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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0061
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8934 —-

Das Erkennen.

Ein Reservist mit 'nem Barte gar graus,

Der kommt auf Urlaub wieder nach tjaus.

Und wie er tritt durch des Gartens Tor,
va spielet just sein Söhnchen davor.

„Grüß Gott, mein Bubi! Was macht Mama?
Ua, freue dich doch! Ich bin wieder da!'

Doch wie er freundlich auch redet und spricht -
Umsonst, der Uleine erkennt ihn nicht!

Nun scherzt er mit ihm von vergangener Zeit —
Vas liegt dem Uinde so weit, so weit!

Er redet mit ihm vom Zappelmann,
vom Steckenpferd und vom Spiel fodann.

Umsonst! ver Uleine, er bleibt dabei,

Daß der frenide Mann nur ein „Dnkel" sei!

va wird dem Vater gar weh ums lferz,

Eine Träne kündet von seinem Schmerz.

Und erst in des Weibes getreuem V.rm,
va wird ihm wieder so weich, so warm. -

Um andern Tag hat der Bub nicht gefolgt,

Ist wie ein Wilder durchs Grüne gestrolcht.

va langt der Vater sein Bürschchen sich her
Und gerbt das Leder ihm kreuz und quer.

vem Unaben dämmert's im schwachen verstand -
Oie «Handschrift ist ihm doch wohlbekannt!

Und plötzlich heult er und reibt den Popo:

„ver Vater ist's doch — kein andrer haut so!"

<E. KI.

Fastnachtssitzung
des Kriegsrates der Alliierten.

Versammelke: Der Engländer, der Franzose, der Russe,
der Italiener, der Japanese, der Belgier, der Serbe
und der Montenegriner.

Der Engländer: Gentlemen! Die große
Erfolge, uas die alliierten Armeen haben
realisiert auf alle Kriegsschauplätze, stehen zu
lesen jeden Tag schwarz auf weiß gedruckt
in unsere uondervolle Generalstabsberichte.
Uir könnten zufrieden sein init diese Resultat.
0 yes! Aber uir uollen mehr: uir uollen das
Endsieg. 0 yes! Dazu aber ist nötig
neue große Offensive. Uer uill machen
die große Offensive? Mister Franz-
mann, nie uäre es mit Sie?

Der Franzose:.Messieurs! Die
grrrande nation, die ich anzugehören
abe die Ironneur, at auch in diese
Krieg schon Unsterbliches geleistet.

(Rufe: Wo?) Lesen Sie, s’il vous platt,
den „Matin", wo stehen verzeichnet
alle Triumphe, was la France vic-
torieuse bis jetzt schon at errungen!

(Gelächter.) Und wir sein entschlossen,
noch Staunensiverteres zu leisten,
sobald wir erst unsere Dreizehnjäh-
rigen werden ausgebildet haben. Bis
dahin aber sind wir nicht imstande,
eine neue Offensive zu unternehinen.

Non, non, nicht in btelamairi! Auch
verbietet uns die französische Höflich-
keit, unsere tapfere japanesische und
italienische Bundesgenossen vorzu-
greisen, die bisher zu ihrem Schmerze
noch so wenig zu den kriegerischen

eine

succfes der Entente beigetragen aben. Allons,
enfants!

(Der Japanese kneift ein Auge zu, fletscht die Zähne
und nickt freundlich.)

DerJtaliener: Signori! Sie wollten, daß
das schöne Italien sollte mitmachen in dieses
schöne Krieg, und trotz das schlechte Wetter
haben ivir Ihren Wunsch erfüllt. Ich versichere
Sie bei meinem heiligen Bündniseid — (All-
gemeines herzliches Gelächter', ich versichere Sie
bei meinem heiligen Egoisnlus (Bravo!', daß
es uns Ernst ist mit diese Krieg. Wir haben
schon ein rninistsrio für die befreiten Provin-
zen eingerichtet. Dieses ministerio ist mit glü-
hendes patriotisches Eifer beschäftigt, alle not-
lvendigen Vorbereitungen zur Verwaltung der
Provinzen jit treffen. Aber bevor diese Vor-
bereitungen nicht sind beendigt, hat es für uns
keinen Ziveck, die Provinzen selbst zu erobern,
per conseguenza ist es für Italien augen-
blicklich impossibile, zu beginnen eine Offen-
sive. Ich schlage vor, daß unser caro amico
Rußland dieses besorgt. Avanti, Uussia, cor--
raggio!

