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https://doi.org/10.11588/diglit.7671#0026
• 7782
Illustrierter Rückblick auf das Jahr 1912.
And wieder ging ein Jahr dahin,
Drum lasset uns betrachten.
Was die verfloss'ncn Monde uns
An Leil und Anheil brachten.
Das alte Jahr — Gott sei's geklagt —
Lat schaudervoll begonnen:
Jäh ist am zwölften Januar
Manch holder Traum zerronnen.
Fünf Jahre früher lernte man
Den Roten zu besiegen.
Doch jetzt erfuhr man, was cs heißt.
Vom Roten Kloppe kriegen!
And dieser neue Reichstag, welch
Entsetzlich Schauspiel bot er:
Auf dem Präsidensessel thront
Ein richtig geh'ndcr Roter!
Inzwischen sieht das deutsche Volk
Mit ernst besorgten Blicken
Ein blutig drohendes Gespenst
Sacht nah und näher rücken.
Ach, jede Stunde, jeder Tag
Bringt neuen Gram und Schande:
Selbst die Geburlenzisscr sinkt
Im deutschen Vaterlande!
Dem Übel abzuhelfen, ward
Manch Mittel angepriesen.
Doch schließlich hat der Pastor Bohn
Den besten Weg gewiesen.
Es traf ein jäher Schicksalsschlag
Die Grubenherrn, die braven:
Im Ruhrrevicr empörten sich
Die schnöden Bergwerkssklaven;
Sie trachteten von Knechtschaft sich
And Lunger zu befreien —
Die Obrigkeit schwebt, wie man sieht.
Stets über den Parteien.
Den Luxusdampfer sieht man rasch
Durch Sturm und Flute» jagen,
Beinahe glückt's ihm, doch nicht ganz.
Den Weltrekord zu schlage»;
Zweitausend Leichen wurden tief
Im Meeresschoß gebettet —
Die erste Klasse, Gottseidank,
Ist größtenteils gerettet.
Der Teu'rung Folgen zeigen sich.
Doch in bescheid'nem Maße:
Rur hier und da ein Veteran
Verhungert auf der Straße.
Wess' unsre kranke Zeit bedarf.
Am endlich zu gesunden.
Das hat der deutsche Landelstag
Mit scharfem Blick gefunden:
Dem preußischen Minister rät
Er mal vor allen Dingen,
Das störrische Proletenherz
Durch Orden zu bezwingen.
Weil er fünf Streikende erschoß
Beherzt in blut'ger Fehde,
Erhält das Ehrenkreuz am Band
Lintzes Kaschemmen-Ede.
Stolz weitet sich des Bürgers Brust,
Laut jubeln alle Frommen:
Die neue Wehrvorlage ward
Vom Reichstag angenommen.
Doch eine bange Frage macht
Dem Viedcrmanne Qualen:
Wer kann, wer will, wer soll, wer wird
Den Krempel wohl bezahle»?
Inzwischen sieht das deutsche Volk
Mit ernst besorgten Blicken
Das blutig drohende Gespenst
Schon ziemlich nahe rücken.
Im wunderschönen Monat Mai,
Da pfeift's in Wald und Auen,
Da pfiff der edle Erffa auch
Ins Parlament die Blauen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wo sich die Wanzen paaren.
Sah Junker man und Polizei
Des Laufes Würde wahren.
Am Balkan geht es endlich los:
Zum Kreuzzug sicht man rüsten
Bulgaren, Griechen, Serben sich
Nebst andern gläub'gen Christen;
Das Kriegsglück ist den Frommen hold.
Die Türken kriegen Liebe,
Man mordet ihrer Tausende
Dem guten Gott zuliebe.
Illustrierter Rückblick auf das Jahr 1912.
And wieder ging ein Jahr dahin,
Drum lasset uns betrachten.
Was die verfloss'ncn Monde uns
An Leil und Anheil brachten.
Das alte Jahr — Gott sei's geklagt —
Lat schaudervoll begonnen:
Jäh ist am zwölften Januar
Manch holder Traum zerronnen.
Fünf Jahre früher lernte man
Den Roten zu besiegen.
Doch jetzt erfuhr man, was cs heißt.
Vom Roten Kloppe kriegen!
And dieser neue Reichstag, welch
Entsetzlich Schauspiel bot er:
Auf dem Präsidensessel thront
Ein richtig geh'ndcr Roter!
Inzwischen sieht das deutsche Volk
Mit ernst besorgten Blicken
Ein blutig drohendes Gespenst
Sacht nah und näher rücken.
Ach, jede Stunde, jeder Tag
Bringt neuen Gram und Schande:
Selbst die Geburlenzisscr sinkt
Im deutschen Vaterlande!
Dem Übel abzuhelfen, ward
Manch Mittel angepriesen.
Doch schließlich hat der Pastor Bohn
Den besten Weg gewiesen.
Es traf ein jäher Schicksalsschlag
Die Grubenherrn, die braven:
Im Ruhrrevicr empörten sich
Die schnöden Bergwerkssklaven;
Sie trachteten von Knechtschaft sich
And Lunger zu befreien —
Die Obrigkeit schwebt, wie man sieht.
Stets über den Parteien.
Den Luxusdampfer sieht man rasch
Durch Sturm und Flute» jagen,
Beinahe glückt's ihm, doch nicht ganz.
Den Weltrekord zu schlage»;
Zweitausend Leichen wurden tief
Im Meeresschoß gebettet —
Die erste Klasse, Gottseidank,
Ist größtenteils gerettet.
Der Teu'rung Folgen zeigen sich.
Doch in bescheid'nem Maße:
Rur hier und da ein Veteran
Verhungert auf der Straße.
Wess' unsre kranke Zeit bedarf.
Am endlich zu gesunden.
Das hat der deutsche Landelstag
Mit scharfem Blick gefunden:
Dem preußischen Minister rät
Er mal vor allen Dingen,
Das störrische Proletenherz
Durch Orden zu bezwingen.
Weil er fünf Streikende erschoß
Beherzt in blut'ger Fehde,
Erhält das Ehrenkreuz am Band
Lintzes Kaschemmen-Ede.
Stolz weitet sich des Bürgers Brust,
Laut jubeln alle Frommen:
Die neue Wehrvorlage ward
Vom Reichstag angenommen.
Doch eine bange Frage macht
Dem Viedcrmanne Qualen:
Wer kann, wer will, wer soll, wer wird
Den Krempel wohl bezahle»?
Inzwischen sieht das deutsche Volk
Mit ernst besorgten Blicken
Das blutig drohende Gespenst
Schon ziemlich nahe rücken.
Im wunderschönen Monat Mai,
Da pfeift's in Wald und Auen,
Da pfiff der edle Erffa auch
Ins Parlament die Blauen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Wo sich die Wanzen paaren.
Sah Junker man und Polizei
Des Laufes Würde wahren.
Am Balkan geht es endlich los:
Zum Kreuzzug sicht man rüsten
Bulgaren, Griechen, Serben sich
Nebst andern gläub'gen Christen;
Das Kriegsglück ist den Frommen hold.
Die Türken kriegen Liebe,
Man mordet ihrer Tausende
Dem guten Gott zuliebe.