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https://doi.org/10.11588/diglit.6608#0334
6002 .—>
: Deutsche Finanzpolitik.:
Tief seufzend spricht der Kanzler:
Die Kaffen stehen leer.
Die letzten Batzen fraßen auf
Die Flotte und das Heer.
Da helfen keine Reden,
Es muß etwas geschehn.
Der Dalles wächst mir übern Kopf,
So kann's nicht länger gehn!
Run ratet mir, ihr Freunde,
Llnd gebt Bescheid: womit
Kann ich wohl diesmal flicken noch
Des Reiches Defizit?
Ihr war't ja stets die Stützen
Von Vaterland und Thron
Llnd halft verpulvern frisch und flott
Gar manche Million.
Wir lebten mit einander
So lang' in Saus und Braus -
Run steht ihr stumm und dämlich da
Llnd wißt nicht ein noch aus.
Aus meiner vollen Krippe
Fraßt ihr den Hafer süß,
Jetzt aber, wo ihr blechen sollt.
Bekommt ihr kalte Füß'!
Doch wollt ihr mir nicht Helsen,
So weiß ich selber Rat:
Wozu wohl gibt's im deutschen Land
Ein Proletariat,
Dem von geringer Habe
Roch blieb ein karger Rest?
Wohlan, ihm drehn wir mit Hurra
Die Steuerschraube fest!
Ihr wackern Patrioten,
Da seid ihr flink zur Hand!
Gottlob, noch schlägt des Bürgers Herz
Für's teure Vaterland!
Schon füllt mit goldnem Segen
Sich unser Opferstock -
Run kann die Karre weiter gehn:
Hab' Dank, mein lieber Block! s s
Bli&üraDtnatöritöten.
Berlin. Die Reichsbewilltgungsdampfmaschine arbeitet
wieder. Auf Grund einer patentierten Erfindung Bülows
wird sie nicht mit Aohlen, sondern mit „Aohl" gebeizt.
— In der preußischen Wahlrechtsfrage gab die Regie-
rung das aussichtslose Streiken auf und trat dafür in
die passive Resistenz ein.
Schwerin. Die mecklenburgische Verfassung mußte
vertagt werden, weil sich die Ritterschaft bei der Be-
ratung aus versehen auf den parlamentarischen Zylinder-
Hut gesetzt hatte.
Regensburg. Rach der Walhallafeier telegraphierte
Bülow einen Glückwunsch an den seligen Aollegen Bis
marck im tzimmel. Leider kam die Depesche al» unbestell-
bar zurück. Sie trug den vermerk, daß der Empfänger
im tzimmel unbekannt sei.
Prag, wegen der nationalen Raufereien hat die Polizei
den üblichen Sonntagsbummel der deutschen Studenten
verboten, wenn dies nichts hilft, soll ihnen auch die
alltägliche Bummelei verboten werden.
Belgrad. Der serbische Aronprinz ist, wie der Haus-
arzt festgesiellt hat, nur deshalb so unruhig, weil er auf
250000 Bajonetten sitzt.
Bus dem Saarremer.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Gewinnt der Bergmann Kohlen,
Auch wird daselbst bei Gruvenlicht
Bestochen und gestohlen.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Geschehen heitre Lhosen:
Die kleinen Paschas rauben da
So schlimm fast wie die großen.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Tat einst der Stumm regieren,
Heut' muß der fromme Bergmann dort
Den frommen Steiger schmieren.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Steckt die Moral im Sumpfe,
Doch preuß'scher Bureaukratengeist,
Der feiert dort Triumphe.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Gibt's staatliche Betriebe:
Ls schwören ihren Amtseid dort
Die Hehler und die Diebe.
Das gottesfürcht'ge Saarrevier
Kennt keine roten Buben,
Reichstreu find Steiger dort urd Knapp'
Und königlich die Gruben.
De säx'sche Wahlrechdsgiste.
Wenn ich Sie bloß
das eene wißde.
Was mich wie änne
Wesbe blagd:
„Was wer zu unsrer
Wahlrechdsgiste
In andern Vater-
ländern sagd."
's is Sie schon lange
nich mehr scheene
s An manchmal werd
mer halb verrickd,
Als werden een de
Lammelbeene
Mid eißerschder Gewald gegnickd.
