6722
☆ ☆ * Goldenes MG. ☆ ☆ ☆
n.
Der Jldel schützet thron und Krone,
Tin Abtritt stinkt es zweifelsohne.
H.
Borussia ist ein feines Korps,
Der Bonner Richter hat Rumor.
e.
Agrarier sind des Uolkes Creme,
Gin Cognak schmeckt recht angenehm.
v
Der Deutsche singt die GJacbt am Rhein,
Dem Dämlack fällt nichts Deues ein.
e.
Der Edelmann kennt seine Pflicht,
Die Erbschaftssteuer kennt er nicht.
T.
Im Schmutz vermehren sich die flöhe,
Der fuselblock steht auf der Röhe.
6.
Der Gimpel geht in jede falle,
Bei uns gilt gleiches Recht für alle.
B.
Allüberall herrscht Gottes Rand,
ln Preussen herrschet Reydebrand.
Ingenien wirken produktiv,
Manch Idiot ist impulsiv.
3.
Im Jauchetümpel quiekt die Sau,
Des Junkers Blut ist immer blau.
K.
Uerdienstc Krönt man prompt und schnell,
v. Dallwitz war Kanalrebell.
c.
Leicht brennt der fuchs dem Jäger durch,
ln Eiebenberg sitzt Gulenburg.
m.
Der Mist ist frisch, solang er raucht,
Minister werden rasch verbraucht.
n.
Gin grosser Reld ist Dikolas,
Aus Angst wird oft die Rose Nass.
o.
Der Ochse ist ein dummes Uieh,
v. Oldenburg gilt als Genie.
p.
Gor Pocken schützt man sich durch Impfen,
Der Papst kann ganz barbarisch schimpfen.
Q.
In Aachen sprudeln warme Quellen,
Quatschköpfe gibt’s an höchsten Stellen.
R.
Im Reich regiert die Reaktion,
Die Reichstagswahl rückt näher schon,
s.
Der Sozi untergräbt den Staat,
Parademarsch übt der Soldat.
scb.
Die Schnepfe hauset im Morast,
Die Schönebeck lacht sich ’tien Ast.
c.
Tn Creptow lässt sich Jagow schaun,
Den Roten ist nicht recht zu traun,
u.
Das Unkraut wuchert auf dem Mülle,
Ultramontane gibt’s in Sülle.
u.
Uersprecben soll man immer halten,
Auch wenn sie nur dem Oolke galten,
ui.
Der Schutzmann Walkt die Bürgerknochen,
Gin Wahlrecht ist uns fest versprochen.
X und S. Z.
Xantippe liebte das Gezänke, Der Bettler trinkt aus der Zisterne,
Der Roosevelt ist ein smarter Vankee. Zivillisten erhöht man gerne.
Schiefe Türme.
Der Turm von Pita lenkt tid) schiefer
Und ringsum fchaiit's besorgt: „Was nun?“ —
So tank nach rechts rapide tiefer
fluch Balfermann, der Doikstribun.
Was eben schief ift von Beginne,
Das kann und mag nicht grade ftebn.
Längst wurden das die Bonzen inne.
Die jetzt den Führer wanken fepn.
O Baffermann, du nationaler.
Du liberaler Patriot:
Don Tag zu Tag wird nun fataler
Dein Schwerpunkt, der zu wechseln droht.
Beim flutsch nach rechts wardst du aiiinähiich
Zum schiefsten Turme der Partei.
Doch jede Schiefheit rächt sich schmählich.
Ob's auch nicht juft in Pita fei.
Ein Turm, der schief ift, trotzt den Stürmen
flicht standhaft, wie es fonft geschieht,
nur gibt es freilich zwilchen Türmen,
Die schief find, einen Unterschied.
Denn dah der Turm von Pifa wackelt.
Tut allem Dolk von Herzen leid.
Mit dir wird nicht fo viel gefackelt:
Dein wackeln weckt nur Heiterkeit_ michn.
Theologisches.
In der „Deutschen Tageszeitung" klagte der
Pfarrer Hermann Köhler in Niederlößnitz bei
Dresden in herzbewegenden Tönen über die
empörende Tatsache, daß der Niederlößnitzer
Gemeinderat die Kosten für die teilweise Kanali-
sation des Ortes den Grundbesitzern der kana-
lisierten Straßen auferlegt habe. Der Seel-
sorger kam zu dem Ergebnis, daß es die vor-
nehmste Aufgabe eiuer christlichen Kommune
sei, die Interessen der Besitzenden „gegen die
Willkür der besitzlosen, zum großen Teil auch
heimatlosen Menge" energisch wahrzunehmen.
