-'—. 5866
KL Soldatenlied.
R!it Recht wird der Kommiß gepriesen
von jedem echten deutschen Mann,
Doch dünkt am schönsten er für diesen,
Der bei der Garde dienen kann.
Lebt wohl, ihr häuslichen Geschäfte:
Ich weih' mit Mut und Kraft und Schwitz
Dem Vaterlande meine Kräfte
Jetzt in Berlin und Döberitz!
Leb' wohl, du traute Heimat mein,
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Lebt wohl ihr, Jette, Lotte, Lore,
von denen ich nun scheiden muß;
Schon öffnen sich vor mir die Tore
Des vierten Regiments zu Fuß,
wo rüst'ge Unt'roffziere schalten,
Die mir schon manche Lippe pries,
wo Walter, Balk und Biermann walten
Und Holzapfel, der Vizespieß.
Ich tret' in die Kaserne ein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Das Auge sieht den Himmel offen,
Und munter naht der Herr Sergeant —
Schon fällt, von seiner Faust getroffen,
Der erste Backzahn in den Sand.
Der Stechschritt will heut gar nicht glücken:
Lin Tritt — das Schienbein ist verletzt,
Und auf des jungen Helden Rücken
Zerbricht der Feuerhaken jetzt;
Lin Jagdhieb traf das Schlüsselbein —
Ha. welche Lust, Soldat zu sein!
Gar kläglich tönet das Gewimmer.
Es krümmt der Krieger sich vor Schmerz,
wenn abends man im Mannschaftszimmer
Ihm reckt die Dhren himmelwärts.
Backpfeifen sausen durch die Lüfte,
Die peitsche klatscht nach altem Brauch,
Drei Plempenhiebe um die Hüfte!
Vier Kolbenstöße vor den Bauch!
Man nennt uns Lsel, Dchs und Schwein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Doch endlich schallt die Abschiedsglocke,
Zwei Jahr sind um, der Dienst ist aus,
Ich krieche aus des Königs Rocke
Und fahr' als Zivilist nach Haus.
Diverse Wunden sind noch offen.
Im Trommelfelle klafft ein Riß,
Doch ist Gntschäd'gung nicht zu hoffen
Und die Beschwerde ungewiß.
Schweig' still, mein Herz, und gib dich drein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein! J.s.
Uunll5tag§lelegramme.
(Ausgenommen bei mehr als 30 Grad im Schatten ver-
mittelst einer für drahtlose Telegraphie empfänglichen
sauren Gurke. — Ohne Gewähr!)
Berlin. Die bedrohte Türkei hat sich unter das Pro-
tektorat des friedliebenden Deutschen Reiches gestellt.
Ronstantinopel wird in eine moderne Festung verwandelt
und erhält als Gouverneur einen preußischen General
mit dem Titel „Pascha". Die kaiserlich ottomanische Kriegs-
marine soll an den heurigen deutschen Flottenmanövern
als „III. Geschwader" teilnehmen.
— Pierpont Morgan, der amerikanische Milliardär,
hat sich bereit erklärt, die Schulden des Deutschen Reiches
zu bezahlen, wenn ihm gestattet wird, bei einer Audienz
im Berliner Schlosse wegen der Hitze in Hemdsärmeln
zu erscheinen.
— während der tzundstage sind die Bureaus sämt-
licher Ministerien geschlossen! Der preußische Minister-
präsident Fürst Bülow verreist zu einem längeren Besuche
des gleichnamigen Herrn Reichskanzlers nach Norderney.
Dringende Anfragen oder Beschwerden, sowie Gesetz-
entwürfe, sind beim Portier in der wilhelmstraße ab-
zugeben. — Ls wird gebeten, keine unruhige Politik zu
treiben!!
Hamburg, vor Luxhnven bemerkte ein sonst höchst
glaubwürdiger Steuermann eine mindestens sechzig Meter
messende Seeschlange, die sich fortgesetzt in der Nähe der
Rüstenbefestigungen zu schaffen machte. (Offenbar han-
delt es sich um ein von den Engländern dressiertes, über-
aus intelligentes Vieh.
