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--- . 5702

Paffetulfte Schule.

Als Väterchen Zar von dem neuesten Könlgsbcrger Prozcb hörte, ivar er so entzückt, dast er sofort einige
seiner strebsamsten Zustizbeamten dorthin sandte, um dort den letzten Schliss in der richtigen Prozeßsührung
zu erlangen,

-O O--——

Moltke-Äarden-Splitter.

Früher lief man zum Kadi — heute kommt
der Kadi schon selber gelaufen!

Deutschtum von heute.

Björnstjerne Björnso» schwang dei' Speer
Auf seinen Nordlandsauen.

'Er rief Europas Völker her,

Ein Drama anzuschauen:

Es will die Frau Germania
In diesen Tage» mit .Hurra
sind salbungsvollem Bete»

Das Polenvolk zertreten!

Der Björnson sprach ganz unmodern
Von „deutschen Idealen".

Drob lachen unsre hohen Herrn,

Die Herrn der Geldsackwahlen.

Will er das Deutschtum recht verstehn.
Muß er erst in die Lehre gehn
Bei unfern Landkagschristen
Und Preußens Hakatisten.

Dann wird er lernen: Deutschtum ist.

Sich vor dem Zaren bücken.

Den Schwächeren zur gleichen Frist
Zu fassen und zerdrücken!

Dies tat man schon von altersher
Und übt es täglich mehr und mehr.

Bis einst die Weltgeschichte

Aufruft zum Weltgerichte... P. <r.

Um etivas recht überflüssiges zu bezeichnen,
sagte man früher: „Eulen nach Athen tragen".
Heute heißt das: „Euleilburg vors Gericht
tragen". »

Selig ist, wer da schreiben kann rechts ui>d
kann schreiben links, wie Di-, Liman. Aber eine
große Eselei ist es, nun auch so zu schwören.

v. ArninuSchnodderheim

an v. Below-Pleitenburg.

Mein Allerwertester! Hand des Herrn lastet
ekelhaft auf Edelsten und Besten der deutschen
Nation. Kaum war es genialem Oberstaats-
anwalt Jsenbiel gelungen, in betreff Hinter
patrioten-Kamarilla dämlichen Pöbel halb
wegs zu beruhigen, so brachte Allensteiner
Affäre neue Blamage. Begreife, ganz offen
gesagt, nicht, wie Sache überhaupt möglich
gewesen ist!

Daß temperamentvolle Stabsoffiziersgattin
mit jüngerem schneidigem Kameraden Verhält-
nis hat, darüber kann sich natürlich nur elende
Philisterseele wundern, die höhere Lebens-
führung in erstklassigen Gesellschaftskreisen
nicht kennt. Aber weshalb gleich Herrn Ge
niahl beiseite schaffen? Muß für passionierten
Feldsoldaten doch grade wahre Wollust sein,
wachsamen Feind elegant zu umschleichen und
in Rücken desselben glanzvolle Attacken aus-
zuführen. Macht ja gewiß einige Schwierig-
keiten — aber, zum Teufel, sind alle mal jung
gewesen, haben brenzliche Chosen in Regiment
gedeichselt und eheliche Hindernisse „nehmen"
müssen. Wer ivird da gleich aus Bequem
lichkeitsrücksichten strafgesetzlich über Haufen
knallen!

Soll übrigensPrachtschuß gewesen sein. Aber
trotzdem: Schlappheit! Denn wenn schon ge
knallt werden muß, warum nicht auf einwand
freie, standesübliche Weise? Resultat wäre
dasselbe gewesen, denn v. Göben als pikfeiner
Pistolenschütze bekannt, hätte nicht das geringste
riskiert.

Statt dessen ist jetzt ganzes preußisches
Ossizierkorps konipromittiert, schofler Presse
Gelegenheit zu unsauberen Betrachtungen über
herrliches Kriegsheer gegeben und famose
gnädige Frau in eine sehr fatale Situation
gebracht.

Und schließlich dürfte auch empfindliche
Strafe nicht ausbleiben. Leichtsinniger Kamerad
ivird Suppe, die er durch seine Taktlosigkeit
eingebrockt, selber auslöffeln müssen. Kriegs-
gerichtsrat Lehmann, der alter erfahrenerJurist
ist, meint, daß sechs Wochen strenge Beob
achtung in Irrenanstalt und ein bis zwei
Jahre langweiliges Sanatorium sicher sind.
Scheußlich!

Inzwischen Gottbefohlen!

Ihr Arnim.

Bismarck ist der Nationalheros. Darum ist er
auch Kronzeuge bei jeder nationalen Stänkerei. /»US ÖCnltl.

„$iu, itff’n Polizeipräsidium i§ jroBc Uffreguttß!" — ,jWat ts denn los?"
„Der.Verein unenldeclter Mörder" hat seine Mitsliederltste einjeretchl."
 
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