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https://doi.org/10.11588/diglit.6708#0263
6738
KL An unsere Schwarzen! LT
Willkommen, teure Gottesstreiter!
Sei mir gegrüßt, hochwürd'ge Schar!
Auch ich — ich kann nun mal nicht anders —
Bring' heut euch meine Huld'gung dar.
Mit kuud'gen Worten euch zu feiern
Ziemt leider mir, dem Laien, nicht:
Drum mal' ich nur in schlichten Zügen
Der Welt heut euer Angesicht.
Damit das sünd'ge Volk erkenne.
Daß auch in dieser schlimmen Zeit
Zm Kreis der wahrhaft Frommen duftet
Die Blume reinster Sittlichkeit,
Daß, schnödem Ketzerhohn zum Trotze,
Zn unsrer lieben Schwarzen Reihn,
Von Gottes Gnadentau durchfeuchtet.
Noch richt'ge Heilige gedeih«!
Was ich vernahm von euren Taten,
Was jedes Gläub'gen Herz erfüllt.
Das zeig', der Welt zu Nutz und Frommen,
Ich hier in schlichtem Spiegelbild.
Ich weiß, ihr nehmet ohn' Erröten
Die Huld'gung an, die euch geweiht,
And werdet dankend mir bestät'gen.
Daß ich getreu euch konterfeit! D« Wahre Ja-°b.
ver Sieg in Cannftatt.
Zur JDal)l des fünfzigsten fozialdcmokratifcfjen
Relcbstagsabgeordneten.
Zu Marbach ragt im Standbild hoch
Oer Schiller, in €rz gegolten,
ein liberaler Patriot
Stand vor ihm in Tränen zerfloffen.
„0 Schiller", fo weinte der arme Mann,
Sah auf zu dem großen Toten,
„fluch deine liebliche Heimat ward
jetzt eine beute der flöten!
„0 Schiller, es wollen im Vaterland
Oie flöten die Macht erringen,
0 großer Geift, gib ein Zeichen mir:
werden lie's dahin bringen?"
Oes Dichters ehernes flntlitz lchwieg
verächtlich zu dielem Gejammer —
Cs herrscht In cannltatt-lludwigsburg
jetzt großer Katzenjammer.
Letzte Zuflucht.
Nach den eklatanten Durchfällen seiner Partei bei
den verschiedenen Reichstagsnachwahlen beabsichtigt
Liebermann v. Sonncnberg mit Schack. Ahlwardt
und den letzten der Getreuen nach Algerien aus-
zuwandern, wo die Antisemiten bei einer Gemeinde-
wahl gesiegt haben. Graf Piickler-Klein-Tschirne wird
mit der Fahne des Propheten voranmarschiercn und
endlich den Kampf gegen die roten Jtzigs radikal
aufnehmen. Auf nach Algerien— gut Dresch!
Glosse.
Für die Einschränkung der Flottenrüstungen hat
sich nun auch der König von Italien vergebens be-
müht. Er wollte, daß durch internationale Verein-
barnng die Maximalgrenze des Tonnengehalts, der
Fahrgeschwindigkeit und Armierung der Schiffe fest-
gesetzt werde. Wie wir hören, war die deutsche Regie-
rung mit diesem Vorschlag durchaus einverstanden.
Sie stellte bloß die kleine Nebenbedingung, daß das
vereinbarte Maximum immer nur so lang gelten solle,
bis das nächstgrößere, nächstrascherc und nächstschwer
bewaffnete Schiss gebaut würde. Und darin sieht
Vittorio Emanucle das Scheitern seines Plans.
Unbegreiflich!
Die Rückkehr des Zentrums.
Rach einem Erbauungsbuch des Jesuiten Rodriguez.
„...Der heilige Theobald besuchte häufig eine
heilige Frau, mit Namen Germania, die am Brust-
krebs litt. Eines Tages wünschte er die Wunde zu
sehen; sie war voll Eiter, Fäulnis und lebendigen
Würmern. Voll Staunen über die heroische Geduld
der Kranken, bat er sie, ihm einen der Würmer zu
schenken. Sie willigte ein unter der Bedingung, daß
er ihr den Wurni wicdergäbe; denn sie empfand eine
große Wonne darin, sich lcbciidig von den Würmern
anffresscn zu lassen. Kaum halte Theobald den Wurm
genommen, so verwandelte er sich in seiner Hand in
eine kostbare Perle, und als Theobald die Perle
wieder in die Brustwunde legte, wurde sie
wieder zum Wurm."
Die fronüeure.
In der Deutschen Tageszeitung forderten. Bodelschwingh
Absetzung aller Minister, die eine Vertretung der Sozial-
demolratie tin Parlament billigen.
Wir sind für die Gerechtigkeit
Zu jeder Zeit.
Wir üben sie ;u Nutz und Ruhm
von Adel und von Christentum.
Doch schaden muß sie allerdings
Dem Zeinde links!
Roblefse oblige — nur unter uns;
Doch nimmer gegen Hin) und Kun;.
Auch ist ein jeder Adelschrist
Royalist.
Lr brüllt mit Lungenkrast: „Hurra!"
