7679
nummer des
Upreussisch-
(Mitzbkalko
(Wunsch LorRreuzzeitung.
flbonnemenw-einladung.
Bumbum! Hurra! Ihr Leute,'ran!
hier ist das „rechte" Blatt,
Ruf das in Preußen jedermann
mit Schmerz gewartet hat.
Oie Neuerung und Hungersnot, —
Oie schlagen wir mit Witzen tot.
Und wer nid)t abonniert,
wird boykottiert!
Ls wird vom fels zum Strande
Nun fördern unter Blatt
Oer Landrat auf dem Lande,
Oer Schutzmann in der Stadt.
Sic sammeln aller Enden
für uns die flbonnenten.
Und wer nicht abonniert,
wird bovkottiert.
Cs werden tolle Sachen
In untrem Blatte stehn:
So manchem wird das Lachen —
Rh — augenblichs vergehn,
wir sind gewih, dah ihr uns lobt:
Oie Witze find ja lang erprobt!
ja, wer da abonniert,
wird amüsiert.
wir bringen Reichstagsreden,
Soweit der Raum Ne kaht,
von hepdebrand und Westarp —
Wan lacht sich da 'nen fllt!
wer nun noch, vonnerwetter,
fluf rote SchweineblStter
In Oeutschland abonniert,
wird deportiert!
Vie Redaktion des dicken Willem.
Augen rechts!
Dallwitzscher Verfaffungsentwurf.
Der Ehrgeiz unseres hochverehrten Ministers des
Innern, der zu unfern geschätztesten Mitarbeitern
zählt, ist von den fulminanten Attacken, die er im
preußischen Landtag gegen die Noten geritten hat,
noch lange nicht befriedigt. Er hat jetzt folgenden
Vcrfassungsentwurs für Deutschland ausgearbeitet,
der dem vom Rotlauf angekränkelten Lande endlich
den inneren Frieden bringen dürfte. Er lautet, wie
wir mitteilen können, folgendermaßen:
§ 1. Alle Deutsche sind gleich — vor dem Schutz-
mann und Gefängniswärter.
8 2. Das freie, gleiche und direkte Wahlrecht er-
halten alle Männer über 21 Jahren — für die Wahl
ihrer besseren Hälfte.
8 3. Deutschland erhält ein Parlament. Wählbar
ist jeder Ritter des roten Adlerordens, der einwand-
frei Arterienverkalkung, Hämorrhoiden oder sonst-
wie staatserhaltende Gesinnung Nachweisen kann.
8 4. Das Parlament tagt jährlich einmal zu
Kaisers Geburtstag, um die von einem Hohen Mini-
steriuin vorgelegten Gesetze gutzuhcißcn und ein Hoch
ans den Landesherr» auszubringen.
8 5. Der Präsident bestimmt jedesmal den Fest-
redner, dem zehn Minuten Redezeit gewährt werden.
8 6. Die Parlamentsmitglieder werden geimpft
und erhalten damit die Immunität gegen die —
Pocken.
8 7. Die Abgeordneten erhalten das Recht auf
freie Beförderung — in Gefängnisse oder sonstige
Besserungsanstalten.
8 8. Jeder Deutsche darf wählen! Das Wahl-
recht vctlicrt nur, wer nicht — konservativ wählt.
8 !>. Vereine sind im allgemeinen verboten. Doch
darf jeder dem „Verein entlassener Strafgefangener"
bcitrcten. Die Vorbedingung dazu ist in Deutschland
leicht zu erwerben.
8 10. Alles übrige bestimmt ein Hohes Mini-
sterium, ln Zwcifelssällcn der konservative Partei-
vorstand.
8 11. Hurra! Hurra! Hurra!
Karriere.
's gibt kein schöner Leben
Rls ein Landratsleben.
Doch wird es keineswegs so leicht,
Denn die zehn Semester
INachcn's nicht, mein Bester,
Nur mit Blühe wird das Ziel erreicht.
Selbstverständlich biste
Gardekavall'riste,
In Reserve und studierst in Bonn,
wichtig ist — das wisse —
Buch 'ne kjandvoll Schmisse,
Und natürlich, daß du ein kjerr „von"!
