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Politifttje IDetterproötiofe. m™«
Die Laubfrösche fitzen alleweil oben und doch glaubt kein Mensch an schön Wetter.
^ ftobelfpäne.
Die Junker in Ostelbierland
Die werden Bauchweh kriegen,
Wenn hinten in dein Balkankrieg
Die Serben werden siegen.
Die Serben, ja, das sind noch Kerls,
Das sind noch tapfre Männer,
Sie zeichnen sich als Krieger ans,
Wie als des Schnapses Brenner.
Der Sliwowitz aus 'Serbenland,
Der war' bald wohlgelitten,
Den Junkerfusel könnte man
Dann in die Gosse schütten.
Der „heilige Theobald" wurde vom ehrsamen Schlächtergewerbe
als Schutzheiliger gewählt und dringend ersucht, den Kommunalsozia-
lismus zu bannen. Sollte aber trotz des Schutzheiligen der Fleischpreis
sinke», so wollen sie mit ihm umspringen wie die Neger mit einem
nicht wirksam gewesenen Fetisch.
Die menschliche Vernunft befindet sich im Zustand der Belagerung
durch lauter kriegerischen Blödsinn; darum hat die bayrische Regierung
auch rasch einen hierzu passende» Gesetzentwurf fabriziert.
Wenn die Flinten knallen
So ist nichts dabei —
Wenn die Kurse fallen,
Schreit die Börs': Au waih!
Mag die Erde trinken
Blut auch Schicht um Schicht —
Menschen dürfen sinken,
Aber Kurse nicht!
Daß der Wolf des Machthungers im Lammfell des Glaubens auf
Beute ausgeht, müßte allen wahrhaft gläubigen Menschen ein ehrliches
Pfui Teufel! entlocken. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Der Germanen-Grden.
vcr flxti(emcnt Zritzfch gründete eine Loge „Gernianen-
Drden" für alle, die die Juden bekämpfen, aber nicht offen
als Kntifsmenten auftreten wollen.
Noch ist Deutschland nicht verloren.
Nein, er wird nun bald gesunden
Venn der Bund der reinen Toren
Ivurde neuerdings erfunden.
Nlle sind germanen-stark,
ljabeu Nnochen voller Nlark!
Wartet nur noch eine lveil' — lseil!
Nlle. die nicht alle werden,
Sammeln sich in diesem Drden,
3ieh'n mit grimmigen Geberde»
Gegen die Semiten-ljorden.
kjeimlich wird riskiert 'ne Lippe.
Heimlich weift man dieser Sippe
Das gefchwung'nc Nriegesbeil — Heil!
Nber zahlet - das ist wichtig -
Türen Beitrag! Und zahlt gut.
Und dann zeiget, daß ihr tüchtig,
Daß ihr von Germanenblut.
Laßt es euren Nlut nicht dämpfen,
Daß wir — im Geheimen Kämpfen!
Lorbeer wird uns doch zuteil! - Ejcil!
Politische Glossen.
Der Kaiser hielt neulich in Wilhelmshaven eine
Rede, in der er erklärte, daß „der große Hugcuottcn-
siihrcr, mein Ahnherr, der Admiral Gaspard de
Coliguy", gleichwie dessen Schwiegersohn, „der große
Oranier, mein Ahnherr", seinem himmlischen wie
seinem irdischen König die Treue bis zum Tode be-
wahrt habe.
Dem entgegen erklärte das Organ der Zentrums-
partei, die „Germania", daß der Admiral Tolignv
seinem himmlischen König die Treue gebrochen, in-
dem er vom katholischen Glauben, aus dm er gc
taust war, nbficl; und daß er danach auch seinem
irdischen König die Treue nicht hielt, indem er im
Bürgerkrieg sich mit englischen und deutschen Hilfs-
truppeu verband. Woraus denn männiglich ersehe»
kau», daß manchmal mancher behauptet, mancher habe
manchmal Ahnen, von denen er keine Ahnung hat.
