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Der schweigende Crzderger.
Der Zentrumsabgeordnete Crzberger hat erklärt, er werde über poiitilche privatgelpräche in Zutuinft prinzipielles Stillfcbroeigen bcobaditen.
Das Maulwerk halte stets im Zaum,
Sonst bringt stich stein Oeklattche,
eh' stu's vermutet unst geahnt,
Ost eklig in stie patlche.
Die Wahrheit stieles alten Spruchs
erfuhr mit Schreck unst Oraulen
vor kurzem stas gefeierte
lalglicht von buttenhaulen.
Oar grotz war stie Verlegenheit
Unst krampfhaft fein bemühen,
Mit flnstanst, Würste unst Oefchick
Sich aus stem vreck zu ziehen.
er äugte hier, er äugte stört,
Doch fanst er keine brücke,
Unst fo versuchte er's am enst'
Mit einem Kuhnen Iricke.
In einer neuen Maske will
er jetzt stem Volk stch zeigen:
europas grötzter Schwätzer hüllt
Orunstiätzlich sich in — Schweigen!
er trug stie ungewohnte Last
Schon mehr als vierzehn l'age.
Doch ob er's glücklich überlebt,
Vas ist noch lehr stie präge.
ver Mensch verträgt ster Oualen viel ver Rabe läht das Stehlen nicht,
Unst Schmerz, gar mannigfalt'gen, vie Katze nicht stas Maulen,
voch nimmer läßt sich stie vatur Unst nur beim Zungenschlag gedeiht
So scheußlich vergewalt'gen. Der Stolz von buttenhaulen. nep°,»u„.
Hundstagsmeldungen.
In den preußischen Garderegimenlern wurde gestaltet,
Geldsammlungen zur Unterstützung der streikenden ächweizer-
garden des Papstes vorzunehmen. vor Zuzug nach Rom
wurde von den Regimentskommandeuren gewarnt.
ver Bund der Landwirte hat sich entschlossen, für den
Wehrbeitrag ganz allein aufzukommen, vie Milliarde wird
nach einem neuen Umlageverfahren auf alle organisierten
Agrarier verteilt, wer nicht zahlen will, wird dem Rnuten-
Grtel zur weiteren Behandlung überwiesen, damit dieser aus
dem widerspenstigen das nötige Uleingeld „herausschlägt".
Ruf dem Vöberitzer Flugplatz hat eine Rumplertaube
Junge gekriegt. Vas Nest befindet sich auf dem Dache eines
Flugschuppens und weist gegenwärtig vier Gier auf, die von
der Mutter lebhaft bebrütet werden. Lin Ornithologe und
ein Aviatiker sind sofort dahin abgegangen, um dem Uriegs-
ministerium eingehend Bericht zu erstatten.
Rationale Nervenheilanstalt.
wird drüben ein deutscher Renommist
von bcsoff'nen Franzosen verhauen,
Gleich brüllt es bei uns: lja, deutlich sind
vie Nevanchegelüste zu schauen!
wird ein Französlein, das schwadroniert,
von besoffenen Deutschen verprügelt
kjerüben, so brüllt es drüben gleich:
ver Überfall ist jetzt besiegelt.
Und beide, mit aller LungenKraft,
Sie brüllen nach Rüstungsvermehrung-
2ch will euch sagen, was Ruhe schafft
Und was euch bringen wird Rlärung.
Es sollen die beiden Nationen sich
verständig zusammenfinden
Und eine große kjeilanstalt.
Für Ehauvinisten begründen.
von hüben und drüben die Schreier soll
Man dorten internieren,
Und soll zum kjeile des Vaterlands
vort ihre Nerven Kurieren.
Die vuschen mit Kaltem Wasser nebst
Zwangsjacken und Gummizellen,
vie geben die beste Nervenkur
Für solch rabiate Gesellen.
Ihr sollt ob dieses Vorschlags nicht
Mich als frivol verspotten,
Venn billiger ist noch die kjeilanstalt
Als alle die ljeere und Flotten! £j. 51.
Der erste Krupp-Prozeß.
Vorbei ist nun der erste Akt,
Der alle Herzen rings gepackt;
Es lauschte drauf die ganze Welt.
Der Vorhang fällt.
Und quietschvergnügt und ungeniert
Die ganze Claque applaudiert:
„Wir merken nichts, Hurra, Hurra,
Vom Panama!"
Wir sehen still in guter Ruh'
Dem altgewohnten Treiben zu:
Das dicke Ende kommt erst nach —
Gemach! Gemach!
Wir wissen ja, ihr edlen Herrn,
Ihr applaudieret gar zu gern —
Wir zweifeln nur, ob ihr's am End'
Dann auch noch könnt...