Ja, es sei dein fidel
Gänzlich ohne Tadel,
Bis zur zwölften „Degeneration".
Jede Mesalliance
Mindert deine Chance —
Ua, das weißt du ja wohl selber schon.
Frei sind alle Gassen:
Du wirst losgelassen
fluf den Landkreis, der schon nach dir rief.
Schnarre, agitiere
Und politisiere,
wie du willst, doch stets - konservativ!
Echt konservative Witze.
Einen Beivcis für dcn prächtigen Humor, über
den unser ostclbischer Landadel vcr'üst, gab kürzlich
unser Freund Jobst Joachim v. Päterow. Er laS
in der Zeitung etwas über den in Düsseldorf ver-
sammelten „Kongreß für Städtewesen".
„Mir schcmt, das is 'n Druckfehler, und da fehlen
zwei Buchstaben!" meinte er höhnisch lachend,
„Städteunwesen müßt' es heißen!!"
Auch Herrn v. Päterows „Ältester" gab jüngst
eine Probe seiner Schlagfertigkeit zum Besten. Er
dient seinem Könige zurzeit mit dem Schwerte als
Leutnant bei dcn feudalen Eaprivi-Dragonern; denn
bei den viclgkschinähte» Agrariern ist c§ bekanntlich
Ehrensache, daß der Nachwuchs sich zuerst mal einige
Jahre lang dieser moralischen Pflicht widmen muß,
bevor er zur Landwirtschaft übergeht, um dort für
sich selber zu sorgen.
Leutnant Ottokar v. Päterow kommt als ein wahr-
hast guter Sohn von Zeit zu Zeit auf kurzen Ur-
laub nach Groß-Schnicfke und regelt wichtige Dinge
überhaupt gern mündlich, statt schriftlich. Das letztc-
mal aber hat er dabei zunächst einen suchSteufels-
wildcn Empfang feines Pavas überstellen müssen.
„Es wird die höchste Zeit, daß du jetzt endlich
lernst, was Rübenbauen heißt!" donnerte der „alte
Herr" und hielt seinem Sohn ein Blatt Papier
direkt vor die Rase: „Ich Hab' das Ding natürlich
im Interesse der Faiiiilie anstandslos und ohne
Wimperzucken eingelöst! Aber jetzt will ich wissen
. . . wie kommt meine Unterschrift auf diesen Bier-
tausendmarkivcchsel hier??"
Leutnant Ottokar blieb bei der scharfen Attacke
seines Erzeugers so scclenruhig und kaltblütig, wie
cs eben nur die ganz echten Päterows sertigkriegen.
„Reg' dich doch nicht hinterher noch unnütz auf,
Papa!" meinte er wohlwollend: „Jener Wisch da
gehört eben mit zu den unerklärlichen „Wechsel-
sällen" des menschlichen Lebens, die unser Verstand
doch nie ergründen wird!"
Vor dieser Lcbcnsphilosophie des Herrn Sohnes
mußte denn der Vater auch die Waffen strecken.
Literaturverbreitung.
Eine Firma bringt „Klosettpapier mit Dichter-
zitaten" in den Handel.
Hoffentlich unterstützt die Regicriing dies Unter-
nehmen, das die Literatur nun auch in das kleinste
Kämmerlein bringt. Dafür kann sic dann auch vcr-
langen, daß nicht Goethe utid andere Gehirnsatzke»
abgcdruckt werden, sondern die unsterbliche Lyrik
unseres Ortel, und jene echte Poesie, die in den Lieder-
büchern unserer patriotischen Vereine gesammelt ist.
Klassiker.
Im bayrischen Landtag beschwerte sich der libe-
rale Abgeordnete Hammerschmidt, daß dicLandlags-
bibliothek außer einer alten Schillcrausgabe keine
Klassiker enthielte.
Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß un-
sere schwarzen bayerischen Freunde ein paar Jahr-
gänge der „Kreuzzeitung" gestiftet und auf dcn
„Dicken Willem" abonniert haben. Der Bedarf an
klassischer Literatur ist also gedeckt!
nummer des
Upreussisch-
(Mitzbkalko
(Wunsch LorRreuzzeitung.
flbonnemenw-einladung.
