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Die diplomatische feuerwehr.
Die Herrn Diplomaten, die freiherrn und Grafen,
hatten io füh und ruhig geschlafen —
Nun hören fie, wie alles rennt
Und lärmt und tobt. Potz fapperment—
Jetzt merken fie’s selber — der Balkan brennt.
Sie flehen da verblüfften Geflcbts;
Ihr Name Ift hafe. Sie willen von nichts,
kein Löschgerät Ift nun Im Stand,
ftlles ift ratlos. Bald flackert der Brand
herüber über Europas Land.
Man füllt ja ohne Unteriah
Stets Pulverfah auf Pulverfah.
wie man uns auch in Träume wiegt, —
wir willen alle: ein funke genügt,
Dah alles in Scherben und Stücke fliegt.
Geht dieses Mal die feuersnot.
Die unfer aller Rübe bedroht.
Nochmal vorüber, dann bitten wir lehr:
Es muh eine andere feuerwehr.
Eine, die wachen und löschen kann, her! r>. e.
Ausschreitungen streikender Arbeiter.
Die Dortmunder Strafkammer verur-
teilte einen streikenden Bergmann, der einem
Arbeitswilligen die Worte „Ui, ui, pautz,
pautz, mau, mau" nachgerufen hatte, wegen
Beleidigung zu 30 Mark Geldstrafe. Die Richter
nahmen an, daß „Ui ui" eine Abkürzung von
»Pfui" und „Pautz, pautz" eine kränkende An-
spielung auf die bekannte Schießlust derArbeits-
willigen sei. Was „Mau mau" zu bedeuten
habe, konnte leider nicht festgestellt werden.
Man kann aus diesem Vorfall wieder ein-
mal erkennen, auf welche gemeine und hinter-
listige Weise ein irregeleitetes und verhetztes
Proletariat den Vernichtungskampf gegen die
nützliche Bevölkerungsklasse der Arbeitswilligen
zu führen pflegt. Glücklicherweise aber sind die
Justizbehörden stets auf dem Platz und wissen
durch eine kräftige und zielbewußte Anwendung
der Strafgesetze derartigen empörenden Aus-
schreitungen einen festen Riegel vorzuschieben.
So stand vor kurzem vor der Strafkammer
zu X. ein streikender Bäckergeselle, der sich nicht
entblödet hatte, einem harmlosen, ihm persön-
lich bekannten Arbeitswilligen auf offener
Straße die Worte „Servus, August!" zuzu-
rufen. Das Gericht stellte fest, daß das Wort
„Servus" in der lateinischen Sprache soviel
wie „Sklave" bedeute und der streikende
Bäckergeselle also die unzweifelhafte Absicht
gehabt habe, dem Arbeitswilligen den be-
leidigenden Vorwurf einer niedrigen und knechti-
schen Gesinnung zu machen. Die Versicherung
des Angeklagten, er habe lediglich eine ihm als
geborenem Österreicher geläufige Begrüßungs-
formel angewandt, wurde als faule Ausrede
verworfen. Was die Bezeichnung „August" an-
betrifft, so nahm das Gericht an, daß dauiit
nichts anderes als die bekannte Zirkusfigur
des Dummen August gemeint sein könne. Der
Umstand, daß der Beleidigte tatsächlich August
heiße, könne de» Angeklagten nicht vor Strafe
schützen, weil er sich hätte sagen müssen, daß
eine beleidigende Deutung der gebrauchten An-
rede bei der, wie gerichtlich sestgestellt wurde,
sehr mangelhaften intellektuellen Befähigung
des Arbeitswilligen immerhin möglich war,
und daher dolus eventualis vorlag. Das Ur-
teil lautete auf sechs Monate Gefängnis, da
der Angeklagte wegen eines ähnlichen Ver-
gehens bereits vorbestraft war. Er hatte näm-
lich vorZeugen einem Arbeitswilligen die Worte
„Grüß Gott, Ludivig!" ins Gesicht geschleudert,
wobei das Gericht annahm, daß die Rede-
wendung „Grüß Gott" im Munde eines Strei-
kenden, der an keinen Gott glauben könne,
soviel wie „Hol' dich der Teufel!" bedeuten
solle und daß der Name „Ludwig" als volks-
tümliche Bezeichnung für einen Zuhälter all-
gemein bekannt sei. Juftinian.
