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https://doi.org/10.11588/diglit.6608#0376
—» 6044 •
Das Lied vom Schuster. *
Es sitzt ein Schuster in Berlin,
Der möchte gern was gelten.
Drum hat er seinen Ruhm geschrien
Linaus in alle Welten.
Lahaha! und Tralala!
Linaus in alle Welten.
Das Mundwerk geht ihm srüh und spat.
Auf jedes und auf jeden.
Wenn wo ein Floh gehustet hat.
Er muß es gleich bereden.
Lahaha! und Tralala!
Er muß es gleich bereden.
Iedennoch von der Schusterei
Lat er auch nicht den Schimmer.
Je stolzer das Gerede sei.
Es wird nur desto schlimmer.
Lahaha! und Tralala!
Es wird nur desto schlimmer.
Ich hätt' davon nicht viel geschwatzt.
Indes mich plagt ein Wehe:
Der Stiebel, beit er hat verpatzt.
Der drückt auf unsre Zehe!
Lahaha! und Tralala!
Der drückt auf unsre Zehe!
Mir kriselt was im Kopf herum
Vom Morgen bis zum Duster.
Lerrgott! Was ist der Deutsche dumm!
Braucht er denn einen Schuster?
Lahaha! und Tralala!
Braucht er denn einen Schuster?
—--o o o-—— -
Oer große Cag.
ein KückbUdt.
Das Schwert ist scharf und fest die Wehr
Und stark der Knotenstock,
Xun zieh' hinaus ins Schlachtgewühl,
Hinaus, du tapfrer Block!
Hei, wie dem Zischbeck und dem Kämpf
Die Heldenaugen blitzten.
Und wie der Wiemer und der Kopsch
vor Kampfbegierde schwitzten!
Jetzt kommt der lang verheißene,
Jetzt kommt der große Loup:
Jetzt sammle deine ganze Kraft,
Du stolzer Kanzler du!
Die deutsche Bürgerseele kocht,
Laut tönt die Schreckenskunde:
Dem absoluten Regiment
Schlug heut die letzte Stunde!
Europa sah mit bangem Blick
Auf diese Heldenschar,
Die sich als Beute kühn erkor
Den Hohenzollernaar,
Dumpf dräuend naht das Volksgericht,
Jetzt geht um Tod und Leben
Ls voll und ganz und unentwegt —
Pardon wird nicht gegeben!
Die Schlacht begann. Wo find sie denn
Die wilden Kämpen all?
Sie machten in die Hosen sich
Beim ersten ZlintenknaU.
Im Ru war Mut und Mannesstolz
Wie Spreu im Wind verflogen:
Sanft flötend piept ein dürrer Spatz--
Und alles war gelogen. 3.3.
Glossen.
Im Berliner Dom sind die Statuen der vier
Herrschertugenden ausgestellt: „Tapferkeit",
„Mäßigung", „Gerechtigkeit", „Weisheit".
Ganz abgesehen davon, daß es statt Weis-
heit „Allwissenheit" heißen müßte, fehlen doch
noch die „Rednergabe", die „Menschenkennt-
nis" und vor allein die „Fähigkeit, sich überall
' etiebt zu machen".
Wege» Beleidigung eines Leutnants wurde
ein Schriftsteller zu anderthalb Jahren Ge-
fängnis verurteilt.
Ist das nicht viel zu wenig? Konnte gegen
den Angeklagten nicht wegen „Verächtlich-
machung von Staatseinrichtungen", „Hoch-
verrat" oder bei einigermaßen geschickter juri-
stischer Auslegung wegen „Gottesläslcrung"
vorgegangen werden?
Standesopfcr.
„Mein Herr, haben Sie nicht zufällig einen Revolver
bei sich? Der Mensch dort hat mich beleidigt. Ich bin
Offizier, und wenn ich ihn nicht erschieße, werde ich
aus dem Heere ausgesivßen."
flbdul flziz’ Lauen.