Bumbum! Hurra! Ihr Leute,'ran!
hier ist das „rechte" Blatt,
Ruf das in Preußen jedermann
mit Schmerz gewartet hat.
Oie Neuerung und Hungersnot, —
Oie schlagen wir mit Witzen tot.
Und wer nid)t abonniert,
wird boykottiert!
Ls wird vom fels zum Strande
Nun fördern unter Blatt
Oer Landrat auf dem Lande,
Oer Schutzmann in der Stadt.
Sic sammeln aller Enden
für uns die flbonnenten.
Und wer nicht abonniert,
wird bovkottiert.
Cs werden tolle Sachen
In untrem Blatte stehn:
So manchem wird das Lachen —
Rh — augenblichs vergehn,
wir sind gewih, dah ihr uns lobt:
Oie Witze find ja lang erprobt!
ja, wer da abonniert,
wird amüsiert.
wir bringen Reichstagsreden,
Soweit der Raum Ne kaht,
von hepdebrand und Westarp —
Wan lacht sich da 'nen fllt!
wer nun noch, vonnerwetter,
fluf rote SchweineblStter
In Oeutschland abonniert,
wird deportiert!
Vie Redaktion des dicken Willem.
Augen rechts!
Dallwitzscher Verfaffungsentwurf.
Der Ehrgeiz unseres hochverehrten Ministers des
Innern, der zu unfern geschätztesten Mitarbeitern
zählt, ist von den fulminanten Attacken, die er im
preußischen Landtag gegen die Noten geritten hat,
noch lange nicht befriedigt. Er hat jetzt folgenden
Vcrfassungsentwurs für Deutschland ausgearbeitet,
der dem vom Rotlauf angekränkelten Lande endlich
den inneren Frieden bringen dürfte. Er lautet, wie
wir mitteilen können, folgendermaßen:
§ 1. Alle Deutsche sind gleich — vor dem Schutz-
mann und Gefängniswärter.
8 2. Das freie, gleiche und direkte Wahlrecht er-
halten alle Männer über 21 Jahren — für die Wahl
ihrer besseren Hälfte.
8 3. Deutschland erhält ein Parlament. Wählbar
ist jeder Ritter des roten Adlerordens, der einwand-
frei Arterienverkalkung, Hämorrhoiden oder sonst-
wie staatserhaltende Gesinnung Nachweisen kann.
8 4. Das Parlament tagt jährlich einmal zu
Kaisers Geburtstag, um die von einem Hohen Mini-
steriuin vorgelegten Gesetze gutzuhcißcn und ein Hoch
ans den Landesherr» auszubringen.
8 5. Der Präsident bestimmt jedesmal den Fest-
redner, dem zehn Minuten Redezeit gewährt werden.
8 6. Die Parlamentsmitglieder werden geimpft
und erhalten damit die Immunität gegen die —
Pocken.
8 7. Die Abgeordneten erhalten das Recht auf
freie Beförderung — in Gefängnisse oder sonstige
Besserungsanstalten.
8 8. Jeder Deutsche darf wählen! Das Wahl-
recht vctlicrt nur, wer nicht — konservativ wählt.
8 !>. Vereine sind im allgemeinen verboten. Doch
darf jeder dem „Verein entlassener Strafgefangener"
bcitrcten. Die Vorbedingung dazu ist in Deutschland
leicht zu erwerben.
8 10. Alles übrige bestimmt ein Hohes Mini-
sterium, ln Zwcifelssällcn der konservative Partei-
vorstand.
8 11. Hurra! Hurra! Hurra!
Karriere.
's gibt kein schöner Leben
Rls ein Landratsleben.
Doch wird es keineswegs so leicht,
Denn die zehn Semester
INachcn's nicht, mein Bester,
Nur mit Blühe wird das Ziel erreicht.
Selbstverständlich biste
Gardekavall'riste,
In Reserve und studierst in Bonn,
wichtig ist — das wisse —
Buch 'ne kjandvoll Schmisse,
Und natürlich, daß du ein kjerr „von"!
