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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0065
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8938

Der Friedenspreis.

Die Jriedensklasse des Nobelpreises soll einer Meidling zufolge aufgehoben werden.

Berr Dobel, der, wie männiglicb bekannt,
Das wunderbare Dynamit erfand,

Und so selbst unbewegte Dinge
Gewaltig brachte auf die Sprünge —

Gr, dem aus Kampf und Schlacht das Gold
In grossen ludern zugerollt,

Uerliess die Gleit und winkte edel
Zum Abschied mit dem Palmenwedel.

„ln Ditroglyzerin und Kieselgur",

So sprach er freudig, „lebt wohl meine Spur
Den Menschen noch in fernen Gagen,
Besonders dann, wenn sie sich schlagen.
Glas liebend ich der Gleit vermacht,

Spürt sie, wo eine Bombe kracht.

Doch wird sie, wenn die Trümmer regnen,
Mich auch in jedem lalle segnen?

Das Sleuerbukett.

In dieser blumentosen Zeit —

Mein Gott, wie wunderbar!

Ein Strauß, der auch bei Frost gedeiht —
Er sproß im Februar.

Sonst blüht's im Sommer bunt und zart;
Im Lerbste, da vergeht's.

Doch Blumen dieser Wunderart,

Die blühen stets.

Schau das Bukett nur richtig an:

Welch liebliches Gewinde!

Biel schöne Blüten sind daran.

Doch keine Hyazinthe.

Nicht Rosen, Veilchen, Lilien und
Nicht Nelken, licht und luftig —

And doch so mannigfalt und bunt
And — duftig!

Ja, die Odeurs sind reichlich stark.

Erregen fast Ekstase

And gehn in Pfennig und in Mark —

Man rümpft die Nase.

Ach, niemand, der sie riechen kann.

Die Blümlein, so man uns gezupft.
Manriecht»ichtmal,mandenkt bloß dran—
And ist verschnupft! Pan.

Feldpostbriefe.

XLI.

Geliebte Eltern! Mit freudige Lustempfin-
dung ergreife ich den Tintenstift, um Euch die
Nachricht zu melden, daß ich Freitag nach-
mittag in Berlin eintreffen werde. Nämlich ich
habe Urlaub bekommen und kann mir fünf
Tage bei Euch aufhallen. Dieses Ereignis er-
eilte mir vollkonrmen ahnungslos, es geht aber
mit ganz natürliche Dinge zu, indem daß
ich nach die Ostfront versetzt worden bin und
nur'auf die Durchreise in Berlin verweilen
darf. Hierüber aber müßt Ihr unweigerliches
dienstliches Stillschweigen beobachten. Die
Versetzung freut mir insoweit, weil ich auf
die Weise den Weltkrieg sozusagen auch von

Bier ist ein Zweifel, dünkt mich, wohl am Platz,
Drum braucht mein Ruhm Gveutualersatz:
GJill er nicht aus Granaten blühen,

Muss mau sich anderswie bemühen.

Mein Dasein war dem Kriege hold,

Mein Tod, er spende drum das Gold,

Dass es des Sprengstoffs Schaden heile,

Dem ganz konträren Gegenteile!

So kommt die Gleit denn wohl ins Gleichgewicht:
Gier klug und eifrig für den Frieden spricht,
Dem soll man es mit Mammon lohnen

Aus meinen Dynamitmillionen_“

Gr starb. Und voll des Lobs und Leids
Die Gleit ihn segnet’ allerseits:

Des Friedens freunde und der Sehde,
Zufrieden waren alle beede.

die Hinterseite kennen lernen werde, was eine
angenehme Abwechslung und sehr belehrend
für einen Soldaten ist. Außerdem kann man
aber daraus auch ersehen, daß unsere stra-
tegische Lage an die Westfront eine sehr be-
friedigende sein muß, denn sonst würde das
Oberkommando mir natürlich nicht fortgelassen
haben. Ich werde also jetzt mal im Osten nach
dein Rechten sehen und Hindenburg'n über-
hören, was er kann.