— (Line halbe Stunde später, dringend): Die Lee-
schlange ist soeben dumm genug gewesen, in den Raiser-
Wilhelm-Aanal einzulausen, von Berlin her erging
telegraphischer Befehl, die beiderseitigen Schleusen zu
schließen. Die Wandsbecker Husaren wurden alarmiert
und beauftragt, das Biest zu verhaften.
München. Infolge der anhaltenden Hitze sind hier
mehrere Unglückssälle zu verzeichnen. Der Privatier
Aloysius Liborius Huber zum Beispiel verdurstete auf
dem Wege zum tzofbräu, unmittelbar vor einer Lelter-
wasserbude.
Der Friedenskaiser.
„Majestät hat da in Döberitz 'ne höllisch
kriegerische Rede geredet."
„Ja. . . aber nur, damit der Weltfriede
nicht einschläft!"
vogeftwvaUalle.
Nachts um die zwölfte Stunde
Verläßt ein Rittersmann
Fm Lande der Vogesen
Sein Grab im klihlen Tann.
Lr reitet auf felsigem Grunde,
Durch rauschende Wälder hindurch
Bis dort, wo auf der Höhe
Ragt die Hohkönigsburg.
Ls ließ den braven Sicking
Schon lange im Grab keine Ruh'.
Doch als er emporgeklommen,
Sprach er verwundert: „Ranu??
„Fch kannte das trutz'ge Gemäuer
Fn Frieden und Kampfgebraus —
Das sah hier in früheren Zeiten
Doch alles ganz anders aus?
„Wo ist der Lckturm geblieben,
Der Feste sicherster Hort?
Wer nahm dort Lrker und Zinnen,
Und dort die Mauern fort?"
Lr fluchte finster und greulich
Und hat gar wild gelacht.
Dann sprengte er eilends von dannen
Durch die Fohannisnacht.... P.@.
3m Neichsmarineamt.
„Ist das wahr, daß die Engländer auf ihren
neuen Schlachtschiffen bessere Turbinen haben
als wir?"
„Mag sein! — Aber wir haben jedenfalls
von allen Staaten das beste „Punip"-Sy-
stem!!"
Schülerselbstmord.
„Haben Sie es denn nicht mal für nötig
gehalten, Herr Direktor, wenigstens der Be-
erdigung des jungen Menschen, den Ihre
pädagogische Kunst in den Tod getrieben hat,
beizuwohnen?"
„Nein: was soll ich da!? Er hört's ja doch
nicht mehr, wenn ich ihm am Grabe noch
einen wohlmeinenden Tadel erteile!"
Das deutsche Schwein.
Eine Königsberger Fleischerei empfahl: „Milde Schinken
nur von deutschen Schweinen."
Ein wackrer deutscher Landwerksmann
Die Zukunfts-Losung uns ersann;
Es möchte sie nun Weib und Mann
Zn alle Rinden schreiben:
„Das Schwein, das Schwein
Soll allzeit deutsch verbleiben!"
Der Kaviar mag aus Rußland sein;
Aus welschem Land, jenseits vom Rhein,
Aus der Champagne sei der Wein,
Den wir uns einverleiben.
Allein das Schwein —
Das Schwein soll deutsch verbleiben!
Das Deutschtum ist fürwahr kein Spott,
Es geht noch lange nicht bankrott:
Das fremde Schwein treff' der Boykott!
Man soll's zu Paaren treiben:
Das Schwein, das Schwein
Soll deutsch, ja deutsch verbleiben!
Wir haben selber allerhand
Bon Schweinerei im eignen Land
And brauchen's nicht zu unsrer Schand'
Bon auswärts her verschreiben:
Nein nein, das Schwein,
Das Schwein soll deutsch verbleiben! I P.s.
KL Soldatenlied.
