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Emil Erk
Gesammelte Reden des Hauptmanns v. Krachwitz an seine Kompagnie.
V. Löhnungsappell.
Na hat tm jeder das bekommen, was er haben
soll? Eure Kompetenzen sind an Naturalver-
slejung — also-— na sagen Se's mal
den Kerlen, was se zu kriejen haben, Feld-
webel! ... Na da habt ihr's also jehört, was
euch zusteht! Hat jeder das jekriegt? Wer was
nich jekriegt hat, der trete jetz vor un melde
sich! Jawoll, der kann jetz ruhig vortrelen un
sich melden. Na es tritt keiner vor, dann nehme
ich an, daß jeder jekriegt hat, was er haben soll.
Nu habe ich euch noch einije Sachen
in Erinnerung zu bringen, die ihr
eijentlich wissen sollt, denn es is
euch schon oft jenug jesagt. Aber das
is ja das Leiden: man kann bei euch
Schweinen alle Tage reden un es
nützt doch nichts, un darum muß ich
euch nu noch mal Bescheid sagen.
Was is da zuerst dran, Feldwebel?
-Ach so! Ja, ich weiß schon.
Also, was ich euch schon oft jesagt
habe-verfluchter Kanake, gucke
du hierher, wenn ich rede, sonst fahre
ich mit dir Schlitten! Infamer Strolch
du! Kratzt sich das Aas einfach an
der Nase un läßt mich hier reden
wie ’» Hausierer! Ich will dich denn
schon kratzen, passe mal auf! —
Also es jibt immer noch Kerls, die
mit ihrer Löhnung nich auskommen
un immer schon den zweiten Tag da-
mit fertig sind. Das sind die lieder-
lichen Kerls, die sich nicht beherr-
schen können un jleich vom Löh-
nungsappell in de Kantine laufen
un sich da vollsaufen un vollfressen,
bis daß se merken, daß se dicht vor'm
Platzen sind. Das soll nicht sein un
is streng verboten. Die Löhnung soll
einjeteilt werden un es soll jeden
Tag bloß das ausjejeben werden,
was es trägt, 22 Fennich. Un wenn
es auch nich viel is, es läßt sich
aber mit auskommen. Also da hat
sich jeder nach zu richten, un wenn
ich mal einen treffe un ich sage:
Brustbeutel auf un 's Jeld zeijen!
und der Kerl hat nich die richtijen
Jroschen drin, dann kaufe ich mir
den Burschen und lasse ihn exer-
zieren un dann mache ich das so,
daß sich der Liederjahn alle Abend
seine 22 Fennich vom Feldwebel
holt. Das Jeld wird euch nich je-
jeben, damit ihr es verjuchheit, son-
dern damit ihr immer was habt,
wenn ihr was braucht. Also das
merke sich 'n jeder. Da müssen auch
die Unteroffiziere — mal herhören, die Unter-
offiziere! —, also da muß drauf jesehen wer-
den, daß die Kerls Ordnung lernen. Immer
mal so zwischen durch, wenn man einen auf
'n Korridohr trifft oder sonst wo, jleich mal
sagen: Brustbeutel raus un's Jeld zählen! un
wenn es denn nich stimmt, jleich melden, damit
ich ihm die Lebemannsmanieren austreiben
kann mit Exerzieren etzeterapeepee. Also da
müssen die Unteroffiziere mächtig hinterher sein.
Denn das will ich endlich mal 'rauskriejen.
Lohe Diplomatie.
Na, was haben Se nu noch, Feldwebel?
Ach so! Jawoll, das muß auch nial wieder
jesagt werden. Also nu mal herhören von wejen
Kameradendiebstahl! Das is'n spezjellerWunsch
von Seiner 'Llenz, den kommandierenden Je-
neral. Da kann man jar nich jenuch vor warnen.