Der deutsche Hund.
In Sachsen wurden im letzten Jahr in Schlachthäusern
70000 Pfund lsundefleisch geschlachtet.
Linst hat man uns jahraus, jahrein
Mit angestrengten Lungen
Vas hohe Lied vom deutschen Schwein,
Dem Ueichsspmbol, gesungen.
Das zoologische Gebiet
kjat sich inzwischen erweitert:
Bald preist auch die kjunde das teutsche Lied —
Europa sieht's erheitert.
Wir würden hungern ohne sie,
Sie sind uns sehr vonnöten;
Oie nationale GKonomie
Braucht sie für unsre Proleten.
Drum preist den deutschen ljund mit Hurra,
Ihr Braven, Uegierungsfrommen:
Ihr seid ja schuld, daß Germania
Ganz auf den Hund gekommen!
Ostelbische Justiz.
Tie Strafkammer zu Gnesen verurteilte ein Ehe-
paar, weil es mehrfach Pferde-, Esel- und Hunde-
fleisch von einer Abdeckerei entwendet hatte, zu
insgesamt zweiunddreiviertel Jahren Gefängnis.
An und für sich hätte man den „Tatbestand"
zwar auch ganz harmlos als „Mundraub aus Not"
ausfassen können; jene zweiunddreiviertel Jahre aber
werden jetzt auch den Laien nicht länger darüber
im Zweifel lasse», daß die Beraubung einer Ab-
deckerei rechts der Elbe mindestens ein ebenso großes
Verbrechen ist wie einst eine Tempelschändung im
alten Griechenland.
Die Lilfe. Rost
„Zweg'n Me hohen Fleischpreise brauchen'? Ehna
kan Kummer nöt z'macha! I wer schaun, daß no a
paar kirchliche Fasttag mehra iver'n."
Die diplomatische feuerwehr.
Die Herrn Diplomaten, die freiherrn und Grafen,
hatten io füh und ruhig geschlafen —
Nun hören fie, wie alles rennt
Und lärmt und tobt. Potz fapperment—
Jetzt merken fie’s selber — der Balkan brennt.
Sie flehen da verblüfften Geflcbts;
Ihr Name Ift hafe. Sie willen von nichts,
kein Löschgerät Ift nun Im Stand,
ftlles ift ratlos. Bald flackert der Brand
herüber über Europas Land.
Man füllt ja ohne Unteriah
Stets Pulverfah auf Pulverfah.
wie man uns auch in Träume wiegt, —
wir willen alle: ein funke genügt,
Dah alles in Scherben und Stücke fliegt.
Geht dieses Mal die feuersnot.
Die unfer aller Rübe bedroht.
Nochmal vorüber, dann bitten wir lehr:
Es muh eine andere feuerwehr.
Eine, die wachen und löschen kann, her! r>. e.
Ausschreitungen streikender Arbeiter.
Die Dortmunder Strafkammer verur-
teilte einen streikenden Bergmann, der einem
Arbeitswilligen die Worte „Ui, ui, pautz,
pautz, mau, mau" nachgerufen hatte, wegen
Beleidigung zu 30 Mark Geldstrafe. Die Richter
nahmen an, daß „Ui ui" eine Abkürzung von
»Pfui" und „Pautz, pautz" eine kränkende An-
spielung auf die bekannte Schießlust derArbeits-
willigen sei. Was „Mau mau" zu bedeuten
habe, konnte leider nicht festgestellt werden.
Man kann aus diesem Vorfall wieder ein-
mal erkennen, auf welche gemeine und hinter-
listige Weise ein irregeleitetes und verhetztes
Proletariat den Vernichtungskampf gegen die
nützliche Bevölkerungsklasse der Arbeitswilligen
zu führen pflegt. Glücklicherweise aber sind die
Justizbehörden stets auf dem Platz und wissen
durch eine kräftige und zielbewußte Anwendung
der Strafgesetze derartigen empörenden Aus-
schreitungen einen festen Riegel vorzuschieben.
