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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 31.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.8258#0014
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8186

Deutscher Silvester.
Nun naht sich wieder Silvester.
Vie Nerze im Leuchter verkohlt..
Der Weine allerbester
Sei aus dem Ueller geholt!
Doch wie auch mischte die Bowle
Oer deutsche Patriot,
Sie schmeckt heut gallebitter
Und sauer, poysapperlot.
Wir haben doch sonst das Geheimnis
Des Wischens abgeguckt?
's ist fast, als ob mau heimlich
Uns in die Suppe gespuckt?
Oie Uhr schlägt langsam zwölfe.
Es dampft der heiße Punsch. . .
Doch in der Seele und Ushle
Stirbt jeder frohe Wunsch.
Vie Uhr hat ausgeschlagen. . . .
Das Line nur ist klar:
Wit einem Riesenkater
Beginnt das neue Jahr!

Stimmungsbild aus dem Reichsland.


Der Leutnant auf einem Sonntagnachmittagsbummel.

Er kommt!
Oldenburg soll wieder als Neichstagskandi-
dat aufgestellt werden.
Paßt auf! Er kommt, öer starke Mann,
Der alles unö noch einiges kann.
Schon jubelt man in jeöern Gau
von Osten her, aus llanuschan
Kommt wieder mal die Rettung.
Mit einem Schlag ist nun vorbei
Die Duselei und Schlamperei.
Mißtrauensvoten gibt es nicht,
wenn er erst mal sein Machtwort spricht.
Er wird's der Rande zeigen.
Eritt er jetzt auf dem Podium auf,
Flieht alles jäh in schnellem Lauf,
Und alles, was da „links" und „rot",
Das schlägt er toter noch als tot —
Zum mind'sten mit dem Mundwerk.
Die Reichstagsbande ist besiegt,
Wenn er sie beim Schlafittchen kriegt.
Er lehrt sie gründlich Mores jetzt
Und jagt sie fort zu guter Letzt
Das heißt: — wenn er nicht durchfällt.


Ziegesdepeschen vom Kriegsschauplatz.
Montag. Vas glorreiche yy.Regiment erobert das Zaberner
Rathaus, ver Bürgermeister kann sich nicht mehr halten —
vor Lachen.
Dienstag. Lin Leutnant und zehn Mann nehmen trotz
heftiger Gegenwehr einen fünfjährigen Jungen gefangen,
der sich eine bessere Schokolade kaufen wollte als Leutnant
v. Forstner. Vas Kriegsgericht wird über die freche Provo-
kation aburteilen.
Mittwoch. Leutnant v. Forschwitz erstürmt, die Fahne in
d:r Rechten, die Rotunde auf dem Dettweiler Marktplatz:
die Notundenfrau, eine fanatische Elsässerin und Agitatorin,
liefert alle wichtigen Papiere aus.
Donnerstag. General Däumling beschießt das Gerichts-
gebäude. Ls gelingt, die Justitia herunterzuholen.
Freitag, ver Statthalter der Reichslande wandert — als
warnendes Exempel für alle Zivillisten — in den Panduren-
keller.
Sonnabend. Vie Revolution ist niedergeschlagen! Vie
Stimmung in d:r wilhelmstratze ist es auch....

Armee und Zivilbevölkerung.
Wie das offiziöse Telegraphenbureau meldet,
hat sich während der Weihuachtsferien ein Er-
eignis zugetragen, das die krankhafte Empfind-
lichkeit und dummdreiste Anmaßung, die die
deutsche Zivilbevölkerung unserem wackeren
Militär gegenüber zur Schau trägt, in beson-
ders grellem Lichte erscheinen läßt. In dein
Landstädtchen A. weilte zum Ferienbesuch bei
seinen Eltern der zwölfjährige Kadett v. Rotz-
löffel, ein wegen seines frischen Wesens und
seinerecht militärischen Lebeusanschauung all-
gemein geschätzter Nachkomme eines uralten
preußischen Kriegergeschlechts. Eines Tages
begab es sich, daß v. Rotzlöffel, der eine aus-
gesprochene Antipathie gegen Zivilisten hat,
auf der Straße dem Quartaner Neumann be-
gegnete, und diesem, wohl halb im Scherz,
zwei Ohrfeigen und einen Fußtritt verabfolgte.
n—> r

