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Die Canadian Pacific Company in Österreich.
„Ihr habt'S zu grob gemacht, Mister Goldman, die Entvölkerung unserer Monarchie mußte endlich
den Krach Hervorrufen."
„Wird nicht so schliinni werden, Herr von Grcifingcr, unsere Bahnen sind viel zu gut geölt!"
-— o
Neues Vundeslied
für das Kartell des Zentralverbands deutscher
Industrieller und des Bundes der Landwirte.
Was, geliebter Vi uder,
Soll der dumme Zivist,
Der für unsre Kaffen
Ohne Vorteil ist?
Last des alte» Streites
Axt begraben sein.
Nur geringe Zinsen
Bringt die Feindschaft ein!
Wir sind ja im Grunde
Dieselbe Couleur,
Und noch zwei wie wir zwei.
Die gibt cs nicht mehr!
Darum woll'n wir fürder
Wirken Land in Land
Für das — lach' nicht, Bruder! —
Teure Vaterland:
Einer zieht dem Michel
sM das biedre Fell,
And zu Nicmen schneidet
Es der Spießgesell!
Wir sind ja im Grunde.
Dieselbe Couleur,
And noch zwei wie wir zwei.
Die gibt cs nicht mehr!
Sieh, wie reich und mächtig
Unser Weizen bliiht.
Die vereinten Kreis e
Steigern den Prosit,
Mit dem Rauch des Schlotes
Paart sich Mistgestank
And zum Limmel steiget
Unser Bundessang:
Wir sind ja iin Grunde
Dieselbe Couleur,
And noch zwei wie wir zw"i.
Die gibt cs nicht mehr! Arminlns.
Die Nase des Lerrn Eccarius.
Vor einigen Wochen waren die Vertreter
dreier berühmter Lieferanten von Kriegsma-
terial beim türkischen Ministerpräsidenten. Tie
Türkei wollte wegen der bedrohlichen Zu-
spitzung ihres Verhältnisses mit Griechenland
größere Bestellungen aufgeben und die drei
Firmen—eine englische Fabrik, Creusot-Frank-
reich und Krupp-Essen — bewarben sich um
die Lieferungen. Nach türkischer Sitte ging den
eigentlichen Verhandlungen erst eine längere
Unterhaltung über allerlei gleichgültige Dinge
voraus, wobei sich der Ministerpräsident er-
sichtlich bemühte, die Kultur der regierenden
türkischen Kreise zu rühmen und den Vertretern
zu zeigen, daß man in der Türkei durchaus
auf der Höhe sei. Leider wurde die Bereit-
willigkeit der drei Europäer, sich der Meinung
des Präsidenten anzuschließen, durch den ab-
scheulichen Geruch beeinträchtigt, der ans den
Nebengebäuden und den Höfen des Palastes
kam und durch alle Türen drang.
In einer Pause, nachdem der Ministerpräsi-
dent seinen Besuchern die Bibliothek, die Kunst-
sammlungen usw. gezeigt hatte, wandte sich
der Würdenträger an den Engländer mit der
Frage: „Sagen Sie mir unverhohlen Ihre
Meinung: Haben Sie sich nicht überzeugt, daß
wir mit unser» Einrichtungen nicht hinter den
europäischen Regierungen znrückstehen?"
Der Engländer beeilte sich, zu versichern,
daß alles sehr vornehm und sehr vollkommen
sei. Da sich die drei Europäer aber schon ver-
stohlen überden Gestank lustig gemacht halten,
so wollte er nicht geradezu unaufrichtig fein
und bemerkte darum: „Exzellenz würden den
Glanz ihrer Regierung noch erhöhen, wenn
Exzellenz für gute Ableitung der Abwässer und
eine gute Desinfektion sorgen ließen."
Der Ministerpräsident wehrte unwillig ab:
„Das alte Vorurteil der Herren, die aus dem
Westen zu uns kommen! Einbildung, Verehr-
testcr! Nichts als Einbildung! Sind. Sie etwa
auch der Meinung dieses Herrn?" wandte er
sich dann an den Vertreter Creusots.
Der höfliche Franzose wand sich wie ein
Aal und redete in der schmeichelhaftesten Weise
von dem, was ihnen der Ministerpräsident ge-
zeigt. Exzellenz hörte alles mit großem Be-
hagen an und fragte, als der Franzose geendet:
„Und der Geruch — in der Stadt — hier im
Palais?"
Der Franzose hätte um sein Leben gern be-
teuert, daß er glaube, in allen Wohlgerüchcn
Arabiens zu schwelgen. Aber der vorwurfs-
volle Blick des Engländers zwang ihn zur
Wahrheit. Er sagte darum, der Geruch lasse
freilich noch ans etwas unvollkommene Kanali-
sation schließen, doch sei es nur eine Frage
kürzester Zeit, um die allerseits gepriesene und
bewunderte türkische Kultur auch---"
Weiler kam er nicht. Der Ministerpräsident
wandte sich mit allen Zeichen des Mißfallens
von ihm ab und zu dem Vertreter Krupps:
„Und Sie, Herr Eccarius, scheinen sich der An-
sicht dieser Herren anzuschließen?"
