Rieh. Rosl
Männchen. Die übrigen kann man immer auf-
essen; woraus man wieder mal sieht, wie prak-
tisch die Natur eingerichtet ist.
Und nun rechne Dir aus, lieber Jacob, wie
das weiter geht. Viermal im Jahr wirft jedes
Weibchen zehn Jung^. macht vierzig. Sobald
ich hundert Zibben habe — womit ich mich vor-
läufig begnügen will, da ich nur eine Zwei-
zimmerwohnung habe — kriege ich jährlich vier-
tausend junge Karnickel. Die kann ich natürlich
nicht allein ausessen. Höchstens vierhundert!
Alle Tage eins und an den Festtagen und wenn
ich Besuch habe, zwei. Der Rest wird verkauft.
Stück für Stück zu 2 Mark — soviel hat meine
Stammutter auch gekostet — macht ein Jahres-
einkommen von 7200 Mark.
Unter diesen Umständen hänge ich die Schrift-
stellerei natürlich an den Nagel. Als Karnickel-
agrarier habe ich diese Quälerei nicht mehr
nötig. Ich kündige darum schon heute meine
Mitarbeit von dem Tage ab, wo ich die hun-
dertste Zibbe kriege.
Später will ich mir eine größere Wohnung
nehmen, damit ich gut fünfhundert Zibben
halten kann. Ich verdiene dann jährlich rund
40000 Mark. Das ist ein Wort, was!
übrigens, lieber Jacob — damit Du siehst,
daß ich im Glück nicht undankbar bin — willst
Du Dir nicht auch eine Karuickelzucht entlegen?
Ich bin gern bereit, Dir eine meiner schönsten
Zuchtzibben abzulassen.
So weit war ich gestern gerade gekommen,
als ich durch das verdammte Karnickel am
Weiterschreiben gestört ivurde. Ich halte es
nämlich schon eine ganze Weile knabbern ge-
hört, aber nicht weiter drauf geachtet. Viel-
leicht knabbert es sich ein bißchen die Nägel
ab, denke ich. Da kommt die Zibbe auf einmal
mit einem meiner neuen Sonntagsstiefel hinter
dem Bett hervor. Ich springe auf, und wahr-
haftig — hat mir das Biest an der einen Seite
ein großes Loch hineingenagt!
Zuerst wollte ich das Viehzeug verhauen:
aber dann fiel mir ein, daß diese Tiere ja zu
den Nagetieren gehören und darum von Natur
aus den unwiderstehlichen Drang haben, alles
zu benagen, was ihnen in den Weg kommt.
Es wäre also unrecht gewesen, es dafür zu
strafen; aber damit es keinen weiteren Schaden
anrichten könne, setzte ich es in die Badewanne,
im bewußten Kämmerchen nebenan.
Die Reinemachefrau, die gerade da ivar,
meinte, das armeTierchen hätte wohl nur aus
Hunger das Leder angenagt. Da ging mir denn
ein Licht auf. Natürlich, daran hatte ich noch
gar nicht gedacht, solche Tiere müssen doch auch
irgend etwas fressen. Darauf hätte mich eigent-
lich die Bauersfrau, der ich die Zibbe abkauste,
gleich aufmerksam machen müssen. Aber man
weiß ja, wie dumm diese Weiber sind!
So lief ich denn gleich fort und kaufte für
zehn Pfennige Möhren. Die fressen die Kar-
nickel nämlich am liebsten, wie mir der Grün-
kramhändler sagte. Ich lege sie in die Bade-
wanne und denke, daran hat das Tierchen min-
destens für acht Tage genug. Am Abend sehe
ich nach ■— da war kein Strunk mehr da! Na,
nun mach' Dir einen Vers darauf, lieber Jacob,
bei den teuren Grünzeugpreisen in der Stadt.
Jeden Tag für 10 Pfennige Futter, macht
lOPfennige die Woche; das sind für20 Wochen,
bis so ein jtmges Karnickel „schlachtreif" ist,
14 Mark. Ein teurer Braten, tvas!
Du kannst Dir denken, mit ivas für einem
dicken Kopf ich zu Bett gegangen bin. Ich,
konnte lange vor Arger nicht einschlafen. Auch
störte mich das Karnickel, das keine Ruhe hielt in
der Badewanne. Wahrscheinlich versucht es her-
auszuhupfen, dachte ich und schlief endlich ein.
Nun stelle Dir meine Überraschung vor! Mein
erster Gang war heute früh natürlich zu dem
bewußten Kämmerchen. Vom Karnickel keine
Spur! Ich denke, es hat sich hinter die Wanne
versteckt, und besorge zunächst da? andere Ge-
schäft. Wie ich dann auf den Knopf drücke,
funktioniert die Spülung nicht.
