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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 25.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.6608#0070
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-« 5738

Karl Marx, t©

2u seinem 25. Coclestag.

Du starbest nicht; wenn auch die Wie modert
In tiefer Gruft im stillen Cotenbain:

Die flamme deines Geistes lebt und lodert
Und strahlt in tausendfachem Widerschein.

Ist auch der Säemann zur Kuh' gegangen,

So wuchert, grünt und blüht doch seine Saat:
Gin jeder Sieg, den kämpfend wir errangen,

Gr war und ist dein Merk und deine Cat.

Durchs dunkle Gabyrinth verworfner Gehren
?and'st du den (lieg zum sonnenklaren Cag;
In Hebelgründen buh sich's an zu klären,

Gs wich die Dacht, die auf den Geistern lag.
Din zu der Hoffnung grünendem Gestade
Genkt’st du mit starker Hand des Schiffes Kiel,
Ins Gand der Zukunft bahntest du die Pfade
Und unsrer Sehnsucht wiesest du das Ziel.

Du löstest unsrer Knechtschaft eh'rne Bande,

Du rütteltest die Schläfer aus der Kuh',

Und deinem Meckruf scholl von Gand zu Gande
Gin hunderttausendfältig Gcbo zu.

Huf deinen Ruf vereinten sich die Streiter,
Gewappnet stand das Proletarierheer,

Und rastlos ging es weiter, immer weiter,

G$ wuchs der Strom zum sturmgepeitschten Meer.

Heut' steb'n wir da in festgeschloss’nen Reihen,
Die keines Feindes Hnsturm mehr durchbricht,
Und unsres Meisters denken wir in treuen,

Der uns gelehrt hat, wie man kämpft und ficht.
Ist auch der Säemann zur Ruh’ gegangen,

So wuchert, grünt und blüht doch seine Saat:
Gin jeder Sieg, den kämpfend wir errangen,

Gr war und ist sein Merk und seine Cat!

Zum 18. März.

Das war in jener großen Zeit,

In jenen Tagen des Märzen,

Als sich begeistert dem Tode geweiht
Viel Proletarierherzen.

Eie schlugen die Barrikadenschlacht
Und opferten sich ohne Sorgen,

Bis nach der feuersprühenden Nacht
.Heraufstieg der Freiheitsmorgen.

Des Völkerfrühlings goldener Schein,

Der kam aus dem Lande der Franken,

Der strahlte in alle Lerzen hinein
Viel zauberhaft schöne Gedanken.

Doch ach, es erlosch der Frühlingtraum
Bald bis auf den letzten Schimmer,

Als war' er gewesen nur eitel Schaum,
Schien er verschwunden auf immer!

Doch der so lebendig und frisch und rot
Gestrahlt in den Tagen des Märzen,

Der Freiheitsgedanke ist noch nicht tot
Und lebt in Millionen .Herzen.

Und hat sich auch anders gestaltet die Zeit
Mit einem neuen Geschlechte,

Die Proletarier fordern heut
Des Volkes natürliche Rechte.

Das freie Wahlrecht, das sie so lang
Mit all ihrer Sehnsucht begehrten,

Muß ihnen in dieser Zeiten Drang
Im Preußenland endlich auch werden.

Wiesich auch dieIunkerschastsperrtund sträubt,
Ich will ihr die Zukunft deuten:

In diesem großen Kampfe verbleibt
Der Sieg dem Geiste der Zeiten. Lans Flux.

Karl Meist f

Am 15. Februar starb in Aäln Aarl Meist, der in
der Arbeiterbewegung am Riederrhein von Jugend auf
eifrig tätig gewesen ist. Am 12. Dezember 1856 in Deutz
bei Aäln geboren, ergriff er nach dem Besuch der Volks-
schule den Tischlerberns. Bei den ersten versuchen, die
durch das Sozialistengesetz zerstörten Organisationen
seines Berufs wieder aufzurichten, hat er bereits leb-
haften Anteil genommen. Besonders aber widmete er
sich der politischen Arbeiterbewegung seiner Heimat, in
der er seit 1884 in den ersten Reihen kämpfte. Lr er-
lebte die Genugtuung, 1893 für den Areis Remfcheid-
Lennep-Wettmann in den Reichstag gewählt zu werden.
1895 wurde das Mandat für ungültig erklärt, aber von
1903 bis 1906 vertrat er den Areis wieder im Reichstag.
Seine eifrige Arbeit wird ihm unvergessen bleiben.

Gut gebrüllt, Pod!

Nach Zeitungsberichten sagte Podbielski im
Zirkus Busch: „Meine Herren, halten Sie das
eine fest: Der deutsche Bauer war, (Bravo!)
ist, (Bravo!) und wird sein, (Bravo!) solange
sich unsere Erde dreht!" (Stürmischer Beifall.)

Pod hätte denselben Inhalt auch in andere
Worte kleiden können, und zwar: „Der deutsche
Bauer, der auf den Bund der Landwirte
schwört, gehört zu denen, die nicht alle werden!"
Auf die „Bravos" hätte er dann allerdings
verzichten müssen.

Sdmttterlted.

Am 18. März zu singen.

Im Wsten sinkt der Morgennebel,

Das Zrührot flimmert frisch und frei
Auf Sporn und Knopf und Helm und Säbel
Des Leutnants von der Polizei.

Heut' ist der achtzehnte des Märzen,

Da wandert munter er feldein,

Mit scharfer Scher' und stolzem Herzen
Zieht er hinaus zum Znedrichshain.

Noch liegt die Zlur in Wintersbanden,

An Blüten fehlt's in Busch und Tann' —
Und doch ist manches schon vorhanden,
Was schneiden er und ernten kann.

Blickt hin: in endlos langen Reihen
Harrt ernst des Volkes Menge dort:

Den toten Kämpfern will sie weihen
Lin Lorbeerreis und Dankeswort.

Manch gutes Sprüchlein könnt ihr lesen,
Auf flammend rotes Band gedruckt;

Lin Blick darauf: es ist gewesen -
Das Auge flammt, die Schere zuckt.

Des Zreiligrath verruchte Oden,
von Heinrich Heine ein Gedicht —
Schnippschnapp, schon flattern sie zu Boden:
Die janze Richtung paßt ihm nicht!

„Halt! Hier noch so was Gottverdammtes!

von Schiller, glaub' ich, ist der Dreck!"-

So waltet stolz er seines Amtes,

Und schneid't die janze Richtung weg! 3.<5.

Versäumte Gelegenheit.

Bei einem Berliner Bockbierfest wurde die
Besitzerin des längsten Zopfes prämiiert.

Da hat sich die preußische Regierung wieder
mal eine Gelegenheit zur Auffrischung ihrer
Finanzen entgehen lassen hätte sie sich
präsentiert, so hätte sie sicher den ersten Preis
erworben. . .
 
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