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https://doi.org/10.11588/diglit.6708#0045
6520
praktische lUoöltätigMt.
ftoffnungsuoU.
„Die Frau des Arbeiters, der kürzlich in der Fabrik des gnädigen Herrn
verunglückte, möchte die gnädige Frau sprechen. Sie ist mit ihren Kindern in
großer Not,"
„Sie soll sich mit ihrer ewigen Bettelei zum Kuckuck scheren! Ich kann inir
jetzt nicht die Stimmung für das heutige Wohltätigkeitsfeft verderben lassen!"
-O
„Junge, Zunge, was soll aus dir noch einmal werden?"
„Ein preußischer Junker, Vater!"
„Warum ein preußischer Junker?"
„Weil ich dann machen kann, was ich will und niemand mir was zu
sage» hat,"
vr. alkohol.
Mugdan protestierte in Görlitz gegen den Schnaps-
boykott.
Herr Mugdan, so ist's recht getan!
Nur immer die Flammen schüren
Für Liberalismus und Alkohol!
vor allem — nicht genieren!
»Ich sag' euch: mancherlei Segen birgt
So eines Schnapsglases Nundung,
Ich sag's als Arzt und kämpfe so
Für meines volles Gesundung,
.Manch gute Wirkung rühmt man nach
Dem neunzigprozentigen Fusel —
Schon mancher stimmte liberal
In seinem dunklen Dusel,
„Und wäre er auch der Menschheit Fluch —
Daß ihn die roten Brüder
Ietzt boykottieren, seht, das hebt
In meinen Augen ihn wieder!"
So spricht der wackere Mugdan jetzt
Täglich verschiedene Stunden,
Seit strahlend seine Prinzipien er
Nun glücklich wiedergefunden, ,, . P. g.
Gedanken eines Kultusministers.
Das Maul des Untertans ist eine nie ver-
siegende Quelle obrigkeitlicher Sorgen.
Auf der Schule lernt der künftige Staats-
bürger nicht bloß das Abc aller guten Eigen-
schaften, sondern auch jenes Einmaleins, mit
dessenHilse er später seineSteuern bezahlen muß.
Die graue Theorie wird dann durch einen prak-
tischen Kursus beim Kommiß vervollständigt.
Man darf den Lehrer nur so besolden, daß
seine Schäflein nicht bloß vor seiner Gelehr-
samkeit, sondern auch vor seinem ewig knur-
renden Magen Respekt kriegen.
Man braucht die Wissenschaft nur dann als
Dame zu behandeln, wenn sie mit einem Haupt-
mann der Reserve verheiratet ist.
Die Religion muß dem Volke erhalten blei-
ben. Denn >ver nicht mehr an die Heiligkeit
des Altars glaubt, der sieht auch im Thron
nur eine Sitzgelegenheit für irgend eine» aller-
höchsten Podex.
Der frumbe Schutzmann.
In Potsdam werden für Pvlizctbeamte Bibelstunden
abgehalken.
In Potsdam schmückt der Frommheit Zier
Sogar das Polizeirevier.
Man singt Choräle dort... CS ist
Potsdam für jeden wahren Christ
Fürwahr ein Eldorado.
Der Schutzmann, der mit frommem Sin»
Jur Bibelstunde eilte hin.
Lebt, was den ganzen Dienst betrifft.
Nur strenge »ach der Heil'gen Schrift
Und strotzt von Nächstenliebe.
Schikanen werden nicht geübt.
Weil man ja seine Feinde liebt.
Man segnet den, der einem flucht:
Kein Haftgrund wird hervorgesucht, —
Auch nicht 'mal bei den Sozis.
Statt grimmen Fluchs und Nachcschwnr
Spricht er fortan die Psalmen nur.
Kriegt rechts er einen saft'ge» Sieb,
Dann hält er voller Christenlieb'
Hin auch die linke Backe . . .
Statt des Revolvers hält die Sand
Des Katechismus schwarzen Band.
Ward einer aus Bersehn doch mal
Verprügelt im Arrestlokal,
Wird er gesnnd — gebetet.
S Bürger Potsdams, tief dich neig'
Vorm Schutzmann mit dem Palmenzweig:
Man hat's nicht überall so fein.
Ach, führte man die Sache ein
Zum Beispiel auch — in Breslau! P. E.