Die Lösung der Jesuiteufrage im Bundesrat steht
nahe bevor. Die Bundcsratsmitglicder haben sich
bereits Tonsuren scheren lassen und bilden eine
eigene neue Ordcusproviuz der Gesellschaft Jesu,
als deren Provinzial Freiherr v. Hcrtling fungiert,
während der preußische Kultusminister v. Trott zu
Solz als Supernumerar in Aussicht genommen ist.
Lieber Jacob!
Also neilich haben se an't Brandenburjer
Tor Komeedje jespielt. Un die war nich von
Pappe. Zwee Schwadronen Jardekavallerie,
eene Kompanie Fußfauterie, mehrere Zieje von
de Feierwehr, leibhaftige historische Jalawagen
aus'n Marstall und ’it hibschet dicket Mächen
vou't keenigliche Schauspielhaus wirkten mit.
Det Janze stellte dem feierlichen Einzug der
hochselijen Keeuigiu Luise vor un wurde als
patriotisches Schauspiel for irjend 'ne schwarz-
blaue Kientoppjesellschaft jemimt. Et war ’n
unverjeßlichen Momang for jedem, der et eilig
hatte un durch det pollezeilich herjestellte Je-
dränge uffjehalten wurde. Denn weil det Bran-
denburjer Tor im Zeichen des Verkehrs steht,
war et for 'ne jeschlagene Stunde abjesperrt
worden. Ick wollte zufällig vorbei un konnte
»ich umhin, mir von den bejeisterteu Ziliuder-
peebcl 'ne Weile quetschen zu lassen. Dabei
hatte ick Zeit un Jelejenheit, lehrreiche Ein-
dricke zn sammeln un Betrachtungen anzustellen.
Ick hatte bis dahin immer jemeent, de Ber-
liner Feierwehr habe in erster Linie de Uff-
jabe, an Jott un Jagow zu jlooben un in keene
rmerloobten Vereine »ich rinzutreten. Jetz sah
ick aber, det ihr ooch noch andere Flichtcn ob-
liejeu u» det se vermittels ihre Kletterkinste
bei de Ausschmickuug des Brandenburger Tors
im Dienste staatserhaltender Kinofirmen sehr
jut verwendet werden kann. Un ick verstand
»u ooch, wozu de dreijährige Dienstzeit bei de
Kavall'rie noch immer beibehalten werden muß.
Reiten kennen se in een Jahr lernen, zum
Parademarsch brauchen se det zweete un im
dritten wird uff'u Pariser Platz Komeedje je-
spielt! Als ick diese nei erworbene Kenntnis
laut eißerte, meente een neben mir stehender
Herr mit uffjedrehten Bartenden, man solle
anjesichts von sonn ernstes Schauspiel keene
Witze nich machen, et wäre traurig jenug, det
unsere Armee oogeublicklich leider so ville freie
Zeit iebrig habe, un anstatt uff dem Felde der
Ehre blutije Lorbeeren zu sammeln, hier Theater
spielen misse. Aber die Schuld des nazjonalen
Birjertums sei det nich, sondern det vaterlands-
lose Proletariat, det keenen Sinn for krieje-
rische Bejeisterung nich besitze» tue, habe diese
beklagenswerten Zustände herbeijeführt. Det
deitsche Vaterland sei in diese bewegten Zeiten
leider zum ewijen Frieden verdammt, weil et
sich uff de jroße Masse des Volkes, die durch
de sozjaldemokratesche» Uffhetzer verdorben sei,
nich mehr verlassen könne. Er redete in diese
Art noch 'n janze» Stremel fort, bis ick ihm
bat, de Luft anzuhalten, un ihm de Versiche-
rung jab, er habe jetz jenug jeleistet un seine
Berussflicht vollkommen erfillt. Wenn er et
winsche, siegte ick hinzu, wäre ick jerue bereit,
ihn de schriftliche Bescheinijung auszustellen,
dat er seinen Tageslohn bereits verdient habe.
Er könne denn de acht Jroschcu jleich au de
Kasse abhebeu jeheu un Feierabend machen.
Da wurde er mit eenmal stille, machte falsche
Oogen un verkriemelte sich eiligst unter de
Menge. Un ooch icke riß mir von det patrio-
tesche Schauspiel los, bejab mir in eenen be-
nachbarten Keller un jenehmigte uff dem Schreck
'ne klcene Blonde.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
Politifttje IDetterproötiofe. m™«
Die Laubfrösche fitzen alleweil oben und doch glaubt kein Mensch an schön Wetter.