König Ferdinand und König Saul.
Das Schicksal dieser beiden Könige gleicht sich so
sehr, daß es sich wohl lohnt, darüber nachzudenken.
Beide Könige wurden zu Instrumenten des Herrn
ausersehen im Kampfe gegen die Ungläubigen. Wie
Saul die Amalekiter, so sollte Ferdinand die Js-
lamiter vertilgen. Und beide wurden nach anfäng-
licher Erhöhung wieder erniedrigt und schwer von
der Ungnade des Herrn getroffen.
Wie kam das? Für Saul wissen wir es ganz
genau. Der Prophet Samuel hat es im 15. Kapitel
seines ersten Buches berichtet. Saul führte den Auf-
trag des Herrn nicht mit der gebührenden Strenge
aus.. Das Gebot Zebaoths lautete: „So ziehe nun
hin und schlage die Amalekiter! Schone ihrer nicht,
sondern töte beide, Mann und Weib, Kinder und
Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel."
Saul aber war ungehorsam. Zwar massakrierte
er das ganze übrige Volk; einen aber, den König
Agag, ließ er leben. Wegen dieser unerlaubten Milde
ergrimmte der Herr. „Es reut mich, daß ich Saul
zum König gemacht habe!" sagte er zornig. Und
dann entsandte er den Propheten Samuel, der den
Agag „in Stücken zerhieb" und dem ungehorsamen
Saul den Verlust seiner Königskrone ankündigtc.
Hätte König Ferdinand sich dieses warnende
Exempel vor Augen gehalten, so hätte er den ihm
aufgetragenen Kreuzzug wohl weniger nachlässig
durchgesührt. Er hat Sauls Sünde tausendfältig
begangen. Da kann er noch von Glück sagen, daß
er nur um einen Teil seiner Macht gekürzt wird.
Die christlichen Könige aber sollten bedenken: wo
es sich um den Sieg des rechten Glaubens handelt,
darf weichliches Mitleid nicht Platz greifen.
Pius Fanatowitsch, Pope.
Glück.
Als ich vom Streikbureau abends nach Hanse
komme, höre ich, daß ein Schutzmann da war, der
mich bis gegen 7 Uhr hin auf die nächste Polizei-
station vorgeladen hat.
Schlag 7 Uhr bin ich in der Polizeistube. Der
Diensttuende sitzt breit an einem Tisch und blättert
in irgend einer Liste.
Nachdem meine Personalien angegeben sind, sagt
der Herr Wachtmeister: „Sie müssen etwas warten."
. Ich warte also so ein Viertelstündchen. Da tritt
ein junger schlanker Mann ein. Er trägt helle Hosen
und einen breitkrempigen Strohhut.
Der Manu kommt mir so bekannt vor! Ich ziehe
eine Karte aus der Tasche und finde, daß er mit
dem letzten da von dem Dutzend, das dem Fabrik-
tor zustrebt, sehr viel Ähnlichkeit hat. Plein Freund
Schorschl, der Amateurphotograph ist, hat nämlich
das Dutzend Arbeitswillige abgeknipst und das Bild
vervielfältigt.
Mit vielem Geräusch wendet sich nun der Schutz-
mann an den jungen Herrn mit der Frage: „Ist
es der da?" Der Polizeifinger zeigt auf mich hin.
Der Gefragte sieht mich einige Augenblicke scharf
an. Dann sagt er: „Nein, der is et nich."
„Nur genau hingeschaut," ermuntert der Polizei-
mann.
Doch der andere bleibt dabei: „Er is et nich."
Auf dem Heimweg lege ich mir die Frage vor:
Was wäre wohl aus der Sache geworden, wenn
der mit der hellen Hose das Gegenteil behauptet
hätte? L. P
Die Friedensglocken.
Vom Balkan tönt der Glockenschall.
Die Männer aber und Frauen,
Sie hören dort den Töneschwall
Mit Grauen.
Es haben die Glocken noch nie so schrill.
Noch nie so seltsam geklungen.
Das macht: cs sind die Glocken längst
Gesprungen!
Sie schrien zu laut zum Himmel auf
In hundert blutigen Tagen,
Es sprengte selbst ihr klingend Erz
Ihr Klagen.
Sie schwangen sich zu oft im Schmerz,
Im Jammer und im Grimme —
So kam's, daß nun zum Jubeln versagt
Die Stimme.
Der Menschheit Schmach, der Menschheit Nol
Klingt wild in ihrem Liede,
Ob auch auf blut'gen Pfaden naht
Der Friede. <p.E.