Vermischte Anzeigen.
Internationaler Nordpolcntdecker,
der an Futztrilte bereits gewöhnt ist, wünsch! ge-
schäftliche Verbindung mit einer Regierung, die für
relativ billige und politisch völlig gefahrlose
Weltmacht-Sensalionen
von streng wlssenschastltchem Beigeschmack etwas
übrig hat, — Bei 2ö0000 Mark Vorschub wird der
Südpol zur Verfügung gestellt. Bet 500000 Mark
wird eine schwindelnde Besteigung des Mondes aus-
geführt (Annexion als Kolonie mit Flagge 200000
Mark teurer!). Bei einer Million wird der Mars
diplomatisch besucht und eventuell angepumpt,
Gest, Off, an vr, Cook, weltpostlagernd.
Wir suchen für unfern hilflosen „dritten Mann"
einen zuverlässigen
nationalliberalen Kiebitz,
bei dem er von Zeit zu Zeit etwas Rückhalt findet,
so daß er uns in seiner Eigenschaft als Reichs-
kanzler nicht plötzlich wegläuft.
Die Schnapsblock-Skatbrüder.
Ein wahrer Jungbrunnen
für schwankende Patrioten ist das von mir erfundene
„Nationale Lebenseltxier",
Nicht zu verwechseln mit den marltschreierifch an-
gepriesenen Fabrikaten der benachbarte» Schmutz-
konkurrenz! Als da find: „Feuer des Prometheus",
„Phönixtrauk", „Ostclbische Liebfrauenmilch", „La-
crimae Patris Pilucii“, „Hurratropfen" usw.
Zu haben in allen Destillen!!
Besseren Kunden, die meine unübertreffliche Medi-
zin gleich als Tafelgetränk zu sich nehmen möchten,
empfehle ich meinen prachtvollen, in harmlose Wein-
flaschen gefüllten
IgüberMuschtttener,
1908 er Pißwittener,
die mit ihrer edlen goldgelben Farbe, ihrem köst-
lichen Aroma und ihrem kräftigen, würzig-süffigen
Bukett jeden Kenner entzücken werden,
Herr«, Päterow aufPäterow,
praktische lUoöltätigMt.
ftoffnungsuoU.
„Die Frau des Arbeiters, der kürzlich in der Fabrik des gnädigen Herrn
verunglückte, möchte die gnädige Frau sprechen. Sie ist mit ihren Kindern in
großer Not,"
„Sie soll sich mit ihrer ewigen Bettelei zum Kuckuck scheren! Ich kann inir
jetzt nicht die Stimmung für das heutige Wohltätigkeitsfeft verderben lassen!"
-O
„Junge, Zunge, was soll aus dir noch einmal werden?"
„Ein preußischer Junker, Vater!"
„Warum ein preußischer Junker?"
„Weil ich dann machen kann, was ich will und niemand mir was zu
sage» hat,"
vr. alkohol.
Mugdan protestierte in Görlitz gegen den Schnaps-
boykott.
Herr Mugdan, so ist's recht getan!
Nur immer die Flammen schüren
Für Liberalismus und Alkohol!
vor allem — nicht genieren!
»Ich sag' euch: mancherlei Segen birgt
So eines Schnapsglases Nundung,
Ich sag's als Arzt und kämpfe so
Für meines volles Gesundung,
.Manch gute Wirkung rühmt man nach
Dem neunzigprozentigen Fusel —
Schon mancher stimmte liberal
In seinem dunklen Dusel,
„Und wäre er auch der Menschheit Fluch —
Daß ihn die roten Brüder
Ietzt boykottieren, seht, das hebt
In meinen Augen ihn wieder!"
So spricht der wackere Mugdan jetzt
Täglich verschiedene Stunden,
Seit strahlend seine Prinzipien er
Nun glücklich wiedergefunden, ,, . P. g.
Gedanken eines Kultusministers.
Das Maul des Untertans ist eine nie ver-
siegende Quelle obrigkeitlicher Sorgen.
Auf der Schule lernt der künftige Staats-
bürger nicht bloß das Abc aller guten Eigen-
schaften, sondern auch jenes Einmaleins, mit
dessenHilse er später seineSteuern bezahlen muß.
