Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 30.1913

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7671#0236
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7992

Cs war einmal ein König, der liebte den Frieden über alles. Und es war fein größter Wunsch, den Frieden zu erhalten und zu
beschützen. Zu diesem Zweck schaffte er unzählige Kanonen, Soldaten, Wasser- und Luftkriegsschiffe an.

Da nun der gute Uönig auch sehr fromm war, so baute er unzählige Kirchen und betete darin täglich zu Gott, er möge seinen Waffen
die Kraft verleihen, den Frieden zu schützen.

Da erschien Gott dem König eines Nachts im Traum, nahm ihn an der Hand, führte ihn auf ein riesiges, mit zahllosen, grauenhaft
verstümmelten Toten und verwundeten bedecktes Schlachtfeld und sprach: „Siehe, so sieht der Frieden aus, den du mit deinen Rüstungen

erreichen wirst. Da du nun aber ein frommer Mann bist, laß ab von diesem Tun und wandle mir wohlgefälligere Wege!" —--

3n diesem Augenblick erwachte der König in Schweiß gebadet. Erleichtert atmete er auf, da er das schreckliche Bild nur im Traum
gesehen - und er fuhr mit verdoppeltem Eifer fort, zur Erhaltung des Friedens die Rüstungen zu vermehren und Kirchen zu bauen, um
in ihnen für die Kraft seiner Waffen zu beten.
 
Annotationen