Da kam mir denn auch schon eine Ahnung.
Ich stochere mit einem Schürhaken hinein-
Richtig, die Zibbe steckte drin. Sie hatte wohl
geglaubt, hier einen Ausweg aus der Gefangen-
schaft zu finden, und hatte sich so sestgeklemmt,
daß ich sie tticht herauskriegen konnte. So
mußte ich also einen Installateur aus der Nach-
barschaft holen-
Gott, wie sah das arme Tier aus, als es
endlich wieder ans Tageslicht gebracht war.
Sein bißchen Geist hatte es natürlich längst
aufgegeben. Und ivie scheußlich es roch! Hättest
Du Dich entschließen können, es noch zu Nah-
rungszwecken zu verwenden, lieber Jacob? ...
Nein, ich konnte mich beim besten Willen nicht
dazu entschließen. Die Vorstellung, wo und wie
die gute Zibbe geendet hatte, war zu mächtig
in mir.
Die zwei Mark sind also futsch. Dem In-
stallateur mußte ich aicch eine Mark geben.
Dazu das Loch in den Sonntagsstiefeln. Und
das alles verdanke ich diesem... Jaso, seine
Gefühle darf man nicht aussprechen, sonst hat
man gleich eine Beleidigungsklage am Bein.
Übrigens noch etwas! Es war nämlich gar
keine Zibbe. Der Installateur, der vom Lande
stammt, stellte fest, daß es ein alter Rammler
roar. Sollte man es für möglich halten, daß
die Bauersfrau sich so täuschen konnte. Aber
wie gesagt, diese Weiber sind zu dumm! ®
Die rechnenden Pferde.
Oie rechnende» Pferde von Elberfeld
Erregen da» Staunen der ganzen Welt.
Sie fressen wohl Haber
Wie andere, aber
Sie sind vom Licht des Wissens erhellt.
Sic sind zu jedem Excmpel parat.
Berechnen Wurzel, Kubik und Luadrat.
Sie rechnen noch ärger
Als unser Erzbcrger —
Ein jedes Vieh ist ein Rcchnungsrat.
Manch einer fragt mit verwunderter Micn'r
Warum läßt man sie nicht weiter zieh»?
Man sollt' sie verpflanzen
Zum Heil der Finanzen
Ins Ministerium »ach Berlin.
Männchen. Die übrigen kann man immer auf-
essen; woraus man wieder mal sieht, wie prak-
tisch die Natur eingerichtet ist.
Und nun rechne Dir aus, lieber Jacob, wie
das weiter geht. Viermal im Jahr wirft jedes
Weibchen zehn Jung^. macht vierzig. Sobald
ich hundert Zibben habe — womit ich mich vor-
läufig begnügen will, da ich nur eine Zwei-
zimmerwohnung habe — kriege ich jährlich vier-
tausend junge Karnickel. Die kann ich natürlich
nicht allein ausessen. Höchstens vierhundert!
Alle Tage eins und an den Festtagen und wenn
ich Besuch habe, zwei. Der Rest wird verkauft.
Stück für Stück zu 2 Mark — soviel hat meine
Stammutter auch gekostet — macht ein Jahres-
einkommen von 7200 Mark.
Unter diesen Umständen hänge ich die Schrift-
stellerei natürlich an den Nagel. Als Karnickel-
agrarier habe ich diese Quälerei nicht mehr
nötig. Ich kündige darum schon heute meine
Mitarbeit von dem Tage ab, wo ich die hun-
dertste Zibbe kriege.
Später will ich mir eine größere Wohnung
nehmen, damit ich gut fünfhundert Zibben
halten kann. Ich verdiene dann jährlich rund
40000 Mark. Das ist ein Wort, was!
übrigens, lieber Jacob — damit Du siehst,
daß ich im Glück nicht undankbar bin — willst
Du Dir nicht auch eine Karuickelzucht entlegen?
Ich bin gern bereit, Dir eine meiner schönsten
Zuchtzibben abzulassen.
So weit war ich gestern gerade gekommen,
als ich durch das verdammte Karnickel am
Weiterschreiben gestört ivurde. Ich halte es
nämlich schon eine ganze Weile knabbern ge-
hört, aber nicht weiter drauf geachtet. Viel-
leicht knabbert es sich ein bißchen die Nägel
ab, denke ich. Da kommt die Zibbe auf einmal
mit einem meiner neuen Sonntagsstiefel hinter
dem Bett hervor. Ich springe auf, und wahr-
haftig — hat mir das Biest an der einen Seite
ein großes Loch hineingenagt!