Die graue Theorie wird dann durch einen prak-
tischen Kursus beim Kommiß vervollständigt.
Man darf den Lehrer nur so besolden, daß
seine Schäflein nicht bloß vor seiner Gelehr-
samkeit, sondern auch vor seinem ewig knur-
renden Magen Respekt kriegen.
Man braucht die Wissenschaft nur dann als
Dame zu behandeln, wenn sie mit einem Haupt-
mann der Reserve verheiratet ist.
Die Religion muß dem Volke erhalten blei-
ben. Denn >ver nicht mehr an die Heiligkeit
des Altars glaubt, der sieht auch im Thron
nur eine Sitzgelegenheit für irgend eine» aller-
höchsten Podex.
Der frumbe Schutzmann.
In Potsdam werden für Pvlizctbeamte Bibelstunden
abgehalken.
In Potsdam schmückt der Frommheit Zier
Sogar das Polizeirevier.
Man singt Choräle dort... CS ist
Potsdam für jeden wahren Christ
Fürwahr ein Eldorado.
Der Schutzmann, der mit frommem Sin»
Jur Bibelstunde eilte hin.
Lebt, was den ganzen Dienst betrifft.
Nur strenge »ach der Heil'gen Schrift
Und strotzt von Nächstenliebe.
Schikanen werden nicht geübt.
Weil man ja seine Feinde liebt.
Man segnet den, der einem flucht:
Kein Haftgrund wird hervorgesucht, —
Auch nicht 'mal bei den Sozis.
Statt grimmen Fluchs und Nachcschwnr
Spricht er fortan die Psalmen nur.
Kriegt rechts er einen saft'ge» Sieb,
Dann hält er voller Christenlieb'
Hin auch die linke Backe . . .
Statt des Revolvers hält die Sand
Des Katechismus schwarzen Band.
Ward einer aus Bersehn doch mal
Verprügelt im Arrestlokal,
Wird er gesnnd — gebetet.
S Bürger Potsdams, tief dich neig'
Vorm Schutzmann mit dem Palmenzweig:
Man hat's nicht überall so fein.
Ach, führte man die Sache ein
Zum Beispiel auch — in Breslau! P. E.
Vermischte Anzeigen.
Internationaler Nordpolcntdecker,
der an Futztrilte bereits gewöhnt ist, wünsch! ge-
schäftliche Verbindung mit einer Regierung, die für
relativ billige und politisch völlig gefahrlose
Weltmacht-Sensalionen
von streng wlssenschastltchem Beigeschmack etwas
übrig hat, — Bei 2ö0000 Mark Vorschub wird der
Südpol zur Verfügung gestellt. Bet 500000 Mark
wird eine schwindelnde Besteigung des Mondes aus-
geführt (Annexion als Kolonie mit Flagge 200000
Mark teurer!). Bei einer Million wird der Mars
diplomatisch besucht und eventuell angepumpt,
Gest, Off, an vr, Cook, weltpostlagernd.
Wir suchen für unfern hilflosen „dritten Mann"
einen zuverlässigen
nationalliberalen Kiebitz,
bei dem er von Zeit zu Zeit etwas Rückhalt findet,
so daß er uns in seiner Eigenschaft als Reichs-
kanzler nicht plötzlich wegläuft.
Die Schnapsblock-Skatbrüder.
Ein wahrer Jungbrunnen
für schwankende Patrioten ist das von mir erfundene
„Nationale Lebenseltxier",
Nicht zu verwechseln mit den marltschreierifch an-
gepriesenen Fabrikaten der benachbarte» Schmutz-
konkurrenz! Als da find: „Feuer des Prometheus",
„Phönixtrauk", „Ostclbische Liebfrauenmilch", „La-
crimae Patris Pilucii“, „Hurratropfen" usw.
Zu haben in allen Destillen!!
Besseren Kunden, die meine unübertreffliche Medi-
zin gleich als Tafelgetränk zu sich nehmen möchten,
empfehle ich meinen prachtvollen, in harmlose Wein-
flaschen gefüllten
IgüberMuschtttener,
1908 er Pißwittener,
die mit ihrer edlen goldgelben Farbe, ihrem köst-
lichen Aroma und ihrem kräftigen, würzig-süffigen
Bukett jeden Kenner entzücken werden,
Herr«, Päterow aufPäterow,