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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 27.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.6708#0434
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6901 - - '

Die Menüs des Fabrikanten.

Sitzt da bei Düsseldorf ein fabrikant,

Herr Peters helht er, im Privatkontor.

Behaglich ilt es und sehr elegant.

Im neusten Stil mit neuestem Komfort.

Mit goidnem Schreibstift kritzelt ein Menü
Dem koch er aut den Stock für die Notizen,

Und seufzt dabei. So etwas macht viel Müh,
fluch muh man Oeist, Schick und Oelchmack be-
sitzen.

fliso — hors d'oeuores: flüstern, kaviarschnitten
Nebst hummertoalts und auch Sardellenbutter;
Portwein dazu — und jetzt beherzt geschritten
2ur Suppe; nur kein Proletaricrfutter;

Nichts von Bouillon, nein köstliche Schildkröte,
Darauf Oansleber, Strahburger Pastete,
wozu man lchenkt >ohannisberger ein. —
fisch dann, Biaukeichen, Schwarzwäider forellen.
Dazu Liebfrauenmilch, auf Lls gekühlt,
piöce de röstttance in allen füllen —
Lammrücken dann, der sich wie Butter fühlt.

So zart, und als Oemüle grüner Spargel,

Die köpfe nur, Irüstel und Lhampignon,
fluch flrtischocken und echt Ulmer Marge!;

Dazu Chateau Lakitte und Rouffillon! —
hierauf die Schnepfen, kein ln Speck gewickelt,
Salat de Home, lehr teuer zu der Zeit;

Dazu champagner, dah die Lunge prickelt;
Dod) steil' Lr Keinen deutschen Sekt bereit;

Das spritz'ge, saure Leug, das trink' ich nie;
Bein, echten heidsteck. Mumm und Pommery. —
Sühschüstel: kaiterbombe, Plumpudding
In flrrak, spanische Irauben, flnanas,
französische Birnen und noch dies und das —
Den käse, nur nid)t billig und gering,
Oorgonzoias und echten Camembert.

Nanu, wie hoch stellt sich wohl das couvert
für unter kleines Diner? Zwanzig Mark?

's muh teurer sein, ist ja der reine Quark.
Schieb Lr noch eine Lwllchenlpelse ein;

Ich rechnete auf dreihig ohne wein.

Der koch geht ab. letzt kommt der Prokurist,
was lagen Sie? Sie fordern höhern Lohn,

Die proletarierbande? Nein, mein Sohn,

Das stimmt n!d)t, dah das Leben teurer ist
flls früher jetzt. Ich habe aufgeltellt
'neu Küchenzettel hier für meine Leute;

Der zeigt, dah wirklich man für wenig Oeld
Out und auskömmlich leben kann noch heute.
Lum Beispiel Sonntags: Drei ptund Sauerkraut

Reicht für vier Menschen, dazu frischer Speck
Ein viertel Pfund, damit stch's bester staut;
Dann noch Kartoffeln, das ist auch kein Dreck
Und kostet, wie ich rechne, lachhaft wenig —
Das ganze Diner vierundvierzig Pfennig.

So rechnete ich aus die ganze Wochen,

Montags sogar noch frische Sd)weineknod)en,
Natürlich ohne fleisch, nebst erblenbrei.

Das nährt, da wird man stark und fett dabei.
Die ganze Woche zwei Mark zwelunstachtzlg!
So steht die Rechnung aus, lo teuer mad)t sich
für Mann und frau und Kinder nur das esten.
Und da will man noch höhern Lohn erpressen!
Das flrbeitsvolk toll erst das Schwelgen lasten!
Bier lauten und in fleilch und Mettwurst prasten
Ilt nötig nicht, um anständig zu leben!

Nein, keinen Heller kann id) flullchlag gebenI
Mutz selbst einrichten mich und mich beschränken,
fln Lohnerhöhung ist gar nid)! zu denken.

Den Küchenzettel stellen lie ihm zu,

Dem Dolk, es koch'danach und lalle mich in Kuh!

So sprach der Menlchenkreund, der fabrikant,
worauf devot der Prokurist verschwand.

Der fabrikant ging lächelnd zum Diner;

6s war pikfein, totlchick, ganz auk der höh!
Und die Oeleistchakt? Nur schwerreiche Männer,
erprobte alte Sekt- und flusternkenner!

Und das Oelpräch? es interessierte jeden:

Man sprach vom üppigen Leben der Proleten.

n.w.

Briefkasten.

6. L. in Argentinien: Ihre Erzählung
ist für unsere Zwecke viel zu iaug. Bitte
darüber zu verfügen.

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