R!it Recht wird der Kommiß gepriesen
von jedem echten deutschen Mann,
Doch dünkt am schönsten er für diesen,
Der bei der Garde dienen kann.
Lebt wohl, ihr häuslichen Geschäfte:
Ich weih' mit Mut und Kraft und Schwitz
Dem Vaterlande meine Kräfte
Jetzt in Berlin und Döberitz!
Leb' wohl, du traute Heimat mein,
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Lebt wohl ihr, Jette, Lotte, Lore,
von denen ich nun scheiden muß;
Schon öffnen sich vor mir die Tore
Des vierten Regiments zu Fuß,
wo rüst'ge Unt'roffziere schalten,
Die mir schon manche Lippe pries,
wo Walter, Balk und Biermann walten
Und Holzapfel, der Vizespieß.
Ich tret' in die Kaserne ein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Das Auge sieht den Himmel offen,
Und munter naht der Herr Sergeant —
Schon fällt, von seiner Faust getroffen,
Der erste Backzahn in den Sand.
Der Stechschritt will heut gar nicht glücken:
Lin Tritt — das Schienbein ist verletzt,
Und auf des jungen Helden Rücken
Zerbricht der Feuerhaken jetzt;
Lin Jagdhieb traf das Schlüsselbein —
Ha. welche Lust, Soldat zu sein!
Gar kläglich tönet das Gewimmer.
Es krümmt der Krieger sich vor Schmerz,
wenn abends man im Mannschaftszimmer
Ihm reckt die Dhren himmelwärts.
Backpfeifen sausen durch die Lüfte,
Die peitsche klatscht nach altem Brauch,
Drei Plempenhiebe um die Hüfte!
Vier Kolbenstöße vor den Bauch!
Man nennt uns Lsel, Dchs und Schwein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein!
Doch endlich schallt die Abschiedsglocke,
Zwei Jahr sind um, der Dienst ist aus,
Ich krieche aus des Königs Rocke
Und fahr' als Zivilist nach Haus.
Diverse Wunden sind noch offen.
Im Trommelfelle klafft ein Riß,
Doch ist Gntschäd'gung nicht zu hoffen
Und die Beschwerde ungewiß.
Schweig' still, mein Herz, und gib dich drein —
Ha, welche Lust, Soldat zu sein! J.s.
Uunll5tag§lelegramme.
(Ausgenommen bei mehr als 30 Grad im Schatten ver-
mittelst einer für drahtlose Telegraphie empfänglichen
sauren Gurke. — Ohne Gewähr!)
Berlin. Die bedrohte Türkei hat sich unter das Pro-
tektorat des friedliebenden Deutschen Reiches gestellt.
Ronstantinopel wird in eine moderne Festung verwandelt
und erhält als Gouverneur einen preußischen General
mit dem Titel „Pascha". Die kaiserlich ottomanische Kriegs-
marine soll an den heurigen deutschen Flottenmanövern
als „III. Geschwader" teilnehmen.
— Pierpont Morgan, der amerikanische Milliardär,
hat sich bereit erklärt, die Schulden des Deutschen Reiches
zu bezahlen, wenn ihm gestattet wird, bei einer Audienz
im Berliner Schlosse wegen der Hitze in Hemdsärmeln
zu erscheinen.
— während der tzundstage sind die Bureaus sämt-
licher Ministerien geschlossen! Der preußische Minister-
präsident Fürst Bülow verreist zu einem längeren Besuche
des gleichnamigen Herrn Reichskanzlers nach Norderney.
Dringende Anfragen oder Beschwerden, sowie Gesetz-
entwürfe, sind beim Portier in der wilhelmstraße ab-
zugeben. — Ls wird gebeten, keine unruhige Politik zu
treiben!!
