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https://doi.org/10.11588/diglit.8258#0172
8344
Aus der Aristokratie.
In Paris ist eine internationale Verbrecher-
bande verhaftet worden, an deren Spitze sich
der Graf Maximilian von Montgelas
befand. Dieser Aristokrat gehört einer der äl-
testen und einflußreichsten deutschen Adels-
familien an, hat intime verwandtschaftliche Be-
ziehungen zu sehr hohen Kreisen der Armee
und der Regierung und ist unter anderem
mit dem preußischen Landwirtschaftsminister
Freiherrn von Schorlemer-Lieser nahe ver-
schwägert.
Graf Montgelas ist auch in der Ausübung
seines im Ausland ergriffenen Berufs der ari-
stokratischen Lebensanschauung, zu der er ge-
boren und erzogen wurde, durchaus treu ge-
blieben. Er richtete seine Tätigkeit hauptsäch-
lich auf wertvolle Edelsteine, bediente sich bei
seinen Geschäftstouren eines eleganten Auto-
mobils und hielt sich eine Mätresse, die auf
Schritt und Tritt von einem livrierten Lakai
begleitet wurde. Die temperamentvolle Energie
und zähe Tüchtigkeit, die von jeher als eine
besondere Tugend des deutschen Adels galt,
scheint auch dem Grafen Maximilian in hohen:
Maße eigen gewesen zu sein, wie die Berichte
über seine in Paris und an anderen großen
Plätzen des Auslandes entwickelte umfang-
reiche Tätigkeit beweisen.
Und doch bleibt für den aufrichtigen Ver-
ehrer der deutschen Aristokratie ein gewisses
Gefühl der Unbehaglichkeit unwillkürlich zurück.
Die bange Frage drängt sich auf: Welche Um-
stände und Erfahrungen nötigten diesen völ-
kischen Edelmann, seine Kräfte und Fähig-
keiten dem Vaterland zu entziehen und seine
Wirksamkeit in ein Ausland zu verlegen, das
seiner Eigenart offenbar nicht das richtige Ver-
ständnis entgegenbringt? Wer das heutige
Deutschland kennt, wird sich freilich diese Frage
selber beantworten können. In einen: Staate,
in den: der rote Umsturz sich in wachsenden:
Maße breit macht, in den: der Adel bei den
breiten Massen nicht mehr den tausendsten
Teil der Ehrfurcht genießt, auf die er durch
eine geheiligte Tradition Anspruch erhebt, in
einem solchen Lande kann ein Edelmann von
der Art des Grafen von Montgekas sich un-
möglich wohl fühlen.
Wir bedauern es aber trotz alledem, daß
dieser Edelste und Beste unserer Nation den
Staub des Vaterlandes von den feudalen
Ritterstiefeln geschüttelt hat. Denn bei aller
Ungunst der Zeiten gibt es auch in Deutsch-
land gottlob noch immer Wirkungskreise, in
denen ein Maximilian von Montgelas sich ent-
falten könnte. Warum hat zum Beispiel der
Bund der Landwirte sich dieses Talent ent-
gehen lassen, das auf dein Gebiet des Bauern-
fanges und der Massenausplünderung eine so
geniale Tätigkeit entwickelt hat? Jetzt ist cs
freilich zu spät, der Augenblick ist unwider-
ruflich verpaßt, und statt bei der nächsten
Generalparade in: Zirkus Busch die Herzen
der Hörer zu glorreichen Taten zu entflam-
men, wird der unglückliche deutsche Graf fern
von der Heimat rühmlos Wolle krempeln
müssen! Phtli.
§ o Verlag von J.H.W.Dietz Nachf. G.m.b.L. in Stuttgart o
Soeben ist erschienen:
Der politische Streik
Von H. Laufenberg.
VII und 260 Seiten. Preis broschiert M. 2.—, gebunden M. 2.50.
St. Band der Internationalen Bibliothek.
Aus dem Inhalt heben wir hervor:
Vom Chartismus zur russischen Revolution. I. Der heilige Monat. 2. Bs-
rufskampf und politischer Streik. 3. Der politische Streik in der russischen
Revolution.
Tie deutsche Diskussion. 1. Der Stand der Theorie. 2. Der Kölner Gewerk-
schaftskongreß. 3. Die Parteitage von Jena und Mannheim.
Wahlrechtskämpfe, l. Das Vorspiel im Osten. 2. Wahlrechtsänderungen in
den Einzelstaaten. 3. Dis Verfassungskrise im Reich.
Der politische Streik nach der russischen Revolution, l. Die Kämpfe außer-
halb Deutschlands. 2. Die Kämpfe in Deutschland.
Tie deutsche Expansion. I. Deutschland und der Kontinent. 2. überseeische
Beziehungen. 3. Panymakanal und Bagdadbahn.
Tic Sammluugsbewegung des Bürgertums. 1. Kapitalexport und Schutz-
zoll. 2. Die Bedeutung der Steuerpolitik. 3. Das Koalitionsrecht.
Zur Methode des Politischen Streiks, l. Organisation und Masse. 2. Ultima
ratio. 3. Generalstreik. 4. Indirekte Aktion und gewerkschaftliche Demokratie.
Oeehen St. 1.60, Oeb.-Oeekeo 2.85.
Peter Krapp, Ounßentelä 80 (ltklä.)
lieber 400000 Im Oebruuok! WM
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Versand zollfrei gegen Nachnahme,
von kO Pfund an franko. Umtausch
gestattet: für Nichtpass. Geld retour.
Preisliste gratis.
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8. Kretsekmer,
berlin 532, Usus Lömgstrsssv 4.
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bande verhaftet worden, an deren Spitze sich
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befand. Dieser Aristokrat gehört einer der äl-
testen und einflußreichsten deutschen Adels-
familien an, hat intime verwandtschaftliche Be-
ziehungen zu sehr hohen Kreisen der Armee
und der Regierung und ist unter anderem
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Freiherrn von Schorlemer-Lieser nahe ver-
schwägert.
Graf Montgelas ist auch in der Ausübung
seines im Ausland ergriffenen Berufs der ari-
stokratischen Lebensanschauung, zu der er ge-
boren und erzogen wurde, durchaus treu ge-
blieben. Er richtete seine Tätigkeit hauptsäch-
lich auf wertvolle Edelsteine, bediente sich bei
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besondere Tugend des deutschen Adels galt,
scheint auch dem Grafen Maximilian in hohen:
Maße eigen gewesen zu sein, wie die Berichte
über seine in Paris und an anderen großen
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