^ ftobelfpäne.
Die Junker in Ostelbierland
Die werden Bauchweh kriegen,
Wenn hinten in dein Balkankrieg
Die Serben werden siegen.
Die Serben, ja, das sind noch Kerls,
Das sind noch tapfre Männer,
Sie zeichnen sich als Krieger ans,
Wie als des Schnapses Brenner.
Der Sliwowitz aus 'Serbenland,
Der war' bald wohlgelitten,
Den Junkerfusel könnte man
Dann in die Gosse schütten.
Der „heilige Theobald" wurde vom ehrsamen Schlächtergewerbe
als Schutzheiliger gewählt und dringend ersucht, den Kommunalsozia-
lismus zu bannen. Sollte aber trotz des Schutzheiligen der Fleischpreis
sinke», so wollen sie mit ihm umspringen wie die Neger mit einem
nicht wirksam gewesenen Fetisch.
Die menschliche Vernunft befindet sich im Zustand der Belagerung
durch lauter kriegerischen Blödsinn; darum hat die bayrische Regierung
auch rasch einen hierzu passende» Gesetzentwurf fabriziert.
Wenn die Flinten knallen
So ist nichts dabei —
Wenn die Kurse fallen,
Schreit die Börs': Au waih!
Mag die Erde trinken
Blut auch Schicht um Schicht —
Menschen dürfen sinken,
Aber Kurse nicht!
Daß der Wolf des Machthungers im Lammfell des Glaubens auf
Beute ausgeht, müßte allen wahrhaft gläubigen Menschen ein ehrliches
Pfui Teufel! entlocken. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Der Germanen-Grden.
vcr flxti(emcnt Zritzfch gründete eine Loge „Gernianen-
Drden" für alle, die die Juden bekämpfen, aber nicht offen
als Kntifsmenten auftreten wollen.
Noch ist Deutschland nicht verloren.
Nein, er wird nun bald gesunden
Venn der Bund der reinen Toren
Ivurde neuerdings erfunden.
Nlle sind germanen-stark,
ljabeu Nnochen voller Nlark!
Wartet nur noch eine lveil' — lseil!
Nlle. die nicht alle werden,
Sammeln sich in diesem Drden,
3ieh'n mit grimmigen Geberde»
Gegen die Semiten-ljorden.
kjeimlich wird riskiert 'ne Lippe.
Heimlich weift man dieser Sippe
Das gefchwung'nc Nriegesbeil — Heil!
Nber zahlet - das ist wichtig -
Türen Beitrag! Und zahlt gut.
Und dann zeiget, daß ihr tüchtig,
Daß ihr von Germanenblut.
Laßt es euren Nlut nicht dämpfen,
Daß wir — im Geheimen Kämpfen!
Lorbeer wird uns doch zuteil! - Ejcil!
Politische Glossen.
Der Kaiser hielt neulich in Wilhelmshaven eine
Rede, in der er erklärte, daß „der große Hugcuottcn-
siihrcr, mein Ahnherr, der Admiral Gaspard de
Coliguy", gleichwie dessen Schwiegersohn, „der große
Oranier, mein Ahnherr", seinem himmlischen wie
seinem irdischen König die Treue bis zum Tode be-
wahrt habe.
Dem entgegen erklärte das Organ der Zentrums-
partei, die „Germania", daß der Admiral Tolignv
seinem himmlischen König die Treue gebrochen, in-
dem er vom katholischen Glauben, aus dm er gc
taust war, nbficl; und daß er danach auch seinem
irdischen König die Treue nicht hielt, indem er im
Bürgerkrieg sich mit englischen und deutschen Hilfs-
truppeu verband. Woraus denn männiglich ersehe»
kau», daß manchmal mancher behauptet, mancher habe
manchmal Ahnen, von denen er keine Ahnung hat.
Die Lösung der Jesuiteufrage im Bundesrat steht
nahe bevor. Die Bundcsratsmitglicder haben sich
bereits Tonsuren scheren lassen und bilden eine
eigene neue Ordcusproviuz der Gesellschaft Jesu,
als deren Provinzial Freiherr v. Hcrtling fungiert,
während der preußische Kultusminister v. Trott zu
Solz als Supernumerar in Aussicht genommen ist.