Der schweigende Crzderger.
Der Zentrumsabgeordnete Crzberger hat erklärt, er werde über poiitilche privatgelpräche in Zutuinft prinzipielles Stillfcbroeigen bcobaditen.
Das Maulwerk halte stets im Zaum,
Sonst bringt stich stein Oeklattche,
eh' stu's vermutet unst geahnt,
Ost eklig in stie patlche.
Die Wahrheit stieles alten Spruchs
erfuhr mit Schreck unst Oraulen
vor kurzem stas gefeierte
lalglicht von buttenhaulen.
Oar grotz war stie Verlegenheit
Unst krampfhaft fein bemühen,
Mit flnstanst, Würste unst Oefchick
Sich aus stem vreck zu ziehen.
er äugte hier, er äugte stört,
Doch fanst er keine brücke,
Unst fo versuchte er's am enst'
Mit einem Kuhnen Iricke.
In einer neuen Maske will
er jetzt stem Volk stch zeigen:
europas grötzter Schwätzer hüllt
Orunstiätzlich sich in — Schweigen!
er trug stie ungewohnte Last
Schon mehr als vierzehn l'age.
Doch ob er's glücklich überlebt,
Vas ist noch lehr stie präge.
ver Mensch verträgt ster Oualen viel ver Rabe läht das Stehlen nicht,
Unst Schmerz, gar mannigfalt'gen, vie Katze nicht stas Maulen,
voch nimmer läßt sich stie vatur Unst nur beim Zungenschlag gedeiht
So scheußlich vergewalt'gen. Der Stolz von buttenhaulen. nep°,»u„.
Hundstagsmeldungen.
In den preußischen Garderegimenlern wurde gestaltet,
Geldsammlungen zur Unterstützung der streikenden ächweizer-
garden des Papstes vorzunehmen. vor Zuzug nach Rom
wurde von den Regimentskommandeuren gewarnt.
ver Bund der Landwirte hat sich entschlossen, für den
Wehrbeitrag ganz allein aufzukommen, vie Milliarde wird
nach einem neuen Umlageverfahren auf alle organisierten
Agrarier verteilt, wer nicht zahlen will, wird dem Rnuten-
Grtel zur weiteren Behandlung überwiesen, damit dieser aus
dem widerspenstigen das nötige Uleingeld „herausschlägt".
Ruf dem Vöberitzer Flugplatz hat eine Rumplertaube
Junge gekriegt. Vas Nest befindet sich auf dem Dache eines
Flugschuppens und weist gegenwärtig vier Gier auf, die von
der Mutter lebhaft bebrütet werden. Lin Ornithologe und
ein Aviatiker sind sofort dahin abgegangen, um dem Uriegs-
ministerium eingehend Bericht zu erstatten.
Rationale Nervenheilanstalt.
wird drüben ein deutscher Renommist
von bcsoff'nen Franzosen verhauen,
Gleich brüllt es bei uns: lja, deutlich sind
vie Nevanchegelüste zu schauen!
wird ein Französlein, das schwadroniert,
von besoffenen Deutschen verprügelt
kjerüben, so brüllt es drüben gleich:
ver Überfall ist jetzt besiegelt.
Und beide, mit aller LungenKraft,
Sie brüllen nach Rüstungsvermehrung-
2ch will euch sagen, was Ruhe schafft
Und was euch bringen wird Rlärung.
Es sollen die beiden Nationen sich
verständig zusammenfinden
Und eine große kjeilanstalt.
Für Ehauvinisten begründen.
von hüben und drüben die Schreier soll
Man dorten internieren,
Und soll zum kjeile des Vaterlands
vort ihre Nerven Kurieren.
Die vuschen mit Kaltem Wasser nebst
Zwangsjacken und Gummizellen,
vie geben die beste Nervenkur
Für solch rabiate Gesellen.
Ihr sollt ob dieses Vorschlags nicht
Mich als frivol verspotten,
Venn billiger ist noch die kjeilanstalt
Als alle die ljeere und Flotten! £j. 51.
Der erste Krupp-Prozeß.
Vorbei ist nun der erste Akt,
Der alle Herzen rings gepackt;
Es lauschte drauf die ganze Welt.
Der Vorhang fällt.
Und quietschvergnügt und ungeniert
Die ganze Claque applaudiert:
„Wir merken nichts, Hurra, Hurra,
Vom Panama!"
Wir sehen still in guter Ruh'
Dem altgewohnten Treiben zu:
Das dicke Ende kommt erst nach —
Gemach! Gemach!
Wir wissen ja, ihr edlen Herrn,
Ihr applaudieret gar zu gern —
Wir zweifeln nur, ob ihr's am End'
Dann auch noch könnt...