So stand vor kurzem vor der Strafkammer
zu X. ein streikender Bäckergeselle, der sich nicht
entblödet hatte, einem harmlosen, ihm persön-
lich bekannten Arbeitswilligen auf offener
Straße die Worte „Servus, August!" zuzu-
rufen. Das Gericht stellte fest, daß das Wort
„Servus" in der lateinischen Sprache soviel
wie „Sklave" bedeute und der streikende
Bäckergeselle also die unzweifelhafte Absicht
gehabt habe, dem Arbeitswilligen den be-
leidigenden Vorwurf einer niedrigen und knechti-
schen Gesinnung zu machen. Die Versicherung
des Angeklagten, er habe lediglich eine ihm als
geborenem Österreicher geläufige Begrüßungs-
formel angewandt, wurde als faule Ausrede
verworfen. Was die Bezeichnung „August" an-
betrifft, so nahm das Gericht an, daß dauiit
nichts anderes als die bekannte Zirkusfigur
des Dummen August gemeint sein könne. Der
Umstand, daß der Beleidigte tatsächlich August
heiße, könne de» Angeklagten nicht vor Strafe
schützen, weil er sich hätte sagen müssen, daß
eine beleidigende Deutung der gebrauchten An-
rede bei der, wie gerichtlich sestgestellt wurde,
sehr mangelhaften intellektuellen Befähigung
des Arbeitswilligen immerhin möglich war,
und daher dolus eventualis vorlag. Das Ur-
teil lautete auf sechs Monate Gefängnis, da
der Angeklagte wegen eines ähnlichen Ver-
gehens bereits vorbestraft war. Er hatte näm-
lich vorZeugen einem Arbeitswilligen die Worte
„Grüß Gott, Ludivig!" ins Gesicht geschleudert,
wobei das Gericht annahm, daß die Rede-
wendung „Grüß Gott" im Munde eines Strei-
kenden, der an keinen Gott glauben könne,
soviel wie „Hol' dich der Teufel!" bedeuten
solle und daß der Name „Ludwig" als volks-
tümliche Bezeichnung für einen Zuhälter all-
gemein bekannt sei. Juftinian.
Der deutsche Hund.
In Sachsen wurden im letzten Jahr in Schlachthäusern
70000 Pfund lsundefleisch geschlachtet.
Linst hat man uns jahraus, jahrein
Mit angestrengten Lungen
Vas hohe Lied vom deutschen Schwein,
Dem Ueichsspmbol, gesungen.
Das zoologische Gebiet
kjat sich inzwischen erweitert:
Bald preist auch die kjunde das teutsche Lied —
Europa sieht's erheitert.
Wir würden hungern ohne sie,
Sie sind uns sehr vonnöten;
Oie nationale GKonomie
Braucht sie für unsre Proleten.
Drum preist den deutschen ljund mit Hurra,
Ihr Braven, Uegierungsfrommen:
Ihr seid ja schuld, daß Germania
Ganz auf den Hund gekommen!
Ostelbische Justiz.
Tie Strafkammer zu Gnesen verurteilte ein Ehe-
paar, weil es mehrfach Pferde-, Esel- und Hunde-
fleisch von einer Abdeckerei entwendet hatte, zu
insgesamt zweiunddreiviertel Jahren Gefängnis.
An und für sich hätte man den „Tatbestand"
zwar auch ganz harmlos als „Mundraub aus Not"
ausfassen können; jene zweiunddreiviertel Jahre aber
werden jetzt auch den Laien nicht länger darüber
im Zweifel lasse», daß die Beraubung einer Ab-
deckerei rechts der Elbe mindestens ein ebenso großes
Verbrechen ist wie einst eine Tempelschändung im
alten Griechenland.
Die Lilfe. Rost
„Zweg'n Me hohen Fleischpreise brauchen'? Ehna
kan Kummer nöt z'macha! I wer schaun, daß no a
paar kirchliche Fasttag mehra iver'n."