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Das Osterei.
Und kommt das Osterfest herbei,
(Uünscbt männiglicb ein Osterei
Aus Zucker oder TDarzipan
Mit schönen bunten Bildern dran,
GJesmassen unser Reichspapa
Sich diesen Kasus recht besah
Unddacbte:’swär’nicbtmebrwierecbt,
(Denn man dem Uolk ein Eichen brächt;
Recht bunt natürlich, nicht zu klein
Und gut verzuckert müsst’ es sein.
SoscbrittdennBetbmanngleicbzurCat;
geschäftig eilten Rat um Rat
Und kneteten ein grosses Ei
Zusammen in der Reichskanzlei.
Den Ceufel auch! Ein Mammut schier,
Ging es kaum durch die grösste Ciir,
Doch endlich schafften sie’s hinaus
Zum Königsplatz, ins Reichstagshaus.
Bier sagte Betbmann tief gerührt:
„Dem Uolke, was dem Uolk gebührt!
Seit Monden ist das ganze Land
Auf dieses Osterei gespannt.
Es war ein schweres Stück für mich,
Dun aber: Sesam, öffne dich!“
Und kaum ward dieses (Dort publik,
Erscholl schon Regimentsmusik:
Mit Belmen, Säbeln und Gewehr
Schritt aus dem Ei ein ganzes Beer
Im prächtigsten Parademarsch.
Kommandos klangen laut und barsch,
Kanonen rasselten im Cross
Uon Ross und Mann,von Mann und Ross;
Und über ihren Bäupten hing
So manches grosse gelbe Ding,
Das schwirrte und das surrte los...
ja, dieses Ei war wirklich gross!
ja, dieses Ei war wirklich bunt!
Drum schrie er sich die Kehle wund,
Der Patriot, der dieses sah:
„Das Osterei hurra, hurra!“
Uorfreude sah man Betbmann glübn:
„Dun hat das (Uort Minister Kühn!“
Der sprach: „DiesEi, von Ruhm bestrahlt,
Ist, meine Bcrrn, noch nicht bezahlt;
Gier öffnet mir sein Portemonnaie
freiwillig, opfersinnig - he?“
Sie öffneten den - Mund: „Burra! So legen sie uns mit Geschrei
Zum Zahlen ist das Uolk ja da!“ Ins liest ein Oster-Kuckucksei.
Ostern.
Ein griechischer Philosoph hotte Von den Jüngern
Jesu die Kunde Vernommen, daß ihr Meister aus dem
Grabe auferstanden sei. Der Zufall wollte es, daß
er den Meister auf einem Spaziergang traf.
„Rabbi", redete er Jesum an, „ist es wahr, daß
Ihr Vom Tode auferstanden seid?"
Da sprach Jesus: „Du siehst cs — selig sind die,
so da glauben und nicht sehen."
Der Philosoph dankte und ging.
Aber nach einer Weile sprach er vor sich hin: „Ja
oder nein — wäre mir doch lieber gewesen." P. R.
Wir erleben eine zoologische Monstrosität: Beth-
inann Hollweg ist der verantwortliche Osterhase für
das Rieseuei, das den militärischen Pfingstochsen in
sich birgt. Aber der große Vogel, der es gelegt hat,
überläßt die Brüterei nunmehr großmütig dem Ofen
der Begeisterung.
Noblesse oblige.
Ein bayerischer 5teinbrucharbeiter hatte in einer an die ve.
Hörden gerichteten Eingabe seinen ihm rechtlich zukommen-
den Namen „Freiherr v. Neitzenstein" angegeben. Cr wurde
zu einem Tage Haft verurteilt, weil er einen Ndelstitel nicht
führen dürfe, wenn er „niedere Arbeiten" verrichte.
wer da ist geboren
Als ein Edelmann,
Darf sich manches leisten,
was kein andrer kann.
Spielen, saufen, huren
Schmückt den Kavalier,
Bummeln, lumpen, pumpen
Heißt Feudalmanier.
Selbst ein Meineid und ein
Sittlichkeitsvergehn
Wird in diesen Kreisen
Milder angesehn.
Kurz, man darf sich leisten,
was kein andrer kann -
Aber Arbeit schändet
Linen Edelmann! phiii.
Politische Glossen.
Sprachvcrlotterung.