Also wer seinen Kameraden was wegnimmt,
Jeld oder Wurscht oder Eßwaren oder Juttalin
etzeterapeepee, das is 'n Spitzbube! Darauf
steht schwere Strafe. Iln ich muß euch auf
speziellen Wunsch Seiner 'Xlenz den komman-
dierenden General darauf aufmerk-
sam machen, daß zeitliche un ewije
Strafen dadraus stehen. Die Haupt-
sache sind natürlich die zeitlichen,
denn wen ich dabei fasse, der fliejt
in 'n Kasten, un zwar schwarzen,
un kommt in de zweite Klasse un
auch noch aus Arbeiterabteilung. Ja-
woll, der wird nach allen Regeln
der Kunst einjebuchtet! Da kann er
sich drauf verlassen.
Aber damit is die Sache nich ab-
jemacht. Nachher kommen noch die
ewijen Strafen, die darauf stehen,
un ich kann euch bloß davor warnen,
denn ihr werdet da oben barbarisch
hochjenommen, un das is auch janz
in der Ordnung.
Na un denn wäre das noch wejen
Pfleje des Jesanges — oder wie
heißt es da? Lassen Se mal sehen,
Feldwebel! Na ja: Pfleje des Je-
sanges un is dieselbe nach patrio-
tischen Jrundsätzen -weiß schon!
Also das is nu wejen der Lieder,
die bei der Putzstunde oder bei'n
Jewehrreiuijen oder auf'm Marsche
jesungen werden. Un da muß ich
mir nu janz enerjisch ausbitten, daß
anständije Lieder jesungen werden!
Es jibt'ne janze Menge so'ne Lieder.
Daß mir das nich noch mal vor-
kommt wie neulich, da sangen ein
paar Kerls bei'n Jewehrreinijen
„Ein Sohn des Volkes". Wer das
noch mal riskiert, den will ich denn
aber „bcvolken", daß er sich wun-
dern soll. Wir sind hier in der Ka-
serne un da hört das auf von wejen
Sohn des Volkes. Jawoll, das mer-
ken se sich, Musjö!
Also sone huudssöttschen Lieder
werden nich jesungen, sondern an-
ständije Lieder, also Soldatenlieder,
un wenn se auch mal en bißchen
scharf jepfeffert sind, das schad't denn
nich. Ta müssen denn die Nnterofsi-
zicre mit helfen einüben. Wegtreten!
Emil Erk
Gesammelte Reden des Hauptmanns v. Krachwitz an seine Kompagnie.
V. Löhnungsappell.
Na hat tm jeder das bekommen, was er haben
soll? Eure Kompetenzen sind an Naturalver-
slejung — also-— na sagen Se's mal
den Kerlen, was se zu kriejen haben, Feld-
webel! ... Na da habt ihr's also jehört, was
euch zusteht! Hat jeder das jekriegt? Wer was
nich jekriegt hat, der trete jetz vor un melde
sich! Jawoll, der kann jetz ruhig vortrelen un
sich melden. Na es tritt keiner vor, dann nehme
ich an, daß jeder jekriegt hat, was er haben soll.
Nu habe ich euch noch einije Sachen
in Erinnerung zu bringen, die ihr
eijentlich wissen sollt, denn es is
euch schon oft jenug jesagt. Aber das
is ja das Leiden: man kann bei euch
Schweinen alle Tage reden un es
nützt doch nichts, un darum muß ich
euch nu noch mal Bescheid sagen.
Was is da zuerst dran, Feldwebel?
-Ach so! Ja, ich weiß schon.
Also, was ich euch schon oft jesagt
habe-verfluchter Kanake, gucke
du hierher, wenn ich rede, sonst fahre
ich mit dir Schlitten! Infamer Strolch
du! Kratzt sich das Aas einfach an
der Nase un läßt mich hier reden
wie ’» Hausierer! Ich will dich denn
schon kratzen, passe mal auf! —
Also es jibt immer noch Kerls, die
mit ihrer Löhnung nich auskommen
un immer schon den zweiten Tag da-
mit fertig sind. Das sind die lieder-
lichen Kerls, die sich nicht beherr-
schen können un jleich vom Löh-
nungsappell in de Kantine laufen
un sich da vollsaufen un vollfressen,
bis daß se merken, daß se dicht vor'm
Platzen sind. Das soll nicht sein un
is streng verboten. Die Löhnung soll
einjeteilt werden un es soll jeden
Tag bloß das ausjejeben werden,
was es trägt, 22 Fennich. Un wenn
es auch nich viel is, es läßt sich
aber mit auskommen. Also da hat
sich jeder nach zu richten, un wenn
ich mal einen treffe un ich sage:
Brustbeutel auf un 's Jeld zeijen!