Der Herr auS Essen verbeugte sich mit wüc-
diger Eleganz und sagte: „Soweit sie den her-
vorragenden Einrichtungen die überreich ver-
diente Anerkennung zollen, in vollem Umsang:
und unbedingt!"
„Und — und der Geruch?"
Der Herr aus Essen fühlte soivohl die ge-
spannte Erwartung des Ministerpräsidenten
wie auch die verheißungsvolle Aufmunterung,
die in dessen Frage lag. Neben ihm aber stan-
den die beiden andern Vertreter und ihre Blicke
hingen an seinen Lippen.
Er verbeugte sich leicht und sagte: „Ich
drücke noch einmal meine Bewunderung aus;'
ivas aber den Geruch anlangt, so kann ich
mich meinen Freunden nicht anschließen, t co»
ich habe" — dabei nieste er kräftig — „einen
Schnupfen."
Krupp bekam den Auftrag. £3.
Eine Parallele.
Die Taube gehört als symbolisches Tierchen zmn
„Frieden".
Der Cholera-BazillnS gehört als symbolisches
Tierchen zni» „Kriege"!
Der dunkle Punkt.
Sonst war in Leipzig alles schön,
Wecß Kneppchen Sowas von Gedränge
Der pairior'schcn Riesenmenge
Lat selbst Berlin noch nicht ge'chn —
Nur eines schuf mir bittren Tori:
ER sprach kein Wort!
Es pries Alldcutschlands Morgenrot
Mit wirklich idealem Schwünge
Manch glattgcölte Rednerzunge.
Auch Sachsens König, sapperlot,
Ritt gegen den Napolinm.
Nur ER blieb stumm!
Ich Hab' cs nicht herausgckriegt.
Ob's am Zuviel der F.stestage,
Ob's an der Cumberlander Frage,
Ob's etwa gar am Denkmal liegt?
Soll dort eins hi» von Eber ein?
Dan» rcißt's doch ein!
Eins nnr tvar klar dem Gästekranz
In jener hohen Feierstunde:
Ein Wort aus alle: höchstem Munde
Lätt'erst den rechten Wciheglanz
Verlieh» dem Fest vom „Freiheitskrieg"!
ER aber schwieg ...
Die Canadian Pacific Company in Österreich.
„Ihr habt'S zu grob gemacht, Mister Goldman, die Entvölkerung unserer Monarchie mußte endlich
den Krach Hervorrufen."
„Wird nicht so schliinni werden, Herr von Grcifingcr, unsere Bahnen sind viel zu gut geölt!"
-— o
Neues Vundeslied
für das Kartell des Zentralverbands deutscher
Industrieller und des Bundes der Landwirte.
Was, geliebter Vi uder,
Soll der dumme Zivist,
Der für unsre Kaffen
Ohne Vorteil ist?
Last des alte» Streites
Axt begraben sein.
Nur geringe Zinsen
Bringt die Feindschaft ein!
Wir sind ja im Grunde
Dieselbe Couleur,
Und noch zwei wie wir zwei.
Die gibt cs nicht mehr!
Darum woll'n wir fürder
Wirken Land in Land
Für das — lach' nicht, Bruder! —
Teure Vaterland:
Einer zieht dem Michel
sM das biedre Fell,
And zu Nicmen schneidet
Es der Spießgesell!
Wir sind ja im Grunde.
Dieselbe Couleur,
And noch zwei wie wir zwei.
Die gibt cs nicht mehr!
Sieh, wie reich und mächtig
Unser Weizen bliiht.
Die vereinten Kreis e
Steigern den Prosit,
Mit dem Rauch des Schlotes
Paart sich Mistgestank
And zum Limmel steiget
Unser Bundessang:
Wir sind ja iin Grunde
Dieselbe Couleur,
And noch zwei wie wir zw"i.
Die gibt cs nicht mehr! Arminlns.
Die Nase des Lerrn Eccarius.
Vor einigen Wochen waren die Vertreter
dreier berühmter Lieferanten von Kriegsma-
terial beim türkischen Ministerpräsidenten. Tie
Türkei wollte wegen der bedrohlichen Zu-
spitzung ihres Verhältnisses mit Griechenland
größere Bestellungen aufgeben und die drei
Firmen—eine englische Fabrik, Creusot-Frank-
reich und Krupp-Essen — bewarben sich um
die Lieferungen. Nach türkischer Sitte ging den
eigentlichen Verhandlungen erst eine längere
Unterhaltung über allerlei gleichgültige Dinge
voraus, wobei sich der Ministerpräsident er-
sichtlich bemühte, die Kultur der regierenden
türkischen Kreise zu rühmen und den Vertretern
zu zeigen, daß man in der Türkei durchaus
auf der Höhe sei. Leider wurde die Bereit-
willigkeit der drei Europäer, sich der Meinung
des Präsidenten anzuschließen, durch den ab-
scheulichen Geruch beeinträchtigt, der ans den
Nebengebäuden und den Höfen des Palastes
kam und durch alle Türen drang.