Wie uns unser Redaktionstheologe bestätigt,
entspricht diese Auffassung des Herrn Pfarrers
durchaus dem heutigen Standpunkt der christ-
lichen Gottesgelahrtheit und den Forschungs-
ergebnissen der modernen Bibelkritik. Die be-
kannten Stellen der Heiligen Schrift, die bis-
her in anderem Sinne gedeutet wurden, be-
ruhen durchweg auf falschen Auslegungen des
Textes. Ilnser theologischer Mitarbeiter führt
eine ganze Anzahl von Bibelsprüchen an, die
sich nicht, wie man lange Zeit irrtümlich meinte,
auf die Armen und Elenden, sondern vielmehr
auf die Neichen und Besitzenden beziehen, zum
Beispiel:
„Selig seid ihr Millionäre, denn das Reich
Gottes ist euer!" (Luc, 6, 20.)
„Wer sich des Reichen erbarmet, der ehret Gott."
(Spr. 14, 31.)
„Der Herr erhöhet den Kapitalisten, daß er
ihn setze unter die Fürsten und den Stuhl der Ehren
erben lasse." (I.Sam. 2, 8.)
„Der Herr ist des Reichen Schutz." (Ps.9,10.)
„Der Herr vergißt nicht des Schreiens der Grund-
besitzenden." (Ps. 9, 13.)
„Gott wird den Kommerzienräten helfen und
die Lästerer zerschmeißen." (Ps. 72, 4.)
„Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadel-
öhr gehe, denn daß ein Ortsarmer ins Reich
Gottes komme." (Matth. 19, 24.)
Obwohl wir als Laien uns ein maßgeben-
des Urteil in diesen Fragen nicht erlauben
tvollen, müssen >vir doch zugeben, daß diese
modern-theologische Auslegung der betreffen-
den Bibelstellen den heutigen tatsächlichen Ver-
hältnissen in viel höherem Maße entspricht,
als der Sinn der veralteten Lutherschen Über-
setzung. , Tobias,
Resignation.
Sieh dort die Lerche, sie steigt empor
Helltrillernd zum Morgenwolkenflor;
Du armer Mensch mit all deinem Streben
Mußt trotz Zeppelin doch am Boden kleben.
Gedanken eines Kultusministers.
Je rcichlichcr man das Saatkorn der Dummhcit ans-
sät, desto schöner blüht nachher derWeizen des Staates.
Durch den Rohrstock der Schule wird der künftige
Untertan an den Gummiknüppel des Lebeits gewöhnt.
Der wichtigste Unterricht ist der Unterricht im
staatserhallcndcn Gebrauch des Maulwerks.
Man stärkt die Disziplin des Volksschullehrers,
wenn mau ihm den Brotkorb so hock) hängt, daß er
militärische Klimmziige nach ihm machen muß.
Staat und Kirche ziehen am gleichen Narrcnseil.
Von der Wissenschaft ist möglichst viel Verstand
und möglichst wenig Charakter zu fordern.
Die Universitäten müssen so erzogen werden, daß
es ihr höchster Ehrgeiz ist, Kasernen für die wissen-
schaftliche Leibgarde der Hohenzollern zu sein.
Jeder preußische Professor soll reden, !vic dem
preußischen Adler der Schnabel gewachsen ist. T.
Schweinerei.
Am Bahnhof sah ein Nörgler jüngst.
And Zorn packt' fein Gemüte,
Mit fetten Schweinen vollgepfropft
Drei Wagen vierter Güte.
Der Nörgler spuckte Gall' und Gift
And schrie: beleid'gend wäre
Für seine Menschenwürde dies
And seine Bürgerehre!
Den Nörgler hört' ein Philosoph
And sprach zu ihm: Mein Lieber,
Nimm freundlich auf, was hier geschah.
And ärgre dich nicht drüber.
Denn was ein braver Bürger ist.
Sieht auch in diesem Falle,
Daß immer noch im Vaterland
Gilt gleiches Recht für alle.
Zähm' deinen Groll und stopfe zu
Des Anmuts wilde Schleusen — —
Sahst in der ersten Klasse du
Nicht oft schon Schweine reisen? Balduln.