Da häng de säx'schen Difdelgebbe,
Die mer je aus Erfahrung gennd,
Den Riecher in de gleensten Debbe,
Bis jede Subbe angebrennd.
An briefen mid gegrinden Zweifel
Se denn das brenzliche Gemisch,
So schreib ä jeder gleich: „Fui Deisel!"
An fackd den Leffel untern Disch.
Von Geifern Widerhall» de Wände,
Ee München hackd das andre dod,
An de Rehjierung ringd de Lände
An Lohendahl werd blaß un rod.
Mir Hamm Sie nämlich drei Bardcien,
Die ziemlich sich gewachsen sei»;
Die hauen nu mid gifdgen Schreien
An Schimfen uff enander 'nein.
Was de Lerrn Liweralen wollen,
Wolln de Gonservadiven nich.
An ihr Brojetd verwerfd mid Grollen
Der Liwerale sicherlich;
An werdense sich je verdragen
Mit Ach un Grach un mid Auweh,
So werde de Regierung sagen:
„Das soll ich fressen? I nu nee!"
So genn sich nämlich noch drei Jahre
Ereifern de geehrden Lerrn
An wechselseidig bei de Laare
Sich 'rum in Schdraßendrecke zerrn.
Preußisches Wahlrecht.
Was man nicht verhindern kann — das
sucht man zu verschleppen.
Die preußische Regierung redet von ihrem
„guten Willen", wie ein Proletarier von seinem
Bankkonto.
Wahlreform heißt: für den Untertan einen
verbesserten Maulkorb erfinden, der das Beißen
verhindert und nur das Bellen gestattet.
Wer an die Bersprechungen Bülows glaubt
— der glaubt auch an den Klapperstorch!
Klapperstorch Bülow wird schon eine niedliche
Mißgeburt apportieren.
Das allgemeine, gleiche und geheime Wahl-
recht ist die Grundlage des Deutschen Reiches.
Das Dreiklassenwahlrecht ist das Dach des
preußischen Staates.
Man muß dem Volke möglichst wenig Rechte
geben, so daß es sich ganz seinen Pflichten
widmen kann.
Wer der Weltgeschichte allzu eifrig Knüppel
in den Weg legt, wird von ihr überfahren.
: Deutsche Finanzpolitik.:
Tief seufzend spricht der Kanzler:
Die Kaffen stehen leer.
Die letzten Batzen fraßen auf
Die Flotte und das Heer.
Da helfen keine Reden,
Es muß etwas geschehn.
Der Dalles wächst mir übern Kopf,
So kann's nicht länger gehn!
Run ratet mir, ihr Freunde,
Llnd gebt Bescheid: womit
Kann ich wohl diesmal flicken noch
Des Reiches Defizit?
Ihr war't ja stets die Stützen
Von Vaterland und Thron
Llnd halft verpulvern frisch und flott
Gar manche Million.
Wir lebten mit einander
So lang' in Saus und Braus -
Run steht ihr stumm und dämlich da
Llnd wißt nicht ein noch aus.
Aus meiner vollen Krippe
Fraßt ihr den Hafer süß,
Jetzt aber, wo ihr blechen sollt.
Bekommt ihr kalte Füß'!
Doch wollt ihr mir nicht Helsen,
So weiß ich selber Rat:
Wozu wohl gibt's im deutschen Land
Ein Proletariat,
Dem von geringer Habe
Roch blieb ein karger Rest?
Wohlan, ihm drehn wir mit Hurra
Die Steuerschraube fest!
Ihr wackern Patrioten,
Da seid ihr flink zur Hand!
Gottlob, noch schlägt des Bürgers Herz
Für's teure Vaterland!
Schon füllt mit goldnem Segen
Sich unser Opferstock -
Run kann die Karre weiter gehn:
Hab' Dank, mein lieber Block! s s
Bli&üraDtnatöritöten.
Berlin. Die Reichsbewilltgungsdampfmaschine arbeitet
wieder. Auf Grund einer patentierten Erfindung Bülows
wird sie nicht mit Aohlen, sondern mit „Aohl" gebeizt.
— In der preußischen Wahlrechtsfrage gab die Regie-
rung das aussichtslose Streiken auf und trat dafür in
die passive Resistenz ein.
Schwerin. Die mecklenburgische Verfassung mußte
vertagt werden, weil sich die Ritterschaft bei der Be-
ratung aus versehen auf den parlamentarischen Zylinder-
Hut gesetzt hatte.
