Bülow: Ich wollte ja nur einen Strohhalm von seinem
Acberfluß aber da hat er mich schier umgebracht!
Der wütige Stier.
vcr Messerstecher.
Li» öccliiicr öänkelsang.
Wie ihr gewiß im Zeitungsblatt
Ausführlich habt gelesen,
Treibt ein perverser Messerheld
Hier in Berlin sein Wesen,
Lin halbes Dutzend Dpfer fiel
Bereits am ersten Tage -
vergeblich schallt ihr Hilferuf,
Kein Ghr hört ihre Klage,
Denn während fern im Gsten
Die Untat ward vollbracht,
Hielt die Berliner Polizei
Am Kaiserfchloffe Wacht,
Ls zog der Gnkel Lduard
Als Gast dort grade ein,
Drum half die wackre Schutzmannschaft
Beim Hoch- und Hurraschrei'n,
Indessen, unser Messerheld
Zog ohne iXai’ und Gnade
Zu neuen Taten rüstig fort
Auf seinem dunklen Pfade,
Uebt ungestört sein blutig Werk
An Mädchen, Zrau'n und Kindern —
Die gottgesandte Dbrigkeit
vermocht' ihn nicht zu hindern,
voll Aengsten rief der Bürger:
„Wo steckt die Polizei?"
Die wohnte im Gewerkschaftshaus
Der Volksversammlung bei;
Zür Thron, Altar und Geldsack ist
Zu Kämpfen sie bereit —
Doch;um profanen Straßendienst
Zehlt Stimmung ihr und Zeit,
Der Armut düsteres Duartier
Siegt einsam und verlassen,
Der fiackernde Laternenschein
Beleuchtet öde Gassen;
Ls spiegelt sich der Wintermond
Zn schmutzig trüben Pfützen-
Da, horch, ein jäher Schreckensrus —
Lin Messer steht man blitzen!
Kaum brach das Dpfer nieder,
So eilt in schnellem Lauf
Die Polizei herbei und nimmt
Ls photographisch auf.
Gar schön gelang das Konterfei,
Ls ist ein wahrer Schatz-
Nun hat man seine Pflicht getan
Am Alexanöerplatz!
„Was sagst? mt, Sch mul? Der Reichstag hat ab-
gclehlltzu unterstützen verarmte jüdischeTempelgcmein-
den un hat nor e Gemüt for de katholischen un de
evangelischen!"
„Nebbich, un was sind die? Nichts als wie e Ab-
leger von uns!"
Das Lied der Arbeit.
Frei nach Erzberger gesungen von den Beamten
gewisser Reichskanzleien.
So leben wir, so leben wir.
So leben wir alle Tage.
Drei Stunden oder höchstens vier
Währt unsre Arbeitsplage.
An« zehn Ahr geht's ins Amt hinein
— Neun Ahr steht auf dem Plan —,
Drauf wird bis elf ein Stiindelein
Mit Klatsch und Tratsch vertan.
Dann lesen unser Leibblatt wir.
Das darf man nicht vergessen.
And wickeln sacht aus dem Papier
Das kalte Mittagessen.
Dieweilcn ward es zwölfe bald.
Es kann auch später sei».
Jetzt aber geht es mit Gewalt
Forsch in die Arbeit 'rein.
Herrgott, ist's immer noch nicht drei?
Wie doch die Stunden schleichen!
Ein halb ist es erst über zwei.
Ach was! Auch das kann reichen!
Für heute langt es sicherlich.
Man schafft kaputt sich sunst.
Lang bei der Arbeit halten sich.
Auch das ist eine Kunst!
So leben wir, so leben wir.
So leben wir alle Tage.
Nur eins stört manchmal das Pläsier
And gibt uns Grund zur Klage:
Der schreckliche Achtstundentag —
Fluch dem, der vor ihn schlug!
Zwei Stunden Dienst- und Arbeitsplag'
Wär' täglich grad' genug! R,W.
