-- - . 8518 - - -
Englands Kulturmission.
Wie England den ^cpoy-Aufstand in Indien bestrafte.
(Nach Wereschtschagin.)
ooQ
Euglauds Kttlturmission.
ES ist unverkennbar, daß Englands aus-
wärtige Politik die größte Schuld an dem
heutigen unseligen Weltkriege trägt. Zu
deutlich ist aber auch zutage getreten, daß
die Beteiligung Englands lediglich dem Be-
streben entsprang, Deutschlands Stellung im
Welthandel zu vernichten und sich auf lange hin-
aus das Monopol in der wirtschaftlichen Be-
herrschung der Völker zu sichern. Und alles dies
unter der scheinheiligen Parole, eine Kultur-
mission zu erfüllen und die Völker von dem
Drucke deutscher Barbarei zu befreien!
Man braucht nur einen Blick auf die eigene
Geschichte Englands zu werfen, um zu nassen,
ivie es eine solche Kulturmission ausfaßt. Es
brüstet sich jetzt damit, daß es aus seinen
Kolonien Hilfstruppen auf die europäischen
Schlachtfelder werfen kann, und in der Tat
haben auch schon ostindische Kontingente an
dem blutigen Ringen teilgenommeu. Wie aber
ist die englische Herrschaft über Indien er-
richtet und bis auf den heutigen Tag aufrecht
erhalten morden? Blutige Greuel, die zu dem
Schlimmsten gehören, was die Kolonialge-
schichte bisher zeitigte, bezeichnen ihren Weg.
Die Blut- und Geldgier der englischen Kolo-
nisatoren, die sich sqgar der Folter bediente,
um Steuern zu erpressen, hat die Indier schon
mehrfach in erbitterte Aufstände hineingetrie-
ben, von denen der Sepoy-Aufstand des Jahres
1857 wohl der heftigste war. Und wie haben
die Engländer, die sich rühmen, den Völkern
die Freiheit zu bringen, nach der endlichen
Niederwerfung des Aufstandes Vergeltung ge-
übt! Das oben wiedergegebene Bild des rus-
sischen Malers Wereschtschagin gibt eine Probe,
davon: dis Führer des Aufstands wurden vor
die Kanonen gebunden und so die Hinrichtung
an ihnen vollzogen. Man kann nur das größte
Mitleid mit dem indischen Volke haben, dessen
Söhne jetzt gezwungen werden, für die Henker
ihrer Väter und Großväter ins Feld zu ziehen
-im Namen der Kultur und der Freiheit!
Hamborg bei St.Pauli,
im vierten Kriegs-
monat.
Werte Redakschon!
Indem mein mobiler
Zustand bei die bewaff-
nete Borgerwehr eine
Unterbrechung erlitten
hat, worüber näheres
unten, finde ich Zeit
zum Schreiben und er-
greife die Feder zur
Kriegsberichterstattung, da ich sozusagen jetzt
auch hinter der Front stehe wie die andern.
wo von Rußland und Frankreich aus Kriegs-
briefe schreiben.
Mit die gemeldete Entdeckung der engelschen
Signalstatschon im vorigen Brief zog bei mir
der Gedanke ein, daß wir in Hamborg viel
kriegsmäßiger sein müßten, und Hein Düvel
und Jan Dorsch waren dieselbige Meinung.
In allen Zeitungen und in allen Feldpostbriefen
wird jümmers von die Schützengräben ge-
sprochen, als das Wichtigste bei die moderne
Strateschie, und auf das ganze Hamborger Ge-
biet, wo doch in Verteidigungszustand gegen
den Engelschmann sein soll, ist liebfterwelt noch
kein einziger Schützengraben. Uber diese Nach-
lässigkeit sehr entrüstet, haben wir drei be-
schlossen, unsere Stellung außerhalb, wo wir
mit Ablösung, Karabiner und Feldflasche einen
gefährdetenPunkt bewachen taten,setdmäßig zu
befestigen. Nahmen also "Spaten und Schaufel
mit und machten uns einen Schützengraben,
ei weih! Mit allen Schikanen und einer Koje
mit einem requirierten Strohbündel zum Schla-
fen und bombensicheren Wandschrank für die
zerbrechlichen Gegenstände, wo sich die werte
Redakschon schon vorstellen kann. Und somit
lagen wir im Schützengraben und lauerten auf
den feindlichen Angriff, aber umsonst. Dahin-
gegen kugelte in einer verhängnisvollen Nacht
einer von die Kontrollörs, wo über unser Pflicht-
bewußtsein aufpassen, in den Schützengraben
Englands Kulturmission.
