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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 26.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.6707#0012
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— 6080

Die geniale Familie.

Da ist zuerst der ßerr Papa.

Hm! 6m! 6e! 6e! Man kennt ihn ja.

Es staunt die weit: 0 Gott, wie tief
Und impulsiv! Da — impulsiv!

Und wie er sich zu reden traut,

So oft! So kernig! Und so laut!

Der Deutsche selbst kommt in Bewegung,

Das heisst: aus freudiger Erregung.

„Dun sagen Sie mir, woher hat er das nur?
Ist das Kunst oder ist das wirklich Natur?"
„Aber mein 6err! Ich bitte Sie!

Das ist eben angebornes Genie!“

Gesegnet war der Mutter Schoss,

Die Fruchtbarkeit schier grenzenlos.

Das geist’ge Erbe merkt man schon
Gleich bei dem erstgebornen Sohn,
was wälzt sich nicht in diesem Kopf!

Zum Beispiel: ein IDanschettenknopf
Scheint ein Problem schwer zu ergründen,

Er wird schon seine Losung finden!

„Dun sagen Sie mir, woher hat er das nur?
Ist das Kunst oder ist das wirklich Dafür?“
„Aber mein 6err! Ich bitte Sie!

Das ist eben angebornes Genie!“

Ein andrer reift zum Admiral,

Der dritte wird ein Teldmarscball;

Doch einer spürt in sich die Kraft
Und überrennt die Wissenschaft.

Ja, selbst der kleinste Jüngeling
Nimmt Gattung an und macht ein Ding.

Soll Jugend nicht das Alter ehren?

Die Lehrer wird er drum belehren!

„Dun sagen Sie mir, woher hat er das nur?
Ist das Kunst oder ist das wirklich Natur?“
„Aber mein Gerr! Jch bitte Sie!

Das ist eben angebornes Genie!“

So häuft der Geist sich mehr und mehr;

Die Grosse wird hereditär.

Dies ist der Zukunft lichter Punkt,

Denn wenn nun alles weiter jungt,
welch eine Tülle zeigt sich da
Uom Enkel bis zum Grosspapa!

Erst einer, dann die ganze Sippe
Gat dich, o Deutschland, an der Strippe!

„Dun sagen Sie mir, woher hat sie das nur?
Ist das Kunst oder ist das wirklich Natur?“
„Aber mein Gerr! Ich bitte Sie!

Das ist eben angebornes Genie!“ s.

Konservativ. .


„Schimpfen Sie bloß nicht Über den Block! So gut
wie jedes bessere Haus seine Dienerschaft hat, braucht
auch eine anständige Partei ihr Gefolge."

Schweres Los.

„Das Weib soll hem Manne überall Nach-
folgen, hat Hochwürden heute gepredigt. Was
mach' ich da: »rein Peter ist doch Landbrief-
träger!" —...—

Rechtzeitig gewarnt.

„Herr Schutzmann, Herr Schutzmann, kom
men Sie bloß: in der Nebengasse ist eine
Schlägerei!"

„Gut, daß Sie es mir sagen: ich wäre bei-
nahe dorthin gegangen!"

Die Schattenseite.

„Recht erfreulich, dieses Wachstum des
deutschen Volkes, nicht wahr, lieber Amts
bruder?"

„Ja. Nur schade, daß dergleichen immer
mit Unzucht verknüpft ist...."

Verinischte Anzeigen.

Welcher Edeldenkende

leiht einer jungen Dame, anständig und erst in
den Dreißigern, eine halbe Milliarde? Rückzah-
lung nach Übereinkunft. Offerten unter

„Jungfrau Germania" hauptpostlagernd.

Um zu sparen,

verkaufen wir aus unserem Nennstall die edel-
gezogene Vollblutstute „Blamage", vom „Schlen-
drian" aus der „Bummelei" stammend. — „Bla-
mage" hat mehrere europäische Nenneil gewonnen
und hat erst im Vorjahr das prächtige Fohlen
„Interview" zur Welt gebracht. Reflektanten
wollen sich werlden an das
-Auswärtige Amt, Berlin, Wilhelmstraße. !
 
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