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https://doi.org/10.11588/diglit.6608#0223
5891
§2 ScJir geeignet, ?2>
Graf: Ich brauche einen Diener, aber mit'ner echten Dienerseele — mutz
sich alles jefallen lassen — also kein Sozi!
Stcllenvermittlcr: Herr Graf werden mit mir zufrieden sein, habe in
Dienern eine vorzügliche Auswahl, garantiert freisinnige Gemüter,
Gras: Versteht — Gemüter tz kn Kopsch-Eickhoff versagen auch bei Fußtritten
nicht.
^ swvelsMne. LT
Der biedre Michel hatte baß gestutzt
Und fragte sich: „Was soll denn dgs bedeuten?''
Als ihm das Ausland spöttisch aufgemutzt
Die Eulenburgerei und ihre Freuden,
Aus der Kloake, die man aufgedeckt,
Folgt' dem geleerten stets ein voller Kübel.
Wenn er die Nase in die Zeitung steckt'.
Ward ihm nach allen Kanten schlimm und übel.
Ein, großes, dickes Fragezeichen setzt
Er hinter 's Lob der „Edelsten und Besten".
Es ist fürwahr ein schlimmer Kasus jetzt:
Für den Philister wanken alle Festen!
General Liebert stellt fest, daß nach neuerdings in Jericho gemachten
Fllnden der Mann, welcher von Jerusalem hinab gen Jericho ging,
ein Arbeitswilliger war und die Mörder, welche ihn schlugeil und
halbtot liegen ließen, tatsächlich streikende Maurer waren. Eine dahin-
gehende Änderung der Bibel ist vorgesehen.
Die deutsche Regierung richtete an die Eskimos die Aufforderung,
alle im nördlichen Polarkreis schwimmenden Eisberge zu verankern,
da dieselben erfahrungsgemäß im Hochsommer i» den Atlantischen
Ozean geraten und durch Abtauen eine Temperaturabkühlung Hervor-
rufen, welche sich zur Zeit der deutschen Ernte in öfteren Niederschlägen
äußert. Die grönländische Regierung antwortete jedoch ablehnend. Die
politische Lage ist daher sehr ernst. Drei Regimenter Infanterie tragen
zunächst bis zum 23. August probeweise Polarausrüstung und auf den
Werften wird fieberhaft gearbeitet.
Auf die Auregung der amerikanischen Großschlächtereien hin hat
sich ein internationaler Großschlächterverband gebildet. Der Kaiser
von Rußland und der Schah von Persien wurden zu Ehrenmitgliedern
ernannt. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ritter frcisum.
Freisinn, dieser große Ritter,
Wollte machen jüngst sein Glück,
Wollte sich zum Äther schwingen
In die hohe Politik,
Zu des phöbus Sonnenwagen,
Wohin er schon längst begehrt,
Drinnen man als Diplomat nur
Und als großer Staatsmann fährt.
Zu dem goldenen Gefährte
Schwang sich Freisinn kühn hinauf,
Durch die Rebel und die Sonnen
Rahm der Wagen seinen Lauf,
Hei, das war ein lustig Jagen
Wie durch lauter Feenland,
Bis der alten Heimat Boden
Zn dem blauen Dunst entschwand.
Schwindlig ward dem Ritter Freisinn
Und erschreckt die Menschen sahn,
Wie der goldne Sonnenwagen
Kam aus der gewohnten Bahn,
Scheu geworden war'n die Rosse —
£i, das gab ein tolles Spiel,
weil dem Freisinn bei dem Schwindel
Aus der Hand der Zügel fiel.
Unaufhaltsam ins verderben
Rast' der Wagen jetzt davon,
Und der Freisinn saß darinnen
Als der neue phaethon.
Und den Armen überwältigt
Alsobald hat Angst und Schreck,
Aus dem hochpolit'schen Äther
Flog herab er in den Dr—ck! A, T,
Äofleute.
„Der alte Graf Buckelwitz macht also richtig
die allerhöchste Nordkapreise mit, trotz seiner
geschwächten Gesundheit?"
„Na ja... da ist er immer in nächster Nähe
der Majestät; sein Hausarzt hat ihm doch ver-
ordnet, täglich ein „Sonnenbad" zu nehmen!"
Das Luftschiff.