Als der Kaiser neulich im Landwirtschastsrat das
Wort nehmen wollte, kündigte das der Vorsitzende,
Graf Schwerin-Löwitz, niit den Worten an: „Seine
Majestät haben allergnädigst geruht, zu befehlen,
selbst das Wort ergreifen zu wollen."
Das verrät einen bedenklichen Mangel an Achtung
vor der allerhöchsten Person und ist obendrein ein
groberVerstoß gegen die Logik der deutschen Sprache.
Dem Kaiser hat niemand etwas zu befehlen, selbst
der Kaiser nicht. Die Adresse, an die der kaiserliche
Befehl sich richtete, war natürlich nicht der Kaiser,
sondern das Wort. Ein echt deutscher Mann hätte
sich in diesem Fall so ausdrücken müssen:
„Seine Majestät haben allergnädigst geruht, dem
Wort zu befehlen, sich von allerhöchst dero Person
ergreifen lassen zu wollen."
Das Romanow-Jubiläum.
Zum Jubiläum des russischen Herrscherhauses sind
Freimarken mit dem Bildnis des Zaren gedruckt
worden. Darüber herrscht große Empörung bei den
echt russischen Leuten. Sie protestieren dagegen, daß
die Postbeamten dem Zaren einen Stempel auf's
Gesicht drücken dürfen, und verlangen, daß die Marken
zurückgezogen werden.
Statt dessen schlagen sie als würdigere Form der
Jubiläumsfeier die Veranstaltung eines großen Juden-
pogroms vor. Sie meinen offenbar: ein Brandmal
auf dem lebenden Antlitz sei weniger entehrend als
ein Stempel auf dem Abbild.
Hausierhandel ist steuerpflichtig.
Neulich wurde ein Hausierhändler, der in Stutt-
gart, Karlsruhe und München Geschäften nachging,
ohne Gewerbeschein betroffen. Er gab au, er heiße
Kühn, wohne in der Wilhelmstraße zu Berlin und
mache in Steuervorschlägen. Erst neuerdings habe
er sich entschlossen, sein Gewerbe im Umherzichen zu
betreiben, da seine Kundschaft auf schriftliche Offerten
nicht mehr im gewünschten Maße reagiert habe.
Diese fadenscheinigeEntschuldigungwirddenMann
natürlich nicht vor der Anklage auf Stempelhinter-
ziehung schützen. M
Der Kamerad v. Kloeden.
Ich bin der Kamerad v. Kloedc»,
Einst Stolz und Zierde der Armee,
Dann in der Blüte meiner Jahre
Vorzeitig leider schon „a. ®."
Da sonst kein Unterschlupf stch zeigte
Für mich auf weitem Erdenrund,
So liest ich mich zum Präses wählen
Vom Militäranwärterbund.
Das Ansehn, das dies Amt mir brachte.
Nützt' ich als mnnt'rcr Streber aus
Und wurde schließlich Volksvertreter
Im preußischen Dreiklaffenhans.
Ich dient' verschiedenen Parteien
Zur rechte» und zur linken Hand,
Bis ich im Kreise der Agrarier
Die passendste Verwendung fand.
Doch kaum war ich hier warm geworden.
So nahm höchst rücksichtslos beim Ohr
Der Bund der Miliiäranwärtcr
Mich bieder» Generalmajor.
Weil ich, des Herzens Drange folgend.
Ein weniges nur denunziert.
Ward kurzerhand aus Amt und Würden
Ich abgcsctzt und exmittiert.
Auf ei» Malheur folgt meist ein zweites.
Das merkt'auch ich, und nicht zu knapp:
Weh, selbst die sonst so skrupellosen
Agrarier wimmeln jetzt mich ab!
Leb wohl, Mandat, du schwer errung'neS!
Leb wohl, leb wohl, du hohes Haus!
Gleich einem Pächter von Kabinen
Schmeißt impulsiv man mich hinaus.
Ach, auf zwei Stühlen wollt' ich thronen.
Und tief enttäuscht gewahr' ich jetzt.
Daß in des Streberns Feuereifer
Ich zwischen beide mich gesetzt! —
Jedoch was macht's? Scheint gegenwärtig
Versiegt auch meines Glückes Born —
Ich bin der Kamerad v. Kloeden
Und wcrf' die Flinte nicht ins Korn!
Für ein Genie von meiner Güte,
Von meinem Geiste und Verstand
Gibt's Ehren- noch und Futterstellen
Genug im tenren Vaterland Armintu».