Lieber Jacob!
Also neilich haben se an't Brandenburjer
Tor Komeedje jespielt. Un die war nich von
Pappe. Zwee Schwadronen Jardekavallerie,
eene Kompanie Fußfauterie, mehrere Zieje von
de Feierwehr, leibhaftige historische Jalawagen
aus'n Marstall und ’it hibschet dicket Mächen
vou't keenigliche Schauspielhaus wirkten mit.
Det Janze stellte dem feierlichen Einzug der
hochselijen Keeuigiu Luise vor un wurde als
patriotisches Schauspiel for irjend 'ne schwarz-
blaue Kientoppjesellschaft jemimt. Et war ’n
unverjeßlichen Momang for jedem, der et eilig
hatte un durch det pollezeilich herjestellte Je-
dränge uffjehalten wurde. Denn weil det Bran-
denburjer Tor im Zeichen des Verkehrs steht,
war et for 'ne jeschlagene Stunde abjesperrt
worden. Ick wollte zufällig vorbei un konnte
»ich umhin, mir von den bejeisterteu Ziliuder-
peebcl 'ne Weile quetschen zu lassen. Dabei
hatte ick Zeit un Jelejenheit, lehrreiche Ein-
dricke zn sammeln un Betrachtungen anzustellen.
Ick hatte bis dahin immer jemeent, de Ber-
liner Feierwehr habe in erster Linie de Uff-
jabe, an Jott un Jagow zu jlooben un in keene
rmerloobten Vereine »ich rinzutreten. Jetz sah
ick aber, det ihr ooch noch andere Flichtcn ob-
liejeu u» det se vermittels ihre Kletterkinste
bei de Ausschmickuug des Brandenburger Tors
im Dienste staatserhaltender Kinofirmen sehr
jut verwendet werden kann. Un ick verstand
»u ooch, wozu de dreijährige Dienstzeit bei de
Kavall'rie noch immer beibehalten werden muß.
Reiten kennen se in een Jahr lernen, zum
Parademarsch brauchen se det zweete un im
dritten wird uff'u Pariser Platz Komeedje je-
spielt! Als ick diese nei erworbene Kenntnis
laut eißerte, meente een neben mir stehender
Herr mit uffjedrehten Bartenden, man solle
anjesichts von sonn ernstes Schauspiel keene
Witze nich machen, et wäre traurig jenug, det
unsere Armee oogeublicklich leider so ville freie
Zeit iebrig habe, un anstatt uff dem Felde der
Ehre blutije Lorbeeren zu sammeln, hier Theater
spielen misse. Aber die Schuld des nazjonalen
Birjertums sei det nich, sondern det vaterlands-
lose Proletariat, det keenen Sinn for krieje-
rische Bejeisterung nich besitze» tue, habe diese
beklagenswerten Zustände herbeijeführt. Det
deitsche Vaterland sei in diese bewegten Zeiten
leider zum ewijen Frieden verdammt, weil et
sich uff de jroße Masse des Volkes, die durch
de sozjaldemokratesche» Uffhetzer verdorben sei,
nich mehr verlassen könne. Er redete in diese
Art noch 'n janze» Stremel fort, bis ick ihm
bat, de Luft anzuhalten, un ihm de Versiche-
rung jab, er habe jetz jenug jeleistet un seine
Berussflicht vollkommen erfillt. Wenn er et
winsche, siegte ick hinzu, wäre ick jerue bereit,
ihn de schriftliche Bescheinijung auszustellen,
dat er seinen Tageslohn bereits verdient habe.
Er könne denn de acht Jroschcu jleich au de
Kasse abhebeu jeheu un Feierabend machen.
Da wurde er mit eenmal stille, machte falsche
Oogen un verkriemelte sich eiligst unter de
Menge. Un ooch icke riß mir von det patrio-
tesche Schauspiel los, bejab mir in eenen be-
nachbarten Keller un jenehmigte uff dem Schreck
'ne klcene Blonde.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.