Neumann, ein wegen seiner Roheit und Bru-
talität berüchtigter Bursche, ließ sich durch diese
belanglose, im jugendlichen Übermut verübte
Neckerei dazu h »reißen, den nichts ahnenden
v. Rotzlöffel beim Kragen zu fassen, ihn über das
Knie zu ziehen und seine uniformierten Gesäß-
teile in der schmerzhaftestenWeise zu bearbeiten.
Durch diese feige und gemeine Tat war der
Hose des Königs eine schwere Beleidigung zu-
gefügt worden und die deutsche Armee ver-
langte mit Recht Genugtuung. Da der Bürger-
meister der Stadt A. die von v. Rotzlöffel ge-
forderte sofortige Verhaftung, Prozesfuierung
und Hinrichtung des Quartaners Neumann
unter allerhand Ausflüchten ablehnte, wurde
auf Befehl des zuständigen Generalkommandos
ein Regiment Infanterie, eine Schwadron Kü-
rassiere und eine Abteilung Festungsarlillerie
mit den erforderlichen schweren Geschützen nach
A. entsandt. Die widerspenstige Stadt wurde
eiugeschlosseu und nach dreitägiger Beschießung
im Sturm genommen.
Den eindringenden Siegern gelang es, den
Bürgermeister, den Staatsanwalt, zwei Land-
gerichlsräte und einen blinden Schneidergesellen
zu ergreifen und gefesselt in die Kasematten
der benachbarten Festung V. zu schaffen, wo
sie bei Wasser und Brot in fester Hast gehalten
wurden. Des Hauptschuldigen aber, des Quar-
taners Neumann, sich zu bemächtigen, war trotz
aller todesmutigen Anstrengungen, die unsere
braven blauen Jungen machten, und obgleich
die militärischen Operationen von Seiner Ex-
zellenz dem Herrn Kommandierenden General
persönlich geleitet wurden, leider unmöglich.
Neumann hatte sich im Schulzimmer seiner
Klasse verschanzt und spottete von hier aus, in-
dem er ein kräftiges Bombardement mit Tinten-
fässern und gefrorenen Pferdeäpfeln unterhielt,
allen Angriffen der bewaffneten Macht.
Erklärlicherweise haben diese Vorgänge einen
allgemeinen Entrüstungssturm in deutschen
Landen entfacht, der sich noch steigerte, als

man erfuhr, daß die verhaftete» Spitzen der
Zivilverwaltung von A. nicht, wie die Armee
gehofft hatte, vor ein Kriegsgericht gestellt
wurden, sondern bereits nach achttäger Hast
wegen Mangels an Schuldbeweisen freigelassen
werden mußten. Mit Recht fordert die gesamte
alldeutsche Presse eine eklatante Genugtuung
für die beleidigte Hose des Königs, und die
Offizierskorps befinden sich in heftiger Gärung.
Wie wir hören, hat sich inzwischen der Herr
Reichskanzler behufs Beschlußfassung über die
weiter zu ergreifenden Maßregeln mit dem
Kadetten v. Rotzlöffel in Verbindung gesetzt
und es steht zu hoffen, daß die beklagenswerte
Affäre zur Befriedigung der deutschen Armee
alsbald eine rasche und glückliche Erledigung
finden wird. ___ Arminius.

Bravo!
Famos, Äerr Falkenhayn!
Noch ein paar Mal so, bitte!
Dann wird's bald Heller sein
In unserm Land der Mitte.
Nur immer ungeniert
Die Leutenants verteidigt
And den, der kritisiert.
Gerempelt und beleidigt!
And immer feste drein
Mit Kantschu und mit Säbel —
Man hau' den Bürgerpöbel
Zu Mus und Gänseklein.
Der Michel steht ergrimmt:
Es sank ein rosa Schleier —
Verrostet und verstimmt
Klingt nun die Iubelleier.
Löher geht's nimmermehr —
Wir machen den Diktator
Zum Ehren-Agitator:
Wer wirbt für uns wie er??
Schluß des redaktionellen Teils.

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