☆ ☆ * Goldenes MG. ☆ ☆ ☆
n.
Der Jldel schützet thron und Krone,
Tin Abtritt stinkt es zweifelsohne.
H.
Borussia ist ein feines Korps,
Der Bonner Richter hat Rumor.
e.
Agrarier sind des Uolkes Creme,
Gin Cognak schmeckt recht angenehm.
v
Der Deutsche singt die GJacbt am Rhein,
Dem Dämlack fällt nichts Deues ein.
e.
Der Edelmann kennt seine Pflicht,
Die Erbschaftssteuer kennt er nicht.
T.
Im Schmutz vermehren sich die flöhe,
Der fuselblock steht auf der Röhe.
6.
Der Gimpel geht in jede falle,
Bei uns gilt gleiches Recht für alle.
B.
Allüberall herrscht Gottes Rand,
ln Preussen herrschet Reydebrand.
Ingenien wirken produktiv,
Manch Idiot ist impulsiv.
3.
Im Jauchetümpel quiekt die Sau,
Des Junkers Blut ist immer blau.
K.
Uerdienstc Krönt man prompt und schnell,
v. Dallwitz war Kanalrebell.
c.
Leicht brennt der fuchs dem Jäger durch,
ln Eiebenberg sitzt Gulenburg.
m.
Der Mist ist frisch, solang er raucht,
Minister werden rasch verbraucht.
n.
Gin grosser Reld ist Dikolas,
Aus Angst wird oft die Rose Nass.
o.
Der Ochse ist ein dummes Uieh,
v. Oldenburg gilt als Genie.
p.
Gor Pocken schützt man sich durch Impfen,
Der Papst kann ganz barbarisch schimpfen.
Q.
In Aachen sprudeln warme Quellen,
Quatschköpfe gibt’s an höchsten Stellen.
R.
Im Reich regiert die Reaktion,
Die Reichstagswahl rückt näher schon,
s.
Der Sozi untergräbt den Staat,
Parademarsch übt der Soldat.
scb.
Die Schnepfe hauset im Morast,
Die Schönebeck lacht sich ’tien Ast.
c.
Tn Creptow lässt sich Jagow schaun,
Den Roten ist nicht recht zu traun,
u.
Das Unkraut wuchert auf dem Mülle,
Ultramontane gibt’s in Sülle.
u.
Uersprecben soll man immer halten,
Auch wenn sie nur dem Oolke galten,
ui.
Der Schutzmann Walkt die Bürgerknochen,
Gin Wahlrecht ist uns fest versprochen.
X und S. Z.
Xantippe liebte das Gezänke, Der Bettler trinkt aus der Zisterne,
Der Roosevelt ist ein smarter Vankee. Zivillisten erhöht man gerne.
Schiefe Türme.
Der Turm von Pita lenkt tid) schiefer
Und ringsum fchaiit's besorgt: „Was nun?“ —
So tank nach rechts rapide tiefer
fluch Balfermann, der Doikstribun.
Was eben schief ift von Beginne,
Das kann und mag nicht grade ftebn.
Längst wurden das die Bonzen inne.
Die jetzt den Führer wanken fepn.
O Baffermann, du nationaler.
Du liberaler Patriot:
Don Tag zu Tag wird nun fataler
Dein Schwerpunkt, der zu wechseln droht.
Beim flutsch nach rechts wardst du aiiinähiich
Zum schiefsten Turme der Partei.
Doch jede Schiefheit rächt sich schmählich.
Ob's auch nicht juft in Pita fei.
Ein Turm, der schief ift, trotzt den Stürmen
flicht standhaft, wie es fonft geschieht,
nur gibt es freilich zwilchen Türmen,
Die schief find, einen Unterschied.
Denn dah der Turm von Pifa wackelt.
Tut allem Dolk von Herzen leid.
Mit dir wird nicht fo viel gefackelt:
Dein wackeln weckt nur Heiterkeit_ michn.
Theologisches.
In der „Deutschen Tageszeitung" klagte der
Pfarrer Hermann Köhler in Niederlößnitz bei
Dresden in herzbewegenden Tönen über die
empörende Tatsache, daß der Niederlößnitzer
Gemeinderat die Kosten für die teilweise Kanali-
sation des Ortes den Grundbesitzern der kana-
lisierten Straßen auferlegt habe. Der Seel-
sorger kam zu dem Ergebnis, daß es die vor-
nehmste Aufgabe eiuer christlichen Kommune
sei, die Interessen der Besitzenden „gegen die
Willkür der besitzlosen, zum großen Teil auch
heimatlosen Menge" energisch wahrzunehmen.