Ja, es sei dein fidel
Gänzlich ohne Tadel,
Bis zur zwölften „Degeneration".
Jede Mesalliance
Mindert deine Chance —
Ua, das weißt du ja wohl selber schon.
Frei sind alle Gassen:
Du wirst losgelassen
fluf den Landkreis, der schon nach dir rief.
Schnarre, agitiere
Und politisiere,
wie du willst, doch stets - konservativ!
Echt konservative Witze.
Einen Beivcis für dcn prächtigen Humor, über
den unser ostclbischer Landadel vcr'üst, gab kürzlich
unser Freund Jobst Joachim v. Päterow. Er laS
in der Zeitung etwas über den in Düsseldorf ver-
sammelten „Kongreß für Städtewesen".
„Mir schcmt, das is 'n Druckfehler, und da fehlen
zwei Buchstaben!" meinte er höhnisch lachend,
„Städteunwesen müßt' es heißen!!"
Auch Herrn v. Päterows „Ältester" gab jüngst
eine Probe seiner Schlagfertigkeit zum Besten. Er
dient seinem Könige zurzeit mit dem Schwerte als
Leutnant bei dcn feudalen Eaprivi-Dragonern; denn
bei den viclgkschinähte» Agrariern ist c§ bekanntlich
Ehrensache, daß der Nachwuchs sich zuerst mal einige
Jahre lang dieser moralischen Pflicht widmen muß,
bevor er zur Landwirtschaft übergeht, um dort für
sich selber zu sorgen.
Leutnant Ottokar v. Päterow kommt als ein wahr-
hast guter Sohn von Zeit zu Zeit auf kurzen Ur-
laub nach Groß-Schnicfke und regelt wichtige Dinge
überhaupt gern mündlich, statt schriftlich. Das letztc-
mal aber hat er dabei zunächst einen suchSteufels-
wildcn Empfang feines Pavas überstellen müssen.
„Es wird die höchste Zeit, daß du jetzt endlich
lernst, was Rübenbauen heißt!" donnerte der „alte
Herr" und hielt seinem Sohn ein Blatt Papier
direkt vor die Rase: „Ich Hab' das Ding natürlich
im Interesse der Faiiiilie anstandslos und ohne
Wimperzucken eingelöst! Aber jetzt will ich wissen
. . . wie kommt meine Unterschrift auf diesen Bier-
tausendmarkivcchsel hier??"
Leutnant Ottokar blieb bei der scharfen Attacke
seines Erzeugers so scclenruhig und kaltblütig, wie
cs eben nur die ganz echten Päterows sertigkriegen.
„Reg' dich doch nicht hinterher noch unnütz auf,
Papa!" meinte er wohlwollend: „Jener Wisch da
gehört eben mit zu den unerklärlichen „Wechsel-
sällen" des menschlichen Lebens, die unser Verstand
doch nie ergründen wird!"
Vor dieser Lcbcnsphilosophie des Herrn Sohnes
mußte denn der Vater auch die Waffen strecken.
Literaturverbreitung.
Eine Firma bringt „Klosettpapier mit Dichter-
zitaten" in den Handel.
Hoffentlich unterstützt die Regicriing dies Unter-
nehmen, das die Literatur nun auch in das kleinste
Kämmerlein bringt. Dafür kann sic dann auch vcr-
langen, daß nicht Goethe utid andere Gehirnsatzke»
abgcdruckt werden, sondern die unsterbliche Lyrik
unseres Ortel, und jene echte Poesie, die in den Lieder-
büchern unserer patriotischen Vereine gesammelt ist.
Klassiker.
Im bayrischen Landtag beschwerte sich der libe-
rale Abgeordnete Hammerschmidt, daß dicLandlags-
bibliothek außer einer alten Schillcrausgabe keine
Klassiker enthielte.
Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß un-
sere schwarzen bayerischen Freunde ein paar Jahr-
gänge der „Kreuzzeitung" gestiftet und auf dcn
„Dicken Willem" abonniert haben. Der Bedarf an
klassischer Literatur ist also gedeckt!