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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 31.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.8258#0254
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8426

Der Krieg.

„... Darum ist der Krieg die hehrste und
heiligste Äusserung menschlichen Landelns ...
Der Krieg ist schön."
Aus der.Iungdeulschlandpost".

So also sollt ihr zu der Jugend sprechen:
Äbt zeitig euch im Lauen, Schießen, Stechen!
Denn diese Erde, hoffnungsvoller Sohn,
Gehört der muskulösesten Nation.
Kultur ist Quatsch. And nur die alten Weiber
In Männerhosen lieben nicht den Speer,
Den du starkfäustig jagst in andre Leiber —
Der Krieg ist hehr!

Sieh dort die Ebene vom Blute dampfen!
Lorch: die Blessierten brüllen laut vor Schmerz;
Sieh ihre Faust sich in den Boden krampfen —
Dies, junger Freund - nicht wahr ?- erhebt das Lerz.
Wenn tausend Augen wild zum Lünmel stieren
And rote Nacht um dich, Tod und Gestöhn,
Daun wirst du es, Germauensprosse, spüren:
Der Krieg ist schön!

Zwar lehrt die Bibel dich: Du sollst nicht töten!
Gott selber sprach's am Berge Sinai;
Indessen: es genügt, zu ihm zu beten
Im Schlachtendonner deiner Batterie.
Als Ideal magst du deu Spruch erhalten;
Vergiß jedoch die Theorie zeitweilig.
Bis alle Feindesschädel sind zerspalten —
Der Krieg ist heilig!

Die Weiber weinen, und die Kinder betteln.
Der Invalide hinkt auf einem Bein.
Pah, schieß die Feinde lachend aus den Sätteln
And haue mit dem Kolben fröhlich drein!
Zwar Mord ist Mord und einzeln ein Verbrechen,
Doch kann er möglichst massenhaft gescheh«.
Ist er als edelmenschlich anzusprechen:
Als heilig —wie gesagt! als hehr und schön! Pa«.

Eine fröhliche Stätte.
Wem Gott will rechte Gunst erweisen.
Den lockt er fort aus Flur und Lag,
Und läßt ihn flugs nach Münster reisen
Zum deutschen Katholikentag.
Er kann sich dort in Demut üben:
Die allerhöchste Geistlichkeit
Zeigt ihm, wie schön die Christenliebe
Stets unter ihrem Schutz gedeiht.
Man lauscht den frommen geist'gen Fehden
And amüsiert sich königlich.
Wenn sie von Unterdrückung reden.
Dann schüttelt man vor Lachen sich.
Gott segne diese schwarzen Frommen,
Die dort in dieser trüben Zeit
Zu uns rer Freud' zusammenkommen.
Stets sorgend für die Leiterkeit!
Eine Bischofsrede aufdem Katholikentag.
„Liebe Brüder! (Bravo!) Ich bin gekommen (leb-
hafter Beifall), um euch zu sagen (stürmischer Beifall),
daß ich (minutenlanges Händeklatschen) vom Heiligen
Bater (alle Häupter entblößen sich) beauftragt bin
(tobender Beifall), euch mitzuteilcu (allseitiges Hurra!),
daß die Verhandlungen dieses Katholikentags (der
Beifall wächst zum Orkan) samt und sonders — auf
d euJnd ex gesetzt werd en!!" (Stürmisches Bravo!
Der Redner wird beglückwünscht.)

Der Sohn des Milliardärs.
Ein amerikanischer Milliardär hatte einen natür-
lichen Sohu, für den er nach seinem Müudigwcrden
einen Beruf suchte. Einen leichten, sorgenlosen Be-
ruf, der ein angenehmes Leben und womöglich noch
einige Ehren verbürgte.
Aber alle BerufsartSn schienen ihm zu viel Arbeit
und Risiko zu enthalten, und so blieb er lange unschlüssig.
Bis er mit einem deutschen Kellner in einer Bar
des Broadstreet darüber sprach. Der riet ihm, seinen
Sohn unter allen Umständen nach Germany zn schicken
und einen preußischen Agrarier ans ihm zu machen.
Ob denn das ein so einträglicher Beruf sei, fragte
der Amerikaner mißtrauisch.
„Aber gewiß," erwiderte der Kellner, „es ist die
bequemste Art zn leben und Geld zn machen. Sehen
Sie, diese Leute sitzen auf ihren Gütern wie Könige.
Sie üben Verwaltung sind Justiz aus über ihr Ge-
sinde. Ihresgleichen beherrschen deu Kreis und die
Provinz. Da sie alle Ehrenämter besitzen, können sie