Acberfluß aber da hat er mich schier umgebracht!
Der wütige Stier.
vcr Messerstecher.
Li» öccliiicr öänkelsang.
Wie ihr gewiß im Zeitungsblatt
Ausführlich habt gelesen,
Treibt ein perverser Messerheld
Hier in Berlin sein Wesen,
Lin halbes Dutzend Dpfer fiel
Bereits am ersten Tage -
vergeblich schallt ihr Hilferuf,
Kein Ghr hört ihre Klage,
Denn während fern im Gsten
Die Untat ward vollbracht,
Hielt die Berliner Polizei
Am Kaiserfchloffe Wacht,
Ls zog der Gnkel Lduard
Als Gast dort grade ein,
Drum half die wackre Schutzmannschaft
Beim Hoch- und Hurraschrei'n,
Indessen, unser Messerheld
Zog ohne iXai’ und Gnade
Zu neuen Taten rüstig fort
Auf seinem dunklen Pfade,
Uebt ungestört sein blutig Werk
An Mädchen, Zrau'n und Kindern —
Die gottgesandte Dbrigkeit
vermocht' ihn nicht zu hindern,
voll Aengsten rief der Bürger:
„Wo steckt die Polizei?"
Die wohnte im Gewerkschaftshaus
Der Volksversammlung bei;
Zür Thron, Altar und Geldsack ist
Zu Kämpfen sie bereit —
Doch;um profanen Straßendienst
Zehlt Stimmung ihr und Zeit,
Der Armut düsteres Duartier
Siegt einsam und verlassen,
Der fiackernde Laternenschein
Beleuchtet öde Gassen;
Ls spiegelt sich der Wintermond
Zn schmutzig trüben Pfützen-
Da, horch, ein jäher Schreckensrus —
Lin Messer steht man blitzen!
Kaum brach das Dpfer nieder,
So eilt in schnellem Lauf
Die Polizei herbei und nimmt
Ls photographisch auf.
Gar schön gelang das Konterfei,
Ls ist ein wahrer Schatz-
Nun hat man seine Pflicht getan
Am Alexanöerplatz!
„Was sagst? mt, Sch mul? Der Reichstag hat ab-
gclehlltzu unterstützen verarmte jüdischeTempelgcmein-
den un hat nor e Gemüt for de katholischen un de
evangelischen!"
„Nebbich, un was sind die? Nichts als wie e Ab-
leger von uns!"
Das Lied der Arbeit.
Frei nach Erzberger gesungen von den Beamten
gewisser Reichskanzleien.
So leben wir, so leben wir.
So leben wir alle Tage.
Drei Stunden oder höchstens vier
Währt unsre Arbeitsplage.
An« zehn Ahr geht's ins Amt hinein
— Neun Ahr steht auf dem Plan —,
Drauf wird bis elf ein Stiindelein
Mit Klatsch und Tratsch vertan.
Dann lesen unser Leibblatt wir.
Das darf man nicht vergessen.
And wickeln sacht aus dem Papier
Das kalte Mittagessen.
Dieweilcn ward es zwölfe bald.
Es kann auch später sei».
Jetzt aber geht es mit Gewalt
Forsch in die Arbeit 'rein.
Herrgott, ist's immer noch nicht drei?
Wie doch die Stunden schleichen!
Ein halb ist es erst über zwei.
Ach was! Auch das kann reichen!
Für heute langt es sicherlich.
Man schafft kaputt sich sunst.
Lang bei der Arbeit halten sich.
Auch das ist eine Kunst!
So leben wir, so leben wir.
So leben wir alle Tage.
Nur eins stört manchmal das Pläsier
And gibt uns Grund zur Klage:
Der schreckliche Achtstundentag —
Fluch dem, der vor ihn schlug!
Zwei Stunden Dienst- und Arbeitsplag'
Wär' täglich grad' genug! R,W.