Und steht zum Schutz des Thrones da.
Doch wehe, wenn man oben nicht
Äennt seine Pflicht!
Dann ist es öfters schon passiert,
Daß die Gesinnung revidiert .. .
(Minister fort, die dumm und blind
Zür volksrecht sind!
Und fort der Fürst, potzelement,
Der solch Gesindel sich ernennt!!
Laut klinge der Triariersang
Die Welt entlang:
Fürst und (Minister absolut,
Wenn jeder unfern Willen tut!... p.e.
Deutsche Diplomatenlogik.
Bus Welten kommt die frohe Runde:
£s beut das stolze engelland.
Des langen, öden Streites müde,
versöhnlich uns die Bruderband.
Drum Iaht uns ralch mit froher Miene
vergrößern untre Kriegsmarine.
Herr Bsqm'th, der Premierminister,
Gab offen feine Meinung kund:
Dies ero’ge Rüsten um die Wette
Bringt uns noch alle auf den Bund.
Dem Worte wollen wir vertrauen
Und ein paar neue Dreadnoughts bauen!
Hört aut mit eurem SSbelralleln,
Da alles fich nach frieden lehnt.
Und nehmt den Bip von eurem Volke,
Das unter Molochs Drucke stöhnt!
wir dienen gern dem friedensgotte
Und bauen eine Luttlchiff-flotte.
0 iaht die Streitaxt uns begraben!
ln edlerm Wettkampf lost fortan,
Im Dienst des Friedens und der Freiheit,
ein jeder zeigen, was er kann!
Dem edlen Zweck zu Schutz und Schirme
errichten wir zwölf panzertürme.
Bedenkt: leicht kann der Bogen brechen,
wenn gar zu straff man ihn gefpannt.
Drum nützt den Dag, eh' er entflohen,
ergreift die dargebotne Hand!
kurzum: wir brauchen ohne Frage
Die neue Miiitärvoriage! vaiouin.
Lieber Wahrer Jacob!
Elard v. Oldenburg hat sich vor den Toren Berlins
ein Rittergut für 1 ‘/a Millionen Mark gekauft.
Wie wir hören, wird schon im nächstjährigen
„Führer durch Berlin und Umgebung" das Maul
des Januschaucrs als „sehenswürdiges Ausflugsziel"
figurieren. Und zwar unter der Marke:
„Königlich preußische Ruhmeshalle Nr. 2 (tags-
über geöffnet!)." _
An Bischof Leute!
Aus einem Brief des Apostels Paulus an die Römer.
„Ich aber sage euch, wer sich vermisset, Knechte
zu machen, der soll nicht Herr bleiben!"
KL An unsere Schwarzen! LT
Willkommen, teure Gottesstreiter!
Sei mir gegrüßt, hochwürd'ge Schar!
Auch ich — ich kann nun mal nicht anders —
Bring' heut euch meine Huld'gung dar.
Mit kuud'gen Worten euch zu feiern
Ziemt leider mir, dem Laien, nicht:
Drum mal' ich nur in schlichten Zügen
Der Welt heut euer Angesicht.
Damit das sünd'ge Volk erkenne.
Daß auch in dieser schlimmen Zeit
Zm Kreis der wahrhaft Frommen duftet
Die Blume reinster Sittlichkeit,
Daß, schnödem Ketzerhohn zum Trotze,
Zn unsrer lieben Schwarzen Reihn,
Von Gottes Gnadentau durchfeuchtet.
Noch richt'ge Heilige gedeih«!
Was ich vernahm von euren Taten,
Was jedes Gläub'gen Herz erfüllt.
Das zeig', der Welt zu Nutz und Frommen,
Ich hier in schlichtem Spiegelbild.
Ich weiß, ihr nehmet ohn' Erröten
Die Huld'gung an, die euch geweiht,
And werdet dankend mir bestät'gen.
Daß ich getreu euch konterfeit! D« Wahre Ja-°b.
ver Sieg in Cannftatt.
Zur JDal)l des fünfzigsten fozialdcmokratifcfjen
Relcbstagsabgeordneten.
Zu Marbach ragt im Standbild hoch
Oer Schiller, in €rz gegolten,
ein liberaler Patriot
Stand vor ihm in Tränen zerfloffen.
„0 Schiller", fo weinte der arme Mann,
Sah auf zu dem großen Toten,
„fluch deine liebliche Heimat ward
jetzt eine beute der flöten!
„0 Schiller, es wollen im Vaterland
Oie flöten die Macht erringen,
0 großer Geift, gib ein Zeichen mir:
werden lie's dahin bringen?"
Oes Dichters ehernes flntlitz lchwieg
verächtlich zu dielem Gejammer —
Cs herrscht In cannltatt-lludwigsburg
jetzt großer Katzenjammer.
Letzte Zuflucht.
Nach den eklatanten Durchfällen seiner Partei bei
den verschiedenen Reichstagsnachwahlen beabsichtigt
Liebermann v. Sonncnberg mit Schack. Ahlwardt
und den letzten der Getreuen nach Algerien aus-
zuwandern, wo die Antisemiten bei einer Gemeinde-
wahl gesiegt haben. Graf Piickler-Klein-Tschirne wird
mit der Fahne des Propheten voranmarschiercn und
endlich den Kampf gegen die roten Jtzigs radikal
aufnehmen. Auf nach Algerien— gut Dresch!