In einer Pause, nachdem der Ministerpräsi-
dent seinen Besuchern die Bibliothek, die Kunst-
sammlungen usw. gezeigt hatte, wandte sich
der Würdenträger an den Engländer mit der
Frage: „Sagen Sie mir unverhohlen Ihre
Meinung: Haben Sie sich nicht überzeugt, daß
wir mit unser» Einrichtungen nicht hinter den
europäischen Regierungen znrückstehen?"
Der Engländer beeilte sich, zu versichern,
daß alles sehr vornehm und sehr vollkommen
sei. Da sich die drei Europäer aber schon ver-
stohlen überden Gestank lustig gemacht halten,
so wollte er nicht geradezu unaufrichtig fein
und bemerkte darum: „Exzellenz würden den
Glanz ihrer Regierung noch erhöhen, wenn
Exzellenz für gute Ableitung der Abwässer und
eine gute Desinfektion sorgen ließen."
Der Ministerpräsident wehrte unwillig ab:
„Das alte Vorurteil der Herren, die aus dem
Westen zu uns kommen! Einbildung, Verehr-
testcr! Nichts als Einbildung! Sind. Sie etwa
auch der Meinung dieses Herrn?" wandte er
sich dann an den Vertreter Creusots.
Der höfliche Franzose wand sich wie ein
Aal und redete in der schmeichelhaftesten Weise
von dem, was ihnen der Ministerpräsident ge-
zeigt. Exzellenz hörte alles mit großem Be-
hagen an und fragte, als der Franzose geendet:
„Und der Geruch — in der Stadt — hier im
Palais?"
Der Franzose hätte um sein Leben gern be-
teuert, daß er glaube, in allen Wohlgerüchcn
Arabiens zu schwelgen. Aber der vorwurfs-
volle Blick des Engländers zwang ihn zur
Wahrheit. Er sagte darum, der Geruch lasse
freilich noch ans etwas unvollkommene Kanali-
sation schließen, doch sei es nur eine Frage
kürzester Zeit, um die allerseits gepriesene und
bewunderte türkische Kultur auch---"
Weiler kam er nicht. Der Ministerpräsident
wandte sich mit allen Zeichen des Mißfallens
von ihm ab und zu dem Vertreter Krupps:
„Und Sie, Herr Eccarius, scheinen sich der An-
sicht dieser Herren anzuschließen?"
Der Herr auS Essen verbeugte sich mit wüc-
diger Eleganz und sagte: „Soweit sie den her-
vorragenden Einrichtungen die überreich ver-
diente Anerkennung zollen, in vollem Umsang:
und unbedingt!"
„Und — und der Geruch?"
Der Herr aus Essen fühlte soivohl die ge-
spannte Erwartung des Ministerpräsidenten
wie auch die verheißungsvolle Aufmunterung,
die in dessen Frage lag. Neben ihm aber stan-
den die beiden andern Vertreter und ihre Blicke
hingen an seinen Lippen.
Er verbeugte sich leicht und sagte: „Ich
drücke noch einmal meine Bewunderung aus;'
ivas aber den Geruch anlangt, so kann ich
mich meinen Freunden nicht anschließen, t co»
ich habe" — dabei nieste er kräftig — „einen
Schnupfen."
Krupp bekam den Auftrag. £3.
Eine Parallele.
Die Taube gehört als symbolisches Tierchen zmn
„Frieden".
Der Cholera-BazillnS gehört als symbolisches
Tierchen zni» „Kriege"!
Der dunkle Punkt.
Sonst war in Leipzig alles schön,
Wecß Kneppchen Sowas von Gedränge
Der pairior'schcn Riesenmenge
Lat selbst Berlin noch nicht ge'chn —
Nur eines schuf mir bittren Tori:
ER sprach kein Wort!
Es pries Alldcutschlands Morgenrot
Mit wirklich idealem Schwünge
Manch glattgcölte Rednerzunge.
Auch Sachsens König, sapperlot,
Ritt gegen den Napolinm.
Nur ER blieb stumm!
Ich Hab' cs nicht herausgckriegt.
Ob's am Zuviel der F.stestage,
Ob's an der Cumberlander Frage,
Ob's etwa gar am Denkmal liegt?
Soll dort eins hi» von Eber ein?
Dan» rcißt's doch ein!
Eins nnr tvar klar dem Gästekranz
In jener hohen Feierstunde:
Ein Wort aus alle: höchstem Munde
Lätt'erst den rechten Wciheglanz
Verlieh» dem Fest vom „Freiheitskrieg"!
ER aber schwieg ...