alle Einrichtungen so treffen, Ivie sie für sic am ren-
tabelsten sind. Sie lassen sich auch in die Parlamente
wählen, wo sic noch mehr zu ihrem Vorteil wirken
können. Kriegsdienste tun sic auch, aber nicht um-
sonst wie die Gemeinen, sondern gegen Gage als
Offiziere. Haben sie genug am Militärlcben, so neh-
men sie den Abschied und beziehen hohe Pensionen
von dem Volk. Sie leiden auch keineswegs unter
der großen Teuerung der Lebensmittel, die sie selbst
künstlich Hervorrufen. Getreide zn Brot für sich und
ihr Gesinde bauen sie selbst. Ebenso alles Gemüse.
Sie züchten Schweine, Rinder und Geflügel und
brauchen daher Butter, Milch, Käse uud Eier nicht zu
kaufen. Sie brauen auch Bier und brennen Schnaps;
für den letzteren erhalten sic vom Staat sogar noch
Liebesgaben. Durch die hohen Zölle bringen sie alle
ihre Produkte zu hohen Preisen aus den Markt, ver-
dienen also Geld wie Heu. Steuern zahlen sie, da
ihnen Selbsteinschätzung zusleht, nur so viel oder so
wenig, als ihnen beliebt. Ist das nicht herrlich?"
„tvl riAÜlch sagte der Milliardär, „das sain ain
sähr faincs Beruf inäesck." Und er kaufte seinem
Sohn ein großes Gut in Ostclbien. F. M.

Inserate vom Katholikentag.

Verloren!
Auf dem Wege vom Hotel bis zum Saal des
Katholikentags ein Bündel Liebesbriefe, ge-
richtet an die wackere, tngendsame Jungfrau
Aloysia Knödcldimpfl, weiland Pfarrersköchin
bei mir. Der ehrliche Finder erhält als Beloh-
nung einen Jahrgang der „Katholischen Juug-
franen-Zeitnug". '
Pfarrer in Klcin-Liebcnheim.
Kauft Zentrumsleim!
Leimt alles
und jeden, der damit in Berührung kommt! Re-
ferenzen allerhöchster baperischcr Herrschaften.
Komme sofort
und zahle die höchsten Preise für Enthüllungen
aus dem roten Lager. Wahrheitsbeweis un-
E'g' M. Oglcr,
Lieferant erstklassiger Zentrnmsblätter.
Erklärung.
Ich erkläre hiermit jeden, der mich der Berliner
Richtung verdächtigt, für einen Erzschweiuehund,
dem ich mein echtes Christentum sofort durch eine
saftige Backpfeife beweisen werde.
Ein Ober-Kölner.

verbesserte Lyrik.
Kus dem katholischen Liederbuch des Paters Filüzius.
Mein Schatz ist ein Schwarzer,
Tin Schwarzer muß es sein.
Seine Stimm' gehört dem Zentrum,
Lein Herz, das ist mein.
Mein Schatz ist ein Schwarzer,
Rann nit lesen und schreiben
Und wird drum sein Lebtag
Beim Zentrum auch bleiben.
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläuts.
Horch! dem Ratholikentag
Gilt das Läuten heute.
Gott spricht zu den Lngeln all
Heut zu seinen Füßen:
„Wenn ihr wo mein Zentrum seht,
Sagt, ich laß es grüßen!"
Und der Hans schleicht umher,
Trübe Augen, blasse Wangen.
Seine Grete ist gegangen;
Drum ist's Herz ihm so schwer.
Ist etwa sie gegangen
Zum Zungfrauen-Grden?
viel schlimmer! Sie ist Röchin
Bei Hochwürden worden.
Rennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
In dichten Scharen Jesuiten ziehn?
Wo ständig betet Rind und Mann und Greis,
Wo man Singvögel schießt millionenweis?
Wo locker stets das blanke Messer sitzt
Und jäh deni Wandrer vor den Augen blitzt?
Dahin, dahin
Ins Land des Heil'gen Vaters laß uns ziehn.
Einsam bin ich, nicht alleine,
Venn es schwebt ja süß und mild
Um mich her des deutschen Junkers
Heißgeliebtes, teures Bild.
Was ich tue, was ich treibe,
Lines hat ja stets Bestand:
Wenn auch alles fällt, dann bleibt noch
Mir der fromme — Hepdebrand.
 
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