ausjcftessen hat, bet er so plötzlich nach
Amerika abjeschrummt is? Et is 'n Jlick for ihm,
det der Ausfuhrzoll uff Lumpen noch nich injc-
sichrt is."