Vorher aber komme ich nach Berlin und
darf Euch, geliebte Eltern, nach mehr als ein-
jährige Abwesenheit ivieder einnml herzlich
umärmeln. Ich bitte Euch aber, Euch von
wegen meinen liebevollen Empfang in keine
Unkosten nicht zu stürzen, denn ich weiß, daß
Ihr es in diese Zeiten ebenfalls knapp genug
habt, und das, wo ich mir bei meinen Urlaub
am meisten drauf freue, könnt Ihr mir auch
ohne größere Geldausgaben verschaffen. Näm-
lich vor allem eine große Wanne voll Wasser,
ein Pfund Schmierseife und einen Strohwisch,
damit ich mein äußerliches Leder endlich wie-
der einmal in einen europäischen Zustand um-
wandeln kann. Und dann für die Nacht ein
richtiges Bett auf vier richtige Beine und mit
ein richtiges Kopfkissen drin. In die Zwischen-
zeit wären mir Kartoffelpuffer mit saure Jurke
sehr angenehm, von Schrippen ganz zu schwei-
gen, von die ich nicht mehr iveiß, ob sie rund
oder viereckig sind. Aber in diese Hinsicht ver-
traue ich mir Muttern blindlings an, und ich
weiß bestimmt, daß sie mir in die fünf Tage
mit keinen blauen Heinrich nicht verunglimpfen
wird. Auch wird es Vätern vielleicht auf ein
paar Pullen Patzenhofer — hell oder dunkel
ist mir ganz egal — nicht ankommen, das mir
während die lange Abwesenheit ebenfalls gänz-
lich unkenntlich geworden ist.

Maxen habe ich bereits benachrichtigt. Er
will mir bestimmt auf den Bahnhof in Emp-
fang nehmen. Denn er schrieb mir, daß er eine
Sehnsucht danach habe, einmal den Erdgeruch
des Schützengrabens direkt aus die Pfanne zu
genießen, und wird zu diesen Zweck bei unsere
Ausschiffung zugegen sei» und mir als seinen

***®rt*»l»* KtnnltolM zu Berlin

Dun aber raufen schon seit Tag und Jahr
Die Testamentsvollstrecker wild ihr Baar:
Uerzweifelt suchen wir auf dieser Grde
Dach einem Menschen, dem der Mammon werde
Doch sieh, es findet unser Gütz
Die Spuren nur des Dynamits:

Ruinen, Leichen, Setzen, Trümmer.

Doch ein Genie des Friedens — nimmer!

Und weil die Boffnung uns so arg geäfft,
Drum schliessen wir das magere Geschäft.

GJer wird sein Gold mit vollen Bänden
Denn auch an eine Pleite wenden?

Für Dobels Palmenzweigproblem
Sand sich kein Zerebralsystem;

Gott Mars regiert der Zeiten Sluss

Und dito auch den Spiritus. emst Prcczang.

besten Freund am Busen drücken, sowie ich
aus dem Wagen geklettert bin. Ich habe ihn
diese Wollust nicht verwehren wollen, weil
er doch als hoffnungslos ausgemusterter D.U.
sonst so wenig von die Freuden des Welt-
kriegs zu genießen kriegt. Daher gönne ich
ihn den Erdgeruch des Schützengrabens, ob-
gleich ich fürchte, daß er sich von diesen Ge-
nuß etwas sehr Irrtümliches versprechen tut
und die Neese bald voll haben wird. Rieke'n
aber bitte ich nichts von meine Ankunft zu
verlautbaren. Ich möchte ihr gerne ganz un-
verhofft überraschen. Vielleicht ist Mutter so
gut und ladet ihr Freitag nachmittag zu Kaffee
ein, wo ich dann plötzlich über ihr hereinbrechen
werde!

Zum Schluß bitte ich nochmals dringend,
doch ja keine Menschenseele nichts von meine
Versetzung nach die Ostfront zu erzählen. Wenn
nämlich die Franzosen oder Engländer aus
meine Abwesenheit aufnierksam gemacht wer-
den, dann könnten sie diese Schwächung un-
serer Linie leicht dazu benutzen, um einen ver-
zweiflungsvollen Vorstoß zu machen.

In diese Voraussetzung verbleibe ich bis
Freitag Euer dankbarer Sohn

August Säge jun., Garde-Grenadier.

NB. Um die Zusendung von Eß- und.Trink-
waren bitte ich dieses Mal nicht, da ich die-
selben, sowie auch alles Sonstige, demnächst
mündlich erledigen werde.

Epigramme.

Das Gegenbeispiel.

wir hungern—heißt's imfluslaub — nichtzu knapp
Und nehmen täglich ein paar Kilo ab.

Schickt ihnen doch den Doktor Grtel hin!

Er brächt' zum ersten Mal uns dann Gewinn.

Gin Sonderfriede.

von einem Sonderfrieden könnt man lesen,
Und jedes Unssenherz ist hell entglommen:
Der 3ar ist in der Duma drin gewesen
Und ist lebendig wieder 'raus gekommen.
 
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