Wie uns unser Redaktionstheologe bestätigt,
entspricht diese Auffassung des Herrn Pfarrers
durchaus dem heutigen Standpunkt der christ-
lichen Gottesgelahrtheit und den Forschungs-
ergebnissen der modernen Bibelkritik. Die be-
kannten Stellen der Heiligen Schrift, die bis-
her in anderem Sinne gedeutet wurden, be-
ruhen durchweg auf falschen Auslegungen des
Textes. Ilnser theologischer Mitarbeiter führt
eine ganze Anzahl von Bibelsprüchen an, die
sich nicht, wie man lange Zeit irrtümlich meinte,
auf die Armen und Elenden, sondern vielmehr
auf die Neichen und Besitzenden beziehen, zum
Beispiel:
„Selig seid ihr Millionäre, denn das Reich
Gottes ist euer!" (Luc, 6, 20.)
„Wer sich des Reichen erbarmet, der ehret Gott."
(Spr. 14, 31.)
„Der Herr erhöhet den Kapitalisten, daß er
ihn setze unter die Fürsten und den Stuhl der Ehren
erben lasse." (I.Sam. 2, 8.)
„Der Herr ist des Reichen Schutz." (Ps.9,10.)
„Der Herr vergißt nicht des Schreiens der Grund-
besitzenden." (Ps. 9, 13.)
„Gott wird den Kommerzienräten helfen und
die Lästerer zerschmeißen." (Ps. 72, 4.)
„Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadel-
öhr gehe, denn daß ein Ortsarmer ins Reich
Gottes komme." (Matth. 19, 24.)
Obwohl wir als Laien uns ein maßgeben-
des Urteil in diesen Fragen nicht erlauben
tvollen, müssen >vir doch zugeben, daß diese
modern-theologische Auslegung der betreffen-
den Bibelstellen den heutigen tatsächlichen Ver-
hältnissen in viel höherem Maße entspricht,
als der Sinn der veralteten Lutherschen Über-
setzung. , Tobias,
Resignation.
Sieh dort die Lerche, sie steigt empor
Helltrillernd zum Morgenwolkenflor;
Du armer Mensch mit all deinem Streben
Mußt trotz Zeppelin doch am Boden kleben.
Gedanken eines Kultusministers.
Je rcichlichcr man das Saatkorn der Dummhcit ans-
sät, desto schöner blüht nachher derWeizen des Staates.
Durch den Rohrstock der Schule wird der künftige
Untertan an den Gummiknüppel des Lebeits gewöhnt.
Der wichtigste Unterricht ist der Unterricht im
staatserhallcndcn Gebrauch des Maulwerks.
Man stärkt die Disziplin des Volksschullehrers,
wenn mau ihm den Brotkorb so hock) hängt, daß er
militärische Klimmziige nach ihm machen muß.
Staat und Kirche ziehen am gleichen Narrcnseil.
Von der Wissenschaft ist möglichst viel Verstand
und möglichst wenig Charakter zu fordern.
Die Universitäten müssen so erzogen werden, daß
es ihr höchster Ehrgeiz ist, Kasernen für die wissen-
schaftliche Leibgarde der Hohenzollern zu sein.
Jeder preußische Professor soll reden, !vic dem
preußischen Adler der Schnabel gewachsen ist. T.
Schweinerei.
Am Bahnhof sah ein Nörgler jüngst.
And Zorn packt' fein Gemüte,
Mit fetten Schweinen vollgepfropft
Drei Wagen vierter Güte.
Der Nörgler spuckte Gall' und Gift
And schrie: beleid'gend wäre
Für seine Menschenwürde dies
And seine Bürgerehre!
Den Nörgler hört' ein Philosoph
And sprach zu ihm: Mein Lieber,
Nimm freundlich auf, was hier geschah.
And ärgre dich nicht drüber.
Denn was ein braver Bürger ist.
Sieht auch in diesem Falle,
Daß immer noch im Vaterland
Gilt gleiches Recht für alle.
Zähm' deinen Groll und stopfe zu
Des Anmuts wilde Schleusen — —
Sahst in der ersten Klasse du
Nicht oft schon Schweine reisen? Balduln.