Der Russe: Briedercheu! Unsere grossen
Verdienste kennt Ihr alle. Wirr chabben gan-
zes deutsch-österreichisches Front verlaust —
von gemeinsten Soldaten bis höchsten Gene-
ral. Werr von Euch, Väterchen, chat das ge-
konnt? Adder letztes Sommer chabben ivirr
so viele Priegel bekommen, daß noch heite nicht
wießen, wodrauf wir uns setzen sollen: alles
braun und blau! Ihr kennt nicht verlangen,
Briedercheu, daß eddelste Teile von ruhßischen
Heereskörper schon lvieder deitschen Barbaren
dargeboten werden sollen. Und dann, Väter-
chen: wenn ruhßische Dampfwalze soll los-
gehen, muhß ruhßische Dampfwalze geschmiert
werden. Adder Bruder Engländer schmiert
nicht mehr!

Der Engländer: Mylords! Die englische
Regierung hat diese Krieg gemanagt for die
Freiheit und das Wohlstand in die ganze
Welt. Die englische Regierung uill beiv Völ-
kern Europas das Religion erhalten. Die eng-
lische Regierung kennt nur uneigennützliche
Motive in ihr politisches Handeln! Indeed!
Sie opfert ihre lieben Verbündeten das Hei-
ligste, uas sie besitzt. Sie versorgt Euch mit

Ein Ereignis.

Das Fettauge am fleischlosen Tage.

ff. Steinkohlen. (Zuruf des Italieners: Zu Wucher-
preisen!) 0 yes, uir opfern alles, nur unseren
Profit nicht! Und uir versorgen Euch mit fff.
Reuterdepeschen! Und uir haben auch das all-
gemeine Wehrpflicht eingesührt! (Allgemeines
Gelächter.) All right! Uas uollen noch mehr?

Der Serbe: Darf ich auch ein Wort sagen?

Der Engländer: Nein!

D er B el g i er: Ich möchte dringend bitten...

Der Engländer: Maul halten!

Der Montenegriner: Na, da hört denn
aber doch verschiedenes . . .

Der Engländer (stößt ihn mit der Nase auf
die Tischkante): Damned! Ich sein zum Schutze
for die kleinen Staaten da und wünsche, daß
ich in diese Tätigkeit durch keine Widerrede
nicht unterbrochen werde!

DerJtaliener: Sie dürfen unfern Schwie-
gervater nicht hauen!

Der Engländer: Uas uill der Makkaroni-
fresser?

Der Italiener: Sie ruppiger Kohlen-
wucherer! (Der Engländer schlägt dem Italiener ein
paar Backenzähne aus.)

Der Italiener: Fer bacco! Amico Fran-
cese, hilf dein lateinischen Bruder!

Der Franzose (stürzt sich auf den Engländer):
Le jour de gloire est arrivA

(Der Japanese benutzt den allgemeinen Tumult,
um dein Franzosen die goldene Taschenuhr zu stehlen.)

Der Russe (bemerkt es): Halt, Briederchen,
das ist mein Handwerk! (Will ihm die Uhr ent-
reißen und gerät mit dem Japanesen ins Handgemenge.)

Allgemeine Prügelei. Schluß der Sitzung.

Meldung des Reuterschen Bureaus:
„Die jüngst stattgefundenen Verhandlungen
des vereinigten Kriegsrates haben in erfreu-
licher Weise die unermüdliche Kampfeslust
und die vollständige Harmonie der Alliierten
in allen aktuellen Fragen der Diplomatie und
Heeresführung ergeben und bei sämtlichen
Teilnehmern aufs neue die unwandelbare Ge-
wißheit befestigt, daß der Endsieg der Entente
gehört." Arminius.

Lieber Wahrer Jacob!

Ein Mädchen holte am Bahnhof ihren Bräu-
tigam ab, der nach langer Abwesenheit auf
Urlaub von der Front zurückkam.

Nachdein die Begrüßung vorbei
war, fragte sie ihn, ob er ihr draußen
auch treu geblieben sei. Doch statt
einer Antwort legte der Gefragte
den Finger auf den Mund und deu-
tete auf ein Plakat, auf dem mit
großen Buchstaben stand: „Soldaten,
laßt euch nicht ausfragen!"

Mißverstanden.

Der Lehrer erklärte seinen kleinen
Schülern, daß sie, ivenn jemand ihnen
etwas wünsche, jedesmal „danke
schön, ebenfalls" sagen müßten.

Kurz darauf paßte der kleine Karl
nicht auf, weshalb der Lehrer ärger-
lich rief: „Wärst du doch nur, wo
der Pfeffer wächst, aber nicht in
meiner Klasse!"

PrompterividerteKarlchen: „Danke-
schön, ebenfalls!"
 
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