König Ferdinand und König Saul.
Das Schicksal dieser beiden Könige gleicht sich so
sehr, daß es sich wohl lohnt, darüber nachzudenken.
Beide Könige wurden zu Instrumenten des Herrn
ausersehen im Kampfe gegen die Ungläubigen. Wie
Saul die Amalekiter, so sollte Ferdinand die Js-
lamiter vertilgen. Und beide wurden nach anfäng-
licher Erhöhung wieder erniedrigt und schwer von
der Ungnade des Herrn getroffen.
Wie kam das? Für Saul wissen wir es ganz
genau. Der Prophet Samuel hat es im 15. Kapitel
seines ersten Buches berichtet. Saul führte den Auf-
trag des Herrn nicht mit der gebührenden Strenge
aus.. Das Gebot Zebaoths lautete: „So ziehe nun
hin und schlage die Amalekiter! Schone ihrer nicht,
sondern töte beide, Mann und Weib, Kinder und
Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel."
Saul aber war ungehorsam. Zwar massakrierte
er das ganze übrige Volk; einen aber, den König
Agag, ließ er leben. Wegen dieser unerlaubten Milde
ergrimmte der Herr. „Es reut mich, daß ich Saul
zum König gemacht habe!" sagte er zornig. Und
dann entsandte er den Propheten Samuel, der den
Agag „in Stücken zerhieb" und dem ungehorsamen
Saul den Verlust seiner Königskrone ankündigtc.
Hätte König Ferdinand sich dieses warnende
Exempel vor Augen gehalten, so hätte er den ihm
aufgetragenen Kreuzzug wohl weniger nachlässig
durchgesührt. Er hat Sauls Sünde tausendfältig
begangen. Da kann er noch von Glück sagen, daß
er nur um einen Teil seiner Macht gekürzt wird.
Die christlichen Könige aber sollten bedenken: wo
es sich um den Sieg des rechten Glaubens handelt,
darf weichliches Mitleid nicht Platz greifen.
Pius Fanatowitsch, Pope.
Glück.
Als ich vom Streikbureau abends nach Hanse
komme, höre ich, daß ein Schutzmann da war, der
mich bis gegen 7 Uhr hin auf die nächste Polizei-
station vorgeladen hat.
Schlag 7 Uhr bin ich in der Polizeistube. Der
Diensttuende sitzt breit an einem Tisch und blättert
in irgend einer Liste.
Nachdem meine Personalien angegeben sind, sagt
der Herr Wachtmeister: „Sie müssen etwas warten."
. Ich warte also so ein Viertelstündchen. Da tritt
ein junger schlanker Mann ein. Er trägt helle Hosen
und einen breitkrempigen Strohhut.
Der Manu kommt mir so bekannt vor! Ich ziehe
eine Karte aus der Tasche und finde, daß er mit
dem letzten da von dem Dutzend, das dem Fabrik-
tor zustrebt, sehr viel Ähnlichkeit hat. Plein Freund
Schorschl, der Amateurphotograph ist, hat nämlich
das Dutzend Arbeitswillige abgeknipst und das Bild
vervielfältigt.
Mit vielem Geräusch wendet sich nun der Schutz-
mann an den jungen Herrn mit der Frage: „Ist
es der da?" Der Polizeifinger zeigt auf mich hin.
Der Gefragte sieht mich einige Augenblicke scharf
an. Dann sagt er: „Nein, der is et nich."
„Nur genau hingeschaut," ermuntert der Polizei-
mann.
Doch der andere bleibt dabei: „Er is et nich."
Auf dem Heimweg lege ich mir die Frage vor:
Was wäre wohl aus der Sache geworden, wenn
der mit der hellen Hose das Gegenteil behauptet
hätte? L. P
Die Friedensglocken.
Vom Balkan tönt der Glockenschall.
Die Männer aber und Frauen,
Sie hören dort den Töneschwall
Mit Grauen.
Es haben die Glocken noch nie so schrill.
Noch nie so seltsam geklungen.
Das macht: cs sind die Glocken längst
Gesprungen!
Sie schrien zu laut zum Himmel auf
In hundert blutigen Tagen,
Es sprengte selbst ihr klingend Erz
Ihr Klagen.
Sie schwangen sich zu oft im Schmerz,
Im Jammer und im Grimme —
So kam's, daß nun zum Jubeln versagt
Die Stimme.
Der Menschheit Schmach, der Menschheit Nol
Klingt wild in ihrem Liede,
Ob auch auf blut'gen Pfaden naht
Der Friede. <p.E.