Zuerst wollte ich das Viehzeug verhauen:
aber dann fiel mir ein, daß diese Tiere ja zu
den Nagetieren gehören und darum von Natur
aus den unwiderstehlichen Drang haben, alles
zu benagen, was ihnen in den Weg kommt.
Es wäre also unrecht gewesen, es dafür zu
strafen; aber damit es keinen weiteren Schaden
anrichten könne, setzte ich es in die Badewanne,
im bewußten Kämmerchen nebenan.
Die Reinemachefrau, die gerade da ivar,
meinte, das armeTierchen hätte wohl nur aus
Hunger das Leder angenagt. Da ging mir denn
ein Licht auf. Natürlich, daran hatte ich noch
gar nicht gedacht, solche Tiere müssen doch auch
irgend etwas fressen. Darauf hätte mich eigent-
lich die Bauersfrau, der ich die Zibbe abkauste,
gleich aufmerksam machen müssen. Aber man
weiß ja, wie dumm diese Weiber sind!
So lief ich denn gleich fort und kaufte für
zehn Pfennige Möhren. Die fressen die Kar-
nickel nämlich am liebsten, wie mir der Grün-
kramhändler sagte. Ich lege sie in die Bade-
wanne und denke, daran hat das Tierchen min-
destens für acht Tage genug. Am Abend sehe
ich nach ■— da war kein Strunk mehr da! Na,
nun mach' Dir einen Vers darauf, lieber Jacob,
bei den teuren Grünzeugpreisen in der Stadt.
Jeden Tag für 10 Pfennige Futter, macht
lOPfennige die Woche; das sind für20 Wochen,
bis so ein jtmges Karnickel „schlachtreif" ist,
14 Mark. Ein teurer Braten, tvas!
Du kannst Dir denken, mit ivas für einem
dicken Kopf ich zu Bett gegangen bin. Ich,
konnte lange vor Arger nicht einschlafen. Auch
störte mich das Karnickel, das keine Ruhe hielt in
der Badewanne. Wahrscheinlich versucht es her-
auszuhupfen, dachte ich und schlief endlich ein.
Nun stelle Dir meine Überraschung vor! Mein
erster Gang war heute früh natürlich zu dem
bewußten Kämmerchen. Vom Karnickel keine
Spur! Ich denke, es hat sich hinter die Wanne
versteckt, und besorge zunächst da? andere Ge-
schäft. Wie ich dann auf den Knopf drücke,
funktioniert die Spülung nicht.
Da kam mir denn auch schon eine Ahnung.
Ich stochere mit einem Schürhaken hinein-
Richtig, die Zibbe steckte drin. Sie hatte wohl
geglaubt, hier einen Ausweg aus der Gefangen-
schaft zu finden, und hatte sich so sestgeklemmt,
daß ich sie tticht herauskriegen konnte. So
mußte ich also einen Installateur aus der Nach-
barschaft holen-
Gott, wie sah das arme Tier aus, als es
endlich wieder ans Tageslicht gebracht war.
Sein bißchen Geist hatte es natürlich längst
aufgegeben. Und ivie scheußlich es roch! Hättest
Du Dich entschließen können, es noch zu Nah-
rungszwecken zu verwenden, lieber Jacob? ...
Nein, ich konnte mich beim besten Willen nicht
dazu entschließen. Die Vorstellung, wo und wie
die gute Zibbe geendet hatte, war zu mächtig
in mir.
Die zwei Mark sind also futsch. Dem In-
stallateur mußte ich aicch eine Mark geben.
Dazu das Loch in den Sonntagsstiefeln. Und
das alles verdanke ich diesem... Jaso, seine
Gefühle darf man nicht aussprechen, sonst hat
man gleich eine Beleidigungsklage am Bein.
Übrigens noch etwas! Es war nämlich gar
keine Zibbe. Der Installateur, der vom Lande
stammt, stellte fest, daß es ein alter Rammler
roar. Sollte man es für möglich halten, daß
die Bauersfrau sich so täuschen konnte. Aber
wie gesagt, diese Weiber sind zu dumm! ®
Die rechnenden Pferde.
Oie rechnende» Pferde von Elberfeld
Erregen da» Staunen der ganzen Welt.
Sie fressen wohl Haber
Wie andere, aber
Sie sind vom Licht des Wissens erhellt.
Sic sind zu jedem Excmpel parat.
Berechnen Wurzel, Kubik und Luadrat.
Sie rechnen noch ärger
Als unser Erzbcrger —
Ein jedes Vieh ist ein Rcchnungsrat.
Manch einer fragt mit verwunderter Micn'r
Warum läßt man sie nicht weiter zieh»?
Man sollt' sie verpflanzen
Zum Heil der Finanzen
Ins Ministerium »ach Berlin.