Was der Dichter einst gesungen.
Der Prophet im Geist erschaut.
Groß und herrlich ist's gelungen;
Staunend hat's die Welt geschaut.
Durch die Lüfte kain ein Brausen
Mitten in den Sonnenschein —
Ist's des Heiligen Geistes Sausen?
Bricht der jüngste Tag herein?
Tausend blickten auf voll Schrecken
Nach des .Himmels lichtem Raum —
Will die Phantasie uns necken?
Ist es Wahrheit? Ist's ein Traum?
Droben in den blauen Wogen
Zieht ein golden Schiff die Bahn,
Neigt sich grüßend und im Bogen
Steigt's zur Sonne kühn hinan.
Und cs bricht aus jedem Munde
Donnernd auf ein Iubelschrei:
Großer Tag und große Stunde,
Nun sind wir in Lüften frei!
Nun sind wir nicht bloß auf Erden
Herrscher über Raum und Zeit,
Nun muß auch der Himmel werden
Uns mit seiner Herrlichkeit. Robert Seidel,
Lieber Jacob!
Villes merkwirdije passiert in de Welt-
jeschichte, aber det merkwirdigste sind doch de
sojenannten freisinnijen Pollitiker, Wo sich
det preißesche Abjeorntenhaus nu konstituwiert
hat, stellen se uff eenmal mit de jreeßte Ent-
ristung fest, det nich wenijer wie fimfunvierzig
aitsjewachsene Landräte drinsitzen; un de Tante
Boß fragt janz uffjeregt, wie det bloß meeg-
lich is, det 'n Mensch 'n abhängijen Beamten
als Volksvertreter wählen kann, der doch bloß
tun derf, wat de Rejierung will, un jleich alle
wird, wenn er mal aus Versehen sich erfrecht,
'ne eijene Meinung zu haben, 'ne komische
alte Dame, de Tante aus de Breite Straße!
Se verjißt jänzlich, det de Freisinnijen selber
zivee lebendije Landräte in't Dreiklassenparla-
ment verholfcn haben; un wem Hütte denn
eejentlich so'n richtijer Vossescher Abonnc-
mangswähler seine Stimme jeden sollen? Etwa
'n freisinnijen Blockbruder? Wenn der mal 'ne
Lippe riskiert un wat anderes sagt, als ihn
de Rejierung erloobt, au Backe! Denn jeht et
ihn mit alle seine Unabhängigkeit eben so
kläterig wie 'n abhängijen Landrat: denn
kommen Wiemer un Fischbeck ihm uff'n Kopp
un mit seinen Mannesstolz is et Essig.
Eenparlamentarisches Prachtexemplarhaben
de Freisinnijen allerdings in't Abjeorntenhaus
jekriegt, det de ausschweifendsten Jelüste der
Tante Voß jeniejen kann. Ick meene dem
Dokter Schepp von Ober- und Niederbarnim.
Bei den heert de Naturgeschichte vollständig
uff un de jelehrtesten Zolojen sind sich im un-
klaren, ob se ihm unter de ajrarischen Frei-
sinnijen oder unter de liberalen Konservativen
oder unter de konservativ-liberalen Ajrarjer
rechnen sollen. Mit den werden sojar, jloobe
ick, Fischbeck un Wiemer zufrieden sind, denn
'n jrceßcres Jesinnungskuddelmuddel, als wie
bei dieses famose Block-Jespenst, jibt et nich
mehr. Da hat et jeschnappt.
Eenen iveeß ick, den det neie Abjeornten-
haus aber janz jewiß keene rechte Freide nich
machen wird: det is Kröcher. Et is noch nich
lange her, det er dem historischen Ausspruch
jetan hat, de Sozialdemokraten könnten man
bloß Objekt, aber niemals nich Subjekt von
de Jesehjebung sind? Un nu sitzen uff eenmal
wohljezählte sieben sonne Subjekte in det heilste
Jnnkerparlament drinne, un der langjährije
Musterpräsedent muß nu uff seine alten Tage
de Jrammatik vornehmen un lernen, wat Sub-
jekt un wat Objekt is. 'n beklagenswertes
Schicksal, det aber der oft erprobte starke Mann
hoffentlich mit de jewohnte Wirde un die ihm
innewohnende Muskelkraft ertragen wird.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
§2 ScJir geeignet, ?2>
Graf: Ich brauche einen Diener, aber mit'ner echten Dienerseele — mutz
sich alles jefallen lassen — also kein Sozi!