und der Kerl hat nich die richtijen
Jroschen drin, dann kaufe ich mir
den Burschen und lasse ihn exer-
zieren un dann mache ich das so,
daß sich der Liederjahn alle Abend
seine 22 Fennich vom Feldwebel
holt. Das Jeld wird euch nich je-
jeben, damit ihr es verjuchheit, son-
dern damit ihr immer was habt,
wenn ihr was braucht. Also das
merke sich 'n jeder. Da müssen auch
die Unteroffiziere — mal herhören, die Unter-
offiziere! —, also da muß drauf jesehen wer-
den, daß die Kerls Ordnung lernen. Immer
mal so zwischen durch, wenn man einen auf
'n Korridohr trifft oder sonst wo, jleich mal
sagen: Brustbeutel raus un's Jeld zählen! un
wenn es denn nich stimmt, jleich melden, damit
ich ihm die Lebemannsmanieren austreiben
kann mit Exerzieren etzeterapeepee. Also da
müssen die Unteroffiziere mächtig hinterher sein.
Denn das will ich endlich mal 'rauskriejen.
Lohe Diplomatie.
Na, was haben Se nu noch, Feldwebel?
Ach so! Jawoll, das muß auch nial wieder
jesagt werden. Also nu mal herhören von wejen
Kameradendiebstahl! Das is'n spezjellerWunsch
von Seiner 'Llenz, den kommandierenden Je-
neral. Da kann man jar nich jenuch vor warnen.
Also wer seinen Kameraden was wegnimmt,
Jeld oder Wurscht oder Eßwaren oder Juttalin
etzeterapeepee, das is 'n Spitzbube! Darauf
steht schwere Strafe. Iln ich muß euch auf
speziellen Wunsch Seiner 'Xlenz den komman-
dierenden General darauf aufmerk-
sam machen, daß zeitliche un ewije
Strafen dadraus stehen. Die Haupt-
sache sind natürlich die zeitlichen,
denn wen ich dabei fasse, der fliejt
in 'n Kasten, un zwar schwarzen,
un kommt in de zweite Klasse un
auch noch aus Arbeiterabteilung. Ja-
woll, der wird nach allen Regeln
der Kunst einjebuchtet! Da kann er
sich drauf verlassen.
Aber damit is die Sache nich ab-
jemacht. Nachher kommen noch die
ewijen Strafen, die darauf stehen,
un ich kann euch bloß davor warnen,
denn ihr werdet da oben barbarisch
hochjenommen, un das is auch janz
in der Ordnung.
Na un denn wäre das noch wejen
Pfleje des Jesanges — oder wie
heißt es da? Lassen Se mal sehen,
Feldwebel! Na ja: Pfleje des Je-
sanges un is dieselbe nach patrio-
tischen Jrundsätzen -weiß schon!
Also das is nu wejen der Lieder,
die bei der Putzstunde oder bei'n
Jewehrreiuijen oder auf'm Marsche
jesungen werden. Un da muß ich
mir nu janz enerjisch ausbitten, daß
anständije Lieder jesungen werden!
Es jibt'ne janze Menge so'ne Lieder.
Daß mir das nich noch mal vor-
kommt wie neulich, da sangen ein
paar Kerls bei'n Jewehrreinijen
„Ein Sohn des Volkes". Wer das
noch mal riskiert, den will ich denn
aber „bcvolken", daß er sich wun-
dern soll. Wir sind hier in der Ka-
serne un da hört das auf von wejen
Sohn des Volkes. Jawoll, das mer-
ken se sich, Musjö!
Also sone huudssöttschen Lieder
werden nich jesungen, sondern an-
ständije Lieder, also Soldatenlieder,
un wenn se auch mal en bißchen
scharf jepfeffert sind, das schad't denn
nich. Ta müssen denn die Nnterofsi-
zicre mit helfen einüben. Wegtreten!