Regensburg. Rach der Walhallafeier telegraphierte
Bülow einen Glückwunsch an den seligen Aollegen Bis
marck im tzimmel. Leider kam die Depesche al» unbestell-
bar zurück. Sie trug den vermerk, daß der Empfänger
im tzimmel unbekannt sei.
Prag, wegen der nationalen Raufereien hat die Polizei
den üblichen Sonntagsbummel der deutschen Studenten
verboten, wenn dies nichts hilft, soll ihnen auch die
alltägliche Bummelei verboten werden.
Belgrad. Der serbische Aronprinz ist, wie der Haus-
arzt festgesiellt hat, nur deshalb so unruhig, weil er auf
250000 Bajonetten sitzt.
Bus dem Saarremer.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Gewinnt der Bergmann Kohlen,
Auch wird daselbst bei Gruvenlicht
Bestochen und gestohlen.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Geschehen heitre Lhosen:
Die kleinen Paschas rauben da
So schlimm fast wie die großen.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Tat einst der Stumm regieren,
Heut' muß der fromme Bergmann dort
Den frommen Steiger schmieren.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Steckt die Moral im Sumpfe,
Doch preuß'scher Bureaukratengeist,
Der feiert dort Triumphe.
3m gottesfllrcht'gen Saarrevier
Gibt's staatliche Betriebe:
Ls schwören ihren Amtseid dort
Die Hehler und die Diebe.
Das gottesfürcht'ge Saarrevier
Kennt keine roten Buben,
Reichstreu find Steiger dort urd Knapp'
Und königlich die Gruben.
De säx'sche Wahlrechdsgiste.
Wenn ich Sie bloß
das eene wißde.
Was mich wie änne
Wesbe blagd:
„Was wer zu unsrer
Wahlrechdsgiste
In andern Vater-
ländern sagd."
's is Sie schon lange
nich mehr scheene
s An manchmal werd
mer halb verrickd,
Als werden een de
Lammelbeene
Mid eißerschder Gewald gegnickd.
Da häng de säx'schen Difdelgebbe,
Die mer je aus Erfahrung gennd,
Den Riecher in de gleensten Debbe,
Bis jede Subbe angebrennd.
An briefen mid gegrinden Zweifel
Se denn das brenzliche Gemisch,
So schreib ä jeder gleich: „Fui Deisel!"
An fackd den Leffel untern Disch.
Von Geifern Widerhall» de Wände,
Ee München hackd das andre dod,
An de Rehjierung ringd de Lände
An Lohendahl werd blaß un rod.
Mir Hamm Sie nämlich drei Bardcien,
Die ziemlich sich gewachsen sei»;
Die hauen nu mid gifdgen Schreien
An Schimfen uff enander 'nein.
Was de Lerrn Liweralen wollen,
Wolln de Gonservadiven nich.
An ihr Brojetd verwerfd mid Grollen
Der Liwerale sicherlich;
An werdense sich je verdragen
Mit Ach un Grach un mid Auweh,
So werde de Regierung sagen:
„Das soll ich fressen? I nu nee!"
So genn sich nämlich noch drei Jahre
Ereifern de geehrden Lerrn
An wechselseidig bei de Laare
Sich 'rum in Schdraßendrecke zerrn.
Preußisches Wahlrecht.
Was man nicht verhindern kann — das
sucht man zu verschleppen.
Die preußische Regierung redet von ihrem
„guten Willen", wie ein Proletarier von seinem
Bankkonto.
Wahlreform heißt: für den Untertan einen
verbesserten Maulkorb erfinden, der das Beißen
verhindert und nur das Bellen gestattet.
Wer an die Bersprechungen Bülows glaubt
— der glaubt auch an den Klapperstorch!
Klapperstorch Bülow wird schon eine niedliche
Mißgeburt apportieren.
Das allgemeine, gleiche und geheime Wahl-
recht ist die Grundlage des Deutschen Reiches.
Das Dreiklassenwahlrecht ist das Dach des
preußischen Staates.
Man muß dem Volke möglichst wenig Rechte
geben, so daß es sich ganz seinen Pflichten
widmen kann.
Wer der Weltgeschichte allzu eifrig Knüppel
in den Weg legt, wird von ihr überfahren.