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Das Narrenschiff.
Ein Fastnachrs-Blockscherz.
Durch die Wogen hin und her,
Kreuz und quer
Schwankt das Schiffiein bunt bemalt.
Und es prahlt
Ein noch bunt'rer Papagei,
Daß der Kapitän er sei.
Quäkt und quarrt
Kreischt und knarrt:
„Seht mich an, den Kapitän!"
Wer ist's, der am Steuer steht.
Rad dort dreht?
Drollig steht ein Esel dran.
Seht ihn an!
Schwingt das Rad im Wirbelkrcis,
Rechts bald, links bald auf Geheiß.
Niemals bockt.
Folgsam hockt
Auf dem Platz der Steuermann.
Mit dem Sicherheitsventil
Treibt sein Spiel
Dumm und fett und faul ein Stier,
Voll Pläsier.
Mit dem schweren Linterstück
Lält die Dampfwucht er zurück.
Stolzerfüllt
Er da brüllt:
„Seht, ich bin der Maschinist!"
Und der Passagier ist lang
Bleich und bang.
Zittert, bebt und jammert laut
Um die Laut.
Kapitän, der Papagei,
Überkreischt das Angstgestyrei.
Kreuz rmd quer,
Lin und her
Schwankt das bunte Narrenschiff. . ..
Der gläubige Fischbeck.
Fischbeck sagte im Reichstag: „Ja, meine
Herren, ich glaube an den Reichskanzler, an
diesen modernen Mann!"
In dem gefühllosen Gelächter, das die
äußerste Linke hierbei anstimmte, gingen seine
folgenden Glaubenssätze verloren:
„Ich glaube an den Zaren, den getreuen
Eckart des europäischen Parlamentarismus,
ich glaube an Peters, diesen Verbreiter christ-
licher Nächstenliebe,
ich glaube an Oldenburg, diesen Vorkämpfer
des allgemeinen Wahlrechts,
ich glaube an Graf Kuno Moltke, diesen
Verteidiger deutscher Frauenehre,
ich glaube an Graf Lynar, dieses Vorbild
germanischer Sittlichkeit,
ich glaube auch an die wachsende Popu-
larität des Liberalismus und meiner eigenen
Persönlichkeit, dieser treuen Hüterin der deut-
schen Volksrechte!"
Glossen.
Die Brandenburgische Landwirtschaflskam-
mer fordert von der Regierung die Abschaffung
der Arbeiterfahrkarten und die Herabsetzung
der Eisenbahnarbeiter-Löhne in ländlichen
Gegenden.
Bedauerlich ist, daß die Brandenburger nicht
so konsequent waren, die Abschaffung der
Arbeiter überhaupt zu fordern . . .
Wegen Säbelmensuren wurden in Erlangen
10 Studenten zu je 3 Monat Festung verur-
teilt; der Wirt, der das Lokal hergab, bekam
l1/« Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt
hatte gegen ihn ein Jahr beantragt. Das hatte
zur Folge, daß alle Erlanger Wirte fortan —
Korpsbrüder werden.
In Elbing wählt Kommerzienrat Ziese, der
die erste Wählerklasse repräsentiert, 20 von den
60 Stadtverordneten.
Es ist ihm aber nicht gestattet, diese 20 nach
seinem Wunsche zu uniformieren und auf seinen
Namen zu vereidigen.
Graf Mirbach fordert in der „Kreuzzeitung"
die weitere Einführung indirekter Steuern, da
„das Bedenken einer Belastung der ärmeren
Bevölkerung bei näherer Prüfung nicht stich-
haltig" sei.
Daraufhin wurde er von den christlichen
Arbeitervereinen zum Ehrenmitglied ernannt.
Es ist richtig, daß die Freisinnige Volks-
partei in Berlin eine Wahlrechtsversainmlnng
veranstaltete, zu deren Besuch Eintrittskarten
zu lösen waren.
Dagegen ist die Behauptung übertrieben,
daß alle Wahlrechtskämpfer zur Gründung
einer — Aktiengesellschaft aufgefordert werden
sollen . .. —->.—
Kapuzinerpredigt
des Kapuziners Josef Sarto gegen die Mvdernistcn.
Äeisa, Iuchheia, Dudeldumdei!
Nennt man das römische Klerisei?
Nein! Das sind scheußliche Antichristen,
Die verfluchten Modernisten!
Ego sum Caesar — ego Imperator!
Schreibt euch das, Schufte, hinter das Ohr!
In speziae, ihr deutschen Theologe» im Norden
Seid ihr denn gänzlich meschugge geworden?
Schwöret ab dem Dölling er und dem Schell,
Sonst werde ich eklig — meiner Seel'!
Was frommt euch Wissen, Vernunft und Ver-
stand?
Schwingt lieber den Klingelbeutel im Land!
Zn Frankreich geht das Geschäft miserabel.
Rom ist dort nicht mehr, wie eh'dem der Nabel
Der Welt, wo die Säfte zusammcnflossen
And die güldenen Bäche sich ergossen.
Jetzt macht ihr Deutschen mir noch solche
Sachen,
Ja, soll ich am Ende gar Pleite machen?
Ihr Modernisten, nehmt's euch doch zur Lehre,
Das wär' ja für uns das größte Misere,
Wenn derMensch dürft'annehmen und bekennen
Jedwedes Bekenntnis, das er kann nennen
Nach bestem Gewissen für wahr und echt,
Da gingen unsre Geschäfte gar schlecht!
Drum rat' ich euch derweil noch im Guten
Lass't ab von allem lib'ralen Tuten
Knd haltet das Maul! Sonst lernt ihr mich
kennen!
Ich lass' euch wie Luß und Bruno verbrennen!!
Lerlingcr.