Glosse.
Für die Einschränkung der Flottenrüstungen hat
sich nun auch der König von Italien vergebens be-
müht. Er wollte, daß durch internationale Verein-
barnng die Maximalgrenze des Tonnengehalts, der
Fahrgeschwindigkeit und Armierung der Schiffe fest-
gesetzt werde. Wie wir hören, war die deutsche Regie-
rung mit diesem Vorschlag durchaus einverstanden.
Sie stellte bloß die kleine Nebenbedingung, daß das
vereinbarte Maximum immer nur so lang gelten solle,
bis das nächstgrößere, nächstrascherc und nächstschwer
bewaffnete Schiss gebaut würde. Und darin sieht
Vittorio Emanucle das Scheitern seines Plans.
Unbegreiflich!
Die Rückkehr des Zentrums.
Rach einem Erbauungsbuch des Jesuiten Rodriguez.
„...Der heilige Theobald besuchte häufig eine
heilige Frau, mit Namen Germania, die am Brust-
krebs litt. Eines Tages wünschte er die Wunde zu
sehen; sie war voll Eiter, Fäulnis und lebendigen
Würmern. Voll Staunen über die heroische Geduld
der Kranken, bat er sie, ihm einen der Würmer zu
schenken. Sie willigte ein unter der Bedingung, daß
er ihr den Wurni wicdergäbe; denn sie empfand eine
große Wonne darin, sich lcbciidig von den Würmern
anffresscn zu lassen. Kaum halte Theobald den Wurm
genommen, so verwandelte er sich in seiner Hand in
eine kostbare Perle, und als Theobald die Perle
wieder in die Brustwunde legte, wurde sie
wieder zum Wurm."
Die fronüeure.
In der Deutschen Tageszeitung forderten. Bodelschwingh
Absetzung aller Minister, die eine Vertretung der Sozial-
demolratie tin Parlament billigen.
Wir sind für die Gerechtigkeit
Zu jeder Zeit.
Wir üben sie ;u Nutz und Ruhm
von Adel und von Christentum.
Doch schaden muß sie allerdings
Dem Zeinde links!
Roblefse oblige — nur unter uns;
Doch nimmer gegen Hin) und Kun;.
Auch ist ein jeder Adelschrist
Royalist.
Lr brüllt mit Lungenkrast: „Hurra!"
Und steht zum Schutz des Thrones da.
Doch wehe, wenn man oben nicht
Äennt seine Pflicht!
Dann ist es öfters schon passiert,
Daß die Gesinnung revidiert .. .
(Minister fort, die dumm und blind
Zür volksrecht sind!
Und fort der Fürst, potzelement,
Der solch Gesindel sich ernennt!!
Laut klinge der Triariersang
Die Welt entlang:
Fürst und (Minister absolut,
Wenn jeder unfern Willen tut!... p.e.
Deutsche Diplomatenlogik.
Bus Welten kommt die frohe Runde:
£s beut das stolze engelland.
Des langen, öden Streites müde,
versöhnlich uns die Bruderband.
Drum Iaht uns ralch mit froher Miene
vergrößern untre Kriegsmarine.
Herr Bsqm'th, der Premierminister,
Gab offen feine Meinung kund:
Dies ero’ge Rüsten um die Wette
Bringt uns noch alle auf den Bund.
Dem Worte wollen wir vertrauen
Und ein paar neue Dreadnoughts bauen!
Hört aut mit eurem SSbelralleln,
Da alles fich nach frieden lehnt.
Und nehmt den Bip von eurem Volke,
Das unter Molochs Drucke stöhnt!
wir dienen gern dem friedensgotte
Und bauen eine Luttlchiff-flotte.
0 iaht die Streitaxt uns begraben!
ln edlerm Wettkampf lost fortan,
Im Dienst des Friedens und der Freiheit,
ein jeder zeigen, was er kann!
Dem edlen Zweck zu Schutz und Schirme
errichten wir zwölf panzertürme.
Bedenkt: leicht kann der Bogen brechen,
wenn gar zu straff man ihn gefpannt.
Drum nützt den Dag, eh' er entflohen,
ergreift die dargebotne Hand!
kurzum: wir brauchen ohne Frage
Die neue Miiitärvoriage! vaiouin.
Lieber Wahrer Jacob!
Elard v. Oldenburg hat sich vor den Toren Berlins
ein Rittergut für 1 ‘/a Millionen Mark gekauft.
Wie wir hören, wird schon im nächstjährigen
„Führer durch Berlin und Umgebung" das Maul
des Januschaucrs als „sehenswürdiges Ausflugsziel"
figurieren. Und zwar unter der Marke:
„Königlich preußische Ruhmeshalle Nr. 2 (tags-
über geöffnet!)." _
An Bischof Leute!
Aus einem Brief des Apostels Paulus an die Römer.
„Ich aber sage euch, wer sich vermisset, Knechte
zu machen, der soll nicht Herr bleiben!"