Das Osterei.
Und kommt das Osterfest herbei,
(Uünscbt männiglicb ein Osterei
Aus Zucker oder TDarzipan
Mit schönen bunten Bildern dran,
GJesmassen unser Reichspapa
Sich diesen Kasus recht besah
Unddacbte:’swär’nicbtmebrwierecbt,
(Denn man dem Uolk ein Eichen brächt;
Recht bunt natürlich, nicht zu klein
Und gut verzuckert müsst’ es sein.
SoscbrittdennBetbmanngleicbzurCat;
geschäftig eilten Rat um Rat
Und kneteten ein grosses Ei
Zusammen in der Reichskanzlei.
Den Ceufel auch! Ein Mammut schier,
Ging es kaum durch die grösste Ciir,
Doch endlich schafften sie’s hinaus
Zum Königsplatz, ins Reichstagshaus.
Bier sagte Betbmann tief gerührt:
„Dem Uolke, was dem Uolk gebührt!
Seit Monden ist das ganze Land
Auf dieses Osterei gespannt.
Es war ein schweres Stück für mich,
Dun aber: Sesam, öffne dich!“
Und kaum ward dieses (Dort publik,
Erscholl schon Regimentsmusik:
Mit Belmen, Säbeln und Gewehr
Schritt aus dem Ei ein ganzes Beer
Im prächtigsten Parademarsch.
Kommandos klangen laut und barsch,
Kanonen rasselten im Cross
Uon Ross und Mann,von Mann und Ross;
Und über ihren Bäupten hing
So manches grosse gelbe Ding,
Das schwirrte und das surrte los...
ja, dieses Ei war wirklich gross!
ja, dieses Ei war wirklich bunt!
Drum schrie er sich die Kehle wund,
Der Patriot, der dieses sah:
„Das Osterei hurra, hurra!“
Uorfreude sah man Betbmann glübn:
„Dun hat das (Uort Minister Kühn!“
Der sprach: „DiesEi, von Ruhm bestrahlt,
Ist, meine Bcrrn, noch nicht bezahlt;
Gier öffnet mir sein Portemonnaie
freiwillig, opfersinnig - he?“
Sie öffneten den - Mund: „Burra! So legen sie uns mit Geschrei
Zum Zahlen ist das Uolk ja da!“ Ins liest ein Oster-Kuckucksei.
Ostern.
Ein griechischer Philosoph hotte Von den Jüngern
Jesu die Kunde Vernommen, daß ihr Meister aus dem
Grabe auferstanden sei. Der Zufall wollte es, daß
er den Meister auf einem Spaziergang traf.
„Rabbi", redete er Jesum an, „ist es wahr, daß
Ihr Vom Tode auferstanden seid?"
Da sprach Jesus: „Du siehst cs — selig sind die,
so da glauben und nicht sehen."
Der Philosoph dankte und ging.
Aber nach einer Weile sprach er vor sich hin: „Ja
oder nein — wäre mir doch lieber gewesen." P. R.
Wir erleben eine zoologische Monstrosität: Beth-
inann Hollweg ist der verantwortliche Osterhase für
das Rieseuei, das den militärischen Pfingstochsen in
sich birgt. Aber der große Vogel, der es gelegt hat,
überläßt die Brüterei nunmehr großmütig dem Ofen
der Begeisterung.
Noblesse oblige.
Ein bayerischer 5teinbrucharbeiter hatte in einer an die ve.
Hörden gerichteten Eingabe seinen ihm rechtlich zukommen-
den Namen „Freiherr v. Neitzenstein" angegeben. Cr wurde
zu einem Tage Haft verurteilt, weil er einen Ndelstitel nicht
führen dürfe, wenn er „niedere Arbeiten" verrichte.
wer da ist geboren
Als ein Edelmann,
Darf sich manches leisten,
was kein andrer kann.
Spielen, saufen, huren
Schmückt den Kavalier,
Bummeln, lumpen, pumpen
Heißt Feudalmanier.
Selbst ein Meineid und ein
Sittlichkeitsvergehn
Wird in diesen Kreisen
Milder angesehn.
Kurz, man darf sich leisten,
was kein andrer kann -
Aber Arbeit schändet
Linen Edelmann! phiii.
Politische Glossen.
Sprachvcrlotterung.