Hamburg, vor Luxhnven bemerkte ein sonst höchst
glaubwürdiger Steuermann eine mindestens sechzig Meter
messende Seeschlange, die sich fortgesetzt in der Nähe der
Rüstenbefestigungen zu schaffen machte. (Offenbar han-
delt es sich um ein von den Engländern dressiertes, über-
aus intelligentes Vieh.
— (Line halbe Stunde später, dringend): Die Lee-
schlange ist soeben dumm genug gewesen, in den Raiser-
Wilhelm-Aanal einzulausen, von Berlin her erging
telegraphischer Befehl, die beiderseitigen Schleusen zu
schließen. Die Wandsbecker Husaren wurden alarmiert
und beauftragt, das Biest zu verhaften.
München. Infolge der anhaltenden Hitze sind hier
mehrere Unglückssälle zu verzeichnen. Der Privatier
Aloysius Liborius Huber zum Beispiel verdurstete auf
dem Wege zum tzofbräu, unmittelbar vor einer Lelter-
wasserbude.
Der Friedenskaiser.
„Majestät hat da in Döberitz 'ne höllisch
kriegerische Rede geredet."
„Ja. . . aber nur, damit der Weltfriede
nicht einschläft!"
vogeftwvaUalle.
Nachts um die zwölfte Stunde
Verläßt ein Rittersmann
Fm Lande der Vogesen
Sein Grab im klihlen Tann.
Lr reitet auf felsigem Grunde,
Durch rauschende Wälder hindurch
Bis dort, wo auf der Höhe
Ragt die Hohkönigsburg.
Ls ließ den braven Sicking
Schon lange im Grab keine Ruh'.
Doch als er emporgeklommen,
Sprach er verwundert: „Ranu??
„Fch kannte das trutz'ge Gemäuer
Fn Frieden und Kampfgebraus —
Das sah hier in früheren Zeiten
Doch alles ganz anders aus?
„Wo ist der Lckturm geblieben,
Der Feste sicherster Hort?
Wer nahm dort Lrker und Zinnen,
Und dort die Mauern fort?"
Lr fluchte finster und greulich
Und hat gar wild gelacht.
Dann sprengte er eilends von dannen
Durch die Fohannisnacht.... P.@.
3m Neichsmarineamt.
„Ist das wahr, daß die Engländer auf ihren
neuen Schlachtschiffen bessere Turbinen haben
als wir?"
„Mag sein! — Aber wir haben jedenfalls
von allen Staaten das beste „Punip"-Sy-
stem!!"
Schülerselbstmord.
„Haben Sie es denn nicht mal für nötig
gehalten, Herr Direktor, wenigstens der Be-
erdigung des jungen Menschen, den Ihre
pädagogische Kunst in den Tod getrieben hat,
beizuwohnen?"
„Nein: was soll ich da!? Er hört's ja doch
nicht mehr, wenn ich ihm am Grabe noch
einen wohlmeinenden Tadel erteile!"
Das deutsche Schwein.
Eine Königsberger Fleischerei empfahl: „Milde Schinken
nur von deutschen Schweinen."
Ein wackrer deutscher Landwerksmann
Die Zukunfts-Losung uns ersann;
Es möchte sie nun Weib und Mann
Zn alle Rinden schreiben:
„Das Schwein, das Schwein
Soll allzeit deutsch verbleiben!"
Der Kaviar mag aus Rußland sein;
Aus welschem Land, jenseits vom Rhein,
Aus der Champagne sei der Wein,
Den wir uns einverleiben.
Allein das Schwein —
Das Schwein soll deutsch verbleiben!
Das Deutschtum ist fürwahr kein Spott,
Es geht noch lange nicht bankrott:
Das fremde Schwein treff' der Boykott!
Man soll's zu Paaren treiben:
Das Schwein, das Schwein
Soll deutsch, ja deutsch verbleiben!
Wir haben selber allerhand
Bon Schweinerei im eignen Land
And brauchen's nicht zu unsrer Schand'
Bon auswärts her verschreiben:
Nein nein, das Schwein,
Das Schwein soll deutsch verbleiben! I P.s.