Stcllenvermittlcr: Herr Graf werden mit mir zufrieden sein, habe in
Dienern eine vorzügliche Auswahl, garantiert freisinnige Gemüter,
Gras: Versteht — Gemüter tz kn Kopsch-Eickhoff versagen auch bei Fußtritten
nicht.
^ swvelsMne. LT
Der biedre Michel hatte baß gestutzt
Und fragte sich: „Was soll denn dgs bedeuten?''
Als ihm das Ausland spöttisch aufgemutzt
Die Eulenburgerei und ihre Freuden,
Aus der Kloake, die man aufgedeckt,
Folgt' dem geleerten stets ein voller Kübel.
Wenn er die Nase in die Zeitung steckt'.
Ward ihm nach allen Kanten schlimm und übel.
Ein, großes, dickes Fragezeichen setzt
Er hinter 's Lob der „Edelsten und Besten".
Es ist fürwahr ein schlimmer Kasus jetzt:
Für den Philister wanken alle Festen!
General Liebert stellt fest, daß nach neuerdings in Jericho gemachten
Fllnden der Mann, welcher von Jerusalem hinab gen Jericho ging,
ein Arbeitswilliger war und die Mörder, welche ihn schlugeil und
halbtot liegen ließen, tatsächlich streikende Maurer waren. Eine dahin-
gehende Änderung der Bibel ist vorgesehen.
Die deutsche Regierung richtete an die Eskimos die Aufforderung,
alle im nördlichen Polarkreis schwimmenden Eisberge zu verankern,
da dieselben erfahrungsgemäß im Hochsommer i» den Atlantischen
Ozean geraten und durch Abtauen eine Temperaturabkühlung Hervor-
rufen, welche sich zur Zeit der deutschen Ernte in öfteren Niederschlägen
äußert. Die grönländische Regierung antwortete jedoch ablehnend. Die
politische Lage ist daher sehr ernst. Drei Regimenter Infanterie tragen
zunächst bis zum 23. August probeweise Polarausrüstung und auf den
Werften wird fieberhaft gearbeitet.
Auf die Auregung der amerikanischen Großschlächtereien hin hat
sich ein internationaler Großschlächterverband gebildet. Der Kaiser
von Rußland und der Schah von Persien wurden zu Ehrenmitgliedern
ernannt. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ritter frcisum.
Freisinn, dieser große Ritter,
Wollte machen jüngst sein Glück,
Wollte sich zum Äther schwingen
In die hohe Politik,
Zu des phöbus Sonnenwagen,
Wohin er schon längst begehrt,
Drinnen man als Diplomat nur
Und als großer Staatsmann fährt.
Zu dem goldenen Gefährte
Schwang sich Freisinn kühn hinauf,
Durch die Rebel und die Sonnen
Rahm der Wagen seinen Lauf,
Hei, das war ein lustig Jagen
Wie durch lauter Feenland,
Bis der alten Heimat Boden
Zn dem blauen Dunst entschwand.
Schwindlig ward dem Ritter Freisinn
Und erschreckt die Menschen sahn,
Wie der goldne Sonnenwagen
Kam aus der gewohnten Bahn,
Scheu geworden war'n die Rosse —
£i, das gab ein tolles Spiel,
weil dem Freisinn bei dem Schwindel
Aus der Hand der Zügel fiel.
Unaufhaltsam ins verderben
Rast' der Wagen jetzt davon,
Und der Freisinn saß darinnen
Als der neue phaethon.
Und den Armen überwältigt
Alsobald hat Angst und Schreck,
Aus dem hochpolit'schen Äther
Flog herab er in den Dr—ck! A, T,
Äofleute.
„Der alte Graf Buckelwitz macht also richtig
die allerhöchste Nordkapreise mit, trotz seiner
geschwächten Gesundheit?"
„Na ja... da ist er immer in nächster Nähe
der Majestät; sein Hausarzt hat ihm doch ver-
ordnet, täglich ein „Sonnenbad" zu nehmen!"
Das Luftschiff.
Was der Dichter einst gesungen.