Da Hbdul flziz seinen Bruder lieb bat,
Der ihn fein brüderlieb vom Cbron gestossen,
Und für den Rarem jetzt nicht mehr den trieb bat
— kr bat natürlich einen furchtbar grossen —,
So bat er ihn an Rafid abgetreten
Zum Einkaufspreis! Beim Barte des Propheten!
Ob Rafid seinem Bruder nun versöhnt ist
Durch diese bundertaebtundaebtzig Schwägerinnen,
Kann nur ermessen wer daran gewöhnt ist;
Uns scheint es als ein übermenschliches Beginnen,
Denn bundertaebtundaebtzig krauen bat man nicht
vonnöten,
Das ist zuviel! Beim Barte des Propheten!
Unglaublich sebeint's, dass Rafid drüber froh ist;
So viele Kleiber hetzen schliesslich ihn zu Code!
Jür solchen Mädchenhandel, der schon mehr „en
gros" ist,
Jebit in Marokko unsre Stadtsynode;
Doch leider ist sie dort noch nicht vertreten,
Dort war’ ihr Platz! Beim Barte des Propheten!
Ein Dutzend nur, die alle schön und jung sind,
Rat flziz zum gebrauch sich Vorbehalten,
weil zwei bis dreie täglich ihm genung sind,
Schickt Rafid er die hundertachtundachtzig alten;
Die sollen ihn durch ihre Liebe töten.
Bei so viel Arbeit gebt ein Riese flöten!
Ein Danaergeschenk! Beim Barte des Propheten!
Alfred Sdjoltz.
Splitter.
Vor der Verfassung hat der Absolutismus
nicht mehr Respekt, als vor einer Badehose.
Je plumper die Offiziösen lügen — um so
faustdicker ist die Wahrheit.
Ueber die preußische Reaktion kann man viele
gute Witze machen. Die schlechten macht sie selber
Auch der preußische Junker liebt den Fort-
schritt, vorausgesetzt, daß er nicht überstürzt
wird, sondern eine gemäßigte Gangart inne-
hält, zum Beispiel die des Krebses!
Das Lied vom Schuster. *
Es sitzt ein Schuster in Berlin,
Der möchte gern was gelten.
Drum hat er seinen Ruhm geschrien
Linaus in alle Welten.
Lahaha! und Tralala!
Linaus in alle Welten.
Das Mundwerk geht ihm srüh und spat.
Auf jedes und auf jeden.
Wenn wo ein Floh gehustet hat.
Er muß es gleich bereden.
Lahaha! und Tralala!
Er muß es gleich bereden.
Iedennoch von der Schusterei
Lat er auch nicht den Schimmer.
Je stolzer das Gerede sei.
Es wird nur desto schlimmer.
Lahaha! und Tralala!
Es wird nur desto schlimmer.
Ich hätt' davon nicht viel geschwatzt.
Indes mich plagt ein Wehe:
Der Stiebel, beit er hat verpatzt.
Der drückt auf unsre Zehe!
Lahaha! und Tralala!
Der drückt auf unsre Zehe!
Mir kriselt was im Kopf herum
Vom Morgen bis zum Duster.
Lerrgott! Was ist der Deutsche dumm!
Braucht er denn einen Schuster?
Lahaha! und Tralala!
Braucht er denn einen Schuster?
—--o o o-—— -
Oer große Cag.
ein KückbUdt.
Das Schwert ist scharf und fest die Wehr
Und stark der Knotenstock,
Xun zieh' hinaus ins Schlachtgewühl,
Hinaus, du tapfrer Block!
Hei, wie dem Zischbeck und dem Kämpf
Die Heldenaugen blitzten.
Und wie der Wiemer und der Kopsch
vor Kampfbegierde schwitzten!
Jetzt kommt der lang verheißene,
Jetzt kommt der große Loup:
Jetzt sammle deine ganze Kraft,
Du stolzer Kanzler du!
Die deutsche Bürgerseele kocht,
Laut tönt die Schreckenskunde:
Dem absoluten Regiment
Schlug heut die letzte Stunde!