Das Narrenschiff.
Ein Fastnachrs-Blockscherz.
Durch die Wogen hin und her,
Kreuz und quer
Schwankt das Schiffiein bunt bemalt.
Und es prahlt
Ein noch bunt'rer Papagei,
Daß der Kapitän er sei.
Quäkt und quarrt
Kreischt und knarrt:
„Seht mich an, den Kapitän!"
Wer ist's, der am Steuer steht.
Rad dort dreht?
Drollig steht ein Esel dran.
Seht ihn an!
Schwingt das Rad im Wirbelkrcis,
Rechts bald, links bald auf Geheiß.
Niemals bockt.
Folgsam hockt
Auf dem Platz der Steuermann.
Mit dem Sicherheitsventil
Treibt sein Spiel
Dumm und fett und faul ein Stier,
Voll Pläsier.
Mit dem schweren Linterstück
Lält die Dampfwucht er zurück.
Stolzerfüllt
Er da brüllt:
„Seht, ich bin der Maschinist!"
Und der Passagier ist lang
Bleich und bang.
Zittert, bebt und jammert laut
Um die Laut.
Kapitän, der Papagei,
Überkreischt das Angstgestyrei.
Kreuz rmd quer,
Lin und her
Schwankt das bunte Narrenschiff. . ..
Der gläubige Fischbeck.
Fischbeck sagte im Reichstag: „Ja, meine
Herren, ich glaube an den Reichskanzler, an
diesen modernen Mann!"
In dem gefühllosen Gelächter, das die
äußerste Linke hierbei anstimmte, gingen seine
folgenden Glaubenssätze verloren:
„Ich glaube an den Zaren, den getreuen
Eckart des europäischen Parlamentarismus,
ich glaube an Peters, diesen Verbreiter christ-
licher Nächstenliebe,
ich glaube an Oldenburg, diesen Vorkämpfer
des allgemeinen Wahlrechts,
ich glaube an Graf Kuno Moltke, diesen
Verteidiger deutscher Frauenehre,
ich glaube an Graf Lynar, dieses Vorbild
germanischer Sittlichkeit,
ich glaube auch an die wachsende Popu-
larität des Liberalismus und meiner eigenen
Persönlichkeit, dieser treuen Hüterin der deut-
schen Volksrechte!"
Glossen.
Die Brandenburgische Landwirtschaflskam-
mer fordert von der Regierung die Abschaffung
der Arbeiterfahrkarten und die Herabsetzung
der Eisenbahnarbeiter-Löhne in ländlichen
Gegenden.
Bedauerlich ist, daß die Brandenburger nicht
so konsequent waren, die Abschaffung der
Arbeiter überhaupt zu fordern . . .
Wegen Säbelmensuren wurden in Erlangen
10 Studenten zu je 3 Monat Festung verur-
teilt; der Wirt, der das Lokal hergab, bekam
l1/« Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt
hatte gegen ihn ein Jahr beantragt. Das hatte
zur Folge, daß alle Erlanger Wirte fortan —
Korpsbrüder werden.
In Elbing wählt Kommerzienrat Ziese, der
die erste Wählerklasse repräsentiert, 20 von den
60 Stadtverordneten.
Es ist ihm aber nicht gestattet, diese 20 nach
seinem Wunsche zu uniformieren und auf seinen
Namen zu vereidigen.
Graf Mirbach fordert in der „Kreuzzeitung"
die weitere Einführung indirekter Steuern, da
„das Bedenken einer Belastung der ärmeren
Bevölkerung bei näherer Prüfung nicht stich-
haltig" sei.
Daraufhin wurde er von den christlichen
Arbeitervereinen zum Ehrenmitglied ernannt.
Es ist richtig, daß die Freisinnige Volks-
partei in Berlin eine Wahlrechtsversainmlnng
veranstaltete, zu deren Besuch Eintrittskarten
zu lösen waren.
Dagegen ist die Behauptung übertrieben,
daß alle Wahlrechtskämpfer zur Gründung
einer — Aktiengesellschaft aufgefordert werden
sollen . .. —->.—
Kapuzinerpredigt
des Kapuziners Josef Sarto gegen die Mvdernistcn.
Äeisa, Iuchheia, Dudeldumdei!
Nennt man das römische Klerisei?
Nein! Das sind scheußliche Antichristen,
Die verfluchten Modernisten!
Ego sum Caesar — ego Imperator!
Schreibt euch das, Schufte, hinter das Ohr!
In speziae, ihr deutschen Theologe» im Norden
Seid ihr denn gänzlich meschugge geworden?
Schwöret ab dem Dölling er und dem Schell,
Sonst werde ich eklig — meiner Seel'!
Was frommt euch Wissen, Vernunft und Ver-
stand?
Schwingt lieber den Klingelbeutel im Land!
Zn Frankreich geht das Geschäft miserabel.
Rom ist dort nicht mehr, wie eh'dem der Nabel
Der Welt, wo die Säfte zusammcnflossen
And die güldenen Bäche sich ergossen.
Jetzt macht ihr Deutschen mir noch solche
Sachen,
Ja, soll ich am Ende gar Pleite machen?
Ihr Modernisten, nehmt's euch doch zur Lehre,
Das wär' ja für uns das größte Misere,
Wenn derMensch dürft'annehmen und bekennen
Jedwedes Bekenntnis, das er kann nennen
Nach bestem Gewissen für wahr und echt,
Da gingen unsre Geschäfte gar schlecht!
Drum rat' ich euch derweil noch im Guten
Lass't ab von allem lib'ralen Tuten
Knd haltet das Maul! Sonst lernt ihr mich
kennen!
Ich lass' euch wie Luß und Bruno verbrennen!!
Lerlingcr.