Als der Kaiser neulich im Landwirtschastsrat das
Wort nehmen wollte, kündigte das der Vorsitzende,
Graf Schwerin-Löwitz, niit den Worten an: „Seine
Majestät haben allergnädigst geruht, zu befehlen,
selbst das Wort ergreifen zu wollen."
Das verrät einen bedenklichen Mangel an Achtung
vor der allerhöchsten Person und ist obendrein ein
groberVerstoß gegen die Logik der deutschen Sprache.
Dem Kaiser hat niemand etwas zu befehlen, selbst
der Kaiser nicht. Die Adresse, an die der kaiserliche
Befehl sich richtete, war natürlich nicht der Kaiser,
sondern das Wort. Ein echt deutscher Mann hätte
sich in diesem Fall so ausdrücken müssen:
„Seine Majestät haben allergnädigst geruht, dem
Wort zu befehlen, sich von allerhöchst dero Person
ergreifen lassen zu wollen."
Das Romanow-Jubiläum.
Zum Jubiläum des russischen Herrscherhauses sind
Freimarken mit dem Bildnis des Zaren gedruckt
worden. Darüber herrscht große Empörung bei den
echt russischen Leuten. Sie protestieren dagegen, daß
die Postbeamten dem Zaren einen Stempel auf's
Gesicht drücken dürfen, und verlangen, daß die Marken
zurückgezogen werden.
Statt dessen schlagen sie als würdigere Form der
Jubiläumsfeier die Veranstaltung eines großen Juden-
pogroms vor. Sie meinen offenbar: ein Brandmal
auf dem lebenden Antlitz sei weniger entehrend als
ein Stempel auf dem Abbild.
Hausierhandel ist steuerpflichtig.
Neulich wurde ein Hausierhändler, der in Stutt-
gart, Karlsruhe und München Geschäften nachging,
ohne Gewerbeschein betroffen. Er gab au, er heiße
Kühn, wohne in der Wilhelmstraße zu Berlin und
mache in Steuervorschlägen. Erst neuerdings habe
er sich entschlossen, sein Gewerbe im Umherzichen zu
betreiben, da seine Kundschaft auf schriftliche Offerten
nicht mehr im gewünschten Maße reagiert habe.
Diese fadenscheinigeEntschuldigungwirddenMann
natürlich nicht vor der Anklage auf Stempelhinter-
ziehung schützen. M
Der Kamerad v. Kloeden.
Ich bin der Kamerad v. Kloedc»,
Einst Stolz und Zierde der Armee,
Dann in der Blüte meiner Jahre
Vorzeitig leider schon „a. ®."
Da sonst kein Unterschlupf stch zeigte
Für mich auf weitem Erdenrund,
So liest ich mich zum Präses wählen
Vom Militäranwärterbund.
Das Ansehn, das dies Amt mir brachte.
Nützt' ich als mnnt'rcr Streber aus
Und wurde schließlich Volksvertreter
Im preußischen Dreiklaffenhans.
Ich dient' verschiedenen Parteien
Zur rechte» und zur linken Hand,
Bis ich im Kreise der Agrarier
Die passendste Verwendung fand.
Doch kaum war ich hier warm geworden.
So nahm höchst rücksichtslos beim Ohr
Der Bund der Miliiäranwärtcr
Mich bieder» Generalmajor.
Weil ich, des Herzens Drange folgend.
Ein weniges nur denunziert.
Ward kurzerhand aus Amt und Würden
Ich abgcsctzt und exmittiert.
Auf ei» Malheur folgt meist ein zweites.
Das merkt'auch ich, und nicht zu knapp:
Weh, selbst die sonst so skrupellosen
Agrarier wimmeln jetzt mich ab!
Leb wohl, Mandat, du schwer errung'neS!
Leb wohl, leb wohl, du hohes Haus!
Gleich einem Pächter von Kabinen
Schmeißt impulsiv man mich hinaus.
Ach, auf zwei Stühlen wollt' ich thronen.
Und tief enttäuscht gewahr' ich jetzt.
Daß in des Streberns Feuereifer
Ich zwischen beide mich gesetzt! —
Jedoch was macht's? Scheint gegenwärtig
Versiegt auch meines Glückes Born —
Ich bin der Kamerad v. Kloeden
Und wcrf' die Flinte nicht ins Korn!
Für ein Genie von meiner Güte,
Von meinem Geiste und Verstand
Gibt's Ehren- noch und Futterstellen
Genug im tenren Vaterland Armintu».


