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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 29.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.8272#0048
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7376 - •

v. Below-Pleitenburg

an v. Arniiir-Schnodderheim.

Mein Allerwertester! Himmelkreuzbomben-
granatcnelement! Wissen ebenso gut wie ich,
daß preußischer Edelmann sich nicht so leicht
aus Fassung bringen läßt — aber wenn man
derartiges erleben muß, dann hört denn doch
am Ende die Weltgeschichte auf! Setzen sich
aber, bitte, fest in Klubsessel, damit nicht Um-
fallen! Hatte an gottverfluchtem Wahltag, wie
sich von selbst versteht, alles nach alter be-
währter Methode vorbereitet. Frühmorgens
roten Wühler, der mit unglaublicher Frechheit
auf Hof erschienen war, eigenhändig verhauen
und sämtliche Zettel glücklich abgenommen.
In Mittagspause traten dann Arbeiter vor
Amtszimmer an, das wie immer Wahllokal
war. Sprach paar kurze kernige Worte zu ihnen,
brachte Hoch auf Majestät aus, ließ ersten Vers
von Choral „Bis hieher hat uns Gott gebracht"
singen und verteilte Stimmzettel. Tat das dies-
mal absichtlich selber, weil man heutzutage
keinem Luder mehr trauen kann. Dann ließ
Kerls in Trupps zu fünfen durch Inspektor
in Lokal führe». Jeder verschwand pro korma
i» Jsolierraum und meldete sich dann in stram-
mer Haltung bei Wahlvorsteher. Urne war
alter Milchtopf, selbstverständlich so eng, daß

Kuwerts nicht durcheinander fallen konnten,
sondern in guter Ordnung aufgeschichtet blie-
ben. Da Leute nach alphabetischer Reihenfolge
antreten mußten, war Kontrolle tadellos. Nach-
dem auf diese Weise alles aufs beste gedeichselt,
ritt mit ruhigem Bewußtsein, heilige Pflicht
als Staatsbürger und Edelmann erfüllt zu
haben, auf Fuchshetze. Als gegen Abend zu-
rückkomme und von Tagesarbeit ermüdet mich
gerade zum wohlverdienten Glase Grog hin-
setzen will, kommt Inspektor total verstört in
Zimmer gestürzt: Auszählung von Wahlzetteln
soeben beendet, alle Zettel ohne Ausnahme
sozialdemokratisch! Denke, Kerl ist verrückt
geworden, und will ihm ans Leder: „Was soll
das heißen, verdammter Lümmel? Ist er be-
soffen?" „Verzeihen, Herr Baron! Mnß ein
Wunder passiert sein, anders gar nicht zu er-
klären! Auch Herrn Barons Zettel und meines
haben sich verwandelt: alle tragen den Namen
des Sozialdemokraten!" Stürme also in Wahl-
lokal, lasse sämtliche Leute antreten und halte
strengstes Verhör ab. Alle schwören, daß rich-
tigen Zettel abgegeben. Will eben anfangen,
infamen Schulmeister, der Wahlvorsteher war,
zu verhauen, als Inspektor aus meinem Zim-
mer kommt, in jeder Hand Paket Wahlzettel.
„Verzeihen, Herr Baron, hier die guten Wahl-
zettel sind noch unberührt, wie sie vom Herrn

Landrat geliefert wurden, aber von den so-
zialdemokratischen, die auch auf Herrn Barons
Tisch lagen, fehlen alle bis auf drei." Nun
wurde mir init einem Schlage ganze Chose
fürchterlich klar! Hatte mittags aus Versehen
Zettel, die rotein Schweinhund weggenommen,
an Kerls verteilt und selber benützt!!! War
Weile wie vom Donner gerührt, faßte mich
dann aber, erklärte Kerls, daß der Teufel dies-
mal offensichtlich Hand im Spiele gehabt und
ließ Bande sämtliche Verse von Choral „Aus
tiefer Not schrei' ich zu Dir" singen. Hoch aus
Majestät anzustimmen, was sonst stets nach er-
ledigter Wahlhandlung tue, brachte nicht übers
Herz. Telegraphierte aber sofort an Heyde-
brandt und fragte an, was tun. Bekam um-
gehend Rückantivort: „Nichts zu machen, aber
um Gotteswillen strengstes Stillschweigen be-
obachten, damit Blamage nicht an Öffentlich-
keit kommt. Haben leider überall schon genug
Malheur."

Bitte also dringend, mein Allerwertester,
über schauderbare Affäre nirgends was ver-
lauten zu lassen, weil rote Hunde sonst un-
fehlbar in Satansblätter bringen. Liege seit
Vorfall krank vor Arger zu Bett und werde
daher übermorgen Treibjagd auf Schnodder-
heim leider nicht mitmachen können.

Inzwischen Gottbefohlen! Ihr Be low.

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