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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 26.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.6707#0011
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6079

-^-xZZ Aeitbitö»

«• ohne Worte.

Nnckseite dcr ersten Nummer dcS „Wahren Jacob" (Januar 188l).

In Persien wird die Republik erklärt. Der
neue Präsident erhält ein Telegramm ans
Berlin und wird zwangsweise für die „Woche"
photographiert.

Der bisherige Schah wird Nayonchef dcr
Teppich-Abteilung des Warenhauses Tietz.

Unter den Linden in Berlin herrscht große
Erregung. Es stellt sich heraus, daß ein Hof-
automobil die polizeilich vorgeschriebene Ge-
schwindigkeit nicht überschritten hat.

Man findet einen deutschen Arbeiter, der
sich an der „Kompottschüssel" übersättigt und
den Magen verdorben hat.

Da Büloiv nicht geht, fordert die Neichs-
tagsmehrheit ihre Entlassung.

Als Entschädigung für alle ausgestandenen
Leiden wird Eulenburg Justizminister. Die
Dame Justitia wird durch einen der beiden
„wilden Männer" des preußischen Wappens
ersetzt.

DieJnsektenpulver-Fabrikanten zetteln einen
Balkankrieg an.

-o o o-;—

Der Obermeister der Berliner Maurer-
innung wird Direktor der Nationalgalerie.
Als Kunstsachverständiger wird ihm ein Feld-
webel an die Seite gestellt.

©in Herrscher, der sich geniert, bittet um
Herabminderung seiner Zivillisle.

Das Standrecht in Prag wird bis zum
75jährige» Regierungsjubiläum verlängert.

Eine Silvester-Enzyklika des Papstes ordnet
an, daß die Jahre fortan rückwärts' zu zählen
seien. P. E.

Eine Enttäuschung.

„Kindcrmann, Sie haben mir da einen netten
Rat gegeben!!"

„Wieso, Durchlaucht?"

„Sie haben gesagt, ich sollte kurz vor Weih-
nachten meine Lackstiefel ins offene Fenster
stellen, damit der Weihnachtsmann was hinein-
täte . . ."

„Ra, und?"

„Jetzt hat der Kerl sie ganz einfach ge-
stohlen, Kindermann!!"

6eim Mstozzen.

€in Hcujabrslicd.

Stosst an! 6s gibt kein schöner Ding,

JDs kräftig anzustossen.

So oft ein Glas in Scherben ging,

So ärgern sich die Krossen.

Und vieles gibt’s auf dieser Welt,

Das mancher hoch und heilig hält;

Doch zupft man dran o UJnnder! —
Zerreisst der ganze Plunder.

Der Block, der Block, der heil’ge Block,

Zu dem sie alle beten,

Ist ein geflickter alter Rock;
kr kracht in allen Bähten.

Der Schneider auch, der ihn gemacht,

— Was gilt’s? — ist über Dacht verkracht.
Zwar lächelt er noch heute,

Doch morgen ist er pleite.

Die alte Zeit ist mild und welk;
ks schmerzen alle Glieder.

Borst du, wie s knistert im Gebälk?

Leis rieselt Staub hernieder.

Denn drinnen nagt der Lotenwurm.

6s ist die Ruhe vor dem Sturm.

Drum augestossen, Leute!

Dann stürzt es ein noch heute.

Und dann ein frisches Glas zur Band!

Der Neubau — er soll leben!

Die Ziegel sind ja schon gebrannt,

Der Mörtel steht daneben.

JBi Jfrbeitsbänden fehlt es nicht,

Und jeder ist bewusst der Pflicht.

Schon schaffen tausend Bände,

Schon steigen türm und Wände.

Und was den Grossen einst misslang,

Den Kleinen wird es glücken.

Bort ihr der Kelle hellen Klang?

Seht ihr den Richtbaum schmücken?

Schon ragt, vom Bimmel sanft umblaut,
Der Bau, vom Uolk dem Uolk erbaut.

Kein träum mehr sind hienieden

Die Freiheit und der Frieden. en°e,>.

Wie die Bescherung ausfiel!

Der Weihnachtsmann ist ein kluger Ge-
schäftsmann, der zwar gern die Wünsche seiner
frommen Kunden erfüllt, aber scharf darauf
sieht, daß es nicht zuviel kostet. So zum Bei-
spiel halten sich gewünscht:

Bülow ... Garantien für einen dauer-
haften Block und für eine dauerhafte Kanzler-
Herrlichkeit.

Sydow . . . ein Mittel, um den deutschen
Michel für die Reichsfinanzreform zu begeistern.

Der deutsche Michel... Garantien, daß
man Wilhelm II. nicht mehr so viel reden hört.

X.AZ ... einen richtigen Handlanger.

Unter ihren respekliven Tannenbäumen fan-
den sie nun:

Bülow . . . eine Flasche Syndetikon (klebt,
leimt, kittet alles!)

Syd oiv . . . eine Zitronenquetsche (für die
Theorie!) und eine Daumenschraube (für die
Praxis!)

Der d eutsch e Mich el... eine Schlafmütze

LU3 - - - einen Hampelmann.
 
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