Der Prophet im Geist erschaut.
Groß und herrlich ist's gelungen;
Staunend hat's die Welt geschaut.
Durch die Lüfte kain ein Brausen
Mitten in den Sonnenschein —
Ist's des Heiligen Geistes Sausen?
Bricht der jüngste Tag herein?
Tausend blickten auf voll Schrecken
Nach des .Himmels lichtem Raum —
Will die Phantasie uns necken?
Ist es Wahrheit? Ist's ein Traum?
Droben in den blauen Wogen
Zieht ein golden Schiff die Bahn,
Neigt sich grüßend und im Bogen
Steigt's zur Sonne kühn hinan.
Und cs bricht aus jedem Munde
Donnernd auf ein Iubelschrei:
Großer Tag und große Stunde,
Nun sind wir in Lüften frei!
Nun sind wir nicht bloß auf Erden
Herrscher über Raum und Zeit,
Nun muß auch der Himmel werden
Uns mit seiner Herrlichkeit. Robert Seidel,
Lieber Jacob!
Villes merkwirdije passiert in de Welt-
jeschichte, aber det merkwirdigste sind doch de
sojenannten freisinnijen Pollitiker, Wo sich
det preißesche Abjeorntenhaus nu konstituwiert
hat, stellen se uff eenmal mit de jreeßte Ent-
ristung fest, det nich wenijer wie fimfunvierzig
aitsjewachsene Landräte drinsitzen; un de Tante
Boß fragt janz uffjeregt, wie det bloß meeg-
lich is, det 'n Mensch 'n abhängijen Beamten
als Volksvertreter wählen kann, der doch bloß
tun derf, wat de Rejierung will, un jleich alle
wird, wenn er mal aus Versehen sich erfrecht,
'ne eijene Meinung zu haben, 'ne komische
alte Dame, de Tante aus de Breite Straße!
Se verjißt jänzlich, det de Freisinnijen selber
zivee lebendije Landräte in't Dreiklassenparla-
ment verholfcn haben; un wem Hütte denn
eejentlich so'n richtijer Vossescher Abonnc-
mangswähler seine Stimme jeden sollen? Etwa
'n freisinnijen Blockbruder? Wenn der mal 'ne
Lippe riskiert un wat anderes sagt, als ihn
de Rejierung erloobt, au Backe! Denn jeht et
ihn mit alle seine Unabhängigkeit eben so
kläterig wie 'n abhängijen Landrat: denn
kommen Wiemer un Fischbeck ihm uff'n Kopp
un mit seinen Mannesstolz is et Essig.
Eenparlamentarisches Prachtexemplarhaben
de Freisinnijen allerdings in't Abjeorntenhaus
jekriegt, det de ausschweifendsten Jelüste der
Tante Voß jeniejen kann. Ick meene dem
Dokter Schepp von Ober- und Niederbarnim.
Bei den heert de Naturgeschichte vollständig
uff un de jelehrtesten Zolojen sind sich im un-
klaren, ob se ihm unter de ajrarischen Frei-
sinnijen oder unter de liberalen Konservativen
oder unter de konservativ-liberalen Ajrarjer
rechnen sollen. Mit den werden sojar, jloobe
ick, Fischbeck un Wiemer zufrieden sind, denn
'n jrceßcres Jesinnungskuddelmuddel, als wie
bei dieses famose Block-Jespenst, jibt et nich
mehr. Da hat et jeschnappt.
Eenen iveeß ick, den det neie Abjeornten-
haus aber janz jewiß keene rechte Freide nich
machen wird: det is Kröcher. Et is noch nich
lange her, det er dem historischen Ausspruch
jetan hat, de Sozialdemokraten könnten man
bloß Objekt, aber niemals nich Subjekt von
de Jesehjebung sind? Un nu sitzen uff eenmal
wohljezählte sieben sonne Subjekte in det heilste
Jnnkerparlament drinne, un der langjährije
Musterpräsedent muß nu uff seine alten Tage
de Jrammatik vornehmen un lernen, wat Sub-
jekt un wat Objekt is. 'n beklagenswertes
Schicksal, det aber der oft erprobte starke Mann
hoffentlich mit de jewohnte Wirde un die ihm
innewohnende Muskelkraft ertragen wird.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.