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Befürchtungen.
„Et is linjerecht, det 'n Kommerzienrat dieselbe Fleeschkarte kriejen soll wie wir!"
„Meenste, weil er »ich so schwere Arbeet macht?"
„Nee, weil er so ville Zeit zum Essen hat."
—-o
Die Antwort.
Von A. L.
Schon bei seiner Geburt stimmte es nicht.
Der Doktor mußte gerufen werden und die
Hebamme schimpfte. Und als Fritz Staremann
sich dann glücklich dem Licht der Sonne gegen-
übersah, gefiel es ihm in der winzige» geräusch-
vollen Stube des Schreinermeisters Peter
Staremann so wenig, daß er sich vier Monate
lang ernstlich überlegte, ob er dieses Leben
besser gar nicht erst ansangen sollte.
Der alte Staremann fluchte ob der gewaltigen
Doktorkosten, und zudem war es der achte Sproß.
Aber wie das so geht, er gedieh vorzüglich.
Als er zur Schule kam, bezog er dort un-
geheuer viel Hiebe, zu Hause aber noch viel
mehr. Mit seinen Geschwistern lebte er in einem
höchst gespannten Verhältnis. Von de» Stare-
männern waren nämlich im Laufe der Jahre
zwei gestorben. Was übrig blieb, waren fünf
Mädchen. Die eine davon wußte immer noch
besser Bescheid vom Leben wie die andere.
Da hatte Fritz Staremann viel zu leiden.
Und vielleicht wäre er ein großer Tangenichts
geworden, wenn er nicht eine Mutter gehabt
hätte. Das war nur ein blasses, verhärmtes
Frauchen. Ihre Jugend war still und rein
gewesen, bis ihr Mann kam, der Peter. Der
hatte sie gepflückt, wie man das Röslein pflückt
am lockende», grünenden Strauch. Und es war
ein glücklicher Sommer gewesen. Im Herbst
aber mußte er sie heiraten. Mußte! Damit
zerbrach etwas in der kleinen feinen Frau.
Peter Staremann war erst ruhig, dann ging
er oft und öfter ins Wirtshaus, und zuletzt
konnte er das stille Frauengesicht gar nimmer
sehe», ohne sehr zornig zu sein. Seine Töchter
fanden an ihm einen großen Halt.
Der kleine Fritz aber wurde der Liebling
seiner Mutter. Im geheimen nur, offen ging
das nicht. Denn die Frau hatte allen Glauben
und alle Kraft verloren, die ein Weib haben muß,
um ihren Mann und das Hauswesen zu halten.
So kam es, daß Fritz Staremann diese stillen
feinen Augen hatte wie sein Mütterlein, und
zu allem dieses wortreiche Schiveigen, das
tätige Menschen so oft in Wut bringen kann
und. ruhige in Mißtrauen. So kam es iveiter,
daß man sich mit ihm manchen Spaß erlauben
durfte. Und je älter er wurde, um so energischer
wurde er zur Seite geschubst. Auch in der Liebe.
Die Grete Seidenhuber war einmal mit ihm
gegangen. Ganz zufällig war das gekommen.
Gott, man hatte sich auch früher schon ge-
sprochen. Aber diesmal, so mitten aus dem
Weg, den sie zusammen gingen, kam eine große
Pause. Und dann am Ende ein tiefer Seufzer:
„Grete", sagte Fritz. Da sah er aber auf ein-
mal so drollig feierlich aus, daß Grete Seiden-
huber laut losplatzen mußte. Sie dachte sich
nichts Böses dabei. In seiner Seele aber schloß
sich vor dem bösen Lachen eine ausbrechende
Knospe hastig und scheu, denn sie war sehr zart.
Und so blieb sie. Nur in heimlichen, leisen
Stunden, als die Mutter ihm von ihrem alten
Glück erzählte, blutete sie ein wenig. Wie eine
Knospe oft blutet, wenn sie aufbrechen will
und nicht kann.
Da begann der deutsche Krieg, und Fritz
Staremann war einer der ersten, die sich frei-
willig meldeten. Man war entsetzt. Er, den
man immer im Leben hatte links liegen lassen,
stand mit einem Male im Mittelpunkt aller
Gespräche. Der alte Staremann kam an diesem
Tage sehr betrunken nach Hause: „Ich freue
mich, daß ich aus dir einen brauchbaren Kerl
gemacht habe," sagte er. —
Nach acht Wochen rückte Fritz Staremann
aus und fiel im ersten Gefecht. Eine Kugel
hatte ihm bei einem Sturmangriff die Hals-
ader durchschlagen.
Die Todesnachricht kam erst nach vierzehn
Tagen an. „Wozu hat der Mensch nun eigent-
lich gelebt?" sagte der alte Staremann hart.
Da gab ihm 'das blässe, kleine Frauchen
nach langer, langer Zeit die erste Antwort:
„Er hatte mich lieb!"
Acht Tage später war sie tot. . . .
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raten von 3 Mark an, ohne
An ahlung, 5 Tage z. Probe.
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links 4 und'6 M., doppelseitig 7.50 und 11 M.
Mit Fed. v. 2 M. an. Verbandstoffe, Bandagen.
Artikel zur Gesundheitspflege, Hausmittel,
Toilettebedarf, lllustr. Liste gratis u. franko.
A.Maas&Co.,Berlinl Ö3, Markgrafenstr.84.
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Hebamme schimpfte. Und als Fritz Staremann
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lang ernstlich überlegte, ob er dieses Leben
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Und vielleicht wäre er ein großer Tangenichts
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hätte. Das war nur ein blasses, verhärmtes
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gewesen, bis ihr Mann kam, der Peter. Der
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zerbrach etwas in der kleinen feinen Frau.
Peter Staremann war erst ruhig, dann ging
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