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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 29.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.8272#0388
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7717

deutschen Lande glich wie ein Ei dem andern.
Von Burg zu Burg ging es, von Thing zu
Thing, um Recht und Gesetz zu künden.

Brauche ich zu sagen, daß der erhabene
Völkerfürst nicht auf einem — Esel ritt, wie
es der bescheidene Heiland tat, als er in Je-
rusalem einzog? Damit hätte sich der Heliand
natürlich in den Augen seiner altsächsischen
Kriegsleute furchtbar" lächerlich gemacht. Auf
stolzem Roß im Glanz seiner königlichen Pracht
zog er in die Hauptstadt seines Reiches ein,
das selbstverständlich von dieser Welt war.

Es ist wahr, auch der Heliand wurde von
seinen Feinden, deren mächtigster der Satan
mit dem unsichtbar machenden Hehlhelm war,
gefangen und getötet, und gleich dem Heiland
durfte er alsbald wieder auferstehen. Aber
während dieser fortan seinen Wirkungskreis in
den Himmel verlegte, etablierte der Heliand
seine Herrschaft auf Erden, und zwar speziell
in Deutschland, weil dies bekanntlich das schönste
Land mit dem edelsten Volk der Welt ist.

Ja, seitdem Karl der Große das alte Sachsen-
land mit Feuer, Schwert und Wasser dem He-

liand hinzueroberte und Ludwig der Fromme
durch das in seinem Auftrag verfaßte Heliand-
Epos die störrischen Herzen der Unterworfenen
für den neuen Kriegsgott gewann, herrscht dieser
unbestritten in diesem seinem auserwählten
Lande. Nicht unbestritten — meint ihr? Ach ja,
ich weiß, einige ehrliche religiöse Idealisten ha-
ben immer und immer wieder durch die Jahr-
hunderte hindurch bis auf den heutigen Tag
versucht, dem Friedensevangelium des Heilands
Anhänger zu gewinnen. Aber der Erfolg ihrer
opferreiche» Bemühungen ist doch verzweifelt
gering gewesen. Ein streng statistischer Ver-
gleich zwischen der Gefolgschaft des Heliand
und der des Heilands läßt sich ja leider nicht
anstellen, da sich komischerweise beider An-
hänger denselben Namen „Christen" beigelegt
haben. Die einzige Möglichkeit, sie zu unter-
scheiden, ist, sie nach ihren Früchten zu beur-
teilen. Und da kann man ruhig behaupten:
auf 1000 Heliandsknappen kommt noch nicht
ein Heilandsjünger.

Der Heliand hat den Heiland besiegt. Er
ist der alleinige „christliche" oder, was das-

selbe bedeutet, nationaldeutsche Kriegsgott, der
die Heerscharen der Seinen persönlich anführt
im Kampfe gegen die jeweiligen Feinde des
gemeinsamen Vaterlandes.

Darum halten auch seine Priester auf per^
sönliche Waffentüchtigkeit uud Waffenehre. Erst
neulich haben sie bei einem Pfarrerkongreß
bittere Klage darüber geführt, daß gewisse
Laienoffiziere die jungen Theologen nicht als
„satisfaktionsfähig" anerkennen wollten, und
sie haben es als echte Heliandspriester abge
lehnt, einen Beschluß gegen das Duell zu fassen.

Noch erhebender aber hat mich die Nach-
richt berührt, daß der „Evangelische Bund",
der die Verwirklichung des Heliandsevange-
liums mit besonders heiligem Eifer betreibt,
nach seiner Jahresversammlung in Saarbrücken
den Schlachtfeldern von Spichcrn und Grave-
lotte einen Besuch abgestattct hat. Dort ließ
er Fanfaren blasen und patriotisch-kriegerische
Reden halten zur höheren Ehre des Heliands
und seines Evangeliums:

Krieg auf Erden und den Menschenmetzgern
ein Wohlgefallen!

Soeben ist erschienen:

Entwicklungstheorie

Darwins Lehre 1

Gemeinverständlich dargestellt von

vr. S.Tschulok

Privatdozent für Allgemeine Biologie an der Universität Zürich.

Mit 49 Abbildungen im Text.

VIII und 312 Zeiten. Preis broschiert M. 2.50, gebunden ITC. 3.—

Dieses werk soll die seit längerer Zeit vergriffene Darwinsche Theorie von
<E. Aveling ersetzen, wir hoffen, daß die von einem anerkannten Fachgelehrten ver-
faßte Entwicklungstheorie einem ebenso großen Interesse begegnen wird,
wie es seinerzeit bei dem Avelingschen Buch der Fall war.

Der Verfasser schreibt einleitend zu seiner Arbeit unter anderem:

Im vorliegenden werk ist der versuch gemacht worden, die Entwicklungstheorie
in einer Art und weise darzustellen, die von der bisher üblichen stark abweicht.
Die Auffassung, die dieser neuen Darstellung zugrunde liegt, ist vom Verfasser in
der nur Fachmännern zugänglichen wissenschaftlichen Literatur begründet worden.
Die Anforderungen, die an die Vorkenntnisse der Leser gestellt werden, sind sehr
bescheiden. Dagegen wird beim Leser der gute Wille vorausgesetzt, etwas zu lernen.

Die populäre Literatur hat die Mission, dem Leser aus den breiten Volksschichten
die Arbeitsweise und die Ergebnisse der Wissenschaft in einem seinem Fassungs-
vermögen angepaßten Stil beizubringen. Aber die populäre Literatur soll und kann
nicht zum Schlaraffenland werden, wo einem die gebratenen Tauben in den Mund
stiegen, wer etwas lernen will, muß den festen willen haben, sich durch die schwie-
rige Materie durchzuarbeiten. Und gerade das arbeitende Volk weiß es doch am
besten, daß alles, was Bestand haben soll, durch Arbeit errungen werden muß.
Man strebe also auch nicht nach einem „mühelosen" Erwerb wissenschaftlicher An-
schauungen, sondern suche sich die Grundbegriffe klarzumachen, mit denen die Wissen-
schaft arbeitet, und die Tatsachen, von denen sie sich zu den weltumspannenden Ge-
danken erhebt. Dann erst sind die erworbenen Anschauungen auf einer richtigen
und festen Grundlage aufgebaut.

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Soeben erschien: Vsr 1900 Jahren!
Wer v.ar Jesus Christus?

In einer alten orientalischen Bibliothek ist ein Dokument gefunden worden, das
ganz genau mitteilt, wer Jesus Christus war: ein Bundesbruder des Essäerbundes,
einer Art Preimaurervereinigung. Es ist der Bericht des Ältesten dieses Bundes
in Jerusalem an den Ältesten in Alexandrien. Ein christlicher Priester versuchte
bei der Entdeckung das Dokument zu vernichten, da sich die ganzen mystischen
Wundergeschichten aur einmal ganz natürlich erklären. Die Vernichtung gelang
Ihm aber nicht. Dieser historische Bericht ist ins Deutsche übersetzt worden, mit
einem Vorwort über Pontius Pilatus neubearbeitet von Ferd. Schmidt. Kein
Denkender wird das Werk unbefriedigt aus der Hand legen. Preis M. 1.50, schön
gebunden M. 2,20, Nachnahme 30 Pf. mehr. Bücherkatalog gratis.

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