Wie England den ^cpoy-Aufstand in Indien bestrafte.
(Nach Wereschtschagin.)
ooQ
Euglauds Kttlturmission.
ES ist unverkennbar, daß Englands aus-
wärtige Politik die größte Schuld an dem
heutigen unseligen Weltkriege trägt. Zu
deutlich ist aber auch zutage getreten, daß
die Beteiligung Englands lediglich dem Be-
streben entsprang, Deutschlands Stellung im
Welthandel zu vernichten und sich auf lange hin-
aus das Monopol in der wirtschaftlichen Be-
herrschung der Völker zu sichern. Und alles dies
unter der scheinheiligen Parole, eine Kultur-
mission zu erfüllen und die Völker von dem
Drucke deutscher Barbarei zu befreien!
Man braucht nur einen Blick auf die eigene
Geschichte Englands zu werfen, um zu nassen,
ivie es eine solche Kulturmission ausfaßt. Es
brüstet sich jetzt damit, daß es aus seinen
Kolonien Hilfstruppen auf die europäischen
Schlachtfelder werfen kann, und in der Tat
haben auch schon ostindische Kontingente an
dem blutigen Ringen teilgenommeu. Wie aber
ist die englische Herrschaft über Indien er-
richtet und bis auf den heutigen Tag aufrecht
erhalten morden? Blutige Greuel, die zu dem
Schlimmsten gehören, was die Kolonialge-
schichte bisher zeitigte, bezeichnen ihren Weg.
Die Blut- und Geldgier der englischen Kolo-
nisatoren, die sich sqgar der Folter bediente,
um Steuern zu erpressen, hat die Indier schon
mehrfach in erbitterte Aufstände hineingetrie-
ben, von denen der Sepoy-Aufstand des Jahres
1857 wohl der heftigste war. Und wie haben
die Engländer, die sich rühmen, den Völkern
die Freiheit zu bringen, nach der endlichen
Niederwerfung des Aufstandes Vergeltung ge-
übt! Das oben wiedergegebene Bild des rus-
sischen Malers Wereschtschagin gibt eine Probe,
davon: dis Führer des Aufstands wurden vor
die Kanonen gebunden und so die Hinrichtung
an ihnen vollzogen. Man kann nur das größte
Mitleid mit dem indischen Volke haben, dessen
Söhne jetzt gezwungen werden, für die Henker
ihrer Väter und Großväter ins Feld zu ziehen
-im Namen der Kultur und der Freiheit!
Hamborg bei St.Pauli,
im vierten Kriegs-
monat.
Werte Redakschon!
Indem mein mobiler
Zustand bei die bewaff-
nete Borgerwehr eine
Unterbrechung erlitten
hat, worüber näheres
unten, finde ich Zeit
zum Schreiben und er-
greife die Feder zur
Kriegsberichterstattung, da ich sozusagen jetzt
auch hinter der Front stehe wie die andern.
wo von Rußland und Frankreich aus Kriegs-
briefe schreiben.
Mit die gemeldete Entdeckung der engelschen
Signalstatschon im vorigen Brief zog bei mir
der Gedanke ein, daß wir in Hamborg viel
kriegsmäßiger sein müßten, und Hein Düvel
und Jan Dorsch waren dieselbige Meinung.
In allen Zeitungen und in allen Feldpostbriefen
wird jümmers von die Schützengräben ge-
sprochen, als das Wichtigste bei die moderne
Strateschie, und auf das ganze Hamborger Ge-
biet, wo doch in Verteidigungszustand gegen
den Engelschmann sein soll, ist liebfterwelt noch
kein einziger Schützengraben. Uber diese Nach-
lässigkeit sehr entrüstet, haben wir drei be-
schlossen, unsere Stellung außerhalb, wo wir
mit Ablösung, Karabiner und Feldflasche einen
gefährdetenPunkt bewachen taten,setdmäßig zu
befestigen. Nahmen also "Spaten und Schaufel
mit und machten uns einen Schützengraben,
ei weih! Mit allen Schikanen und einer Koje
mit einem requirierten Strohbündel zum Schla-
fen und bombensicheren Wandschrank für die
zerbrechlichen Gegenstände, wo sich die werte
Redakschon schon vorstellen kann. Und somit
lagen wir im Schützengraben und lauerten auf
den feindlichen Angriff, aber umsonst. Dahin-
gegen kugelte in einer verhängnisvollen Nacht
einer von die Kontrollörs, wo über unser Pflicht-
bewußtsein aufpassen, in den Schützengraben