Europa sah mit bangem Blick
Auf diese Heldenschar,
Die sich als Beute kühn erkor
Den Hohenzollernaar,
Dumpf dräuend naht das Volksgericht,
Jetzt geht um Tod und Leben
Ls voll und ganz und unentwegt —
Pardon wird nicht gegeben!
Die Schlacht begann. Wo find sie denn
Die wilden Kämpen all?
Sie machten in die Hosen sich
Beim ersten ZlintenknaU.
Im Ru war Mut und Mannesstolz
Wie Spreu im Wind verflogen:
Sanft flötend piept ein dürrer Spatz--
Und alles war gelogen. 3.3.
Glossen.
Im Berliner Dom sind die Statuen der vier
Herrschertugenden ausgestellt: „Tapferkeit",
„Mäßigung", „Gerechtigkeit", „Weisheit".
Ganz abgesehen davon, daß es statt Weis-
heit „Allwissenheit" heißen müßte, fehlen doch
noch die „Rednergabe", die „Menschenkennt-
nis" und vor allein die „Fähigkeit, sich überall
' etiebt zu machen".
Wege» Beleidigung eines Leutnants wurde
ein Schriftsteller zu anderthalb Jahren Ge-
fängnis verurteilt.
Ist das nicht viel zu wenig? Konnte gegen
den Angeklagten nicht wegen „Verächtlich-
machung von Staatseinrichtungen", „Hoch-
verrat" oder bei einigermaßen geschickter juri-
stischer Auslegung wegen „Gottesläslcrung"
vorgegangen werden?
Standesopfcr.
„Mein Herr, haben Sie nicht zufällig einen Revolver
bei sich? Der Mensch dort hat mich beleidigt. Ich bin
Offizier, und wenn ich ihn nicht erschieße, werde ich
aus dem Heere ausgesivßen."
flbdul flziz’ Lauen.
Da Hbdul flziz seinen Bruder lieb bat,
Der ihn fein brüderlieb vom Cbron gestossen,
Und für den Rarem jetzt nicht mehr den trieb bat
— kr bat natürlich einen furchtbar grossen —,
So bat er ihn an Rafid abgetreten
Zum Einkaufspreis! Beim Barte des Propheten!
Ob Rafid seinem Bruder nun versöhnt ist
Durch diese bundertaebtundaebtzig Schwägerinnen,
Kann nur ermessen wer daran gewöhnt ist;
Uns scheint es als ein übermenschliches Beginnen,
Denn bundertaebtundaebtzig krauen bat man nicht
vonnöten,
Das ist zuviel! Beim Barte des Propheten!
Unglaublich sebeint's, dass Rafid drüber froh ist;
So viele Kleiber hetzen schliesslich ihn zu Code!
Jür solchen Mädchenhandel, der schon mehr „en
gros" ist,
Jebit in Marokko unsre Stadtsynode;
Doch leider ist sie dort noch nicht vertreten,
Dort war’ ihr Platz! Beim Barte des Propheten!
Ein Dutzend nur, die alle schön und jung sind,
Rat flziz zum gebrauch sich Vorbehalten,
weil zwei bis dreie täglich ihm genung sind,
Schickt Rafid er die hundertachtundachtzig alten;
Die sollen ihn durch ihre Liebe töten.
Bei so viel Arbeit gebt ein Riese flöten!
Ein Danaergeschenk! Beim Barte des Propheten!
Alfred Sdjoltz.
Splitter.
Vor der Verfassung hat der Absolutismus
nicht mehr Respekt, als vor einer Badehose.
Je plumper die Offiziösen lügen — um so
faustdicker ist die Wahrheit.
Ueber die preußische Reaktion kann man viele
gute Witze machen. Die schlechten macht sie selber
Auch der preußische Junker liebt den Fort-
schritt, vorausgesetzt, daß er nicht überstürzt
wird, sondern eine gemäßigte Gangart inne-
hält, zum Beispiel die des Krebses!