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https://doi.org/10.11588/diglit.6549#0378
5664
(Fortsetzung von S. 5602.)
Dreiklassenwahlgesetz, um das sich jetzt der
Wahlrechtskampf in Preußen und im Deutschen
Reiche dreht. Dies Gesetz, das von Bismarck
selbst als „das elendeste aller Wahlgesetze"
bezeichnet würde, ist also eine Erbschaft, welche
die alte Kamarilla dem preußischen Volke
hinterlassen hat — dieselbe Kamarilla, der
Bismarck selbst angehört hat.
Demokratie und Liberalismus protestierten
gegen den Staatsstreich und beschlossen, sich
nicht an den Wahlen zu beteiligen. Ob das
richtig war, ist zu bezweifeln; gelang es doch
später dem liberalen Bürgertum, auf Grund
desselben Wahlgesetzes eine Mehrheit in der
Kammer zu gewinnen. Aber die liberale Gruppe
unter Unruh gab schon 1849 zu Cöthen den
Widerstand gegen das Gesetz in aller Form
auf, wie ihn „die Rotte Gagern" zu Frank-
furt aufgegeben hat.
Von da ab lastete die Hand einer über-
mächtigen und übermütigen Reaktion noch ein
Jahrzehnt lang sehr schwer auf Preußen; die
Kamarilla hatte über die bürgerliche Revo-
lution triumphiert.
Die historischen Spuren der preußischen
Kamarilla sind deutlich genug, um zu beweisen,
daß sie keine fremde, sondern eine einheimische
Giftpflanze ist. ,__
Ede: Haste jeheert? De deitsche Presse
soll der jesunde Menschenverstand mangeln.
Lude: Jeheert habe ick et woll, aber wat
unsere Zeitungen anbelangt, die scheinen
mir doch janz jesund zu sind.
Ede: Quatsch! Uusere Zeitungen sind ja
ooch jar nich jemeent.
Lude: Nanu? Welche denn sonst?
Ede: Selbstverständlich bloß de „Kläjliche
Rundschau" under„Lokus-Anzeijer"—det sind
doch de eenzijen, die bei Hofe jelesen werden.
Lude: Ach so! Na, denn wird et woll
seine Richtigkeit haben!
„Du weißt, daß ich dich nicht leiden mag.
Du kommst nur, um mich, zu plagen;
Mein'twegen magst du, was du gehört.
Den Leuten droben auch sagen.
„Ich habe für dies deutsche Volk
Viel hundert Jahre geschlafen.
Jedoch ich sehe, sie danken mir's nicht.
Die nationalen Sklaven.
„Wie ich beim Lärm einst stieg hinauf.
Was mußt' ick da droben sehen?
Statt meiner sah einen andern ich
In Erz gegossen stehen.
„Weil sie so gänzlich außer Acht
Mich Alten gelassen haben.
Lass' ich auch fliegen und krächzen noch
Da droben meine Raben!" —
Lerr Rotbart, sprach ich, beruhigt euch.
Die Schlafkunst ist bei euch zu loben,
Drum schlaft noch weiter ein tausend Jahr
Und dann steigt wieder nach oben.
Neuestes Wintermärchen.
And als ich zum Kysshäuser kam,
Äerrn Barbarossa zu sehen.
Da flogen immer Noch um den Berg
Lautkrächzend Raben und Krähen.
Den Alten drunten, den hört' ich schon
Laut stöhnen aus weiter Ferne,
Als er mich erkannte, sprach er zu mir:
„Du kannst mich haben recht gerne!
Weihnachten an der Waterkant.
Vielleicht eine andere Bildsäule dort
Seht ihr, vielleicht auch keine.
Gehabt euch wohl, regt euch nicht auf
Ob eurem Freund Heinrich Heine.
Briefkasten.
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